Kranke Vögel im neuen Schwarm
Wie schon geschrieben, hatten wir einen neuen Schwarm und etwas später eine größere Voliere angeschafft. Die Wellensittiche lebten sich gut ein, bekamen nun auch Namen: Biene (Albino), Daisy (blau), Emelie und Fips (beide neongrün), Nuri, Trulla, Barney, Olli (alle blau), Charly (grün, gelbgrüne Flügel) und Tünnes (grün). Aber irgendetwas stimmte mit Olli nicht so wirklich. Er sonderte sich immer von den anderen ab, wollte immer alleine sein, aber ansonsten war er nicht greifbar auffällig. Wir beobachteten genauer, aber erstmal konnten wir nichts weiter festmachen.Wir stellten fest, dass Biene nicht fliegen konnte, weil ihr die Schwungfedern fehlten. Sie startete immer mal einen Versuch, konnte aber die Höhe nicht halten. Sonst war sie munter,. Die anderen Vögel nahmen von Anfang an gar nicht so wirklich Notiz von ihr. einen Donnerstag tat es einen kleinen Schlag, Biene lag auf dem Käfigboden auf dem Rücken und kam nicht wieder hoch. Ich eilte zum Käfig, hob sie auf und sie sprang gleich auf die nächste Stange, war müde und verschreckt, mit dem rechten Fuß konnte sie nicht so ganz richtig greifen. Bei Olli bemerkte ich, dass der Kot sich verändert hatte, er hatte Durchfall. Und Charly hatte zu lange Krallen, der blieb öfter mal am Käfiggitter oder anderweitig hängen.
Also alle drei Vögel eingepackt und ab zum Tierarzt. Von einem vogelkundigen hatte ich bis dahin noch nichts gehört und mir auch nie Gedanken darüber gemacht. Wir haben hier einen tollen Tierarzt gefunden, der sich gut mit den Katzen auskennt und auch ein sicheres Händchen mit den Vögeln hatte. Charly bekam die Krallen geschnitten, Biene wurde untersucht, das Bein war nicht gebrochen und fliegen kann sie ob der fehlenden Schwungfedern nicht. Bei Olli machte er Abstriche, bei denen mikroskopisch aber nichts gefunden werden konnte. Nun sollten sie eingeschickt werden und wir mussten auf die Ergebnisse warten. Biene und Olli bekamen eine Spritze, wir zwei Tuben Bene Bac-Gel für die Vögel. Nach zwei Tagen waren Olli und Biene fit, aber Charly bekam Durchfall. Derweil hatte ich das Forum hier gefunden, von vk Tierärzten gelesen und meinen Tierarzt nach seiner Zusatzausbildung gefragt, die er nicht hatte.
Ich schnappte mir Charly noch am selben Tag und ging zu einem Tierarzt aus der Liste.
Der untersuchte ihn, machte Abstriche und fand Megabakterien. Charly bekam eine Spritze und wir mehrere Kopien, die uns über Megas aufklären sollten. Oh nee, nicht schon wieder eine Durchfallerkrankung, wieder etwas, was immer wieder kommen kann und dann auch noch ansteckend war. Das hatte mir jetzt wirklich gefehlt, der neue Schwarm, nicht mal drei Wochen hier. Wir bekamen Ampho-Moronal und sollten Charly 2x tägl. damit behandeln.
Wir separierten Charly mit schlechtem Gewissen, wie vom Tierarzt empfohlen, aber er war dabei so schrecklich unruhig, dass wir mit uns gerungen haben, ihn wieder zu den anderen zu lassen. Am Nachmittag fing er an, trocken zu würgen. Nur ein paar Mal, dann war es wieder weg. Also doch separiert lassen, beschlossen wir. Kurze Zeit später fing er an zu plustern, derweil war es 18:00 Uhr vorbei. Dann sprang er wild durch den Käfig, saß anschließend wieder plusternd auf der Stange. Der Tierarzt war zu, vielleicht liegt es ja auch an der Spritze.
Gegen 22:15 sprang Charly auf den Käfigboden und rannte wie irre hin und her, würgte wieder einige Male, legte dann plusternd seinen Kopf an das Gitter. Ich nahm ihn in meine Hand und er schmiegte sich an. Da war mir eigentlich schon klar, dass wir Charly verlieren, er hat sich zuvor nie anfassen lassen. Wenige Minuten verstarb er. Ich war geschockt, fassungslos. War Charly doch erst so kurz bei uns, ein wunderschöner Wellig, der sehr gut mit den anderen zurecht kam.
Charly ging über die Regenbogenbrücke, doch viel Zeit zum Trauern blieb uns erstmal nicht... Wir mussten uns jetzt um die lebenden Tiere kümmern, da es um eine ansteckende Erkrankung ging. Am nächsten Tag verständigten wir den Tierarzt, der sich nicht erklären konnte, wieso Charly verstarb. So viele Megabakterien hatte Charly nicht und seine Prognose war am Vortag gut. "Wenn der nächste eingeht, dann bringen sie ihn sofort her", war seine Aussage, die in mir absolute Panik ausgelöst hat. Muss noch einer eingehen, bevor er was machen kann, soll er doch Charly nehmen, dass wenigstens die anderen gerettet werden können. Wir sollten Antibiotika für alle bekommen, aber die Praxis war zu weit weg, um das dort noch vor Ende der Sprechzeiten abzuholen. Wir sollten zu unserem TA gehen und dort das Medikament abholen. Der möge vorher bitte anrufen, damit Details besprochen werden können.
Ich rief bei meinen Tierarzt auf dem Dorf an, bat die Dame am Telefon, er möge mich umgehend zurückrufen, wenn er die Behandlung abgeschlossen habe. In meiner Panik habe ich mich wohl unverständlich ausgedrückt, es erfolgte kein Rückruf und ich rief noch mal, nicht wirklich freundlich an. Wenige Minuten später klingelte das Telefon und ich schilderte das Ganze noch mal. Weitere paar Minuten später kam der Rückruf, wir sollten das Medikament abholen und zu einem Gespräch kommen, den Charly für Abstriche mitbringen.
Der Verdacht auf Psittakose stand im Raum. Als wenn ich nicht eh schon panisch genug wäre. Alle Vögel seien nun 1x mit Antibiotika über das Wasser und 2x tägl. mit Ampho-Moronal oral zu behandeln, wenigstens bis die Ergebnisse da seien. 1x tägl. wiegen stand auch noch auf dem Plan. Derweil hatte dann auch der nächste Vogel Durchfall - wieder zum TA - wieder die Diagnose Megabakterien. Die Tage bis die Ergebnisse kamen, streckten sich endlos, aber den Vögeln ging es schon besser. Ich las, was mir unter die Augen kam über Megas, Psittakose und saugte die Ratschläge aus dem Forum auf, in der Hoffnung, handlungsfähig zu werden und nicht alle Tiere gleich wieder zu verlieren. Den anderen Vögeln ging es schon etwas besser, das Ergebnis auf Psittakose war gottlob negativ. Der Fels, der uns vom Herzen fiel war bannig groß.
Nachdem sich der Psittakoseverdacht nicht bestätigt hat, waren wir guten Mutes, dass wir die Megas mit einer Umstellung der Ernährung, Ampho-Moronal und viel Zeit in den Griff bekommen. Wir beobachteten die Vögel mit Argusaugen vom Verhalten, Fressgewohnheiten und vom Kot her. Der Kot normalisierte sich, die Tiere machten einen agilen Eindruck. Nur Emelie begann uns Sorgen zu machen. Sie saß oft alleine, scheuchte alle anderen weg, sobald sie in ihre Nähe kamen und hockte überwiegend halb liegend auf der Stange, die Flügel leicht abgespreizt, als wenn es ihr zu warm wäre. An manchen Tagen war es ja auch recht warm, aber so warm war es in der Wohnung nun auch wieder nicht und alle anderen Tiere verhielten sich normal.
Emelies Verhalten änderte sich weder nach dem "duschen", noch als es kühler wurde und wir gingen mit ihr und ihrem Partner Fipsi zum TA. Organisch konnte nichts festgestellt werden, alle Abstriche waren normal, beide wurden negativ auf Megas u.a. Erregern getestet. Der Vogel sei halt gestresst und muss einzeln isoliert werden, meinte der TA. Ohne Fipsi sollten wir sie isolieren, was weder uns noch Emelie noch Fipsi einleuchtete, wie wir schnell bemerken durften. Wir hielten uns erst an die Anordnung vom TA und packten das Trenngitter in die Voliere. Das Resultat war, dass Emelie total unglücklich und immer noch mit gespreizten Flügeln hockte und ihren Fipsi rief. Fipsi als ein gut erzogener Partner, hing überwiegend am Trenngitter und rief nach Emelie. Manchmal gesellte er sich auch zu den alten Herren, was zur Folge hatte, dass Emelie laut vernehmlich zeterte. Sie kuschelten und schnäbelten durch das Gitter.
Am Abend kam keine Ruhe rein, Fipsi randalierte auf der einen, Emelie auf der anderen Seite. Das deuchte mir nicht nach Stressminderung. Gegen 21:00 Uhr entschlossen wir uns, die beiden wenigstens über Nacht zusammenzulassen und entfernten das Trenngitter. Die anderen übernachteten in der anderen Voliere, so dass wir den Übergang zu der Voliere entfernen konnten. Sie flogen zusammen auf eine Stange, kraulten sich gegenseitig und es war Ruhe. Morgens flog Fipsi rüber und wir konnten das Trenngitter wieder reinschieben. Und wieder spielte sich alles wie am Vortag ab. Nachmittags ließen wir Fipsi mit rüber und hielten beide zusammen isoliert. Nach 7 Tagen rief ich entnervt den TA an, weil sich bei Emelie nichts geändert hatte. Sie sollten weiter isoliert bleiben und Bachblütentropfen ins Trinkwasser bekommen.
Zwischendrin hielt uns dann Trulla auf Trab. Sie rannte stundenlang mit kurzen Unterbrechungen hin und her. Dabei wechselte sie zwar die Plätze, aber dann ging kurze Zeit später das Gerenne weiter. Ansonsten war nichts Auffälliges. Das jedoch reichte schon, um damit Olli irre zu machen, der immer auffälliger wurde. Nach dem TA - Besuch mit negativen Testergebnissen wurde auch Trulla isoliert gehalten. So wirklich gebracht hat das allerdings auch nicht.
Zuletzt erkrankte Olli erneut. Er fing an, trocken zu würgen, immer wieder mal wenige Male. Das erinnerte uns an Charly und wieder stieg Panik auf. Auch mit Olli gingen wir zum TA und nahmen Tünnes mit, der nun auch mit seinen Krallen immer irgendwo hängen blieb. Bei Olli wurden dann Trichomonaden diagnostiziert. Wieder ein Vogel, der isoliert werden musste. Mir gingen die Käfige aus. Und wieder Behandlung aller Vögel mit Medikamenten, wenn diesmal auch "nur" über das Wasser. Weitere 2 Vögel würgten am nächsten Tag.
Wir ließen Emelie und Fips zwei Tage später wieder zu den anderen und auch Trulla, da sich an ihrem Verhalten nichts änderte. Man mag es für verrückt halten, aber Emelie zeigte von da an gespreizten die Flügel immer seltener. Es sind bestimmte Auslöser, die sie dazu bewegen, z.B. wenn ihr ein Vogel direkt über den Kopf fliegt oder wenn beim Freiflug Grünfutter oder Schälchen auf den Käfig gestellt wurde, solange sie sich im Käfig befand.
Ein erneuter Abstrich bei den drei Vögeln zeigte keine weiteren Trichomonaden mehr. Nachdem die Vögel wieder täglich in den Freiflug dürfen, zeigt auch Trulla nichts mehr an Auffälligkeiten.
Der Artikel wurde am 27.10.2009 von Welli.net veröffentlicht in der Kateogie: Gesundheitsblog.
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