Verhalten verstärken
Vielleicht habt ihr schon mal was von positiver und/ oder negativer Verstärkung gehört. So nennt man die direkte Reaktion auf ein bestimmtes Verhalten, durch das verschiedene Gemütszustände und Verhaltensmuster verstärkt werden.Man kann seinen Tieren bestimmte Verhaltensweisen „antrainieren“, wenn man im richtigen Augenblick bewusst positiv verstärkt. Bekannt ist sicher jedem das Beispiel der Belohnung durch Futter, wenn der Wellensittich etwas gut gemacht hat. Möchte man beispielweise trainieren, dass der Wellensittich sich Abends mit der Hand in den Käfig zurücksetzen lässt, kann man ihn geduldig immer wieder mit einem Leckerlie belohnen, wenn er dies tut.
Eine Weiterentwicklung davon ist unter anderem auch das sogenannte Clickern, indem das Klick-Geräusch (nach entsprechendem Training) anstatt des Futters die eigentliche Belohnung für das Tier darstellt. Der Sittich verbindet irgendwann ein bestimmtes Verhalten und die darauf folgende Belohnung, da sein Handeln positiv verstärkt wurde.
Weniger bekannt, aber deshalb nicht auch weniger uninteressant ist es jedoch, dass man bestimmte Verhaltensweisen auch negativ verstärken kann. Wenn der Wellensittich also beispielsweise am Fenster sitzt, einen vorbeifliegenden Greifvogel sieht und panisch wegfliegt, sollte der Halter möglichst ruhig und unbeeindruckt reagieren.
Geht er nun zum Vogel, der immer noch ängstlich ist und spricht Worte wie: *Ach Du lieber Gott! Was ist denn da für ein riesiger Vogel vorbeigeflogen? Oh ja, da kann man aber auch Angst bekommen!* - in dem uns Menschen typischen Tonfall, dann könnte sich unter Umständen die Angst des Vogels noch verstärken. Er spürt am Tonfall, dass sein Federloser seine Angst nachvollziehen kann und fühlt sich in seiner Panik bestätigt. Diese Reaktion könnte also bei Wiederholungsfällen dazu führen, dass der Welli irgendwann bei draußen vorbeifliegenden Vögeln in noch größere Panik verfällt oder sich eventuell auch gar nicht mehr auf den Fenstersitz setzt.
Besser wäre es in diesem Fall, wenn man maximal ein paar wenige beruhigende Worte spricht, z.B.: alles in Ordnung! Hier bist Du doch sicher! - und ansonsten mit seinem normalen Tageswerk weitermacht und dem Vogel erst mal keine weitere Aufmerksamkeit zukommen lässt. Denn dann wird der verschreckte Welli sich auch schnell wieder beruhigen. Er bemerkt so am Verhalten des Menschen, dass doch eigentlich gar nichts passiert ist worüber man sich aufregen müsste.
Denkt dran: unsere Wellis sind sehr intelligente Tiere, die auch Gemütszustände der ihnen vertrauten Menschen sehr wohl wahr nehmen und entsprechend darauf reagieren. Verstärkt also ihre Ängste, ihre Panik oder ihr Fehlverhalten nicht noch, sondern zeigt ihnen, dass sie sicher sind. Auch das stärkt die Bindung an die Bezugspersonen und ist einer der Grundsteine für eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Tier und Mensch, sowie ein schönes Zusammenleben.
Der Artikel wurde am 22.02.2014 von veröffentlicht in der Kateogie: Verhaltensblog.
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MelliW aus Fulda (24.02.2014 - 12:07)
An eine negative Verhaltensänderung durch meine Reaktionen habe ich noch nie gedacht. Vielen Dank für deinen Hinweis.
Alula aus Duisburg (24.08.2022 - 03:49)
Ich finde das Thema sehr interessant. Habe selber das Buch die Vogelschule und kann das zusätzlich empfehlen. Finde man sollte das Thema viel mehr einbringen, sonst ist es ja eher bei Hunden.