Eltern erlauben keinen zweiten Wellensittich - Und jetzt ???
Eltern erlauben keinen zweiten Wellensittich - zur Einzelhaft verdammt ???Immer wieder lese ich hier Beiträge, in denen es darum geht, dass verzweifelte Wellensittichhalter, meist noch Kinder / Jugendliche, die Situation schildern einen Einzelvogel zu besitzen. Aber durch ihre Eltern nicht die Erlaubnis erhalten einen weiteren Vogel als Partnervogel anzuschaffen.
Aus diesem Anlass möchte ich mich im heutigen Blog Artikel ausführlich mit diesem Thema beschäftigen und vielleicht ein paar hilfreiche Tipps und Argumente mit an die Hand geben, die dabei helfen können zumindest das Argumentationsarsenal eines solchen Halters gegenüber der Eltern zu erweitern. Natürlich ist es oft schwer gegen die Eltern anzukommen, doch darum geht es hier gar nicht. Es geht einzig und allein um das Wohl des Tieres und um richtiges und verantwortungsbewusstes Verhalten. Dabei geht es nicht um Totschlag Argumente, sondern darum sich auf einen anderen Blickwinkel einzulassen (beidseits). Oft ändert schon das die Sichtweise des Erwachsenen ganz deutlich.
Wenn jemand von euch selbst in der Situation ist, dann lest diesen Artikel ausführlich und gebt ihn vielleicht auch euren Eltern zu lesen. Wer weiß....ein Versuch ist es wert.
Einen Einzelnen Wellensittich zu halten kann, soll und darf eigentlich nie eine Lösung sein. Durch verschiedene Geschehnisse kommt es leider jedoch immer wieder zu „Einzelhäftlingen“, die traurig ihr Dasein fristen, bis es irgendwann ein oft sehr jähes Ende findet. Die Lebensspanne aller Wesen ist auf eine gewisse Zeit begrenzt und so kommt es vor, dass durch Versterben oder Entfliegen einzelne Vögelchen zurück bleiben und jeder Halter nun vor der Frage steht, wie es genau weiter gehen soll, für den allein geblieben Federpopo. Auch durch Unwissen angeschaffte Einzelvögel sind leider keine Seltenheit... Sie alle brauchen dringend eins. Einen Artgenossen!
Auch wenn ich mich wiederhole, so darf bitte im Sinne des Vögels, NIE Einzelhaltung in Betracht gezogen werden, als dauerhafte Haltungsform. Oft sind Kinder und Jugendliche die ersten die erkennen, wie sehr ein Vogel z.B. nach dem Tod des Partnervogels leidet. Sie spüren, dass ihr Liebling sich alleine fühlt und können durch ihre noch so frische und unverfälschte Empathiefähigkeit sehr gut nachfühlen, wie sehr sich der Vögel langweilen muss und wie er sich wohl gerade fühlt.
Genau diese Fähigkeit schätze ich an Kindern und Jugendlichen am meisten, denn es ist ein Schatz der unabhängig von Vernunft und Logik einfach intuitiv vorhanden ist. Leider wird durch falsch verstandene Vorstellungen von Logik jedoch genau dieser Schatz irgendwann zunehmend zerstört...
Anhand eines Beispiels möchte ich es kurz verdeutlichen:
Während das Kind merkt und genau weiß, dass das Geschöpf vor ihm leidet und ein Gegenüber braucht (was ja eigentlich absolut logische Schlussfolgerung für jeden Menschen ist, der weiß, dass z.B. ein Wellensittich ein Schwarmvogel ist), versucht so mancher Erwachsene diese Tatsache (eine Unabänderliche Wahrheit) einfach weg zu diskutieren mit dem für ihn scheinbar logischen Schlussfolgerungssatz. Wenn wir nun wieder einen Wellensittich dazu kaufen, dann geht diese Endloskette ja immer weiter... Dies sind oft die Argumente denen Kinder und Jugendliche sehr machtlos gegenüber stehen.
Doch was ist in solchen Fällen wirklich wichtig und auch hilfreich? Hier ein paar Gedanken und Dinge, die euch helfen können einen Weg zu finden. Einen Weg, weg von der Einzelhaltung, hin zur trauten Zweisamkeit.
Kühlen Kopf bewahren !!!
Zuerst solltet ihr absolut die Ruhe bewahren und euch nicht aufregen. Auch wenn es allemal ein Grund wäre in die Luft zu gehen, es lohnt sich nicht und bringt euch keinen Schritt weiter. Also erst einmal beruhigen und falls es schon zu spät ist, abkühlen und runter fahren ( Gefühlsmäßig).
Vorbereitung ist Alles !!!
Setzt euch nun in Ruhe hin und notiert euch ganz akribisch und genau, warum ein Zweitvogel angeschafft werden soll. Dazu fallen euch sicher 10 Argumente ein, die Fakt sind und nicht weg zu diskutieren sind.
Hier ein paar davon...
+Ein Wellensittich lebt in großen Schwärmen von bis zu mehreren 100 Vögeln. Er braucht ein Gegenüber weil er ein sehr soziales Tier ist, dessen wichtiger Bestandteil im Leben immer mindestens 1 Artgenosse sein muss.
+Kein Mensch ersetzt einem Wellensittich den Partner, egal wie oft, wie lange oder intensiv er sich auch um ihn kümmern mag.
+Ein Wellensittich hat ein Recht darauf glücklich zu sein, das kann er nur mit einem Wellensittich - Gegenüber. Mit wem sonst sollte er sonst zwitschern und schnattern ?
+Einzelhaltung wirkt sich nachweislich auf die Aktivität und somit auch auf die Gesundheit eines Wellensittichs aus. Wer möchte schon verantwortlich sein für einen unter Risikofaktoren erkrankten Vogel. Und wer möchte die Kosten für den Tierarzt aufgrund so eines Dilemmas bezahlen müssen?
+In der Schweiz ist die Einzelhaltung von Wellensittichen und anderen Schwarm - oder Gruppen lebenden Tieren sogar gesetzlich verboten. Allein diese Tatsache spricht eine deutliche Sprache.
+Wenn die Angst besteht eine Endloskette in Gang zu setzten, indem man einen jüngeren Zweitvogel dazukauft, kann man sich auch in Foren und Vermittlungsthreads oder Tierheimen umschauen. Dort werden oft etwa gleichaltrige Vögel angeboten. Dies würde sich bei 2 Wellensittichen sowieso eher anbieten. (Bei etwa gleichaltrigen Vögeln kommen die unterschiedlichen Bedürfnisse des Alters nicht so zum tragen).
+Zwei Vögel können sich herrlich miteinander beschäftigen und machen nicht mehr Lärm als ein Einzelvogel. Wen verzaubert ihr Gesang nicht?
+Kosten für einen Zweitvogel was Futter, Einstreu und Co angeht fallen kaum ins Gewicht. Wer sich 2 Wellensittiche nicht leisten kann, für den ist auch ein Einzelvogel definitiv zu teuer!
+Es gibt keine Einzelgänger unter Wellensittichen !!! Jeder Wellensittich hat die selbe ursprüngliche Abstammung bzw. Veranlagung im Bezug auf die Thematik Schwarmvogel. Einzelgänger gibt es deshalb nicht. Ist ein Vogel unverträglich mit anderen Artgenossen, dann oft nur deshalb weil er entweder schon eine Fehlprägung besitzt oder aber falsch vergesellschaftet wurde.
...
Neben diesen und anderen ganz pragmatischen Argumenten, findet ihr sicher noch weitere. Auch im Forum helfen euch User sicher noch weitere Argumente zu sammeln, falls euch noch welche fehlen sollten.
Wichtigkeit in den Vordergrund stellen !!!
Auch dies ist eine gute Methode Eltern zu signalisieren, wie wichtig einem ein Anliegen ist. Dabei geht es nicht darum die Eltern stetig zu terrorisieren, denn damit erreicht ihr nur das Gegenteil, sondern in einer konstruktiven Art immer und immer wieder Anekdoten über euren Liebling fallen zu lassen.
Angefangen von : "Mama, ich glaub Hansi ist echt alleine, er scheint sich gar nicht wohl zu fühlen..." , über wissenswerte Dinge wie "Hey Mum und Dad, wusstet ihr, dass Wellis eigentlich Steppenbewohner in Australien sind und zu 100ten durch die Wildniss ziehen... Unser Schatz ist ganz alleine."
Für diese Sachen könnt ihr immer wieder auch geschickt die obrigen Argumente einsetzen. Es ist nicht das Ziel eure Eltern zu nerven. Viel mehr macht ihnen auf eine liebevolle und respektvolle Art klar, wie sehr ihr euch für euer Einzelvöglechen das BESTE wünscht und wie sehr es euer Herz bewegt zu sehen, dass ihr den Bedürfnissen nicht gerecht werden könnt.
Oft verbieten Eltern nicht aus Sturheit oder Bösem Willen einen zweiten Vogel, sondern einfach nur deshalb, weil sie im großen Wust des Alltages einen ganz anderen Blickwinkel besitzen und sie deshalb aus den Augen verlieren was eigentlich so wichtig ist. In ihrer Geschäftigkeit vergessen sie einfach oft, dass es hier nicht um ein Ding geht, sondern um ein echtes Lebewesen, dass mehr Bedürfnisse als nur Futter, Wasser und Licht hat.
Erkennen sie, mit welcher Geduld, Liebe, Beharrlichkeit und mit welch Herzblut ihr euch für euer Vögelchen einsetzt, spüren sie hoffentlich schnell die wahre Motivation in euch, nämlich nicht ein kindliches „Ich will haben...“ Sondern ein vernünftiges und verantwortungsvolles „Es ist für den Vogel wichtig !“ Oft ist dieser Kern schon der große Schlüssel!
Ihr kennt eure Eltern und euch am besten, deshalb vermeidet jede Art von Ärger, Terror oder Aggression und versucht es stetig und geduldig durch Wiederholung eurer Wünsche für den Vogel auf eine passende Art und Weise. Ich konnte beispielsweise in Briefen sehr gut überlegt und bedacht meinen Eltern Dinge klar machen, die mich bewegten. Sie hatten so die Gelegenheit mehrfach zu lesen, was mein Herz bewegte und es bestand eigentlich weniger die Gefahr, dass man sich im Ton vergreift. Deshalb können auch ein Briefchen oder eine schöne Postkarte, vielleicht eine mit zwei Wellis drauf, manchmal ein kleines Wunder bewirken.
Ihr dürft auch Emotionen zeigen, weinen, betroffen sein, auch bis zu einem gewissen Maß energisch, aber dabei immer respektvoll bleiben. Denn auch das ist wichtig, für euch und eure Eltern. Versucht die Argumente eurer Eltern zu beleuchten und besprecht sie mit ihnen in Ruhe. Schafft Missverständnisse aus dem Weg und erklärt euch gegenseitig warum euch eure Meinung und euer Standpunkt so wichtig sind.
Unterstützung holen !!!
Der letzte Punkt ist für heute... Holt euch Unterstützung. Kontaktiert User im Forum, die euch helfen einen möglichen Lösungsweg zu erarbeiten. Sprecht mit ihnen vielleicht Situationen durch und bittet sie, einen lieben Brief oder ein paar Zeilen an eure Eltern zu senden (anonym über ein Forum z.B.) Also keine Mail- oder Wohnadressen eurer Eltern weiter geben!!! Das könnte sie verärgern. Ihr könnt auch ein Thema eröffnen im Forum, und euren Eltern eine Einladung schicken per Link in diesem Thread oder im Forum mal mit zu lesen. Ich bin mir sicher, sie werden erstaunt sein, was ihr alles auf die Beine stellt, nur um eurem Vögelchen gerecht zu werden.
Mut und Hoffnung !!!
Ganz wichtig ... Verliert NIE den Mut und die Hoffnung in die Veränderung. Manchmal dauert es ... aber besser es dauert eine Zeit länger, als dass es nie wird – weil ihr vielleicht aufgegeben habt. Kämpft einen konstruktiven Kampf für das Glück eures Vögelchens.
Dies alles gibt natürlich keine Garantie auf Erfolg. Aber es erhöht die Aussichten und hilft euch vielleicht nicht ganz so entmutigt und verzweifelt zu sein, während ihr an der Veränderung arbeitet. Gebt nie auf, das ist bei allem das wichtigste... Eurem Vögelchen zu Liebe!
Nun wünsche ich euch von ganzem Herzen viel Erfolg. Oder sollte ich lieber sagen, eurem Vögelchen einen Artgenossen? Ja, das wünsche ich beides!
Von Herzen eine Userin mit 11er Schwarm...
Der Artikel wurde am 27.04.2013 von Ive84 veröffentlicht in der Kateogie: Haltungsblog.
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Brownie aus Berlin (27.04.2013 - 09:08)
Liebe Ive,
ich sag einfach nur:
Ein dickes DANKE für diesen Artikel !!
ich sag einfach nur:
Ein dickes DANKE für diesen Artikel !!
VogelFlüsterin aus Berlin (27.04.2013 - 11:37)
Hi! Ich habe mir eben den Artikel durchgelesen und finde es klasse, wie viel Mühe du die dabei gegeben hast! Und es hat nur auch weitergeholfen ;-) Vielen Dank, echt super!!!
Lina2000 aus München (28.03.2016 - 19:02)
DANKE!
Ich hoffe dass ich meine Mutter nun endlich mit diesen zusätzlichen Argumenten überzeugen kann!
(Eine Frage hätte ich allerdings noch: was mache ich gegen die aussage das ich meinen Welli weg zu irgend einem Züchter oder jemand mit einer großen Voliere geben soll?!)
Ich hoffe dass ich meine Mutter nun endlich mit diesen zusätzlichen Argumenten überzeugen kann!
(Eine Frage hätte ich allerdings noch: was mache ich gegen die aussage das ich meinen Welli weg zu irgend einem Züchter oder jemand mit einer großen Voliere geben soll?!)
welifan aus (09.04.2018 - 06:43)
ich habe mir grade denn Artikel durch gelesen und habe wieder neue Hoffnung. (eine frage hab ich noch: was wenn meine Mutter sagt ich kümmere mich nie um Karli ?!)