Einzelhaltung bei Wellensittich


zu aller erst möchte ich betonen, das eine Einzelhaltung eines Wellensittichs abzuraten ist. Der Wellensittich ist ein Schwarmtier und
benötigt daher mindestens einen anderen Wellensittich, damit er glücklich und zufrieden ist und auch lange gesund bleibt. Besser wäre es einen Schwarm zu halten.


Es gibt allerdings Ausnahmen die eine Einzelhaltung "notgedrungen" erlauben. Diese Erfahrung musste ich leider schmerzlich mit einem meiner Wellis durchmachen und glaubt mir eins, das passte mir überhaupt nicht.


Die Geschichte des kleinen Floh's...


Ich kaufte mir damals alle Wellis in diversen Zoofachhandlungen. Ich weiß nicht ob ich diese hier namentlich nennen darf. Daher in allgemeiner Haltung geschrieben. Nach dem Bellas Partner verstorben war, entschloss ich mich innerhalb kürzester Zeit einen neuen Partner für sie zu besorgen. Das tat ich immer, da für mich Einzelhaltung nicht in Frage kam. Bis ich Floh holte.
In der Tierhandlung sah ich einen kleinen Welli der mir zusagte, aber... Der Welli sonderte sich
von den anderen ab. Trotzdem nahm ich ihn mit. Im Nachhinein betrachtet, suchte er mich aus und ich nicht ihn...


Erst mal im separaten Käfig im gleichen Raum aufgestellt, war er sehr ruhig. Bella hingegen wollte immer gleich zu dem anderen Käfig,
aber da musste sie noch warten bis die Eingangsuntersuchung vorbei war. Nachdem alles ok war, zog er dann widerwillig zu Bella.
Ja, leider widerwillig und ich hätte damals den kleinen wieder zurückgeben sollen.
Es stellte sich heraus, dass sein Urvertrauen so etwas von gestört und zerbrochen war, das ich selbst mit etwas konfrontiert wurde, dass
ich bei den Wellis bis dato nicht kannte. Schon im Quarantänekäfig war das Füttern ein enormer Kraftakt. Nicht nur für Floh, sondern
auch für mich selbst. Futterschale und Wassernapf wechseln war Floh so ängstlich dass er entweder im Käfig wild rumflatterte oder
sich krampfhaft an den Gitterstäben fest hielt und hächelte. Zu den damaligen Zeitpunkt schob ich es auf die neue Umgebung und für ihn
fremden Halter. Dieses Verhalten stellte Floh nie ab. Er wurde 8 Jahre.


Bella war, wie ich feststellen durfte eine zufällige Handaufzucht und bei ihr gestaltete sich das Füttern teilweise anstrengend weil sie sofort
auf die Hand flog und beim befestigen des Napfs schon drinnen im Napf saß oder auf der Hand trippelte und versuchte meinen Finger
zu füttern. *lacht* Als Floh dann im Käfig war flatterte er immer noch herum und Bella juckte das wenig. Sie tat so ungefähr:
Hey... der tut dir doch nix... stell dich nicht so an... (Wellis schauen sich ja bei anderen alles ab. Floh nicht...)
Doch er war gar nicht mehr zu beruhigen.
Sein Verhalten gegenüber Artgenossen: Normalerweise, so kenne ich es, sind Wellis untereinander dicke fette Kumpel und unternehmen
viel miteinander, dass was ich aber beobachten durfte war weit weniger amüsant. Bella suchte seine Nähe. Er wich ihr aus. Er spielte mit seiner heißgeliebten Glocke und wehe sie kam nur in die Nähe hackte er nach ihr. Gegenseitiges Füttern war nicht. Gegenseitiges Putzen oder Kraulen schon mal gar nicht. Er mied sie wo es ging. Flog sie zu ihm. hüpfte er auf die andere Stange, Futter das selbe... fraß er, wenn dann hektisch und sehr schnell, kam sie, flog er weg. Freiflug im Zimmer? Nie und nimmer. Er ging nie raus. Egal mit Hirse oder ohne.
So lebten die 2 alleine für sich und waren nie gemeinsam.
Reinigung des Käfigs, war das kaum möglich. Ich dachte immer, der Floh macht jetzt sein letzten Schnaufer... Bella interessierte es kaum. eher interessiert ob sie nach dem Reinigen wieder Hirse bekommt als Belohnung...
Dann starb Bella. Floh interessierte es nicht, da er seine Glocke hatte. Das Füttern, Reinigen usw. waren immer ein enormer Kraftakt.
Schon allein in die Nähe des Käfigs zu kommen war für Floh pure Panik.
Ich wusste dass es Wellis gibt die Scheu bleiben, aber so scheu, wie Floh war kannte ich es nicht. Auch vor Bella muss er Angst gebabt haben. Leider weiß ich das nicht.


Ich stand zum allerersten mal vor einer Entscheidung die ich gewiss nicht leicht fällen musste. Hole ich noch einen 2. Vogel dazu, oder lasse ich Floh in Einzelhaltung. Bevor ich diese Entscheidung stellte, besuchte ich die Zoohandlung, woher Floh stammte und
stellte dort Fragen über den Züchter. Ob sie mir ggfs. die Adresse geben könnten, da der Kleine Welli seit Kauf verhaltensgestört war.
Die Adresse bekam ich nicht. So eine Art Standartsatz: "Wir haben uns von dem Züchter getrennt!" Aha, alles klar.
Dann fragte ich noch Freunde die selbst Haustiere hatten. Sie stellten mir Fragen, wie Floh ist, über sein Verhalten etc.
Danach schlief ich noch eine Nacht drüber und entschied mich gegen einen neuen 2. Vogel. Das ist auch das 1. Mal das ich von dieser
Regel abwich, nach dem Tod des "Partners" einen neuen zu besorgen. Obwohl ich weiß, dass ein Welli einen 2. braucht, habe ich davon Abstand genommen, Floh diesen Stress nochmals auszusetzen.


Im nachhinein musste ich feststellen, dass Floh, sein Verhalten nie änderte. Bis zu seinem Tod war er ängstlich, bekam Panik wenn jemand nur in die Nähe des Käfigs kam. Er klammerte sich mit Schnabel und Fuss ans Gitter. Falls fremde Vögel von außen, Kohlmeisen etc vorbei schauten, erschrak er und flatterte wild im Käfig umher. Ich sprach aus einer großen Distanz immer mit ihm, das tägliche Füttern und Reinigen waren für ihn Stresssituationen. Ich war teilweise schockiert und unsagbar traurig und ich musste mich täglich fragen,
was Floh beim Züchter erlebte, dass er so geworden ist.
Heute, schaue ich gleich 3 mal hin. Ist der Vogel sozialisiert, will heißen, sondert sich das Tier von dem Rest ab. Wenn er das tut, dann stimmt etwas überhaupt nicht.
Ein Welli darf scheu sein beim Kauf. Auch in der Eingewöhnungsphase daheim. Danach sollte er aber ruhiger werden. Vor allem wenn
der kleine merkt vom neuen Besitzer geht keine Gefahr aus.


Und nochmals: Ich bin kein Unmensch. In diesem einem Fall habe ich mich so entscheiden müssen zur Einzelhaltung, Leider. Damals kannte ich das Forum nicht, weil sonst hätte ich sicherlich jemanden fragen können, der sich mit sehr schwierigen Charakteren auskennt.
Ich hätte Floh, sogar jemanden gegeben, der sich das zu traut. Ich kannte keinen. So musste ich da durch eine harte Schule gehen.


Zur Einzelhaltung: Ich persönlich halte nichts davon. Tiere sollten m.E. mindestens zu 2. gehalten werden. Bei Wellis besonders.
Einzelhaltung kann zu Kropfentzündungen, Rupfen und Verhaltensänderungen führen. Das habe ich aus der oben genannten Geschichte erfahren dürfen. Gott sei Dank rupfte er sich nicht. Oft genug aber Kropfentzündung.


Hat jemand von euch Erfahrungen mit sehr schwierigen Charakteren? Glaubt mir eins, ich habe wirklich alles versucht, war vergebens.
Gut zureden aus sicherer Distanz, mit Hireskolben gelockt, nichts hat geholfen...


Liebe Grüße
Swen