Thema: Ganz besondere Kämpfer

Hallo zusammen,
als ich gerade gelesen habe von dem kleinen leider verstorbenen Lissy und was für ein Kämpfer er war, ist mir eingefallen, dass auch wir vor vielen Jahren mal einen ganz besonderen Kämpfer hatten und ich dachte mir, das haben bestimmt schon sehr viele von euch erlebt und dass wir in diesem Thread davon erzählen könnten.

Also. vor vielen Jahren bekamen wir mal einen mal wieder übrigen Vogel, der woanders unbeachtet in einem kleinen Käfig auf dem Gang stand, der war fast ganz weiß und total puschelig und wunderhübsch, so dass mein erster Ausruf war: er sieht ja aus wie ein kleiner Wattebausch. Na ja, das war's dann, der Name blieb ihm. Wattebausch konnte aufgrund der jahrelangen Einzelhaft nicht fliegen, hat es immer versucht und ist jdes Mal jämmerlich abgestürzt, hatte ja keinerlei Muskulatur mehr. Aber er war ein extrem ehrgeiziger kleiner Kerl und wollte unbedingt wieder fliegen. Wir wollten ihm helfen und haben ihn immer wieder genommen und haben mit ihm "Ball" gespielt, d.h. eine von uns hat ihn losge"worfen" und die andere aufgefangen. Dazwischen ist er dann geflogen. Das hat ihm wirklich gefallen, er hat immer kräftig mit den Flügeln geschlagen und sich so immer länger in der Luft gehalten. Als es es ein bisschen besser lief, haben wir damit nicht mehr weiter gemacht, er konnte jetzt selber wieder fliegen lernen, der Anfang war ja gemacht. Und ob ihr es glaubt oder nicht (wir konnten es damals selbst kaum glauben), er ist dann immer wieder selber die Balkontürgardine vom Boden hochgeklettert bis auf die Gardinenstange und ist von dort dann losgeflogen. Jeden Tag. Immer wieder. Manchmal 5 - 10 x hintereinander. Und es ging immer besser. Anfangs ist er nur 1 m weit gekommen, aber jeden Tag wurde es ein bisschen weiter. Er ist dann auf dem Teppich gelandet und wieder sofort zurück gelatscht zur Gardine für die nächste Trainingseinheit. Bis er wieder richtig fliegen konnte. Als er das erste Mal dann wieder auch zurück geflogen und auf dem Käfig gelandet ist, hat man richtig gesehen, wie glücklich und stolz er war! Nach vielen Wochen eisernen Trainings konnte er also tatsächlich wieder fliegen und hat von da an sein Vogelleben mit seinen Kumpels so richtig genossen. Natürlich lebt er schon lange nicht mehr, aber ich bin sicher, er dreht im Vogelhimmel stolz seine Runden und macht ausgedehnte Ausflüge (im wahrsten Sinne des Wortes).

Das passt auch zum Thema: Vögel brauchen nicht unbedingt Freiflug! Jeder mit dieser Meinung hätte angesichts unseres tapferen und ehrgeizigen Wattebauschs seine Meinung sofort geändert. Ich habe nie einen stolzeren und glücklicheren Vogel gesehen!

Was habt ihr erlebt? Ich bin sehr gespannt auf eure Erzählungen!

Hallo,
ooch Uschi, was für eine traurige und schöne Geschichte. Gut das er sich bei seinen Flugübungen nicht verletzt hat. Da habe ich mich ein wenig erschrocken. Aber wenn alles gut ging, dann ist es auch gut. Ich hatte einen Welli der am Ende seines Lebens nicht mehr fliegen konnte und nach kurzer Strecke auf dem weichen Teppich gelandet ist. Er ist dann aber nach ein paar Tage verstorben. Auch schon lange her. Unsere vielen verstorbenen Welliseelen. Das mit dem Hirseland würde ich mir für sie wirklich wünschen.
Viele Grüße marie69

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Hallo Marie,
nein, wir hätten NIE zugelassen, dass er sich verletzen kann, haben alles aus seiner Flugbahn geräumt, so dass er immer schön geradeaus fliegen und dann ruhig unten landen konnte. Aber selbst wenn er seine Übungen vom Käfig aus gemacht hätte, wo er sich eher hätte verletzen können bei seiner Landung, sein Wille war so stark, er WOLLTE fliegen. Da haben wir ihm geholfen, so gut es halt ging.

Zu dem Thema fällt mir Bruce seine Geschichte ein, die kennt ihr ja aber schon

äh, nö. her damit! Selbst wenn einige die Story schon kennen, die anderen sind entweder neu hier oder haben - wie ich, hihi - Alzheimer und haben es vergessen, also her damit!

Okay...

Also ich hatte vor knapp 7 Jahren ein Pärchen, die beiden sind aber eher miteinander ausgekommen, als das sie wirklich verpaart waren. Aber sie haben sich auch gekrault und so, nur der berühmte Funke ist nie übergesprungen.

Johnnys Gefährtin ist verstorben, sie war auch 3 Jahre älter als er, sie hatte die Nacht über Körner gespuckt und auch anderes Zeugs, noch bevor ich am nächsten Morgen zum TA konnte, ist sie ihrem Zustand erlegen.

Ich habe dann nach einem neuen Welli für meinen Johnny gesucht, habe mich schnell für ein Abgabetier entschieden. Ich fand auf einem Verkaufsportal eine Anzeige über eine Abgabe mit der Begründung, dass das Kind nicht mehr mit ihm spielen will. Ein echt hübsches Bild noch dazu, so wollte ich ihn zu mir holen.

Dort angekommen, drückte man mir eine Schachtel in die Hand, ohne Löcher drin, bat mich um Geld und Eile, denn man hätte Besuch.
Ich bin dann samt Schachtel und einem unguten Gefühl ins Auto, bewegt hat sich darin nichts. Ich wollte dann vorsichtig hineinlinsen,... Puh, wenn ich dran denke werde ich gleich wieder sentimental...naja... Also ein Häufchen Elend ist ein super Anblick im Vergleich zu dem, was ich in der Schachtel gesehen habe. Mehr liegend, ein Flügel abstehend, Federn fehlten, Augen halb zu, Dürr... Ein Anblick, den ich Tag meines Lebens nicht vergessen werde.
So sauer und entsetzt, traurig, enttäuscht von der Menschheit...ich habe so einen Gefühlsmix bis heute selten wieder erlebt.
Mit Tränen in den Augen, teils vor Wut, teils vor Trauer, bin ich zum TA gefahren. Ernüchternd. Er wollte ihn direkt erlösen. Zu dem Zeitpunkt, aus jetziger Sicht, sicherlich ein richtiger Weg. Damals war ich aber so neben mir, dass ich ihn mitgenommen habe. Er hatte einen Bruch im Flügel, Quetschung am Fuß, Mangelerscheinungen Thema Ernährung.

Ich parkte den mehr toten als lebendigen Welli auf meinem Bett, in einem Käfig, Wochen saß er da, begann zu trinken, zu futtern... Alles nach und nach. Später durfte dann Johnny zu ihm. Der Opi hat sich rührend, wirklich rührend um den Kleinen gekümmert. Er hat ihn gefüttert und gesäubert. Ihn angestupst um ihn zu animieren sich zu bewegen.
Zu der Zeit trat ich einem Tierschutzverein bei und zeigte die ehemaligen Besitzer an, mit Erfolg. Macht den Vogel nicht gesund, das erlebte unvergessen... Aber es war eine Genugtuung.

Kurze Zeit, ein paar Monate, nach dem Bruce wieder fit war, verstarb Johnny im Alter von 13 Jahren, vielleicht sollte es seine letzte Aufgabe gewesen sein, dem Kleinen wieder zu helfen.

Flugtraining, Umstellung der Ernährung, zig besuche beim TA.. Ein Haufen Geld und Monate später, ist Bruce der, den ihr als Adlerscharoberst Bruce kennt.

Hier auf dem Bild rechts, mit seinem allerbesten Freund Brian.




Das war's mal grob, ich brauch 'n Taschentuch

Hallo Tim,
auch bei mir kommen die Tränen und auch Wut

Viele Grüße
Silvia

Mir auch! Beides Tränen des Mitleids und Tränen der Wut. Und Tränen der Dankbarkeit, dass du den Kleinen bekommen hast - es sollte wohl so sein, dass der wundervolle Johnny ihm Lebensmut und Lebensfreude geschenkt hat - auch das sollte wohl so sein und dass der kleine Kämpfer nicht nur überlebt hat, sondern sich sogar so erholt hat, dass er jetzt ein schönes Vogelleben genießen kann. Gott, ich wünschte solchen Menschen, die so mit einem Tier umgehen. (wird sonst bestimmt gelöscht - jedenfalls NICHTS aber auch GAR NICHTS Gutes!). Kleiner Bruce, ich wünsche dir noch ein langes und glückliches Leben bei deinem Herrchen und deinem Schwarm. Wenn DU es nicht verdient hast, dann weiß ich aber nicht!
Danke für diese Geschichte, Tim, auch wenn man heulen könnte dabei.

Hallo Nina,
was für eine herzzereißende Geschichte! Deine kleine Nele ist wahrlich auch eine große Kämpferin. Gegen eure Geschichten von Bruce und Nele ist ja meine von Wattebausch - abgesehen von dem viiiiel originelleren Namen, hihi - gar nichts! Ich hätte sie auch mitgenommen. Und irgendwie kommt es meistens so, dass man zu solchen Vögeln eine ganz besondere Beziehung aufbaut, nicht wahr? Was für ein tapferes kleines Mädchen. Es ist immer wieder erstaunlich, was diese kleinen zarten Wesen so alles ertragen und durchstehen können und doch so einen starken Lebenswillen haben. Ich wünsche dir noch lange Freude mit der süßen Nele. Und ich glaube, solange du sie so liebst wie du es tust, wirst du ihr immer gerecht werden können. Und wenn du merkst, dass ihr Leben ihr keine Freude mehr macht, wirst du ihr auch den letzten Liebesdienst erweisen - aber ich hoffe, dass es noch lange hin ist bis dann!

Hallo,
ich gehe jetzt einkaufen und besorge einen Karton Taschentücher und stell sie hier rein.
Es gibt immer wieder tapfere Kerlchen, die sich nicht so leicht unter kriegen lassen und ich bin erstaunt was sie alles mit machen. Puh. Gerade diese armen Wellensittiche hat man besonders im Herzen.
Viele Grüße marie69

Hallo

Ich denke oft, Tiere sind uns Menschen ein Vorbild. Sie scheinen sich nicht zu fragen, kann ich das, sie probieren es einfach und üben bis es geht. Als Nele ihr Augenlicht verlor, war sie zuerst auch irritiert und eine Woche lang unsicher und vorsichtig. Aber danach hat sie es einfach probiert und sich von den vielen Abstürzen nicht unterkriegen lassen.

Ich wünschte mir ich wäre so mutig wie sie und würde die Kraft finden einfach weiter zu machen ohne zurück zu sehen und ohne zu zweifeln.

Lieber Gruss

Hallo Nina,
das haben die Tiere uns in gewisser Weise voraus: sie denken nicht über Folgen und Konsequenzen nach, leben nur im Hier und Jetzt. Das hat der vernunftbegabte Mensch (wobei ich hier sehr oft zweifle...) komplett verlernt. Tiere sind uns oder sollten uns in vieler Hinsicht ein Vorbild sein: allein, dass sie ihren Instinkten vertrauen und weder boshaft noch falsch sind, nicht lügen und auch nur töten um selber zu überleben. Ich wünschte wirklich von Herzen, kein Tier auf Erden müsste leiden! Denn kein Tier hat es verdient zu leiden. Wie Marie schreibt, was manche Tiere alles mitmachen und durchstehen müssen und trotzdem immer wieder den Menschen vertrauen...

Was für eine nette Idee.

Wir haben/hatten gleich mehrere solcher ganz besonderen Kämpfer hier bei uns, alle waren/sind sie einzigartig und ein ganz besonderer Teil unsere Schwarms.
Naja ich fang dann einfach mal an zu erzählen.

Unser erster ganz besondere Kämpfer war Susi (Hahn)
2015 nach zwei Jahren Welli Pause, wollte wir uns ganz spontan mal nach neuen Wellis umsehen. Es war nie geplant direkt am selben Tag welche aufzunehmen aber naja alles kommt wie es kommen soll.
Wir fanden online jemanden der sich Züchter schimpfte und wirklich wundervolle Welli Bilder in den Kleinanzeige stehen hatte und es war auch noch ganz bei uns in der Nähe, also angerufen und verabredet.
Dort angekommen bot sich uns ein Bild des Grauens ganz anders als die Bilder in der Anzeige, ein verdreckter alter Kellerraum mit wenig Licht 100 Wellis und die Wände voller Nistkästen.
Wir hätten am liebsten direkt kehrt gemacht, aber da erblickten wir Susi, verletzt und halb nackt auf dem Fußboden. Auf Nachfrage kam nur ein "oh Entschuldigung denken sie sich nichts dabei, ich entsorge ihn mal schnell, der schafft den nächsten Tag eh nicht"
Mein Mann und ich sahen uns nur an und sagten gleichzeitig nein wir nehmen ihn.
(Auch eine kleine Henne Coco nahmen wir mit zu ihr komme ich später)
Also weiter im Text, der erste Weg führte uns direkt zum VK TA einmal kompletter Check Versorgung der Wunden etc.
Susi war knapp vier Wochen alt und noch nicht fähig alleine zu fressen, so waren für mich die folgenden Tage und Nächte sehr anstrengend aber was macht man nicht alles für die kleinen.
Und wie erhofft Susi packte es, nach etwa drei Wochen kam dann der nächste Schock Polyoma test war positiv, unser damaliger VK war sich sicher das Susi nie fliegen können wird.
Doch in seiner Jugendmauser geschah das Wunder schlecht hin er bekam alle Schwung und Schwanzfedern.
So konnte unser kleiner ehemaliger Nackedei mit guten 7 Monaten endlich ein ganz normales Welli Leben führen, er flog wie ein Weltmeister sag ich euch, es war so schön mit anzusehen.
Die Freude war allerdings nicht von langer Dauer, 2016 begann Susi plötzlich schwach zu werden, kam nicht mehr aus der Voliere war am plustern ohne Ende. Der Doc konnte jedoch nichts feststellen, nur auf Verdacht hin entschied sich unser VK dann dafür gegen Megas zu behandeln, Gott sei Dank war es die richtige Entscheidung. Nach ein paar Wochen war er wieder ganz der alte.
Aber leider wie sollte es anders sein war seine Leidensgeschichte damit noch nicht vorbei, die Megas Schübe kamen immer wieder.
Im Herbst 2016 dann ein weiterer riesen Schock, inzwischen wurde aus unserer Voliere ein Vogelzimmer, eines Abends hörte ich ein jämmerliches quietschen und einen dumpfen Knall. Ich bin direkt hin, da fand ich Susi auf dem Fußboden völlig desorientiert und ganz wackelig auf den Beinen wankte er immer wieder vor eine Wand.
Ich schnappte ihn mir natürlich direkt und es ging zum Doc, Diagnose Schlaganfall. Susi war auf einem Auge erblindet, hatte keinerlei Greifreflex mehr, an fliegen war natürlich gar nicht zu denken. Liegen das war das einzigste was zu dem Zeitpunkt möglich war.
Mein Herz war ganz zerrissen wir waren kurz davor ihn zu erlösen, aber sein Blick sagte mir es ist noch nicht soweit, also entschied ich mich dagegen.
Wir nahmen also wieder unsere ganze Kraft zusammen und kämpften, über Wochen gab es Medis und so etwas wie Krankengymnastik. Und was soll ich sagen Susi mein kleiner Engel kämpfte sich zurück ins Leben, in ganz kleinen Schritten ging es voran von ich kann wieder auf einer Stange sitzen bis juhu Felo ich kann wieder "fliegen".
Fliegen in Anführungszeichen weil er leider eine dauerhafte Schädigung der linken Seite hatte, der Flügel bewegte sich immer deutlich langsamer als der andere. Aber für 5 Meter einmal durchs Zimmer hat es gereicht.
Im Sommer 2017 wurden wir dann leider erneut von den Megas "überrannt" der für ihn inzwischen 5 Schub aus dem er nie wirklich raus kam, so bekam er seither täglich Ampho.
Er lebte bis vor kurzem glücklich und zufrieden bei uns in seinem Schwarm, er war ein vollwertiges Mitglied von allen geliebt.
Am 08 Oktober diesen Jahres hat er uns leider ganz plötzlich verlassen. Er war fit und munter bis zum letzten Moment. <3

Oh Emma, das ist eine wunderschöne Geschichte. Danke dir dafür. Dein Susi war wirklich ein ganz besonderer Kämpfer, er musste ja wirklich mehr mitmachen, als so ein kleiner Vogel normalerweise ertragen kann. Es wird höchste Zeit, dass Marie den Karton Taschentücher hier einstellt, da kommen einem vor Freude richtig die Tränen. Susi wird euch nie vergessen, was ihr für ihn getan habt. Unglaublich! Und er hatte ein wider jegliche Logik ein wunderschönes noch verhältnismäßig langes Leben bei euch. Absolut toll und bewundernswert, wie viel Liebe und Zeit und alles andere ihr dem Kleinen geschenkt habt!

Hallo,
hier ich schieb ihn mal in die Ecke. So ganz still und leise.
Marie69

Zitat von marie69

hier ich schieb ihn mal in die Ecke. So ganz still und leise.
Marie69

Hoffentlich 3lagig und eine 1'000er Schachtel

Oh man, da kommen einem wirklich die Tränen unglaublich was für einen Lebenswillen der Susi hatte. Und einfach unsagbar schön dass er ein paar Jahre bei Euch sein durfte. Ihr habt meinen ganzen Respekt! Das war bestimmt oft nicht leicht.

Lieber Gruss