Zu Weihnachten gab es kein Welli zum Geschenk, sondern ein Geschenk von meinem Welli: Sein Vertrauen.
Vor rund einem Jahr adoptierte ich mein kleines Fowlerchen. Damals verliebte ich mich sofort in das einsame Kerlchen, der traurig auf der Schaukel saß. Er war als Gesellschafter für einen alten Welli gekauft worden, der jedoch gestorben war. Die Besitzerin hatte leider auch keine Zeit mehr für ihn und so kam er zu meinen Jungs, die ihn auch gleich freundlich aufnahmen. Er brauchte ein paar Tage, bis er sich aus dem Käfig heraus traute und lernte auch das Fliegen... was anfangs eher an ein hilfloses Geflattere in Richtung Boden erinnerte.
Doch ich machte mir Sorgen. Er babbelte alleine die Tapete voll, während die 2 anderen sich miteinander beschäftigten oder auf mir herum turnten. Vor ein paar Monaten zog ein weiterer Welli ein. Der neue, bunte freche kleine Keks brachte eine Menge Leben in die Bude und bald kloppten sich 3 Wellis um den besten Sitzplatz an meinen Daumen. Und wo war Fowlerchen? Schon wieder alleine. Ich war traurig. Nicht nur, weil er wieder mal alleine war, sondern auch weil meine Vermieterin mir den Vorwurf machte "Vogelsammler" zu sein und ich mir Gedanken machte, dass 4 Wellis zu viel sein könnten - vielleicht widme ich ihnen nicht genug Zeit? Vielleicht muss ich mich einfach damit abfinden, dass er ein scheuer Einzelwelli bleibt?
Aber es gab auch immerwieder kleine Fortschritte. Wenn es abends dunkel wurde er nicht den Weg zurück in den Käfig gefunden hatte, kletterte er (anfangs sehr zögerlich und später wie auf Kommando) auf meinen Finger und ließ sich in den Käfig tragen zu seinen Kumpels. Nur bei Tageslicht flüchtete er vor mir.
Und gestern morgen, als ich wieder den Wellibaum spielte und die Federbällchen auf mir rumsausten, da landete plötzlich auch mein kleines Fowlerchen auf meinem Arm. Erst nur mal kurz, später dann blieb er sitzen und beschnäbelte neugierig die Haut. Könnt ihr euch Vorstellen, wie groß meine Freude war, dass der Kleine zum ersten Mal zu mir kam - freiwillig und ohne Hirse. Dieses Gefühl, seine kleinen Lederfüsschen auf meinem Arm zu spüren, war so schön, ein schöneres Weihnachtsgeschenk hätte mir der kleine Keks nicht machen können. Ich hoffe, er erinnert sich daran, dass ihm bei mir nichts passiert und kehrt wieder auf meinen Arm zurück.
Ich habe euch ein Bild von ihm angefügt. Vermutlich ist er ein australischer Schecke. Sein Alter kenne ich nicht, aber er ist quietschfidelgesund.