Ei-Ersatz macht Hühner froh
"Ich wollt ich wär ein Huhn"? Von wegen!Die wenigstens der über 38 Millionen deutschen Legehennen* sind nicht zu beneiden. Sie verbringen ihr kurzes Leben von in der Regel gerade einmal 1-2 Jahren in der Mehrheit dicht gedrängt vorwiegend auf Gitterboden (bis zu 9 Hennen pro m² bei Bodenhaltung), bei Kunstlicht, Dauerstress und einer körperlichen Belastung, der der Organismus nicht oder kaum gewachsen ist.
Wenn die Leistung der Legehennen nachlässt, enden sie normalerweise beim Schlachter oder in der Biogasanlage. Ihren männlichen Geschwistern ergeht es nicht besser. Sie enden in der Regel nicht, wie man vielleicht meinen sollte, als Masthuhn, sondern werden in vielen Bundesländern unmittelbar nach dem Schlüpfen als unrentables "Nebenprodukt" erstickt oder zerschreddert.
Wer das alles genauso ätzend findet wie ich, kann den Hühnern aber zum Glück auf sehr einfache Weise helfen!
Wenn ihr Eier kauft, achtet bitte darauf, nur Eier aus Freiland- oder Biohaltung zu kaufen, am besten bei einem Bauern in der Nähe, wo ihr euch selbst von den Haltungsbedingungen überzeugen könnt. Auch Biohühnchen leben nämlich leider oft nicht so schön, wie wir es gern hätten!
Besser noch ist es, so oft wie möglich ganz auf Eier zu verzichten. Das geht erstaunlich einfach und "schmerzlos" mit ein paar Tricks ;)
Oft ist die eifreie Variante sogar preiswerter und besser vorrätig zu halten - und Allergiker freuen sich auch.
Viele Rezepte für klassische Rührkuchen, z.B. Schokoladen- oder Zitronenkuchen, enthalten nur 1-2 Eier in einem ganzen Kuchen. Diese kann man oft einfach ersatzlos weglassen, ohne dass man einen Unterschied merkt (das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen).
Ansonsten ist entscheidend, wofür Ei im Rezept ist, denn dies kann verschiedene Gründe haben:
Ei zur Bindung ersetzten
Bei Pfannkuchen, Waffeln und süßen Rühr- oder Knetteigrezepten dient Ei oft dazu, die Zutaten stärker zu binden: Der Teig soll nicht zerlaufen, das Gebäck nicht zerreißen. Das gleiche gilt für herzhafte Rezepte wie Frikadellen oder Grießklößchen. Zudem liefert das Ei Feuchtigkeit.
Hierbei habe ich gute Erfahrungen mit Sojamehl gemacht: 1 EL Sojamehl mit etwas Wasser verrührt ersetzt 1 Ei. In dem verlinkten Blogartikel findet ihr ausführliche Informationen zu Sojamehl als Ei-Ersatz.
Vorteile von Sojamehl sind, dass es viele gesunde Nährstoffe enthält, eine extrem lange Haltbarkeit hat und langfristig gesehen preiswerter ist als Hühnereier.
Je nach Rezept eignen sich auch (jeweils als Ersatz für 1 Ei):
- 1 EL Tomatenmark, besonders bei herzhaften Rezepten (z.B. Frikadellen)
- 2-3 EL Apfelmus, besonders bei Obstkuchen, ersetzt auch Feuchtigkeit
- ca. 1/2 Banane, sollte geschmacklich zum Rezept passen
- ca. 1 TL Speisesstärke, z.B. Maisstärke, mit etwas Wasser
In diesem Birnenkuchen mit Mohn habe ich die Eier (immerhin 4 an der Zahl) z.B. durch 100 g Apfelmus ersetzt, mindestens genauso lecker wie das Original, aber ohne Rumgematsche ;)
Ei als Treibmittel ersetzen
Gerade in süßem Gebäck wie Kuchen und Muffins soll Ei außerdem das Ergebnis lockerer machen und aufgehen lassen. Auch hierfür ist Sojamehl mit etwa derselben Menge Wasser gut geeignet (am besten vorher etwas aufschlagen, z.B. mit einem Rührbesen), ebenso wie Fruchtmus (Apfel oder Banane, s.oben).
Weitere Alternativen sind
- einen Teil der verwendeten Flüssigkeit durch Sprudelwasser ersetzen, hat besonders in Kombination mit Backpulver Erfolg
- die Backpulvermenge leicht erhöhen: ca. 1/2 TL Backpulver mischen mit 1 TL Öl oder 1 EL Mehl und 1 EL Wasser. Ingesamt sollte man aber nicht mehr als 1 TL Backpulver zusätzlich hinzugeben, sonst schmeckt man das evtl. heraus.
Ei zum Panieren ersetzen
Auch beim Panieren kann man auf Ei verzichten:
- 1 EL Sojamehl mit 1 TL normalem Mehl und 2-4 EL (Soja-)milch sowie Gewürzen nach Geschmack (z.B. Salz, Pfeffer, Paprikapulver oder Cayennepfeffer) mischen. Auch 1 TL Sonnenblumen- oder Rapsöl kann man dazurühren, wenn man mag. Wenn man kein Sojamehl hat, reicht hier auch normales Mehl.
Das Paniergut erst in dieser Mischung tunken, dann in Paniermehl wälzen und anschließend in neutralem Öl oder Margarine anbraten.
Es gibt übrigens auch fertigen "Ei-Ersatz" zu kaufen, der alle Bindungs- und Treibeigenschaften von Hühnerei ersetzt. Für mich war das bisher nicht nötig, da die vorgestellten Alternativen einfacher zu bekommen und oft auch preiswerter sind ;)
Ich hoffe, dass ihr euch mit diesen Tipps öfter mal für eine Ei-Alternative entscheidet. Man muss nicht gleich zum Veganer werden - wenn man nur noch halb so viele Eier kauft wie bisher, bei diesen aber dafür auf eine artgerechtere Haltungsform achtet, bewirkt man schon viel zum Wohle der Hennen, die diese Eier produzieren müssen!
*Stand 2013, Quelle: Statistisches Bundesamt, https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2014/02/PD14_059_413.html
Der Artikel wurde am 13.01.2015 von Blueberry veröffentlicht in der Kateogie: Tipps und Tricks.
Ähnliche Artikel in diesem Blog
Wellensittichkekse backen in drei Variationen vom 28.08.2010
Kekse der besonderen Art vom 16.05.2011
Die hocheffektive und selbstgebastelte Fruchtfliegenfalle vom 18.08.2011
Gefüllte – Verrückte – Knabbernüsse vom 11.12.2013
Reissterne - Gebäck für Wellensittiche vom 20.12.2014
Wellensittichkekse backen in drei Variationen vom 28.08.2010
Kekse der besonderen Art vom 16.05.2011
Die hocheffektive und selbstgebastelte Fruchtfliegenfalle vom 18.08.2011
Gefüllte – Verrückte – Knabbernüsse vom 11.12.2013
Reissterne - Gebäck für Wellensittiche vom 20.12.2014
Loony aus Schongau (15.03.2015 - 07:42)
Als Triebmittel lässt sich auch ein Ei mit je einem EL Essig ersetzen. Es sollte kein zu scharfer Essig sein, Apfelessig eignet sich super. Habe dies sowohl bei Süßspeisen als auch bei deftigen Speisen probiert und man schmeckt den Essig nicht heraus.
Blueberry aus NRW (16.03.2015 - 09:44)
Vielen Dank für die Ergänzung!