Ich weiß nicht genau wohin mit diesem Thema, es geht ein wenig um "Gesundheit", aber auch um "Verhalten". Und eigentlich habe ich auch gar keine Frage, sondern eher das Bedürfnis mir die Sorgen von der Seele zu schreiben und einen Ort zu haben wo ich ihre Geschichte erzählen kann. Ich hoffe diese Rubrik ist dafür okay.
Seit Hanois Tot, Anfang des Jahres, (wer nochmal nachlesen mag: https://www.welli.net/forum/threads/...ighlight=Hanoi ) , haben wir immer mal wieder nach einem erwachsenen Hahn Ausschau gehalten, um den Schwarm wieder "rund" zu bekommen.
Besonders eilig hatten wir es nicht, Kairo, Charlotte und ihr Herr Lehmann sind gut ausgekommen, dennoch fehlte etwas.
Nun ist es aber so, dass Herr Lehmann beide Hennen füttert und so liebevoll umsorgt, dass es ihm an die Substanz geht, und der Doc sagt, dass wir aufpassen müssen, dass er nicht abnimmt. Also haben wir die Suche nach männlicher Unterstützung intensiviert.
Aber es kommt ja immer anders als man es plant.
Statt eines erwachsenen Hahns sind zwei Babys eingezogen - die Beiden konnte ich einfach nicht dort lassen wo sie waren.
Vom ersten Augenblick an konnte man sehen, das irgendwas nicht stimmt, aber erst nach dem Besuch beim Tierarzt wird uns so langsam das ganze Ausmaß klar.
Unser Doc ist eher der "nüchterne" Typ Tierarzt, sehr faktisch, auf den Punkt, kurz angebunden und wenig emotional.
Als er aber Benjamin untersuchte wurde er fast schon sauer. Was war ich froh, dass der Kleine erst seit 3 Tagen bei uns war, und ich somit nicht Schuld haben konnte an seinem Zustand. Der Doc hätte mich sonst wohl einfach vor die Tür gesetzt - ohne Vögel.
Benjamin und Altair sind erst 3-5 Monate alt, beide haben Mangelerscheinungen und Verletzungen. Die Verletzungen können von Unfällen herrühren, aber auch durch "unsachlichen" Umgang oder gar durch Misshandlungen entstanden sein. Fakt ist aber, dass sie nicht versorgt wurden.
Benjamins linker Flügel wird nie so funktionieren wie er sollte, denn das Band, welches den Flügel "herunter" und in Position hält ist gerissen. Er wird sein Leben lang, und im besten Fall, entweder "kontrolliert abstürzen" oder "unkontrolliert fliegen". Vielleicht sogar mit Schmerzen.
Seine zerfransten, kurzen Schwanzfedern, und die nach oben gebogene lange Schwanzfeder, deuten darauf hin, dass er sehr viel Zeit auf dem Boden verbracht haben muss. Vielleicht hatte er nur eine Box, ohne Äste?
An seiner langen Schwanzfeder sind außerdem deutliche "Hungerlinien" zu erkennen. Das arme Küken ist entweder kaum gefüttert worden, oder die Eltern hatten kein besonders nährstoffreiches Futter zur Verfügung.
Das kann -neben dem Gefiederwachstum- auch der Entwicklung des Skelettes und der Organe geschadet haben.
Außerdem ist seine Körperhaltung irgendwie "falsch", zu gerade, und seine Muskulatur ist so schwach, dass er, auf dem Boden sitzend, nach hinten kippt und sich auf den Schwanzfedern abstürzt.
Achja, und unterernährt ist er auch noch. Nur 29gr bringt er auf die Waage.
Er ist so dünn, dass man seinen gefüllten Kropf super-deutlich erkennen kann.
Aber er frisst! Wenn er das Futter gut verwerten kann bekommen wir wenigstens das Untergewicht in den Griff.
Altair geht es auch nur geringfügig besser. Er hat eine Prellung/Quetschung/Zerrung der linken Körperseite. Er schont Flügel und Bein, das Röntgenbild zeigt aber wenigstens keine Brüche.
Was es aber gezeigt hat war ein Verdauungstrakt VOLL mit Gritt. Wirklich, voll. Der Dick-, sowie der ganze Dünndarm waren deutlich zu erkennen. Außerdem hatte er seinen Kropf richtig voll mit Körnern. Hoffentlich nur, weil er gut gefressen hat, und nicht, weil die Körner nicht "weiter wandern" können.
Er hat also entweder eine ernst zu nehmende Verhaltensstörung, oder versucht einen schlimmen Nährstoffmangel auszugleichen.
Wir tippen auf den Nährstoffmangel, einfach, weil Benjamin auch in dieser Richtung Probleme hat. Außerdem kann man das behandeln. Gegen eine Verhaltensstörung wären wir relativ machtlos.
Er wiegt 36gr. Das ist wenig, aber im Rahmen, er ist ja noch klein.
Er frisst alles was er in den Schnabel bekommt. Daher wurden Sand und Gritt erstmal gestrichen. Jetzt nagt er die Äste ab und frisst die Rinde…und sein Futter… und den Weidenball...und Hirsestängel. Ja, die Stängel, so richtig mit zermahlen und runterschlucken. Nur Frischkost wird verschmäht. Wir behalten seinen Kot genau in Auge, falls er Anzeichen von Verstopfung zeigt, oder Gewicht verliert, geht es gleich zurück zum TA.
Beide haben zwar keine ansteckenden Krankheiten, oder Parasiten, trotzdem dürfen sie noch nicht zu den Großen. Benjamin muss gepäppelt werden und Altairs Fressverhalten muss sich normalisieren. Außerdem muss er seinen Flügel schonen.
Sie bekommen Korvimin über das Futter und Phosphor/Vitamin B12 ins Trinkwasser. Und ich biete soviel verschiedenes Frischfutter an, wie ich kann. Quell-/Keimfutter ist auch angesetzt.
Mehr kann ich nicht machen.
Wir müssen jetzt abwarten ob, und wenn ja, welches der Probleme sich bessert, oder gar verschlimmert. Regelmäßig wiegen (alle drei Tage -solange beide normal fressen- sonst natürlich häufiger) Und in vier Wochen geht es wieder zum Doc.
- Bis dahin können wir uns Gedanken darum machen wie wir die große Voli behindertengerecht umgestalten.
Erst in 1 - 2 Wochen dürfen die Beiden das erste Mal raus aus dem kleinen Quarantänekäfig. Benny hat bis dahin hoffentlich an Muskeln und Kraft zu gelegt und Altairs Flügel hatte bis dahin Zeit gesund zu werden. Da nichts gebrochen oder gerissen ist sind wir recht zuversichtlich, dass wenigstens Flügel und Bein wieder ganz gesund werden.
Mir tun die Beiden so endlos leid. Sie müssen es echt scheiß getroffen haben in ihrem kurzen Leben. Aber sie scheinen Kämpfer zu sein, sonst hätten sie es sicher nicht bis hier hin geschafft
Ab jetzt versuchen wir alles, damit es nur noch besser werden kann für die Babys!
P.S. Für alle, die es mitbekommen haben: Kairo geht es besser! Sie hat abgenommen, und die Leber hat sich auch deutlich verkleinert. Sie drückt nicht mehr auf das Herz und die Luftsäcke sind auch wieder frei
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