nachdem ich ja nun schon eine ganze Weile hier auf Welli.net unterwegs bin, wird es wohl langsam mal Zeit für einen eigenen Bilder-Thread von Wilmas Wellis. Nachdem unsere Nr. 8 (Sola aus dem Tierheim) im Februar unseren Schwarm komplettiert hatte, gab es eigentlich nicht mehr viel Aufregendes zu berichten. Das erste Jahr war ohne Verluste überstanden und unsere kleine Resterampe aus Abgabewellis und Fundvögeln raufte sich zusammen, die Arztbesuche wurden weniger, der Wellibereich im Wohnzimmer dafür immer größer und unsere gefiederten Mitbewohner so langsam etwas zutraulicher. Und weil wir mit 4 Hennen und 4 Hähnen im Alter von inzwischen 1-4,5 Jahren mit der Aufstockerei abgeschlossen hatten, konnte ich mir die Anzeigen von Abgabevögeln wieder anschauen, ohne auch nur in Versuchung zu geraten, weitere Vögel aufnehmen zu wollen.
Tja, aber dann entdeckte ich Franky und das Schicksal hatte anderes im Sinn. Dies liegt nun allerdings schon ein paar Wochen zurück und ihr ahnt es sicher: Seit einer Woche ist Welli Nr. 9 offiziell bei uns eingezogen und gerade dabei, sich seinen Platz in unserem Schwarm zu suchen.
Die Vorgeschichte:
Franky (5 Monate alt) lebte seit zwei Monaten bei einer alten Dame und ihrer sehr auf die Halterin fixierten Henne. Man las aus jeder Zeile ihres Inserats, dass sie ihn eigentlich gar nicht hergeben wollte, aber trotzdem ein schönes Zuhause für ihn suchen musste, weil die beiden Wellis einfach nicht miteinander klar kamen. Ich bot ihr meine Hilfe bei der Vermittlung an, denn ihre Idealvorstellung (Familie mit Kind und Schwarmhaltung) ist ja bei dem aktuellen Überangebot an Abgabewellis gar nicht so leicht zu finden. Ursprünglich hatte ich gehofft, sie gibt den beiden Wellis noch eine Chance zusammenzufinden oder könnte noch zwei weitere Vögel aufnehmen, aber nichts davon war eine Option. Sie suchte also weiter nach einem neuen Zuhause für Franky und wir blieben in Kontakt. Leider fand sich so schnell kein geeigneter Bewerber, während sich die Situation für Franky dort weiter verschlechterte. Inzwischen hatte sich mein Sohn allerdings längst in Franky verguckt, weil er optisch das Küken von Sky und Lisa hätte sein können und außerdem sehr zahm war. Mit unserer wilden Bande war ja bisher wenig anzufangen, welches Kind hätte da nicht gern so ein niedliches zutrauliches Hähnchen? Mein erster Gedanke war, oh nein, dann haben wir wieder eine ungerade Zahl und am Ende muss dann auch noch eine weitere Henne her, neeiiiin bitte nicht! Anderseits hat Sky noch keinen festen Partner (er bemüht sich immer noch vergeblich um Lisa und hat angefangen Palu, der fest mit Stelle verpaart ist, zu füttern) und Sola hätte vielleicht auch noch Interesse an einem eigenen Hahn, denn aktuell teilt sie sich Revi mit Lisa, hmm. Wir könnten es ja mal versuchen…
Die alte Dame freute sich riesig, dass ihr Franky nun doch noch ein schönes Plätzchen finden sollte und wir bereiteten seinen Einzug vor. Falls er unser Schwarmgefüge völlig durcheinander bringen sollte (Lisa ist leider sehr anfällig für Stress und Infektionen), hatte ich sogar schon einen Plan B: Unsere Vogelsitterin hätte Franky dann übernommen oder ggf. sogar ein anderer Schwarm, wo es nur Hähne gab. Was sollte da noch schief gehen? Aber hier ist die Geschichte leider noch lange nicht zuende.
Die Diagnose:
Obwohl Franky soweit einen gesunden Eindruck machte, war der Eingangscheck beim vkTA obligatorisch, aber was sollte da schon sein? Tja, und nun kam leider die dramatische Wende. Die reguläre Untersuchung verlief noch gut, doch nach der Laboruntersuchung platzte die Bombe: Megabakterien! Zudem hatte Franky nach der ersten Nacht bei uns im Quarantänekäfig plötzlich heftig angefangen zu würgen und wohl seit Tagen (durch den Stress mit der zickigen Henne) kaum noch etwas gefressen. Was nun? In der Praxis riet man uns, Franky in diesem Zustand gar nicht erst aufzunehmen und von unseren Wellis komplett zu isolieren. In sein altes Zuhause konnte er aber nun erst recht nicht zurück. Ich telefonierte rum und holte mir Rat bei anderen Wellihaltern. Zur Not hätte ich ihn in eine Pflegestelle bringen können (weil die Halterin dort ein noch viel größeres Herz für Notvögel hat und sehr gut vernetzt ist), aber das ist eigentlich eher ein Hospitz für sehr kranke Wellis, wo er mit seinen gerade mal 5 Monaten dauerhaft hätte bleiben müssen, und das wollte ich ihr und ihm nicht antun. Insofern blieb erstmal nur ein Weg: 4 Wochen Quarantäne und 2x täglich ein Medikament schnabulös geben. Wie sollte ich das schaffen? Zu diesem Zeitpunkt bekamen nämlich auch noch Sola und Revi gerade eine AB Spritzenfütterung aufgrund eines Atemwegsinfekts. Nach einer Horrornacht, in der ich kurz davor war, die Wellihaltung komplett einzustellen, hieß es Augen zu und durch. Großer Dank an dieser Stelle an alle meine Nothelfer und Trostspenderinnen im Hintergrund, die mir in dieser schwierigen Phase sehr viel Mut zugesprochen haben.
Die Behandlung:
Ich hatte inzwischen sehr viel über Megabakteriose recherchiert (Danke welli.net!) und einige erfahrene Wellihalterinnen um Rat gefragt. Unsere TA Praxis hatte mir lediglich Ampho Moronal mitgegeben, das wohl einzig wirksame Mittel gegen diese Pilze. Zusätzlich bot ich Franky die empfohlenen Tees an, die viele von euch vorsorglich geben, und bestellte ihm ein spezielles Futter für Megaspatienten bei einem hier empfohlenen Online-Shop. Und dann gab es täglich Hirse (rote Kohi und Rispenhirse) und neben der Medikamentengabe sehr viel Fürsorge von meinem Sohn für den kleinen Patienten. Ich hätte ihn in dieser Zeit auch zu unserer Vogelsitterin bringen können, aber er brauchte ja auch dringend andere Wellis um sich, um seinen Lebensmut nicht zu verlieren. Wir hatten nämlich festgestellt, dass er nur in Gesellschaft futterte und sehr still war. Um aber unsere Truppe nicht mit seinem infizierten Kot in Berührung zu bringen, musste er leider in seinem Quarantäne-Knast bleiben und durfte nur unter Aufsicht im Wellizimmer stehen. Vormittags blieb unsere Bande dann vorübergehend in der Voliere, nach der Schule durfte Franky im Kinderzimmer seine Flugmuskulatur trainieren. Nach zwei Wochen wurde es dann aber Zeit, unserer Bande ihren ganztägigen Freiflug zurückzugeben und ich riskierte es, Franky auch mal ein paar Stunde unbeaufsichtigt im Wellizimmer stehen zu lassen. Er fing langsam an mit den anderen zu kommunizieren und bekam regelmäßig Besuch von unseren Jungs. Die Hennen interessierten sich lediglich für seine Hirse, kamen aber nicht ran, zu dumm. Nach 4 langen harten Wochen ging es zur Nachkontrolle zur vkTÄ: Keine Pilze mehr nachweisbar und er hatte sogar zugenommen. Statt 41g wog er jetzt 44g, yeah! Zur Sicherheit hatte ich auch Lisas Kot untersuchen lassen, da sie wohl auch Megas-Trägerin ist, aber auch bei ihr war aktuell nix zu finden.
So geht es nun weiter:
Dass wir Franky nach dieser schwierigen Zeit nicht mehr abgeben, war inzwischen allen klar. Nun wird sich zeigen, wie es mit seinen Megas weitergeht. Er wird ja ein Leben lang Träger bleiben und da inzwischen mehr als 80% aller Wellis diese Pilze im Darm tragen, trifft er bei uns wohl ohnehin auf einige Leidensgenossen (wenn auch bisher unauffällig, nicht nachweisbar und ohne Schübe). Im schlechtesten Fall stecken sie sich alle gegenseitig immer wieder neu an (kein Zucker und Hygiene ist also nach wie vor das A und O) und ich habe dann regelmäßig Patienten mit akuten Schüben zu behandeln. Aber wenn wir Stress vermeiden und sie sich irgendwie harmonisch neu sortieren, wird es vielleicht auch gar nicht so schlimm. Darum werde ich von nun an regelmäßig über unsere Fortschritte oder ggf. Rückschläge berichten und freue mich auf einen regen Erfahrungsaustausch mit euch. Und Fotos sollen hier natürlich auch nicht fehlen
Ach so, inzwischen heißt Franky übrigens Frenkie, denn bei uns ist mein Sohn für die Namensgebung zuständig und mit Sinatra (wer ist das?) hat er natürlich nichts am Hut. Aber es gibt da wohl einen Fußballer namens Frenkie de Jong, der soll nun Namenspate sein, ist ja fast dasselbe. Die Piepser werden den Unterschied wohl kaum bemerken
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