Ich habe Fips bekommen, da war sie ca. ein 3/4 Jahr alt und trug
zu dem Zeitpunkt noch den Namen "Kitty". Sehr unpassend für
einen so zierlichen, kleinen Vogel, wie ich fand. Sie kam aus
schlechten Verhältnissen, was mich auch überhaupt zur
Aufnahme des Vogels bewegt hatte, da ich bereits im Besitz eines
Pärchens war.
Fips wohnte bei einer Familie in dem Zimmer des 7-jährigen
Sohnes, der sich nicht um den Vogel kümmerte. Des Weiteren gab
es eine Katze, die sich dafür umso intensiver mit dem Vogel
beschäftigte, was sich durch mehrfaches zu Boden werfen des
Käfigs äußerte.
Ich übernahm Fips in einem desolaten Zustand. Der
Käfig war bis zur oberen Kante der
Verkleidung mit Kot bedeckt, der Vogel war apathisch bis panisch
und vollkommen abgemagert. Immer wenn jemand den Raum betrat begann
sie zu schreien, als wenn es um ihr Leben gehen würde. Sie
saß in ihrem viel zu kleinem Käfig mit einem
Plastikgefährten und einem Spiegel und betrachtete sich in
diesem den ganzen Tag. Die beiden Dinger waren auch das erste, was
ich ihr wegnahm, da sie überhaupt kein Interesse für die
anderen beiden entwickelte, die mit ihr in einem Raum
saßen.
Es dauerte nicht lange, da wurde sie aufmerksamer und bekam die
anderen mit, was sie durch ein extrem vorsichtiges fiepsen
äußerte.
Sie konnte leider nicht fliegen. Warum wusste niemand. Auch
meine Tierärztin wusste keinen Rat.
Sie vermutete einen Herzfehler. Nach ein paar Tagen setzte ich die
drei dann zusammen, was anfangs auch ganz gut klappte. Sie hatte
natürlich den Nachteil, dass sie nie mit den anderen
mitfliegen konnte, wenn es raus ging, was sie schnell zum
Außenseiter werden ließ. Ich baute ihr zwar
verschiedene Behelfe, die sie nutzen konnte um hinter den anderen
her zu laufen, aber auch das nutzte nichts. Ich hatte mich dann
entschlossen einen 4. Vogel zu kaufen, in der Hoffnung, dass Fips
dann endlich Anschluss bekam. Leider war auch dies nicht der
Fall.
Als dann der Hahn verstarb musste ich mich entscheiden, was
passieren soll. Wieder einen neuen Vogel holen oder mich von allen
trennen. Ich entschied mich, aufgrund einer anstehenden
Familienplanung und mangelndem Platzverhältnissen, für
letzteres und begab mich auf die Suche nach einem neuen zu Hause
für die 3.
Ich kam ins welli.net-Forum in der Hoffnung, nette Menschen zu
finden, die sich um meine Süßen kümmern
würden. Ich fand Jule aus der Nähe von Augsburg oder sie
mich... Sie besitzt einen flugunfähigen Hahn, der Gesellschaft
sucht. Perfekt für Fips. Es wurde über die
Mitfahrzentrale eine nette junge Frau gefunden, die Fips bis nach
Augsburg mitnahm, um sie Jule zu überreichen.
Seither hat Fips das Paradies auf Erden. Sie hat einen Freund
gefunden, der mit ihr überall hinläuft und ist regelrecht
aufgeblüht. Ich bin so unendlich glücklich darüber.
Danke nochmal dafür, Jule! Bei dir hat meine Kleine es
wirklich gut.
Im Herbst letztens Jahres beschlossen wir, unseren zwei
Wellensittichen noch zwei Freunde dazu zu holen.
Der Grund hierfür war die Flugunfähigkeit von Oskar, der
mit der begabten Fliegerin Pauline nicht mithalten konnte.
Irgendwann wollte auch sie nicht mehr fliegen und beide verbrachten
den ganzen Tag im Käfig.
Im Forum suchte ich daher nach einer flugunfähigen Henne
für Oskar und einen Meisterflieger für Pauline.
Ich stieß auf das Gesuch von Simone und verliebte mich in
ihre wunderschön blau leuchtende Henne. Sie war vom Alter her
genau so passend, auch ihre körperliche Konstitution erschien
passend. Unsere vogelkundige Tierärztin bezeichnete Fips und
Oskar später als „ liebevolle Montagsmodelle“
Einziger Haken: Fips wohnte im über 700km entfernten Elmshorn. Nach einigem Suchen fanden wir dann die Frau, die Fips von Hamburg bis Augsburg im Zug mitnahm. Fips schien sehr tapfer gewesen zu sein und hat zwischenzeitlich auch mal gebrabbelt. Leider hatte der Zug lange Verspätung, so dass sie knapp sechs Stunden im Zug saß und ich sie erst nach Mitternacht abholen konnte.
###advertiser_one###Die nächsten Tage ließ ich sie in Ruhe und gab ihr
aufgrund des geringen Gewichts viel Hirse, Basilikum und anderes
Obst und Gemüse. Wie es sich herausstellte, liebt sie
Möhren und kann nie genug davon bekommen.
Als sie allein in ihrem Quarantänekäfig saß, fing
sie häufiger an leise zu piepsen und zu brabbeln, sie schien
sich so wohl zu fühlen. Sie war ungeheuer neugierig und
näherte sich auch Kiwi und Apfel ohne Angst. Sie schaffte es
zudem in der kurzen Zeit ihre Schaukel zu zernagen.
Am dritten Tag ging es zur Ärztin. Fips war sehr lieb und
geduldig.
Das erste was ihr auffiel waren Anzeichen von Hungerphasen in der
Jugend und eine
Schmerzhaltung. Herzprobleme schienen sich nicht zu
bestätigen, nur eine leichte Nierenstörung und
Untergewicht wurde diagnostiziert. Diese bekamen wir mithilfe von
Medikamenten und einer weiteren Woche Quarantäne in den Griff
und die Schmerzhaltung war von da an weg.
Nun kam sie erstmals in Hör- und Sichtweite der anderen. Sie
konnte richtig laut und schrill sein wie wir mit Freude
feststellten.
Am nächsten Tag gab es gemeinsamen Freiflug. Noch war Nr. 4 nicht da. Pauline reagierte wie erwartet zickig, aber Oskar liebte sie wohl vom ersten Tag an.
Auch wenn Fips sehr schüchtern und
sehr ängstlich wirkt, lässt sie sich doch nicht die
Butter vom Brot nehmen. Sie kann sich gut durchsetzen und hat
Pauline öfters in die Schranken gewiesen.
Fips wurde ab da wieder ruhiger, sie gibt manchmal tagelang keinen
Ton von sich. Gegenüber Oskar verhielt sie sich lange
distanziert, aber irgendwann hatte er sie. Jetzt vergeht kein Tag
mehr ohne Kuscheln und Kraulen.
Fliegen kann sie auch weiterhin nicht, doch haben wir die
Vermutung, dass sie es irgendwann wieder kann. Manchmal hat sie
Momente, in denen sie es probiert und dann auch ziemlich hoch
kommt. Vielleicht schafft sie es noch.
Am 6. Dezember kam schließlich Quintus zu uns, und alles
wurde gut. Jeder hat seinen Platz gefunden und mit Fips hat sich
erstaunlich entwickelt. Sie traut sich mehr und scheint die
Gesellschaft zu genießen, ist stets die Erste, die den
Käfig verlässt.
Manchmal hat sie noch ihre Phasen, in denen sie allein im
Käfig sitzt und einfach einen Ast zerknabbert. Aber meinem
Erachten nach werden auch diese Momente weniger.
Ich bin Simone auch sehr dankbar, dass sie Fips wieder eine neue
Hoffnung gegeben hat, wir uns so gefunden haben und hoffe, uns
bleibt noch eine schöne lange Zeit mit Fips.
Nune