Thema: Krank oder einfach nur alt?

Guten Morgen!

Vor knapp 2 Jahren habe ich hier im Forum eine Anfrage gestellt bzgl. neuem Partner für unseren Opi Reggie oder nicht. Wir haben uns damals einen Partner geholt und nach ein paar Schwierigkeiten haben sich die beiden auch ganz gut verstanden. Piep hat sich rührend um Reggie gekümmert und ihn umsorgt und gefüttert.

Reggies Zustand hat sich allerdings im Laufe der Jahre immer weiter verschlechtert. Er wurde inaktiver und konnte irgendwann gar nicht mehr auf der Stange schlafen sondern nur noch auf Sitzbrettern im Liegen. Seit einem halben Jahr kann er nicht mehr fliegen und stürzt bei Versuchen immer wieder ab. Ich habe nochmal nachgeschaut wie lange er jetzt wirklich schon bei uns ist. Das sind nun knapp 9 1/2 Jahre und er war damals definitiv schon erwachsen und komplett fehlgeprägt. Eine genaue Altersbestimmung war damals als Fundtier nicht möglich.

Er kann sich nicht mehr richtig putzen, da er nicht mehr auf einem Bein stehen kann und benutzt mittlerweile permanent die Sitzbretter. Dadurch verklebt sich seine Kloake mit Kot. Er schafft es nicht diesen selbst zu beseitigen, weshalb ich das regelmäßig machen muss.
Seit ein paar Monaten mausert er nicht mehr richtig. Die Federn an den Körperstellen die er schlecht oder gar nicht erreichen kann kommen nicht mehr richtig aus den Kielen heraus. Das ist besonders am Rücken der Fall. Der Bauch sieht ganz normal aus.
Er hat nur noch knapp 33g da er sehr wenig frisst und mittlerweile auch gar nicht mehr an Kolbenhirse geht.

Vor knapp einer Woche fing er dann an zu würgen und Schleim zu spucken. War mit ihm bei einer vogelkundigen Tierärtzin, die auch einiges gemacht hat. Im Kropf ist sehr viel Schaum und Schleim. Der Kropfabstrich war negativ wie ich gestern erfahren habe, weshalb sie von einer Überreizung ausgeht. Sie hat mit Barium gespült und mir Bird Bene Bac in Pulverform sowie ein Vitaminpräparat mitgegeben.
Ich musste ihn jetzt einzeln setzen, da Piep permanent um ihn herum war und ihn auch angefangen hat zu picken.
Jetzt sitzt er auf seinem Brett, dick aufgeplustert, würgt zwischenzeitlich ohne allerdings zu spucken und schläft den ganzen Tag. Zwischendurch frisst er ein paar Körner und versucht sich zu putzen. Das wars. Kein Zwitschern, keine Aktivität. Auf Piep reagiert er wenn überhaupt nur mit Abwehr. Der sitzt entweder auf dem Käfig oder auf einem Stock direkt neben seinem Freund und versteht die Welt nicht mehr. Er fängt an die Gitterstäbe zu füttern weil Reggie nicht reagiert.
Das ist doch kein Leben mehr. Für beide nicht.

Ich weiß einfach nicht, was ich noch machen soll. Wieder zum Tierarzt und noch mehr Untersuchungen? Vielleicht ist er schon 15, vielleicht funktionieren seine Organe nicht mehr richtig. Ich habe einfach das Gefühl, dass seine Lebenszeit bald abgelaufen ist. Aber quälen soll er sich natürlich auch nicht.

Die Tierärztin meinte dass er evtl. was giftiges gefressen haben könnte, da die beiden permanent Freiflug haben. Aber Reggie knabbert eigentlich nirgendwo dran rum und aufgrund seiner Flugunfähigkeit ist sein Radius doch sehr begrenzt. Das kann ich für mich ausschließen. Ich habe auch nichts geändert an Käfigeinrichtung oder Futter.

Habe aus Verzweiflung sogar sein Glöckchen in den Käfig gehängt (er war total geprägt auf Glöckchen und hat damit anfangs immer gekuschelt) aber selbst das ignoriert er.

Habt ihr noch eine Idee?

Liebe Grüße

Hallo Silkfrit,
es ist kein schöner Anlass, der Dich heute ins Forum führt. Am schlimmsten finde ich persönlich, wenn man hilflos mit ansehen muß, wie der geliebte Wellensittich immer mehr abbaut.
Dass Piep nach Reggie hackt, halte ich im Gegensatz zu Pezzy nicht für Vertreibung sondern eher für den Versuch,ihn zu animieren, sich endlich zu bewegen.
Nach deiner Beschreibung der Lage und seines Verhaltens würde ich persönlich daraus schlußfolgern, dass er sich auf seine letzte Reise über die Regenbogenbrücke vorbereitet und der Kreis sich schließen wird. Wenn Reggie die Nahrungsaufnahme verweigert und Schleim spuckt, hat er keinen Lebenswillen mehr. Es ist wie beim alternden Menschen: Durst und Hunger lassen nach, die Nahrungsaufnahme wird immer geringer und damit schwindet auch der Selbsterhaltungstrieb.Letzendlich verhungern Tier und Mensch.
Geh mit ihm noch einmal zum Tierarzt und lasse dich beraten, ob das Einschläfern nicht für ihn die bessere und humanere Lösung wäre. Ich bin kein Freund dieses letzten Schrittes aber machmal ist es der letzte Liebesdienst, den man seinem Gefährten noch erweisen kann.
Ich wünsch dir Kraft und die richtige Enstscheidung

Mitfühlend Ratio

Hallo,

Zu meinem Schwarm gehören auch bereits einige alte Vögel, mein älterster Opa hat auch die 15 Jahre schon geschafft. Er fliegt nicht mehr viel und beobachtet eigentlich nur noch.

Persönlich gehöre ich durchaus zu den Menschen die - wenn es Zeit ist - einen Vogel über die Regenbogenbrücke schicken lassen. Es ist immer eine extreme Gradwanderung. Ab wann ist ein Leben noch lebenswert? Wenn er noch frisst aber sonst nicht's mehr tut? Ich mache das immer extrem davon abhängig wie der Wellensittich (oder das Tier, bezieht sich nicht nur auf einen Vogel) allgemein ist. War er eigentlich mega aktiv? Vermisst er es extrem nicht mehr fliegen zu können? Mein Opa sitzt irgendwo in der Voliere und fliegt ab und zu eine Runde. Manchmal ist er aber auch in der früh noch in der Außenvoliere und lässt es dich gut gehen. Bei ihm erkenne ich noch keine "Qual". Wenn ich das tue, werde ich die Reise beenden. Ich finde das sind wir ihnen schuldig.

Manchmal müssen wir die Entscheidung treffen ihn gehen zu lassen, auch wenn es uns selbst sehr weh tut.

Ich wünsche euch alles Gute!

Update:

Gestern haben wir unseren Welli einschläfern lassen
Ich sollte ihn ja regelmäßig wiegen und nachdem er erst sogar 2g zugenommen hatte und ich dachte, dass es vielleicht doch noch aufwärts geht, ging es danach eigentlich nur noch bergab. Am Ende konnte ich ihn einfach so in die Hand nehmen ohne jegliche Gegenwehr und er hat auch angefangen ziemlich heftig zu atmen.
Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung ihn gehen zu lassen.

Jetzt suche ich notgedrungen einen Platz für seinen Partner Piep. Bis Samstag möchte mir die Tierärztin Bescheid geben, sie haben evtl. jemanden der ihn nehmen kann. Aber wenn nicht? Er ist überhaupt gar nicht menschenbezogen und braucht schnell wieder mindestens einen Welli um sich. Die Kinder und auch ich würden ihm gerne einen neuen Partner besorgen und dann mit der Wellihaltung weitermachen (ich war seit meinem 3. Lebensjahr nicht mehr ohne Wellis), aber mein Mann möchte nicht mehr. Da auch Ende des Jahres ein Umzug ansteht habe ich zugestimmt ihn abzugeben, sofern wir einen guten Platz finden. Habe ihn bereits in die Rubrik Zuhause gesucht eingetragen.

Liebe Grüße