Die Geschichte von Fips

Teil 1 von Simone

Ich habe Fips bekommen, da war sie ca. ein 3/4 Jahr alt und trug zu dem Zeitpunkt noch den Namen "Kitty". Sehr unpassend für einen so zierlichen, kleinen Vogel, wie ich fand. Sie kam aus schlechten Verhältnissen, was mich auch überhaupt zur Aufnahme des Vogels bewegt hatte, da ich bereits im Besitz eines Pärchens war.
Fips wohnte bei einer Familie in dem Zimmer des 7-jährigen Sohnes, der sich nicht um den Vogel kümmerte. Des Weiteren gab es eine Katze, die sich dafür umso intensiver mit dem Vogel beschäftigte, was sich durch mehrfaches zu Boden werfen des Käfigs äußerte.

Ich übernahm Fips in einem desolaten Zustand. Der Käfig war bis zur oberen Kante der
Verkleidung mit Kot bedeckt, der Vogel war apathisch bis panisch und vollkommen abgemagert. Immer wenn jemand den Raum betrat begann sie zu schreien, als wenn es um ihr Leben gehen würde. Sie saß in ihrem viel zu kleinem Käfig mit einem Plastikgefährten und einem Spiegel und betrachtete sich in diesem den ganzen Tag. Die beiden Dinger waren auch das erste, was ich ihr wegnahm, da sie überhaupt kein Interesse für die anderen beiden entwickelte, die mit ihr in einem Raum saßen.
Es dauerte nicht lange, da wurde sie aufmerksamer und bekam die anderen mit, was sie durch ein extrem vorsichtiges fiepsen äußerte.

Sie konnte leider nicht fliegen. Warum wusste niemand. Auch meine Tierärztin wusste keinen Rat.
Sie vermutete einen Herzfehler. Nach ein paar Tagen setzte ich die drei dann zusammen, was anfangs auch ganz gut klappte. Sie hatte natürlich den Nachteil, dass sie nie mit den anderen mitfliegen konnte, wenn es raus ging, was sie schnell zum Außenseiter werden ließ. Ich baute ihr zwar verschiedene Behelfe, die sie nutzen konnte um hinter den anderen her zu laufen, aber auch das nutzte nichts. Ich hatte mich dann entschlossen einen 4. Vogel zu kaufen, in der Hoffnung, dass Fips dann endlich Anschluss bekam. Leider war auch dies nicht der Fall.
Als dann der Hahn verstarb musste ich mich entscheiden, was passieren soll. Wieder einen neuen Vogel holen oder mich von allen trennen. Ich entschied mich, aufgrund einer anstehenden Familienplanung und mangelndem Platzverhältnissen, für letzteres und begab mich auf die Suche nach einem neuen zu Hause für die 3.

Ich kam ins welli.net-Forum in der Hoffnung, nette Menschen zu finden, die sich um meine Süßen kümmern würden. Ich fand Jule aus der Nähe von Augsburg oder sie mich... Sie besitzt einen flugunfähigen Hahn, der Gesellschaft sucht. Perfekt für Fips. Es wurde über die Mitfahrzentrale eine nette junge Frau gefunden, die Fips bis nach Augsburg mitnahm, um sie Jule zu überreichen.
Seither hat Fips das Paradies auf Erden. Sie hat einen Freund gefunden, der mit ihr überall hinläuft und ist regelrecht aufgeblüht. Ich bin so unendlich glücklich darüber. Danke nochmal dafür, Jule! Bei dir hat meine Kleine es wirklich gut.

Teil 2 von Jule

Im Herbst letztens Jahres beschlossen wir, unseren zwei Wellensittichen noch zwei Freunde dazu zu holen.
Der Grund hierfür war die Flugunfähigkeit von Oskar, der mit der begabten Fliegerin Pauline nicht mithalten konnte. Irgendwann wollte auch sie nicht mehr fliegen und beide verbrachten den ganzen Tag im Käfig.
Im Forum suchte ich daher nach einer flugunfähigen Henne für Oskar und einen Meisterflieger für Pauline.
Ich stieß auf das Gesuch von Simone und verliebte mich in ihre wunderschön blau leuchtende Henne. Sie war vom Alter her genau so passend, auch ihre körperliche Konstitution erschien passend. Unsere vogelkundige Tierärztin bezeichnete Fips und Oskar später als „ liebevolle Montagsmodelle“

Einziger Haken: Fips wohnte im über 700km entfernten Elmshorn. Nach einigem Suchen fanden wir dann die Frau, die Fips von Hamburg bis Augsburg im Zug mitnahm. Fips schien sehr tapfer gewesen zu sein und hat zwischenzeitlich auch mal gebrabbelt. Leider hatte der Zug lange Verspätung, so dass sie knapp sechs Stunden im Zug saß und ich sie erst nach Mitternacht abholen konnte.

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Die nächsten Tage ließ ich sie in Ruhe und gab ihr aufgrund des geringen Gewichts viel Hirse, Basilikum und anderes Obst und Gemüse. Wie es sich herausstellte, liebt sie Möhren und kann nie genug davon bekommen.
Als sie allein in ihrem Quarantänekäfig saß, fing sie häufiger an leise zu piepsen und zu brabbeln, sie schien sich so wohl zu fühlen. Sie war ungeheuer neugierig und näherte sich auch Kiwi und Apfel ohne Angst. Sie schaffte es zudem in der kurzen Zeit ihre Schaukel zu zernagen.

Am dritten Tag ging es zur Ärztin. Fips war sehr lieb und geduldig.
Das erste was ihr auffiel waren Anzeichen von Hungerphasen in der Jugend und eine
Schmerzhaltung. Herzprobleme schienen sich nicht zu bestätigen, nur eine leichte Nierenstörung und Untergewicht wurde diagnostiziert. Diese bekamen wir mithilfe von Medikamenten und einer weiteren Woche Quarantäne in den Griff und die Schmerzhaltung war von da an weg.
Nun kam sie erstmals in Hör- und Sichtweite der anderen. Sie konnte richtig laut und schrill sein wie wir mit Freude feststellten.

Am nächsten Tag gab es gemeinsamen Freiflug. Noch war Nr. 4 nicht da. Pauline reagierte wie erwartet zickig, aber Oskar liebte sie wohl vom ersten Tag an.

schnaebelnde Wellensittiche

Auch wenn Fips sehr schüchtern und sehr ängstlich wirkt, lässt sie sich doch nicht die Butter vom Brot nehmen. Sie kann sich gut durchsetzen und hat Pauline öfters in die Schranken gewiesen.
Fips wurde ab da wieder ruhiger, sie gibt manchmal tagelang keinen Ton von sich. Gegenüber Oskar verhielt sie sich lange distanziert, aber irgendwann hatte er sie. Jetzt vergeht kein Tag mehr ohne Kuscheln und Kraulen.

Fliegen kann sie auch weiterhin nicht, doch haben wir die Vermutung, dass sie es irgendwann wieder kann. Manchmal hat sie Momente, in denen sie es probiert und dann auch ziemlich hoch kommt. Vielleicht schafft sie es noch.
Am 6. Dezember kam schließlich Quintus zu uns, und alles wurde gut. Jeder hat seinen Platz gefunden und mit Fips hat sich erstaunlich entwickelt. Sie traut sich mehr und scheint die Gesellschaft zu genießen, ist stets die Erste, die den Käfig verlässt.

drei Wellensittiche auf Spielplatz

Manchmal hat sie noch ihre Phasen, in denen sie allein im Käfig sitzt und einfach einen Ast zerknabbert. Aber meinem Erachten nach werden auch diese Momente weniger.
Ich bin Simone auch sehr dankbar, dass sie Fips wieder eine neue Hoffnung gegeben hat, wir uns so gefunden haben und hoffe, uns bleibt noch eine schöne lange Zeit mit Fips.



 

Nune