ich brauche ganz dringend einen Rat. Mein Text wird vermutlich lang werden. Ich hoffe, das ist ok. Sonst sagt mir das bitte. Also mein Problem ist folgendes:
Ich habe ein kleines Rainbow-Mädchen – ein Fundvogel, den niemand vermisst hat – die bei mir erwachsen geworden ist. Sie hat gelernt, Vogelmiere zu fressen und mit sehr viel Geduld auch Gurke, kann inzwischen richtig gut fliegen (anfangs dachte ich, sie kann nicht fliegen) und kommt wenn sie Lust hat, auch ohne Leckerli auf die Hand. Weil sie alleine ist, beschäftige ich mich sehr viel mit ihr, und sie ist mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen.
Sie hat einen „Spannerast“ am Fenster rüber in Nachbars Garten, wo sie morgens während ich sie sauber mache und gemütlich frühstücke 1-2 Stunden zwitschert, Vögel beobachtet, und sich gut trocknen kann (der Ast hängt direkt über der Heizung). Nachdem sie das Baden für sich entdeckt hatte – nicht im Badehäuschen, sondern in einem Weckglasdeckel – badet sie nicht selten zwei Mal am Tag und wirft sich manchmal seitwärts so ins Wasser, dass die Beinchen in die Luft ragen und sie schon zwei Mal über den Rand aus dem Deckel rausgerugelt ist. Dann landet sie auf dem Rücken und empört sich heftig mit einer kurzen Schimpftirade. Köstlich. :-)
Nachdem klar war, dass ich sie behalte, habe ich mich bei Kleinanzeigen auf die Suche nach einem Partner für sie gemacht. Kurz vor Weihnachten war es dann soweit: Ein (angeblich) 1,5 Jahre junger Wellimann stand in einer Transportbox neben ihrem Käfig.
Die Kleine war außer sich vor Freude. Sie war so hin und weg, dass sie sich sogar an das Gitter der Transportbox geklammert hat, die sie drei Tage lang skeptisch beäugt, an die sie sich aber nicht rangetraut hatte.
Was dann in den folgenden Stunden geschah, war jedoch eine Katastrophe. Der ausnehmend hübsche, grün-weiß-gelbe Schecke, gut 1/3 größer als sie und meiner Meinung nach deutlich übergewichtig (was man auf den Fotos nicht gesehen hat), hat meine Kleine ignoriert, hat sich von ihr weggedreht, sie weggehackt und ist im Freiflug vor ihr davon geflogen. Was hat Shakira (benannt nach einer Fledermaus in einem Kinderbuch) sich Mühe gegeben Sie hat ihm in Tönen Geschichten erzählt, die ich von ihr zuvor noch nicht gehört hatte, ganz vorsichtig hat sie versucht, seinen Schnabel zu berühren, hat sich auf einen Ast unter ihn gesetzt, ihr Köpfchen aufgeplustert und es ihm mit dem Hals nach oben entgegengereckt aber nichts. Keine Reaktion. Noch nicht mal ein Piep.
Der junge Mann wurde dann in einen Käfig verfrachtet und dieser neben ihren Käfig gestellt. Mit demselben Ergebnis. Nach einigen Stunden erfolglosen Bemühens um ihn war Shakira so frustriert, dass sie wie verrückt auf ihren Weidenball eingehackt hat und gar nicht mehr zu beruhigen war. Auch nicht, als ich sie in ein anderes Zimmer gestellt hab. Sie tat mir so leid.
Die beiden nächsten Tage standen die Käfige nebeneinander und es änderte sich nichts. Sie hing am Gitter, hat alles versucht, um mit ihm in Kontakt zu kommen, und er ist ein paar Schritte zurückgewichen oder hat ihr demonstrativ den Rücken zugekehrt. Er ruft zwar immer wieder (Kontaktruf), worauf sie (instinktiv) antwortet, aber ich habe den Eindruck, dass diese Rufe nicht ihr gelten. Wie meine Schwester (leider erst) bei der Abholung erfahren hat, lebte der Hahn in einem Schwarm. So wie er inseriert war, wäre ich darauf nicht gekommen. Sonst hätte ich ihn nicht genommen. Ich möchte zwar später gerne eine kleine Gruppe oder einen kleinen Schwarm haben, aber bis ich dafür die räumlichen und finanziellen Möglichkeiten habe, muss ich mich im Sinne der Tiere mit einem Paar begnügen.
Wie die Verkäuferin weiter erzählt hat, hat sie schon mehrmals Wellensittiche aus schlechter Haltung „gerettet“. Inwieweit sie sich jedoch über die Versorgung hinaus um die Tiere bemüht ?
Ich habe noch nie zwei Wellis vergesellschaftet, und habe keine Erfahrung mit Wellensittichen, aber meinem Gefühl nach ist das Verhalten des Männchens nicht normal. Die Verkäuferin meinte, er sei ein ganz Lieber, beißt nicht, man kann ihn in die Hand nehmen und er sei sehr gesellig. In die Hand nehmen kann man ihn, ja. Wenn man ihn fängt (was ich ein Mal leider musste). Er ist dann tatsächlich „ein ganz Lieber“ und wehrt sich nicht. (Shakira würde, so wie ich sie kenne, 100pro wild zappeln und heftig um sich beißen. Sie berührt mich wenn SIE es will, nicht andersrum.) Ansonsten kommt er noch nicht mal für Kolbenhirse ans Käfiggitter. Obwohl er meines Eindrucks nach keine Angst vor Menschen hat und positiver auf sie reagiert als auf seine Artgenossin Shakira – die sich intensivst um ihn bemüht hat, obwohl sie sehr auf mich bezogen ist.
Ein weiteres Problem ist, dass der junge Hahn bei uns weder Gurke noch Karotte frisst (was er seiner Besitzerin zufolge tut), Rispenhirse nicht anrührt, und nur kurz und hektisch, als würde er gleich verjagt werden, ein wenig „normales“ Futter frisst. Er ist zwar meiner Meinung nach übergewichtig, aber damit er nicht verhungert, habe ich ihm Kolbenhirse angeboten und da stürzt er sich drauf. Und in nasse Salatblätter pickt er zwei, drei Mal rein.
Und zum dritten flattert er oft stundenlang, immer für ein paar Sekunden wie ein Kolibri im Stehflug in der Mitte des Käfigs, obwohl er genug Platz hätte, um hin und her zu fliegen und meist heftig dabei „schnaufen“ muss. Er ist von dieser Flatterei durch nichts abzubringen, und weil ich nicht das Gefühl habe, dass es ihm dabei gut geht, ist das für mich kaum auszuhalten. Und wenn er nicht flattert, so „zuckt“ er ständig mit den geschlossenen Flügel, wie wenn er gleich losfliegt. Aus dem Käfig raus geht er aber auch nicht. Manchmal zwitschert (singt) er vor sich hin, oder gegen das Gitter, als ob da ein Artgenosse (Spiegel?) wäre. Generell ist die einzige RE-aktion, die dieser Vogel zeigt, jemandem den Rücken zukehren/sich abwenden.
So, nun zu meiner Frage:
Ich glaube nicht, dass die beiden Wellis miteinander klarkommen, von einer Liebesbeziehung ganz zu schweigen. Für einen zweiten Käfig habe ich keinen Platz, ich habe nicht die Zeit, mich 3-4 Stunden am Tag um einen zweiten Vogel zu kümmern und alleine bleiben kann er auch nicht.
Deshalb habe ich mir überlegt, die Besitzerin zu fragen, ob er wieder zu seinem Schwarm darf. Aber die hat nach Abgabe von ihm und einem Weibchen immer noch 12 Vögel, überlegt, noch zwei weitere abzugeben, der junge Wellimann ist vielleicht noch gar keine 1,5 Jahre alt und lebte erst ein paar Monate bei ihr, und er ist (für meine Gefühl) so seltsam drauf, dass ich Zweifel habe, ob er ein vollwertiges Schwarmmitglied war. Außerdem denke ich, dass er zu dick ist und einem Tierarzt vorgestellt werden sollte. (Da ich schwerbehindert bin, kann ich das selbst nicht leisten und habe vorallem momentan auch nicht das Geld dafür.)
Eine andere Möglichkeit wäre, ihn hier in der Welli.net-Vermittlung einzustellen. Meiner Meinung nach sollte dieser Welli unbedingt in einen größeren Schwarm, wo er mehr Möglichkeiten hat, eine Partnerin oder einen Gefährten zu finden. Aber dann wäre schon wieder alles neu für ihn, wer weiß, ob es woanders klappt und er bleiben kann, und was ist, wenn ihn niemand haben will? Ich kann ihn einfach nicht noch ein paar Wochen behalten. Aus Platzgründen, und vorallem in seinem Sinne und im Sinne von Shakira.
Was meint ihr, soll ich fragen, ob er zurück darf oder lieber hier jemanden suchen, der sich seiner annimmt?
Kommentar