Das Atmungssystem

Die Vögel haben ein äußerst leistungsfähiges Atmungssystem. Die Lunge steht mit mehreren Luftsäcken (Sacci pneumatici) in Verbindung. Luftsäcke sind dünnhäutige, durchsichtige und dehnbare Luftbehälter, die wie Säcke aussehen. Die Wände werden durch hauchdünne Häutchen gebildet, die nur geschützt werden über die darüber liegende Haut und das Gefieder.

Welche Aufgaben haben die Luftsäcke?

Die Luftsäcke führen die Luft durch die Lunge, in ihnen findet jedoch kein Gasaustausch statt. Die Wurzeln der Luftsäcke reichen noch bis in einige Knochen und in das Bindegewebe zwischen Muskulatur und Haut. Die beiden hinteren Luftsackpaare, genannt hinterer Brustluftsack und Bauchluftsack, unterstützen den Luftaustausch der Lunge wie Blasebälge. Diese Blasebälge sind Geräte zur Erzeugung eines Luftstoßes oder Luftstroms, das heißt also dass die Luft sich durch Druck bewegt. Die vorderen Luftsäcke geben die verbrauchte Luft wieder an die Umgebung ab.

atmungssystem wellis
Zeichnung der Lunge und Luftsäcke bei Wellis

Luftsäcke haben nicht nur die Funktion, dass die Atmung funktioniert, sie sind auch an der Stimmbildung beteiligt. Besonders hochfrequentes Ausatmen (Exspiration) erzeugt bei ihnen im Stimmkopf (Syrinx) den arttypischen Gesang. Außerdem sind die Luftsäcke für die Temperaturregelung zuständig. Die Flüssigkeit kann an den Wänden der Luftsäcke verdunsten, dies führt zu einer Abkühlung des Vogelkörpers. Dabei kann man die Wellensittiche oft bei dem sogenannten Hecheln beobachten. Wellensittiche haben keine Schweißdrüsen, nur einige wenige befinden sich an den Ohren. Beim Hecheln legt der Wellensittich seine Federn eng an und spreizt die Flügel, außerdem wird durch den geöffneten Schnabel geatmet und die Zunge ein wenig heraus gestreckt. Dabei wird über die Zunge und die Rachenschleimhaut noch zusätzlich Feuchtigkeit abgegeben, dies dient ebenso zur Abkühlung des Vogelkörpers.

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Wie funktioniert die Atmung bei Wellensittichen?

Atmet ein Wellensittich ein, fließt fast die gesamte Atemluft zuerst in die hintersten Luftsäcke, nur ein ganz geringer Teil gelangt direkt in die Lunge. Sobald sich die hinteren Luftsäcke zusammen ziehen, durchströmt die frische Luft die Lunge. Der Gasaustausch findet in den feinen Verwurzelungen der Lunge statt, dabei wird der Luftsauerstoff an den Blutkreislauf übergeben. Die verbrauchte Luft aus der Lunge wird von den vorderen Luftsäcken aufgenommen, dabei dehnen sie sich aus. Beim Ausatmen ziehen sie sich zusammen und geben so die Luft an die Umgebung ab. Bei diesem hocheffizienten Belüftungssystem bleibt die Lunge des Vogels praktisch starr und verändert ihr Volumen kaum, da sie bei dem Vogel in den Brustkorb unbeweglich eingewachsen ist.

Das Lungengewebe wird dauernd und stets in gleicher Richtung von Frischluft durchströmt, welches das Atmungssystem der Vögel so raffiniert macht. Die Luft zieht von hinten nach vorne durch die Lunge. Dies ist möglich, weil die Lunge der Vögel kein blind endendes, sackähnliches Organ ist. Solch eine Lunge haben Säugetiere, dadurch bleibt es nicht aus, das immer ein wenig verbrauchte Restluft in den blind endenden Verästelungen des Lungengewebes bleibt.

Die Vögel haben durch die ausgedehnten Luftsäcke und ihren vielen Verästelungen ein leichtes Fluggewicht und können dadurch größere Mengen an Atemluft speichern. Die Luftsäcke sind sehr empfindliche Organe, die sehr leicht verletzt werden können. Gerade weil sie auch bis kurz unter die Haut reichen und teilweise Knochen durchziehen, können innere Verletzungen rasch mit dem Tod enden. Besonders gefährlich sind Knochenbrüche, wenn dadurch die Luftsäcke mit beschädigt werden. Zu massiven Schwellungen führen Luftsackrisse oder -überdehnungen, diese Schwellungen sind von außen auch deutlich zu sehen. Wenn Schwellungen zu sehen sind sollten die Vögel so schnell wie möglich einem vogelkundigem Tierarzt vorgestellt werden.

Vögel können viel größere Distanzen zurücklegen als Säugetiere. Da sie ein so ausgeklügeltes Atmungssystem mit unterstützendes Luftsäcken haben, welche für einen weit effizienteren Gasaustausch in der Lunge verantwortlich sind. Vögel sind teilweise sogar in der Lage im Langstreckenflug das Himalayagebirge zu überqueren.

Ausdauernde Flieger unter den Vögeln haben besonders leistungsstarke Herzen. Wellensittiche haben ein fast doppelt so schweres Herz, wie das der Säugetiere in derselben Größe. Das Herz der Wellensittiche kann bei sehr starker Anstrengung bis zu 600 Mal pro Minute schlagen. Umgerechnet sind das zehn Herzschläge pro Sekunde. Das Herz bei uns Menschen schlägt 60 - 70 mal die Minute. Die normale Atemfrequenz des Wellensittichs beträgt 75 - 95 Atemzüge pro Minute. Wir Menschen atmen gerade mal 10 - 15 mal pro Minute ein.

Auf welche Verletzungsgefahren sollte man achten?

Die hohe Atemfrequenz erfordert eine saubere Atemluft, deshalb sollte Nikotin von den Wellensittichen ferngehalten werden. Man sollte die Wellensittiche auch niemals in der Küche halten. Es gibt so viele Dämpfe, die der Lunge schaden. Weitere Informationen darüber stehen in unserem Artikel: Gefahren in der Küche. Vögel haben sehr empfindliche Atemwege, da sie wegen ihres ausgedehnten Luftsacksystems umso mehr Mühe haben, eingedrungene Fremdkörper auszupusten. Die Luftsäcke und die Lunge können von Krankheitserregern wie Pilzen oder Bakterien befallen werden, sowie von Würmern und Luftsackmilben.

Das Kreislaufsystem erlaubt den Wellensittichen Höchstleistungen, doch dies hat leider seinen Preis. Von Natur aus haben Vögel eine schnellere Herzschlagrate, sowie einen höheren Blutdruck als gleich große Säugetiere. Hat ein Vogel extreme Angst, kann der Blutdruck so stark ansteigen, dass die Hauptschlagader aufreißt. Das ist eine tödliche Verletzung.

Man sollte die Vögel immer schonend einfangen und es sollte vermieden werden, dass der Vogel über längere Zeit gehetzt wird! Die einfachste Methode des Einfangens ist es den Raum abzudunkeln und den Wellensittich im Dunkeln von der Stange zu nehmen und in den Transportkäfig zu setzen. So muss er nicht durch den Käfig gehetzt werden. Vögel ertragen keinen extremen Stress.

Vögel haben im Gegensatz zu Säugetieren kein Zwerchfell, deshalb können sie auch keinen Schluckauf bekommen. Bei Säugetieren übernimmt das Zwerchfell einen Großteil der Atembewegungen. Die Zwischenrippenmuskeln, die dafür verantwortlich sind den Brustkorb zusammen zu ziehen und aus zu dehnen, tragen aber nur einen geringen Teil zur Atembewegung bei. Bei Vögeln hingegen sorgt einzig der sich ausgedehnte Brustkorb dafür, dass beim Einatmen Luft durch die Luftsäcke und das Lungengewebe gezogen wird. Beim Ein- und Ausatmen bewegen die Vögel ihre Rippen und das Brustbein. Damit ein Wellensittich unbeschwert atmen kann, muss das Brustbein mit seinem vorstehenden Brustbeinkiel immer frei beweglich bleiben.

Vögel sollten auch nie gegen ihren Willen und mit Gewalt auf den Rücken gelegt werden, da sonst die Last der übrigen Organe die Bauchluftsäcke bei der Luftaufnahme behindern können. Vorsicht ist bei Wellensittichen mit Beeinträchtigungen geboten, wenn sie sich nicht mehr selbst aus der Rückenlage befreien können. Schnelle Hilfe ist hier wichtig, damit neben der erschwerten Atmung nicht noch Kreislaufversagen dazu kommt. Gesunde Wellensittiche, die auf dem Rücken liegen und spielen, merken selbst wann sie sich wieder umdrehen müssen.

 

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