Weide für Wellis – Weidenkranz selbst gemacht!
Frühlingszeit ist die Zeit der Weidenbäume (Salix) und Weidengewächse (Salicaceae). Meist strecken sie als erste ihre neuen Triebe aus und heißen mit einem zarten grün die ersten Sonnenstrahlen willkommen. So sollen auch in diesem Frühjahr unsere Wellensittiche auf ihre Kosten kommen. Was bietet sich dazu mehr an als die jungen Ästchen der Weide, aus denen man herrliche Dinge für die kleinen Geier basteln kann. Bereits im letzten Jahr hatte ich mich dazu entschieden meiner Geierbande einige Weidenkränze zu fertigen, in denen sie nach Lust und Laune schaukeln könnten, oder die sie aber ganz nach Welliart, bis zum letzten Span zerschreddern könnten, sobald ihnen der Schnabel danach stünde.Welche Weide dazu am besten geeignet ist, wie diese zu behandeln ist , was es zu beachten gibt und wie aus all dem ein Weidenkranz entstehen kann, das zeigt euch dieser Artikel.
Voraussetzung für einen tollen und selbstgemachten Weidenkranz ist die Bereitschaft des Federlosen, sich an die frische Luft zu begeben. Da die meisten dies schon gewöhnt sind zum sammeln von Vogelmiere, Wegerichen und Wildgräsern, wird es keine all zu große Überwindung brauchen um auch zum Weidensammeln einen Spaziergang zu machen. Am besten nutzt ihr jetzt bei der milden Fühlingsluft die Zeit am Wochenende für einen ausgedehnten und schönen Marsch durch die langsam aus dem Winterschlaf erwachende Natur. Trefft ihr dabei meist in Wassernähe auf einen Weidenbaum, dabei ist es eigentlich fast egal um welchen es sich handelt, solltet ihr als pflichtbewusste Wellensittichhalter natürlich immer euer kleines Taschenmesser dabei haben. Dass nur von Bäumen „geerntet“ werden soll an denen es erlaubt ist und die fernab von Strassen und Autoabgasen stehen, versteht sich von selbst.
Geeignet sind alle üblichen Weidenarten:
* Apeninnenweide
* Bruchweide
* Dotterweide
* Großblattweide
* Korbweide
* Korkenzieherweide
* Salweide
* Silberweide
* Spitzblattweide
Doch Achtung! - Wie war das noch mit dem Salicin?
Salicin ist ein Stoff in der Weidenrinde, der besonders im Frühling in höherem Maße dort enthalten ist. Salicin ist der Grundbaustoff für die bekannte Salicylsäure, die jeder als Wirkstoff der bekannten Kopfschmerztabletten kennt und der blutverdünnend wirkt. Lange Zeit dachte man, dass es beim Wellensittich, bei all zu eifrigen knabbern an der Rinde, zu Vergiftungserscheinungen oder erhöhter Blutungsneigung kommen könnte.
Da aber Wellensittiche einen sehr schnellen Stoffwechsel haben und nur eine geringe Menge des Salicin aufgenommen wird, kommt es bei gesunden Wellis im Normalfall zu keinen Problemen. Wer aber auf Nummer sicher gehen möchte, kann bestimmte Maßnahmen anwenden um dem Salicin entgegenzuwirken. Zum einen kann langes Wässern der Weidenäste und anschließendes durchtrocknen im Backofen oder an der Sonne das Salicin reduzieren. Zum anderen kann auch das Abschälen der Rinde durchgeführt werden oder sogar ein kompletter Verzicht auf Weidenäste im Frühjahr ist denkbar. Letzeres empfinde ich persönlich als nicht nötig, da die Möglichkeit des Wässerns und Durchtrocknens einen guten Schutz bieten ohne den Wellis den Knabberspaß zu verwehren.
Doch bevor ihr nun den halben Baum absägt sei gesagt, dass es für einen Kranz besonders auf die neueren Triebe und biegfähigen, dünnen Ästchen ankommt, die aus dem aktuellen oder letzten Jahr sind. Diese sind an ihrer noch nicht vorhandenen oder geringen Verholzung zu erkennen und zeigen eine hohe Elastizität auf. Mit komplett starren Ästen lässt sich kein Kranz bilden. Wer einen langlebigeren Weidenkranz machen möchte, kann darauf achten, dass die Äste schon etwas stärker verholzt und minimal starr sind. Es sei jedoch gesagt, je starrer der Zweig, desto schwieriger ihn rund zu bekommen. Für den Anfang empfehle ich also mittelfeste, dünnere Zweige um die Garantie eines Erfolges zu haben. Für einen Kranz benötigt man grob 10-15 Zweigchen von etwa 30cm Länge, besser mehr. Besonders Korkenzieherweide und Salweide haben hier einen eindeutigen Vorteil bei der Auswahl.
Daheim angekommen ist es wichtig die Pflanzenteile gut zu wässern. Dazu legt man die Äste und Zweige am besten in die Badewanne, beschwert sie mit einem Stein, damit sie unten bleiben und bedeckt sie mit heißem Wasser. Zum einen hat dies den Zweck, dass sich die Weide mit Wasser vollsaugt und somit elastischer in der Verarbeitung ist, zum anderen löst sich schon einmal ein Teil des Salicins, das sich in der Rinde der Weide verbirgt. Die Weidenzweige sollten nun mindestens 24 h eingeweicht bleiben. Wer keine Dusche zum Ausweichen hat oder nicht so lange auf ein Vollbad verzichten möchte, kann die Zweige auch schon grob zusammenrollen und in einem großen Eimer nach dem gleichen Prinzip wässern.
Sind die Weiden gut gewässert, werden sie entnommen. Nun werden 3 elastische Zweige als Grundgerüst ausgesucht, die etwa die gleiche Länge haben. Man beginnt nun diese drei Zweige so miteinander zu verflechten, damit sich die Grundform eines Ringes ergibt. Die Enden des Zweiganfangs und Endes werden überlappend miteinander verflochten und ineinander gesteckt, damit sich ein noch etwas instabiler Kreis ergibt. Um diesen Kreis wickelt man nun nach und nach einzeln jeweils weitere Zweige, bis der Kranz die gewünschte Dicke besitzt. Dabei ist es egal ob man sehr eng, oder sehr weitläufig die Zweige miteinander verflechten möchte. Versuch macht klug und ihr werdet den Dreh mit etwas Geduld und Übung schnell raus haben. Wichtig ist immer nur, dass ihr die Enden jeweils in den entstehenden Zweiglücken einsteckt, damit sich mit der Zeit ein richtig stabiler Ring / Kranz ergibt.
Bei Anwendung der richtigen Technik ist keine Benutzung oder Fixierung des ganzen durch Schnüre nötig. Ist der Kranz fertig, kann er entweder zum trocknen für einige Tage in die Sonne gelegt werden, oder aber man gibt ihn auf einem Gitterrost bei 100 °Grad für 40-50 Minuten in den Backofen. Dies hat den Zweck,dass das restliche Salicin weitgehend zerstört wird, die Rinde austrocknet und der ganze Kranz keimfrei gemacht wird. So gebacken und abgekühlt, kann der Kranz dann unmittelbar als Spielzeug ohne weitere Vorsichtsmaßnahmen oder Beachtung weiterer Trockenzeit zur Verfügung gestellt werden.

Egal ob waagerecht als Ringschaukel für mehrere Vögel, oder senkrecht als Ringschaukel für 1-2 Vögel. Die Geier werden sich an der selbstgemachten Kranzvariante sicher erfreuen. So konnte ich hoffentlich die Bastellust in euch aufwecken und euch zu einem schönen Spaziergang motivieren. Ich wünsche euch beim sammeln der Zweige viel Spaß und zum basteln viel Geduld und Freunde.
Herzlichst, Eure Ive
Der Artikel wurde am 20.03.2014 von Ive84 veröffentlicht in der Kateogie: Spielzeug im Blog.
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Geiermama5 aus 45549 Sprockhövel (20.03.2014 - 12:29)
Liebe Ive, vielen Dank für den tollen Artikel, ich habe schon lange den Gedanken, mal einen Weidenkranz zu basteln, habe aber nie den Mut dazu gefunden, weil ich einfach zu unbegabt für sowas bin.. Nach Deiner Anleitung werde ich es aber jetzt mal versuchen, die Weidenbäume habe ich direkt im Garten, deshalb fällt der Spaziergang weg, aber der Spass am basteln wird dann ja trotzdem da sein :D
LG Barbara
LG Barbara