Thema: Ein Wellensittich (16 Jahre alt) darf nicht mehr fliegen und Partner leidet darunter

Hallo liebe Wellensittich-Freunde,

nachdem ihr uns vor 6 Jahren sehr nett geholfen habt, eine Lösung für meinen damals 10 Jahre alten Hansi zu finden (leider war sein Partner verstorben und wir haben ihm einen neuen Partner gekauft), wende ich mich nochmal an euch.

Hansi ist mittlerweile 16 Jahre alt und hat einfach nicht mehr die Ausdauer/Kraft zum fliegen :/. Er würde es gerne können und versucht es, aber er kommt in der Luft einfach nicht mehr hoch. Um ihn zu schützen halten wir ihn momentan ausschließlich im Käfig (vor einem Jahr hatte er einen Knochenbruch und jedes abstürzen ist nach dem vkTA eine große Gefahr) .

Jetzt kommt das Problem: sein Partner, Vio, (10 Jahre alt), ist sehr ängstlich, würde aber trotzdem sehr gerne noch fliegen. Leider fliegt er nur, wenn wir die Käfigtür für mehrere Stunden offen lassen. Das geht aber nicht mehr, weil Hansi dann direkt ausbüchst.

Die momentane Lösung ist, Vio, wenn er (augenscheinlich) unbedingt fliegen will, kurz raus zu lassen. Leider ist er da so unsicher, dass er meistens gar nicht raus fliegt oder wenn überhaupt nur eine Runde. Wir können die Käfigtür aber auch nicht offen lassen :/.

Wir finden einfach keine Lösung.. Hansi geht es seinem Alter entsprechend, er liegt zu 90% nur auf Liegeflächen, aber isst und trinkt noch ganz normal. Nur Vio geht es von Tag zu Tag schlechter. Er leidet einfach unter dieser Situation. Wir haben überlegt, wir Vio an einen aktiveren Schwarm abzugeben, dann wäre Hansi aber alleine... Oder beide Vögel nebeneinander in getrennten Käfigen zu halten (sodass Vio seinen Freiflug hat uns Hansi im Käfig bleibt), aber dass wäre auch alles andere als optimal oder?... Die Situation ist nicht einfach, weil immer ein Vogel darunter leiden muss.

Trotzdem habe ich noch Hoffung dass es eine Lösung gibt, und wollte euch fragen ob ihr noch eine Idee hättet was man machen könnte?

Und eine kleine Frage noch dazu: Hansi liegt die meiste Zeit des Tages leider nur auf Liegeflächen :/, isst aber noch ganz normal und setzt sich auch mal ab und zu auf einen Stock . MMn zeigt er Lebenwille, hat keine Schmerzen und könnte definitiv noch ein Weilchen leben. Aber auf der anderen Seite, ist ein Vogelleben, ohne fliegen und mit andauerenden rumliegen auch nicht mehr wirklich lebenwert oder.. Ich mache mir große Sorgen, dass er in seiner allgemeinen Lebenssituation auch leidet. Was denkt ihr?

Viele Grüße
Christian

Hallo Christian,
ich hatte vor einigen Jahren so eine ähnliche Situation. Zwitscher, damals etwa 9 Jahre und auf Grund einer Flügelverletzung flugunfähig hatte seinen Partner verloren. Da ich keinen flugunfähigen Wellensittich gefunden habe, zog der fliegende Horst, etwa 1/2 Jahr alt ein. Beide kamen miteinander klar, ohne dass es die große Liebe wurde. Anfangs flog Horst noch regelmäßig seine Runden, paßte sich dann aber recht schnell dem flugunfähigen Zwitscher an. Beide saßen die meiste Zeit im Bauer. Wenn Zwitscher beabsichtigt oder aus Versehen das Bauer verließ, landete er unweigerlich auf dem Fußboden. Zwitscher konnte zwar nach unten gleiten aber nicht mehr hochfliegen. Verletzt hat er sich dabei nie. Auf dem Fußboden stand eine Spielwiese inkl. Futternapf, wo sich dann beide aufhielten, bis ich das Bauer abend auf den Fußboden gestellt habe und beide reingeklettert sind. Zwei Jahre später merkte man Zwitscher das Alter so langsam an. Er verlor öfter das Gleichgewicht und fiel von der Stange bzw. Schaukel, rappelte sich aber sofort wieder auf und kletterte hoch. Da auch Horst immer träger wurde und ich den Eindruck hatte, dass Zwitscher mehr Ruhe brauchte, habe ich für Horst eine Partnerin geholt, die damals etwa 2 Monate alte Mira, die als Abgabevogel einen neuen Wohnsitz suchte. Anfangs waren noch alle drei zusammen in einem Käfig. Wenn die beiden jüngeren durch den Käfig sprangen, verlor Zwitscher allerdings regelmäßig das Gleichgewicht. Ich habe dann Horst und Mira in den größeren Käfig gesetzt und Zwitscher bekam seinen eigenen kleinen Käfig. Beide Käfige standen nebeneinanander, so dass sie sich gegenseitig besuchen konnten. Mira hat davon auch regen Gebrauch und war oft bei Zwitscher zu Gast. Zwitscher fand das auch sehr gut, wurde aber ungehalten, wenn der Gast nicht wieder gehen wollte.
Ich fand die Zwei-Käfig Lösung gut, da die beiden jüngeren sich austoben und fliegen konnten und Zwitscher seine Ruhe hatte. Die Spielwiese stand nach wie vor auf dem Fußboden. Mitunter trafen sich alle drei dort.
Mein persönlicher Rat:
Zwei Bauer, neuen Partner für Vio, Spielwiese auf dem Fußboden. Hansis Bauer morgens auf den Fußboden stellen, dann kann er gefahrlos raus und sich mit den anderen auf der Spielwiese treffen.
Zu deiner Frage nach dem lebenswerten Leben: Im Gegensatz zum Menschen arrangieren sich Tiere sehr schnell mit ihrer Behinderung. Zwitscher war von seinen 12 Lebensjahren 10 Jahre lang flugunfähig. Dennoch war er ein sehr fröhlicher und mit sich und der Welt zufriedener Welli. Momentan ist es Horst in meinem Schwarm, der sehr stark hinsichtlich seiner Flugfähigkeit eingeschränkt ist. Er kann die Höhe nicht halten und nicht auffliegen. Wenn er mal wieder auf dem Fußboden gelandet ist, erreicht er über die Aufstieghilfe wieder den Käfig.
Wenn die Altersschwäche voranschreitet brauchen die Tiere, genau wie der alternde Mensch, mehr Ruhe und schlafen auch mehr. Solange Hansi frißt und trinkt, ist der Lebenswille vorhanden. Wenn sie gar nicht mehr wollen und die Zeit gekommen ist, sich zu verabschieden, stellen sie die Nahrungsaufnahme ein. Sofern meine Wellis keine Schmerzen haben, lasse ich sie ihren Weg zu Ende gehen. Ich glaube, wir leiden mehr als unsere Wellis.
Gruß Ratio