Lange war ich zwischendurch nicht mehr hier. Das Leben, seine Überraschungen, Herausforderungen, seien sie groß oder klein, haben mich gefordert und mir einiges abverlangt. Aber der Grund warum ich euch in diesem Bereich schreibe, ist ein besonderer.
Vor etwa einem Monat war es soweit. Ich wollte eigentlich im größten Stress zwischen Arbeit, Freizeit und sonstigen Vorhaben nur schnell mal eben Getränke kaufen. Nie nutze ich dafür einen Einkaufswagen. Doch weil ich mich am Vortag nicht so geschickt bei der Arbeit aus dem Weg begeben habe als ich halb vom Essenswagen umgenietet wurde, beschloss ich doch besser nicht all zu schwer zu heben. Also ab ins Wagenhäusle um eine echte Errungenschaft menschlicher Einkaufspraktik zu ergattern. Als ich in meinem (wie immer voller Kleingeld überfüllten Geldbeutel) nach einem Euro suchte, der passte hörte ich ein piepen. Ich dachte noch... Jo Ivonne, jetzt halluzinierst du wieder und hörst Vögel wo keine sind. Geht mir nämlich öfter so. Meine Freunde und Verwandten sagen schon, das sei der Ivesche Tinitus.
Ich kramte weiter... Wieder, ein piepen. Ich verharrte mit offenem Mund. Kennt ihr das, wenn man mit offenem Mund dasteht, als würde man besser hören? Wieder, ein leises, fast nicht hörbares Piepen. Ich machte einen Schritt zurück. Leise... Ich dachte im ersten Moment an Mäuse im Mülleimer, die piepten. Aber als ich dagegen donnerte mit der Hand, um potentielle Nagetiere zu verscheuchen, flitzte nix davon. Also horchte ich erneut. Ein älterer Herr der mich beobachtete, weil er scheinbar wartete, bis ich ihm den Weg zu den Einkaufswägen freiräumte muss auch gedacht haben, dass ich ne Meise hab. War mir wurschd. Ich hörte was piepen. Bzw. es verstummte. Also machte ich ich auf den Weg mit dem Wägelchen Richtung Tür des Einkaufszentrums. Kaum durch diese durch dachte ich. "Nein Ive, du hast dich nicht getäuscht. Geh zurück. Schau richtig!" Doof Ive drehte also wieder auf dem Absatz rum und latschte zurück an den Papierkorb, sich einredend, dass sie nun wohl komplett irre sei. Da war es wieder. Da ich an einem Samstag, an dem es eh voll ist auf dem Parkplatz nicht vorhatte den kompletten Müll aus der Tonne dort zu sortieren, suchte ich mit den Augen den Korb wieder ab. Tüten, Müll halt und allerlei Kram. Da war nichts, das nach was piependem aussah. Also doch wühlen? Wühlen, beschloss ich und legte los, vorsichtig in den Korb zu greifen. Mein Blick fiel beim zur Seite schieben von einer Tüte auf einen klitze kleinen Karton. Etwa 10x10 cm im Quadrat. Ich hob ihn vorsichtig an. Nichts zu hören. Ich rüttelte vorsichtig. Es war was darin und dann legte es los. Piep, piep... Ihr mögt mich für bekloppt halten, aber ich hab das Ding unwissend was darin war einfach mit in mein Auto genommen. Vorsichtig und mit klopfendem Herzen öffnete ich langsam den Karton. Etwas fedriges war darin und sofort reckten sich zwei Schnäbel entgegen. Braun, grau dunkel. Kleine Schnäbel, Knopfaugen. Ich hatte keinen Plan was das war. Ich hab glaub ich sogar den Wagen mit dem Euro steckend einfach rumstehen lassen im Häusle und fuhr heim. Im Flur öffnete ich nochmal den Karton. Flattern und Gewirr und schon war ein eintkräftetes Wesen ausgebüchst und versuchte rumzuhüpfen. Hühnerbeinchen, Spitzschnäbel... sah aus wie Minihuhn. Wachtel? Wachtel könnte es sein, dachte ich.
Naja, ich hatte schon Ewigkeiten mal überlegt Wachteln anzuschaffen, weil ich sie toll finde. Aber eben nicht in der Wohnung. Deshalb hab ich mich damals schnell wieder verabschiedet von dem Gedanken. Besonders auch deshalb, weil ich gegen die Vergesellschaftung mit Spitz- und Krummschnäbeln in einer Voliere (Raum) bin. Jede Vogelart soll sicher sein und auf ihre Kosten kommen. Zusammen geht das nicht. Nicht wenn sie Zugang zueinander haben. Außerdem übertragen Wachteln und Hühnervögel oft Kokzidien. Also Quarantäne für die kleinen Hühner in einem riesen Karton, den ich einrichtete mit BHG, Moos, Zweigen, Häuschen, Sandbad, Dunkelstrahler, Wasser und was fressbarem.
Fressbar war gut... denn nach näherer Recherche fand ich heraus, dass es aller Verutung nach Zwergwachtelkükis waren, die nun frierend unterm Dunkelstrahler langsam wieder zum Leben erwachten. Ein größeres, mit gestreiftem Köpfchen und ein etwas kleineres mit anderer Federzeichnung.
Ich informierte mich in einem Forum nach den Bedürfnissen und muss sagen, dass ich weiß was ich hier habe. Denn sowas hab ich selten erlebt... weder hilfreiche Antworten noch das was man wissen wollt bekam man beantwortet. Aber egal... ich hab schnell gefunden was ich suchte.
Wer mich kennt weiß, welche Aversion ich gegen Maden und Mehlwürmer habe. Ausgerechnet diese beiden "netten" Tierchen gehören dummerweise zur Leibspeise der Minihühnchen. Na toll... sie müssen ausziehn, dacht ich. Naja. Ich beherbergte sie bis zu nem ersten vkTa Check, las und las über das was die kleinen wirklich brauchen und gewann sie von Stunde zu Stunde mehr lieb. Letztendlich hab ich dann getrocknete Pinky Maden, Mehlwürmer ebenfalls getrocknet und Co gekauft und die beiden groß gefüttert. Meine Wellimischung passt auch in den Speiseplan und musste in den ersten Tagen lediglich mit etwas Mohn gepimpt werden. Möhrenraspel lieben sie und Grünzeug... der Hammer. Die fressen es ratzeputz weg. Wendelin und Elias heißen die beiden und haben bereits die Paten Lena und Anja. Sie sind nun schon größer und leider beides Hähnchen. Was in der Zwergwachtelhaltung leider nicht optimal ist. Sie sind monogam und eigentlich am besten als Pärchen zu halten. Zwei Hähnchen geht unter Umständen gut, wenn keine Henne in der Nähe ist. Ansonsten muss man sie trennen und Hennen ergänzen. Aber soweit kommt es hoffentlich nicht. Jedenfalls leben die beiden auf 1,5 Quadratmeter in einem Gehege, das zwar nach dem Kokzidientest im Wellizimmer ist, aber nicht zugänglich ist für die Flieger. Es ist schön die beiden bereichern den Alltag und sie haben mittlerweile dank einer Arbeitskollegin auch die ersten lebenden Mehlwürmer verspeist.
Was wahre Tierliebe bedeutet zeigt die Überlegung, dass ich nun drüber nachdenke, ob ich nicht eine Mehlwurmzucht auf dem Speicher eröffne, damit die kleinen immer frische Würmchen haben. Aber dazu hab ich mich erst zu 65% entschlossen. Es braucht noch Überwindung. Weil ich nichts ekliger finde als diese Mehlis. Maden kommen nur über meine Leiche in dieses Haus. Getrocknet stinken sie schon genug und nein... Aber die Hühnchen und ihr Charme ließen mich zumindest bei den Mehlis bisher weich werden. Immerhin...
Natürlich enthalt ich euch die beiden nicht vor. Sie färben gerade um. Hier ein paar Fotos.
Wendelin als Küki
Elias als Küki
Braunbürzel Wendelin links, Elias links
Elias links, und Wendelin rechts
Eure Ive
Die beiden sagen euch Hallo, denn sie gehören ab jetzt zum bunten Abrissbirnen Haushalt.
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