Zwetschges Weihnachtstraum
Hallo liebe Federlose, ich heiße Zwetschge und vor 2 Jahren, nicht sehr lange nach Weihnachten, wurde mein Leben auf den Kopf gestellt, ich würde euch gerne meine Geschichte erzählen.Es war ein normaler Morgen im Winter. Ich wachte auf und zwitscherte ein wenig, dann habe ich gefrühstückt und wieder ein wenig gezwitschert. Fliegen konnte ich nicht, da mein Käfig nur sehr sehr klein war, also saß ich da und lauschte den Vögeln draußen und träumte von ganz viel Hirse und einem besseren Leben. Ich war sehr einsam, schon lange war ich alleine und habe mich mit diesem Leben abgefunden. Ich hatte immerzu eine Knabberstange neben mir, an der ich jederzeit knabbern durfte, außerdem war mein Futternapf andauernd gefüllt. Ich konnte essen, wann und so viel ich wollte.
Doch etwas sollte sich ändern und ich wusste nicht, dass es mich ändern würde.
An diesem Tag, es war ein trüber Wintertag, da waren meine Federlosen am Reden, hin und her gehen und bereiteten etwas vor. Da klingelte es an der Tür. Mein Käfig, mein kleines Zuhause, wurde plötzlich gepackt und ich wurde zur Tür getragen. Wohin sollte es gehen? Wollten mich meine Federlosen etwa nicht mehr? Habe ich nicht gut genug gezwitschert? Was passierte?
Ganz gespannt saß ich auf der Plastikstange und wartete ab, was nun passieren sollte.
Vor der Tür, da stand sie, eine Federlose, die mich begutachtete und mir ganz schön Angst einjagte. Sie redete mit meinen Federlosen, dann wurde es plötzlich dunkler. Mein Käfig wurde abgedeckt und dann wurde es wackelig und laut. All das war mir neu. Ich war verängstigt. Was erwartete mich nun?
Dann wurde ich in ein neues, warmes Zimmer gebracht und sah meinen neuen Käfig, der war viel zu groß für mich. Also blieb ich in meinem sitzen. Die Zeit verging und mir gefiel der neue Käfig immer mehr. Ich ging hinein und musste staunen. Er war doch viel zu groß für mich, was sollte ich mit all diesem Platz anfangen? Ich kletterte in die oberste Ecke, hängte meine beiden Füßchen in die Käfigdecke und hingt breitbeinig da. Schaukeln waren mir unbekannt und sehr beängstigend. Wenn man darauf kletterte, dann stand diese nicht still, sondern bewegte sich immerzu. Ich verstand nicht, warum ich darauf sitzen sollte.
Dann hörte ich etwas. Es hörte sich bekannt an, aber ich wusste nicht, was das sein sollte. Es war das Gezwitscher eines Artgenossen, das sollte ich nun bald erfahren.
Nach einigen Tagen in meinem neuen Zuhause und einem sehr erschreckenden Besuch bei einer Frau, die mir Stäbchen in meinen Rachen schob, mich von allen Seiten begutachtete und so ganz schlimme Sachen mit mir machte, wurde mein immernoch viel zu großer Käfig in ein anderes Zimmer gebracht. Und da sah ich ihn! Er schaute mich an, ich schaute ihn an. Für eine gefühlte Ewigkeit war es sehr still im Zimmer und keiner rührte sich.
Doch irgendwann musste ich mich ja bewegen und dieser komische Vogel da hat angefangen zu zwitschern. Aber ganz eigenartig. Das war kein Gesang, wie ich ihn kannte. Also zwischerte ich mit, aber so, wie ich es kannte, wie die Vögel draußen.
Mit der Zeit gewöhnte ich mich an dieses Gezwitscher und habe mich getraut aus meinem Käfig zu gehen und in das Zuhause von Sweety, so hieß der violette Welli, der mich jeden Tag besuchen kam, mal rein zu schauen. Es war nicht so beängstigend wie meines und ich fühlte mich auf Anhieb wohl und ich fand, dass es ab sofort mein Zuhause war und ich alleine das Sagen hatte. Sweety hatte auch nichts dagegen.
Viele Monate vergingen und ich lernte es Wellisch zu sprechen, ab und zu zu fliegen -auch wenn das noch immer sehr ungewohnt war- ich lernte die Korkrinde, eine sehr tolle Sache(!), kennen.
Sweety war mir sehr ergeben und wollte immer meine Nähe. Es hat mich Überwindung und viel Zeit gekostet, aber irgendwann wurde er mein bester Freund, jemand an dem ich mich orientieren konnte, jemand, dem ich vertrauen konnte.
Mittlerweile, nach nun fast 2 Jahren, ist Sweety zu meinem Partner geworden. Jeden Abend quetschen wir uns gemeinsam auf eine Schaukel, die schon fast zu eng für uns beide ist, damit wir uns den ganzen Abend lang kraulen können. Ich vertraue ihm voll und ganz und lasse ihn mich einfach überall kraulen. Auch er wird von mir gekrault, ich liebe es ihm sein Köpfchen lange und ausgiebig zu kraulen und wenn er mal nicht mehr will, so hat er trotzdem zu wollen. Ich mag dieses Leben und will hoffe, dass ich nicht noch mal umziehen muss und wenn doch, dann hoffentlich zu gaaaanz vielen Wellensittichen...
Das war meine Geschichte. Von einem einsamen, verhaltensauffälligen Vogel, wurde ich zu einem Wellensittich, einem geselligen Lebewesen, dass einen Partner, wie Luft zum Atmen, braucht.
Ich wünsche mir, dass alle einsamen Wellensittiche auf dieser Welt, mindestens einen Partner bekommen. Dass alle Federlosen sich informieren, was gut für uns ist und ein großes Herz für Tiere haben.
Allen, die das gelesen haben, wünsche ich eine schöne und ruhige Vorweihnachtszeit und beschenkt eure Federkugelchen mit reichlich Hirse ;)
Eure Zwetschge
Der Artikel wurde am 10.12.2014 von White veröffentlicht in der Kateogie: Advent.
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MelliW aus Fulda (10.12.2014 - 20:27)
Was für ein Happy End für Zwetschge. Freut mich für die Süße, dass sie und Sweety nun ein Paar geworden sind.
Carmen aus Frankfurt (13.12.2014 - 21:37)
Die Geschichte von Zwetschge hat richtig Spaß gemacht zu lesen. Natürlich hat man sich am Ende mit den beiden gefreut wie sie zusammen auf der Schaukel sitzen.