Schwermetallvergiftung

Wie alle Vögel und Sittiche, ist auch der Wellensittich ein Tier, welches seinen Schnabel eifrig dazu nutzt, um Gegenstände und Futter in seiner Lebensumgebung zu bearbeiten und zu erkunden. Nicht alles, was so ein Welli annagt oder benagt ist auch gut für ihn und seinen Körper. Wellensittiche können, wie fast alle anderen Vögel auch, nicht oder nur schlecht differenzieren, was gut und gesund für sie ist und was nicht. Das betrifft nicht nur Papageien, sondern auch kleinere Vögel. Natürlich erkennen sie ihr Futter und wissen, was ihnen gut schmeckt, aber sie lieben es auch Gegenstände anzunagen und zu zerstören, einfach weil es ihnen Spaß macht. Dies kann jedoch schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Eine davon sind Vergiftungen. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Vergiftungsformen und giftige Substanzen, eine davon ist die sogenannte Schwermetallvergiftung. Diese entsteht, wenn der Vogel Schwermetalle, wie Zink, Quecksilber oder Blei zu sich nimmt.

Symptome einer Schwermetallvergiftung

Die Zinkionen und Bleiionen richten im Körper des Vogels schwere Schäden an. Es kommt zu Nervenlähmungen, auch im Bereich des Darmes und des Magens und zu massiven Blutungen in den Nieren. Grundsätzliche Vorgänge im Körper des Sittichs werden heruntergefahren. Vögel, welche Blei oder Zink zu sich genommen haben und sich vergiftet haben, zeigen zahlreiche schlimme Krankheitssymptome, welche jeder Laie schnell erkennen kann und welche das umgehende Aufsuchen eines vogelkundigen Tierarztes zur Folge hat.

Grundsätzlich sollte jeder Welli-Besitzer nie lange warten, bis er mit seinem Vogel zum vogelkundigen Tierarzt geht, wenn das Tier eine Krankheit hat oder komische Symptome zeigt. Vögel und somit auch Wellensittiche sind leider Meister des Verbergens von Symptomen. Deshalb ist es wichtig, dass jeder Halter sein Tier so gut kennt, dass ihm zeitnah Veränderungen im Verhalten auffallen. Auch die tägliche Kontrolle des Kots und das wöchentliche Wiegen gehören dazu.

Es gibt akute Vergiftungen und chronische Vergiftungen. Die Schwermetallvergiftung kann sowohl akut, als auch chronisch sein. Es kommt immer darauf an, wie hoch die Dichte des aufgenommenen Metalls ist und wie häufig und in welchen Mengen das Zink, Blei, Kupfer, Cadmium oder Quecksilber aufgenommen wurde. Grundsätzlich gilt, dass schon kleine oder kleinste Mengen schwerwiegende Folgen haben können. Auch nur wenig Substanz kann giftig oder sogar hochgiftig sein. Und nicht in jedem möglicherweise toxischen Metall ist die Belastung gleich hoch. Jeder Vogelhalter sollte seinen spezialisierten Arzt kennen. Fast überall in Deutschland gibt es vogelkundige Tierärzte, die sich mit Schwermetallvergiftung auskennen und diese erfolgreich behandeln können. Noch besser ist es jedoch, diesem vorzubeugen.

Anzeichen, welche auch für den Besitzer und Halter des Tieres erkennbar sind, sind eine große Müdigkeit, plustern und vermehrtes Schlafen. Erbrechen und Durchfall können weiterhin folgen. Irgendwann fällt auf, dass der Harnanteil vom Kot blutig wird, meist hellrotes Blut. Das ist ein Anzeichen davon, dass die Nieren bluten. Im weiteren kommt es zu Lähmungen. Diese können den Verdauungstrakt, aber auch die Ständer betreffen, so dass der Sittich zum Festliegen kommt.


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Worin sind Schwermetalle enthalten?

Substanzen, Materialien und Stoffe, in denen Blei, Zink und Quecksilber vorkommen können, sind: Käfige, Beschichtungen von Käfigen, Volieren, Beschichtungen von Volieren, Lötstellen, Vogelspielzeug, Tiffanyspiegel, Tiffanylampen, Bleiband in der Gardine, alte Farben, Lacke, altes behandeltes Holz, alte Fensterrahmen, alter Fensterkitt, Linoleum, Parkett und Laminat. All dies kann benagt werden und kann zu einer lebensbedrohlichen Vergiftung führen, die den Tod oder schwere gesundheitliche Schäden beim Vogel zur Folge hat.

Gerade alte Käfige, wie Rundkäfige, die nun wirklich niemand mehr haben sollte, sind oft noch mit bleihaltiger oder zinkhaltiger Farbe beschichtet. Diese Käfige sind, unabhängig von der Gefahr der Vergiftung, nicht artgerecht. Wird die Farbe des Rundkäfigs angeknabbert und heruntergeschluckt, können schnell schwere Vergiftungen des Körpers die Folge sein. Aber auch in modernen oder unsachgemäß und nicht artgerecht selbst gebauten Volieren, kann es zu dieser Vergiftung kommen.

Diagnose und Behandlung

Hat der vogelkundige Arzt den Verdacht auf eine Schwermetallvergiftung, so wird er Röntgenbilder anfertigen. Metalle haben eine hohe Dichte und lassen sich oft, aber nicht immer, mittels röntgen gut darstellen. Auch ist eine Blutuntersuchung hilfreich, um den Schweregrad der Zinkvergiftung oder Bleivergiftung auszumachen. Dies ist aber nur möglich, wenn das Tier nicht schon in so schlechtem Zustand ist, dass die Blutuntersuchung bedrohlich werden kann.

Es ist nicht einfach, die Gesundheit eines Wellensittichs, Papageien oder anderen Vögel mit Schwermetallvergiftung wieder herzustellen. Es ist langwierig, aufwendig und definitiv kostenintensiv. Meist muss der Vogel stationär aufgenommen werden. Er muss zwangsernährt werden und erhält Infusionen mit Vitamin B, sowie ein besonderes Medikament. Dies ist ein Chelat-Bildner. Diese Chelat-Therapie bzw. Chelat-Behandlung soll die Giftionen so aus dem Körper schleusen, dass die Organe keinen weiteren Schaden nehmen. Diese Behandlung muss so lange wiederholt werden, bis die giftigen Substanzen aus dem Körper ausgeschieden sind. Das kann mehrere Wochen dauern. Manchmal müssen große Partikel von Schwermetallen auch chirurgisch aus dem Körper des Vogels entfernt werden, was aber leider immer hoch risikoreich ist.

Auch die Gaben von Vitamin C über das Wasser können hilfreich sein. Schützen kann man seinen Wellensittich nur, in dem man verhindert, dass es überhaupt zu so einer Vergiftung kommt. Und das betrifft nicht nur Schwermetalle, sondern auch giftige Pflanzen und andere toxische Stoffe, welche vom Vogel aufgenommen werden können. In diesem Beitrag ging es ausschließlich um Schwermetalle, in einem weiteren Beitrag wird auf andere gefährliche Gifte eingegangen.

Autor: Dr. Martina Schmoock