Wellensittiche und Meerschweinchen unter einem Dach
Heute möchte ich euch in einem persönlichen Erfahrungsbericht von meiner tierischen Wohngemeinschaft berichten. Unter einem Dach lebten nämlich mit mir zusammen nicht nur meine Wellensittiche, sondern auch noch zwei Meerschweinchen, zu denen ich mehr oder weniger unverhofft kam.
Alles begann vor einigen Jahren. Während ich mich in meiner eigenen Wohnung für die Haltung von Wellis entschieden hatte, bevorzugte meine jüngere Schwester in ihrer Wohnung die Haltung von zwei Meerschweinchen. Leider entwickelte sie innerhalb kurzer Zeit eine so massive Allergie gegen die Tierhaare selbst und das Heu, dass sie die Tiere weder adäquat versorgen, noch dauerhaft in ihrer Umgebung behalten konnte. Nicht einmal die Versorgung im Freien war ihr damals möglich.
Zwei Schweine ziehen bei mir ein
So war klar, die Schweinchen müssten kurzerhand ein neues Zuhause finden. Da ich schon von frühester Kindheit an allen möglichen Tieren ein Zuhause gab, die irgendwer verstoßen hatte, war klar, dass auch die beiden Schweinchen zunächst ohne mein Wissen bei mir einziehen sollten.Eines Mittags stand meine Familie also mit samt den Schweinchen und allem Zubehör vor meiner Haustür und bettelte um Asyl für die armen Schweine. Im wahrsten Sinne des Wortes, könnte man sagen. Familie und Schweinchen wurde Einlass gewährt und nun saßen sie da. Krümel und Strolch. Ein braun, beiges und ein dreifarbiges Glücksschweinchen.
Die beiden erhielten erst einmal übergangsweise einen Platz in meinem Schlafzimmer, denn ich hatte mir über die gemeinsame Haltung von Wellensittichen und Meerschweinchen noch keine Gedanken gemacht und wollte die armen Kerlchen nicht einfach ohne Hintergrundwissen bzgl. dieser neuen Situation mit den doch stetig schnatternden Wellis konfrontieren.
Gemeinsame Haltung Meerschweinchen und Wellis möglich?
In den nächsten Tagen suchte ich allerlei Informationen heraus und erkannte schnell, dass sich die Geister bzgl. einer gemeinsamer Haltung von Wellensittichen und Meerschweinchen in einem Raum scheiden. Ich war sehr verunsichert, denn beide Tierarten lagen mir am Herzen. Sowohl die kleinen, australischen Krummschnäbel, als auch die wuscheligen Fellnasen.Dauerhaft aber eine davon, in diesem Fall die Schweinchen, in meinem Schlafzimmer unterzubringen, war irgendwie nicht der Traum meiner schlaflosen Nächte. Fakt war also für mich, wenn ich keine fundierten Informationen zur Thematik finden würde die belegen, dass eine gemeinsame Haltung unschädlich für beide Seiten wäre, würde ich mich für eine Tierart entscheiden müssen.
Weitere Tage zogen ins Land und dazu einige Nächte, die ich mir in einschlägigen Foren um die Ohren geschlagen hatte, um meinen Wissensdurst zu stillen. Ich interviewte meinen vogelkundigen Tierarzt zur Thematik und auch zwei normale Tierärzte, die jeweils die gemeinsame Haltung beider Arten in einem Zimmer, unter Einhaltung gewisser Voraussetzungen als unproblematisch einstuften.
Der Versuch gemeinsame Haltung wird gestartet
So bestärkt war ich gewappnet und schob den doppelten Etagenkäfig einmal quer durch meine kleine Wohnung in das Zimmer, in dem sich die Wellis befanden. Diese teilten sich mit mir das große Wohnzimmer. So sollten nun versuchsweise unter strenger Beobachtung, auch die Schweinchen hier ein neues Domizil finden.Die beiden Schweinchen gesellten sich dort angekommen sofort aus ihren Häuschen und streckten neugierig die Nasen in die Luft um zu erriechen, was denn das für neue Gerüche im Raum wären. Auch die Wellis ließen sich nicht lange bitten und landeten schon bald neugierig auf dem Käfigdach der Meeris. Am Anfang erschreckten sich zugegebenermaßen beide Seiten ein klein wenig.
Die Wellis flatterten wieder auf den sicheren Vogelbaum, wenn das komische Felldingens sich bewegte und die Schweine verschwanden kurzerhand im Häuschen und streckten nach wenigen Sekunden schon wieder die viel zu neugierigen Nasen aus der Öffnung um zu sehen, was das für komische Flattermänner wären.
Nach wirklich wenigen Stunden, in denen ich die ganze Sache etwas angespannt und kritisch beäugte, denn ich wollte ja auch nichts falsch machen, oder gar eine der beiden Tierarten überfordern, legte sich die gesamte Aufregung. Jede der beiden Tierarten hatte wieder ihr gewohntes Verhalten an den Tag gelegt. Die Vögel saßen Schnabelknirschend und leise brabbelnd auf ihren Stammplätzen und die Schweinchen mampften munter ihr duftendes Heu.
Keinerlei Anzeichen von Stress oder sonstigem war erkennbar. Auch die kommenden Tage blieb ich stetig in Hab Acht Stellung. Mir war dies alles nicht sonderlich geheuer und ich wollte ganz, ganz, ganz sicher sein, dass es beiden Tiergruppen gut geht. Auch weiterhin versuchte ich alles mögliche über die gemeinsame Unterbringung in Erfahrung zu bringen und las auch kritische Stimmen mit großem Interesse. Schließlich lag es in meiner Verantwortung beiden Tierarten gerecht zu werden.
Wellis und Meerschweinchen - es funktioniert
Zu keinem Zeitpunkt, auch nicht nach Wochen konnte ich negative Veränderung oder Reaktion bei Wellis oder den Schweinchen feststellen. Im Gegenteil. Sie wurden zunehmend neugieriger aufeinander. Und das wertete ich als Zeichen dafür, dass einer vom anderen unmöglich gestört sein konnte. Aggression oder Flucht wären die Folge gewesen, Krankheitsanzeichen oder Drohgebärden, doch all dies war mit keinem Augenblick zu erkennen.Auch als ich dann die meines Empfindens nach ätzende Käfighaltung der Meeris kurzerhand abschaffte und ihnen statt dessen einen ca. drei Quadratmeter großen Auslauf (ein offenes Gehege) baute, welches teilweise in den Bereich der Wellis integriert werden konnte, war keine negative Veränderung zu erkennen.
Als Kinderkrankenschwester habe ich eine Gabe für detaillierte und sensible Beobachtung und so war ich mir nach einigen Monaten ganz sicher, dass der Versuch geglückt war und ich somit beiden Tierarten ein gutes Zuhause bieten konnte. Alles wurde so arrangiert, dass jede Tiergruppe zwar ein gemeinsames Zimmer teilte, doch jeweils ihren eigenen Bereich hatte. Wellis oben und Meeris unten am Boden. Da ein Teil der Meerianlage in den Freiflugbereich der Wellis ragte, achtete ich darauf, dass sich direkt über dem Gehege keine Sitzplätze für die Vögel befanden. Denn einer Verschmutzung durch Vogelkot wollte ich natürlich vorbeugen.

Zunehmend war nun auch zu beobachten, dass die Schweinchen und Wellis eine Art Interaktion miteinander betrieben. Da meine Wellis 24 Stunden am Tag Freiflug genießen, hatten sie jederzeit die Möglichkeit alles im Raum zu erkunden.
Natürlich ließ besonders der freche Fridolin auch keine Möglichkeit aus, um das Meerigehege zu begehen. Zielsicher landete er oft mitten im Einstreu und ließ sich auch durch die umherwirbelnden Späne nicht irritieren, die er durch den Flugwind aufwühlte. Die Schweinchen kamen dann oft neugierig auf den komischen Federmann zu und begutachteten ihn aus einiger Entfernung. Kein Zähneklappern, keine Drohgebärden, sondern neugieriges und leises Quieken und Schnuppern. Gemeinsames Futtern am Salatblatt, kollektives Möhrenknabbern Seite an Seite von Meeri zu Schweinchen waren nun an der Tagesordnung.
Und wenn die Schweinchen mal nicht im offenen Bereich des Geheges zu finden waren, ließ es sich der mutige Fridolin auch nicht nehmen, forsch in die Öffnung von Häuschen oder Röhren zu linsen um nachzusehen, ob Familie Schwein denn daheim wäre. Hatten die Schweinchen Lust kamen sie nach draußen, hatten sie keine, ließen sie Fridolin vor der Tür stehen und hielten weiter ihre Siesta in einem der vielen Rückzugsmöglichkeiten.
Unzählige Röhren, Kuscheltunnel, Hängematten, Häuschen und Heutunnel boten also den Schweinchen die nötige Rückzugsmöglichkeit, und ausreichend Platz sorgte dafür, dass sich beide Tierarten auch aus dem Weg gehen konnten, sofern es gewünscht war. Dies ist auch bei einer gemeinsamen Unterbringung absolut wichtig. Alles in allem eine gelungene Sache.
Auch als Krümel verstorben war und Strolch (den ich in Possu umbenannt hatte) eine neue Partnerin erhielt, änderte sich nichts an der Situation oder Verträglichkeit. Auch das neue Schweinchen Cucina lebte sich schnell in der tierischen Wohngemeinschaft ein und schien durchaus ihren Spaß zu haben, wenn Jule und sie gemeinsam kleine Cocktailtomaten durchs Streu kullerten. Jule mit dem Schnabel und ganzem Körpereinsatz, während Cucina oft nur einen kleinen Stubs mit der Nase benötigte, um die rote Kugel durch in Bewegung zu setzen.
Schweine und Wellis lebten so einige Jahre gesund und soweit ich es beurteilen kann auch glücklich nicht nur unter einem Dach, sondern auch im gleichen Zimmer. Wohnzimmer konnte man diesen Raum zwar mit der Zeit nicht mehr nennen, denn er war mittlerweile mehr auf die Bedürfnisse der Tierchen ausgerichtet, als auf meine eigenen, aber das macht einem wirklichen Tierfreund nichts.
In diesem Sinne wünsche ich euch und euren Federchen eine gute Zeit. Sofern ihr diesen Artikel gelesen habt und über die Anschaffung einer kleinen Schweinebande nachdenkt, hat euch dieser Kurzbericht hoffentlich geholfen.
Liebe Grüße, Eure Ive
Der Artikel wurde am 24.03.2014 von Ive84 veröffentlicht in der Kateogie: Haltungsblog.
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