Wenn Wellensittiche Slalom laufen
Heute möchte ich euch die Geschichte erzählen, die ich mit meiner derzeit 15 köpfigen Wellensittichbande erlebt habe. Sie setzt sich zu relativ ausgeglichenem Maß aus Hennen und Hähnen zusammen und was ihre Neugier und Frechheit angeht, sind sie eigentlich nicht zu bremsen. Genau, eigentlich. Meine 15 sind dafür bekannt, dass ihnen nichts wirkliche Angst einjagen kann. Egal ob es neues Spielzeug ist, oder tot gefährliches Gemüse in den abnormsten Farben. Alles wird angeknabbert und innerhalb kurzer Zeit wirklich bis auf den kleinsten Schnipsel zerlegt. Deshalb nenne ich meine Federchen auch Abrissbirnen. Sie könnten mühelos, sofern man sie lassen würde, innerhalb weniger Wochen ein Haus Zimmer für Zimmer entkernen. Und zwar mit dem bloßen Schnabel. Ihr früherer Anführer Fridolin ist leider im vergangenen Jahr verstorben und so hat die Truppe einen neuen Schwarmchef gebraucht. Diesmal ist es Franz, ein kleiner, gelber Hansibubi, der nicht nur Sonnenschein in den Schwarm bringt, sondern selbst den müdesten Eigenbrödlerwelli Otto auf Trab brachte, bevor dieser ebenfalls ins Regenbogenland flog.
Doch was hat diese Bande nun eigentlich mit Slalom am Hut? Ganz einfach. Jeden den ich kenne, und der seine Wellis unter ähnlichen Bedingungen hält erzählt mir begeistert, wie wundervoll die Wellis doch mit diesen bunten Gitterbällchen oder Glockenröllchen spielen. Vor einigen Jahren hatte ich zur Animation welche gekauft und nach einiger Zeit verschenkt an andere Halter, weil meine Bande damit einfach nichts anzufangen wusste. Egal wo diese Gitterbällchen und Glockenröllchen auch von mir positioniert wurden. Sie wurden mit dem Bürzel nicht angeschaut. Ich integrierte die Bällchen anstatt der sofort zerlegten Weidenbällchen in Spielzeuge und versuchte die verschiedensten Dinge aus. Nichts zu machen. Animiert durch ein video im Forum von Welli.net, habe ich dann wieder neue Gitterbällchen angeschafft. Sie oben auf die Voliere gelegt und zwar im Abstand von etwa 20 cm. An diesem Abend landete keiner meiner Wellis auch nur Ansatzweise in der Nähe der Bällchen. Und als die Hoffnung schon wuchs und einer neben dem Bällchen seinen Platz fand, da beobachtete ich folgendes. Dicht voneinander gefolgt landeten 3 weitere Wellis und im Gänsemarsch und Slalom wurden bei rasender Geschwindigkeit diese Gitterbällchen im Lauf förmlich umschifft. Ich glaubte nicht recht zu sehen, aber das Ganze wiederholte sich mehrfach seither. Die Bällchen liegen unangetastet, als wären sie festgetackert auf dem Volierendach und keiner der normal so neugierig, kecken, frechen Wellis macht ernsthafte Anstalten diese runden Dinger runter zu werfen oder gar mit ihnen zu spielen.
Doch was möchte ich damit sagen?
Die Botschaft ist simpel. Wenn Wellis Slalom laufen, dann zeigen sie uns lediglich, wie verschieden nicht nur die Farbschläge innerhalb einer Art sein können, sondern wie verschieden auch jeder einzelne Charakter und jeder daraus zusammengesetzte Schwarm ist. Während sich die einen Stunde um Stunde mit Papierbällchen beschäftigen, juckt es keinen der meinen auch nur im Geringsten. Während andere vor Möhre fliehen, raspeln meine sie klein wie Konfetti und schleudern die so entstandenen Möhrenschnipsel so weit, dass man glauben könnte sie veranstalten einen Möhrenweitwurf Contest. Während andere Wellis brav ihr Spielzeug zum zerlegen benutzen, bekommen meine zwar die Idee gleiches zu tun, zerlegen aber im gleichen Augenblick parallel noch die halbe Wohnung und zeigen mir, wie man Tapete besonders effektiv von der Wand bekommt. Mit dem Schnabel geht das in Windeseile und weil man eine federlose ja beschäftigen muss, darf die dann im Wochenabstand wenn möglich, am besten gleich neu tapezieren.
Alles in allem sind Wellis die wohl facettenreichsten Haustiere der Welt. Ich hatte viele Tiere im Laufe meines bisherigen Lebens, aber keines war so unterhaltsam, frech, eigensinnig und besonders wie die Wellis, die einst aus dem fernen Australien zu uns verschifft wurden, um uns Europäer mit ihren Marotten zu erfreuen. Und ebenfalls ein beliebtes Spiel so mancher Wellis ist:"Such den Welli - Wer fehlt denn nur?" In einem Schwarm von 15 Wellis ist es manchmal nicht immer so leicht auf Anhieb alle durchzuzählen. Besonders bei wildem durcheinander Gehüpfe und Gefliege, kann man schon einmal durcheinander kommen. Deshalb zähle ich grundsätzlich mehrfach, um auch wirklich sicher zu sein, dass ich zuvor nicht aus Versehen einen doppelt gezählt habe. Doch fehlt in der tat mal einer, dann geht die wilde Raterei los, wer es denn nur sein könnte. Bis ich in meinem Kopf reflektiert habe, nutzen die kleinen Gauner die Zeit und machen es meinen Augen schwer, jeden einzelnen abzuscannen um zu erfassen."Anwesend" oder aber "Abwesend." Und hab ich dann tatsächlich herausgefunden wer von den kleinen Gaunern wieder aus der Reihe tanzt und fehlt, dann seh ich selbigen schon meist unschuldig um die Ecke linsen. Und nun sag noch einer, Wellis seien langweilig. Wenn Wellis Slalom laufen, sei es wegen Gitterbällchen, die sie gruselig finden oder anderen Gründen, dann kommt Leben in die Bude. So viel ist jedenfalls sicher.
Dieser kleine bericht soll nicht nur eine Anekdote aus dem Alltag eines kleinen 15er Schwarmes voller australischer Knallköpfchen sein, sondern auch eine Ermutigung an alle Federlosen hin und wieder einfach auszuprobieren, ob sich Bedürfnisse, Vorlieben oder gewisse Marotten im Schwarm verändert haben. Tauscht eure Spielzeuge aus, fordert eure Tierchen und gebt ihnen Gelegenheit neues zu entdecken. Auch wenn es dafür nicht unbedingt die Wohnzimmertapete sein muss.
Es grüßen die 15 derzeitigen Abrissbirnen Jule, Emil, Rudi, Adalbert, Gretel, Lilly, Franz, Emma, Willi, Fredderik, Berta, Peter, Wilma, Sissi und Robert. Mit ihrer Federlosen Ive
Der Artikel wurde am 16.03.2016 von Ive84 veröffentlicht in der Kateogie: Geschichten.
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Tanne8 aus Do (16.03.2016 - 17:39)
Herzallerliebst :D Ich hab Tränen gelacht!
Pfeffi aus Wesel (17.03.2016 - 02:02)
Schön geschrieben, liebe Ive!
Bei uns spielt auch nur eine der Damen mit den Gitterbällchen, die andere und die Herren interessieren sich null dafür!
Bei uns spielt auch nur eine der Damen mit den Gitterbällchen, die andere und die Herren interessieren sich null dafür!
ramazotti aus Schopfheim (19.03.2016 - 18:06)
eine erfrischende kleine Geschichte, hat macht Spaß sie zu lesen und freue mich auf Fortsetzung!
Danke Dir dafür
Danke Dir dafür
Alula aus Duisburg (24.08.2022 - 04:17)
Echt schön. Jeder Welli ist wirklich anders. Mein Bamm-Bamm spielt auch nicht mit dem Gitterball, dafür schläft er darauf. Keine Ahnung, wie er das als Gemütlich empfinden kann.