Freitag ist mein kleiner Keks gestorben. Er hat es wirklich lange ausgehalten, aber es war für uns alle eine Qual. Ich wusste echt nicht mehr, was richtig ist und was ich tun soll oder nicht.
Im März fing es an mit Durchfall. Beim VKTA wurden erst mal die üblichen Verdächtigen untersucht, wie Bakterien, etc. Kropfabstrich und Kotuntersuchung. Da sein Herz schwach klang, bekam er erst eine Spritze und dann von mir täglich Vetmedin und Enalapril in den Schnabel. Sein Verdacht war, dass der veränderte Blutdruck die Nieren negativ beeinflusst. Für kurze Zeit wurde der Durchfall weniger, aber kam zurück.
Auffällig war, dass der Urinanteil (weiss) sehr flüssig war und nicht der Kot selbst.
Die Herztöne hatten sich zwar verbessert, aber der Durchfall blieb. Wir erhöhten die Dosis auf morgens UND abends ins Schnäbelchen tröpfeln und probierten noch 2 verschiedene Homöopatische Mittel aus (Name hab ich leider vergessen). Ins Trinken bekam er Aloe Vera Sivera und Vitamin A. Wieder verbesserte sich nichts.
Der VKTA probierte es nochmal mit einem Abstrich und legte die Proben in der Petrischale an, in der Hoffnung dass sich dort vielleicht etwas entwickelt, auf das man behandeln kann. Nun probierten wir es nochmal mit Tyrode-Lösung, das kann eine gute Apotheke anmischen. Mein kleiner Keks trank die Tyrode täglich und auch sonst trank er sehr sehr viel. Aber der Durchfall wurde nicht besser. Mein Wellilein wurde immer weniger.
Es ist zum Verzweifeln. Die gesunden 3 Jungs versuchten ihn mit Füttern und Besingen und Betüddeln aufzumuntern (ist das normal für Vögel oder hab ich die vermenschlicht?!) aber irgendwann stellte er das Zwitschern ein und pendelte Tag und Nacht zwischen Futtertrog und Trinken und schlief sehr viel.
Für mich war es furchtbar mitzuerleben, wie er immer schwächer und weniger wurde. Was sollte ich nur tun? Der VKTA hatte alles menschenmögliche getan. Sollte ich ihn einfach so einschläfern?
Eines Tages, als ich ihn wieder in der Hand hatte und die Medikamente in sein Schnäbelchen träufeln wollte, da hielt er sich nicht mehr an meinem Finger fest und wehrte sich auch nicht mehr gegen den Dreifinger-Griff. Bei mir kamen die Tränen und ich beschloss, ihn nicht mehr länger zu foltern, da seine Krankheit nicht heilbar ist und ich sein Leid vielleicht nur ein bisschen verlängern würde. Aber der Rest seines Lebens sollte er nicht damit verbringen müssen, Medikamente eingetrichtert zu bekommen. Ich traute mich auch nicht, zum Tierarzt zu fahren, um ihn einzuschläfern, denn wenn er alleine ist und dann der Stress mit dem Bus zum Tierarzt - das könnte sein Todesurteil sein. Und ich wollte ihn nicht von seinen Freunden trennen.
Letzte Woche war es furchtbar, denn er war zu schwach zum Fliegen und schlief nur noch. Ich hoffte, dass er friedlich einschläft im Kreise seiner Freunde und dann im Schlaf von der Stange fällt. Aber als ich abends ins Zimmer kam, hatte er sich in dem Käfiggitter festgekrallt und hing noch kopfüber tot am Gitter. Die anderen Wellis hatten nichts davon mitbekommen. Der Anblick war furchtbar, als ob er sich am Leben festgeklammert hätte. Ich nahm ihn vom Käfig und legte ihn nach langem tränenreichen Abschied auf meinen Schreibtisch, damit die Jungs ihn noch sehen können. Am folgenden Morgen begriffen sie erst, dass er tot war und sie waren 2 Tage sehr verstört, ängstlich und mieden den Kontakt. Jetzt tauen sie langsam wieder auf.
Mein kleines Fowlerchen hielt durch von März bis Oktober. Er war so tapfer und lieb der kleine Spatz. Ich wünschte, ich hätte ihm helfen können. Ich vermisse ihn so sehr.