Erfahrungsbericht Lungenödem beim Wellensittich
Vor etwa vier Wochen bemerkte ich eines Morgens dass mein dreieinhalbjähriger Welli-Mann Cookie sehr unnatürlich im Käfig saß: er saß mit geschlossenen Augen sehr aufrecht da, hatte seinen Kopf nach hinten gebeugt und zeigte ein völlig apathisches Verhalten. Am Abend und auch den Tagen zuvor war mir an seinem Verhalten nichts aufgefallen, was auf eine mögliche Krankheit hätte hindeuten können. Alarmiert fuhr ich mit ihm zum Notdienst meiner Klinik für Zier- und Wildvögel, denn wie sollte es anders sein, so etwas kommt natürlich genau dann, wenn man es nicht gebrauchen kann. Es war Sonntag. Gott sei Dank hat meine Klinik die ganze Woche einen 24h-Notdienst.In der Klinik angekommen
war allein das Aufnahmegespräch sehr intensiv und ausführlich. Ich wurde zu Cookies Symptomen befragt, zu seinem jetzigem Verhalten, seinem üblichen Verhalten, der vorherigen Krankengeschichte, Fressgewohnheiten, seinem Leben im Schwarm, Freiflugzeiten und noch vieles mehr. Allein durch Beobachtung konnte mir der behandelnde Arzt schon den Anfangsverdacht Probleme mit der Atmung/Luftnot nennen, denn zu seiner abnormen Körperhaltung kam auch noch die so genannte Schwanzatmung dazu. Die kannte ich vorher überhaupt nicht, mir war zwar aufgefallen, dass er ab und zu mit dem Schwanz gewippt hat, aber ich dachte er verlagert sein Gewicht einfach nur und habe dem keine Bedeutung beigemessen. Auch Atemgeräusche hatte er keine. Außerdem hatte Cookie einen grünen etwas flüssigeren Kot, den die Ärzte als Hungerkot bezeichneten. Bei der Untersuchung wurden einige Bakterien gefunden die dort nicht hingehören, Megas wurden jedoch keine entdeckt. Lunge und Herz wurden abgehört und er wurde gewogen (42 Gramm). Cookie wurde dann geröntgt und ich wurde während des Wartens immer nervöser. Was hatte Cookie? Einen Tumor vielleicht? Oder doch nur eine Lungenentzündung weil ich gestern das Fenster aufhatte und er ein bisschen Zug abbekam? Das Warten auf einen so wichtigen Befund kann ich gar nicht leiden.Dann war das Röntgen beendet
und ich konnte zur Besprechung wieder ins Behandlungszimmer. Auch auf dem Röntgenbild wurden keine Megas entdeckt, dafür jedoch lag der Magen zu tief aufgrund einer vergrößerten Leber. Die Leber drückte auf Herz und Magen, sodass sich aufgrund von verminderter Herzleistung mangels Platz Wasser in der Lunge gebildet hatte. Auch hatte er eine Sekundärinfektion in der Lunge: Aspergillose. So ein Mist!!! Cookie musste stationär aufgenommen werden damit ihm bei Bedarf Sauerstoff und Futter zugeführt werden konnte. Er bekam ein Mittel gegen die Aspergillose und Lasix zur Entwässerung, sowie Volamin zur Unterstützung. Während seines stationären Aufenthaltes musste bei Cookie zugefüttert werden, Sauerstoff wurde jedoch nicht nötig. Nach drei Tagen ging es ihm besser, sodass ich ihn wieder mit nach Hause nehmen konnte. Als Medikamente für zuhause bekam ich Lasix mit, die ich ihm 14 Tage lang in Tropfenform verabreichen sollte, außerdem Bene-Bac zur Unterstützung der Darmflora, sowie Volamin und Phytorenal-F fürs Trinkwasser als Leberschutztherapie, welche ich ihm jeden Tag im Wechsel verabreichen sollte.Zuhause
bekam er zusätzlich die Wärmelampe und jede Menge Hirse und etwas Essig ins Trinkwasser, um Bakterien vorzubeugen, außerdem stellte ich seine Ernährung auf zuckerfrei um. Auch wenn bei ihm mehrfach negativ auf Megas getestet wurde, wollte ich kein Risiko eingehen und seinen Verdauungstrakt so weit wie möglich entlasten. In einem online-Biofutterhop gab es einen speziellen Futtermix für Wellis mit Megabakterien, der unter anderem auch Thymian und Fenchel enthielt und von Cookie sehr gut angenommen wurde. Ausserdem hatte ich in Absprache mit der Klinik Mariendistelpulver geordert, welches ich ihm täglich unter das Futter mischte. Cookie schien es in den nächsten Tagen immer besser zu gehen. Das Phytorenal-F schien ihm zu schmecken, denn er trank viel davon. Er saß nicht mehr apathisch da, zwitscherte, flatterte im Käfig umher, hatte zugenommen und ich hatte zusehends mehr Mühe ihn einzufangen und ihm das Lasix einzuflößen. Auch konnte er wieder kräftiger zubeissen weil er das Medikament nicht schlucken wollte. Ich dachte wirklich, jetzt geht es wieder bergauf und wir haben die olle Regenbogenbrücke bezwungen. Seit der Diagnose waren 10 Tage vergangen und ich dachte wir schaffen es. Diesen Abend wehrte er sich besonders doll gegen das Einfangen und die Medikamente, sodass er leider nicht nur die geplante Menge in den Schnabel bekam, sondern aus Versehen etwas mehr. Ich beobachtete ihn den Rest des Abends gut und er zeigte keinerlei verdächtige Anzeichen. Auch am nächsten Morgen saß er auf der Stange und zwitscherte, fraß und ich konnte nichts Auffälliges beobachten.Der Schreck
Als ich am Abend von der Arbeit nach Hause kam, saß Cookie mit geschlossenen Augen stark aufgeplustert auf dem Käfigboden in der Ecke. Ich schnappte ihn mir sofort und wir fuhren zum Notdienst. Dort erzählte ich von dem Malheur bei der Medikamentengabe. Die Ärztin meinte, dass etwas zu viel Lasix eigentlich nicht so schlimm wäre, da er dann einfach mehr trinken würde. Als sie die Decke vom Käfig nahm, saß Cookie wieder auf der Stange und hatte die Augen auf. Nanu, dachte ich. Was war denn jetzt los? Das verstehe ich nicht. Aber erleichtert war ich. Die Ärztin hörte ihn ab, er hatte ein leichtes Knacken in der Lunge. Dann wurde er erneut gewogen und kam nun auf 40,2 g. Anschließend wurde er zur Kontrolle erneut geröntgt und diesesmal kam es hammerhart. Die Leber war um ein vielfaches gewachsen und nahm nun den kompletten Bauchraum ein. Die Luftsäcke waren fast komplett eingeschnürt. Das was ich bei Cookie als Gewichtszunahme gesehen hatte war gar keine, sondern die Leber, die ein wenig hervor wölbte! Es war ein Lebertumor und auf dem Röntgenbild war auch zu sehen, dass sein ganzer Körper voller Wasser war. Sie punktierten ihn und das Wasser war hochgradig entzündet, es war richtig dunkelgelb. Sein Körper war eine einzige Entzündung. Mir wurde geraten, ihn einzuschläfern um ihm weitere Qualen zu ersparen, was ich dann auch schweren Herzens getan habe.Goodbye mein kleiner Cookie, ich hab dich so lieb! Ich vermisse dich so sehr!
Der Artikel wurde am 02.02.2012 von Welli.net veröffentlicht in der Kateogie: Gesundheitsblog.
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