Wenn Wellensittiche mit Menschenaugen sehen würden...
Vor einer ganzen Weile kam uns ein Gedanke. Es ging darum, dass wir im Forum darüber sprachen, dass es doch traurig scheint, wenn Wellihähne so einfach keine der Schwarmhennen als Partner akzeptieren und lieber ein Single Dasein fristen. Beim Versuch die entsprechende Federlose etwas zu trösten, kam ein Gedanke auf, der uns am Ende alle zum schmunzeln brachte.Was wäre, wenn Wellensittiche uns einmal mit Menschenaugen betrachten würden?
Lasst uns diesen Gedanken in seiner Lustigkeit einfach mal durchdenken. Nicht um Wellis zu vermenschlichen, sondern einfach mal um zu erkennen, dass wir uns an manchen Stellen zumindest, einen viel zu großen Kopf machen. Während es sinnvoll ist, die Umgebungsfaktoren bzgl. Platz, Freiflug und Ernährung sowie Gesundheit zu bedenken, sollten wir uns zwar auf einen harmonischen Schwarm und eine ausgeglichene Konstellation besinnen bzgl. der Anschaffung eines Wellensittichs, aber nicht noch Gedanken daran verlieren, dass er seine große Liebe bisher noch nicht gefunden hat. Mehr dazu werdet ihr sicher im Verlauf der doch mal ganz anderen Betrachtungsweise erkennen können.
Wenn wir Wellensittiche euch mal mit Menschenaugen betrachten würden, dann gäbe es einiges zu zwitschern, oder sollten wir eher sagen...dann gäbe es einiges zu sagen? Angefangen bei der Auswahl der Wohnung müssten wir euch dann wohl sagen, dass es wichtig wäre ausreichend Platz zu haben. Der Standort eures "Zuhauses" wäre dann wichtig und die Tatsache, dass dieses auch wirklich ausreichend Möglichkeit bietet, damit ihr euch bewegen könnt. Überladene Wohnzimmer hätten dann ein Ende. Die bequeme Couch würde ganz Gymnastik like einem rückenschonenden Stuhl weichen und aus wäre es, mit dem schlaffen Hingemümmel. Gerade sitzen, das wäre die Devise. Damit euer Rücken auch lange gesund bleibt und ihr nicht wegen falscher Haltung einen Haltungsschaden im wahrsten Sinne des Wortes bekommt. Der Fernseher wäre tabu, denn sinnvolle und fördernde Beschäftigung müsste her. Etwas, dass euren Grips anregt und euch zum denken zwingt. Foraging nennt man das. Kreuzworträtsel, Sudoku und Co wären zu finden, zusammen mit einem Sportprogramm, dass euch täglich zum Workout anregt. Denn so wie ihr bei uns auf ausreichende Bewegung achtet, würden auch wir euch hinterher sein, damit ihr ja nicht faul in der Ecke sitzt. Täglicher Freiflug, ähm Freigang wäre dann wichtig. Eine Stunde joggen, Spaziergänge oder Fahrradfahren. Das sind sinnvolle Bewegungsspiele für euch Federlosen. Warum nur können wir euch dabei nicht so oft beobachten? Wo ihr doch bei uns so explizit darauf achtet, zwinker?! Aus wäre es dann auch mit Chips und ungesunden Naschereien. Nur noch gesundes Essen würde auf dem Tisch landen. Vorbei wäre die Zeit der Schokolade und der Gummibärchen. Stattdessen gäbe es eine ausgewogene Mischung von Körnchen in Form von Müsli zum Morgen, gerne mit Obst... etwas frisches zum Mittagessen, vorwiegend Gemüse und etwas kleines zur Nacht. Wir wollen ja nicht, dass ihr verfettet, nicht wahr? Dann wäre noch darauf zu achten, dass euer Zimmer federlosensicher ist. Dass keine Dinge herum liegen, die euch schädigen oder mit denen ihr euch weh tun könnt. Vorbei wäre die Zeit von Messer und Gabel. Nicht dass ihr euch noch schneidet. Auch Feuer oder gar elektrische Moderne hätten dann ein Ende. Wollen wir doch nicht, dass ihr einen Stromschlag bekommt. Und zu guter Letzt... Würden wir uns schwer Gedanken darüber machen, wenn ihr nicht jedem anders geschlechtlichen Besuch sofort um den Hals fallt und ihn als potentiellen Lebenspartner betrachtet. Wie, ihr findet, dass das alles viel zu überspitzt ist oder ihr schon wisst, was ihr zu tun habt? Genau, da geben wir Wellensittiche euch recht. Ihr schafft das. Denn ihr seid eben Federlose und erwachsen.
Danke FCH für ihr tolles Bild und das wundervolle Gedicht zum Artikel
Aber...
Auch wir Wellensittiche haben unsere Eigenkompetenz. Wir sind klein, wir mögen schutzlos sein in vielerlei Hinsicht. Wir sind angewiesen darauf, dass ihr uns das richtige Futter bereit stellt, uns täglich frisches Wasser gebt. Wir müssen darauf vertrauen, dass ihr uns einen guten Kumpel aussucht, mindestens einen unserer Art, damit wir nicht alleine sind. Und wir zeigen euch, dass ihr da recht wenig verkehrt machen könnt, wenn ihr ein paar Dinge beachtet. Wir sind nicht wählerisch, was andere Schwarmmitglieder angeht. Wir bemühen uns harmonisch zu leben. Ihr habt recht, wir sind in vielen Dingen auf euch angewiesen. Aber nicht bei allem. Wir sind meist auch irgendwann erwachsen. Wir empfinden Zuneigung und Liebe. Vielleicht zeigen wir das anders als ihr, aber eines ist gleich. Wir wollen nicht den erst besten. Wir nehmen uns den, der uns gefällt. Sucht ihr für uns einen Kumpel aus, der potentiell in Frage käme, dann heißt das noch lange nicht, dass uns der jeweilige Schnabel gefällt. Wir können auch oberflächlich sein. Haben manchmal Vorlieben wie ihr auch bei der Partnerwahl. Manchmal sind wir auch weniger wählerisch...aber alles in allem sind wir glücklich mit mindestens einem Artgenossen und brauchen nicht zwingend die große Liebe wie ihr Federlosen, um glücklich zu sein. Denkt bei mancher Gleichheit, oder Ähnlichkeit nicht, dass wir empfinden wie ihr es tut. Finden wir jemanden, dem wir unser Kropfmüsli schenken können, oder dem wir die Federrübe kraulen dürfen, dann ist das wundervoll. Aber ist es "nur" ein Kumpel der mit uns fliegt und spielt, ist es ebenso ok. Seid deshalb nicht traurig. Bei uns Wellis ist das ein wenig anders. Wir suchen auch aus, aber bei begrenzter Auswahl ist eben nicht immer alles dabei. Unglücklicher, weniger lebensfroh oder gar weniger gut drauf sind wir deshalb nicht. Es gibt also keinen Grund für euch, dass ihr deshalb traurig seid oder euch die Federlosenbirne darüber zerbrecht.
Das musste einmal gesagt werden. Wenn auch mit einer Federlosenbrille betrachtet die Federlosen analysiert werden mussten. Nehmt uns wie wir sind. Wir sind gesellige Vögelchen, kleine, australische Clowns, die Freude daran haben gleich zu mehreren eure Bude unsicher zu machen. Wir freuen uns, wenn ihr auf unsere Bedürfnisse achtet. Aber vergesst dabei nicht, dass wir einfach manchmal einen Vogel haben, weil wir eben Vögel sind und anders als ihr Federlosen ticken.
In diesem Sinne sagen wir euch tschüss und wünschen euch, dass ihr noch vielen von uns auf lange Frist ein wundervolles Zuhause schenkt. Mit allem Rund-um-Sorglos-Paket, dass wir dank euch haben dürfen. Wenn ihr auf die wichtigsten und grundlegenden Dinge achtet, die hier bei Welli.net alle genau erklärt sind, dann haben wir beste Voraussetzungen ein glückliches Wellensittichleben führen zu dürfen.
Der Artikel wurde am 05.04.2016 von Ive84 veröffentlicht in der Kateogie: Geschichten.
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FCH aus Frankfurt (05.04.2016 - 22:27)
Wieder ein herzerfrischender Bericht aus der Wellensittichsicht.
Meine WG hat sich sehr darüber gefreut.
Meine WG hat sich sehr darüber gefreut.
rega aus Oberhausen (12.11.2018 - 20:40)
Hallo Ive,
vielen Dank für diese tolle Erzählung aus der Sicht unserer kleinen Wellibewohner, die nun wirklich nicht unsere Sichtweisen verstehen müssen und Gott sei Dank ihr eigenes Leben selbst in die Hand nehmen können, wenn wir es ihnen denn zulassen. Wir sind erst seit ca. 6 Monaten in diesem Forum aktiv, konnten aber längst nicht alle Tonnen an Lesematerial hier zu uns nehmen und vernüftig verdauen. Heute hat mich (Reiner) diese Geschichte im Block einfach mal zum nachlesen angesteckt und danach war es mir klar, daß ich einfach mal darauf antworten muß, um Dir mitzuteilen, das hier sehr viele Hinweise auf eine artgerechte Wellihaltung versteckt sind, die sich jeder zu Herzen gehen lassen sollte. Und die Kröhnung dieser Erzählung sind die akuraten Hinweise an uns Menschen. Wir wollen für die Wellis nur das Beste, tun es für uns selbst aber nicht, protzen mit Verständnis für die Natur, aber schmeißen jedes Jahr massenweise Abfall und Plastik in die Umwelt.
Ich könnte hier immer weiter spinnen und mich hereinsteigern. Auch, wenn Dein Bericht schon 2 Jahre alt ist, er läßt in meiner Fantasie Utopien entstehen und hat mir in unserer jungen Zeit als Wellibesitzer sehr viele schöne Anregungen mitgegeben. Vielen Dank
vielen Dank für diese tolle Erzählung aus der Sicht unserer kleinen Wellibewohner, die nun wirklich nicht unsere Sichtweisen verstehen müssen und Gott sei Dank ihr eigenes Leben selbst in die Hand nehmen können, wenn wir es ihnen denn zulassen. Wir sind erst seit ca. 6 Monaten in diesem Forum aktiv, konnten aber längst nicht alle Tonnen an Lesematerial hier zu uns nehmen und vernüftig verdauen. Heute hat mich (Reiner) diese Geschichte im Block einfach mal zum nachlesen angesteckt und danach war es mir klar, daß ich einfach mal darauf antworten muß, um Dir mitzuteilen, das hier sehr viele Hinweise auf eine artgerechte Wellihaltung versteckt sind, die sich jeder zu Herzen gehen lassen sollte. Und die Kröhnung dieser Erzählung sind die akuraten Hinweise an uns Menschen. Wir wollen für die Wellis nur das Beste, tun es für uns selbst aber nicht, protzen mit Verständnis für die Natur, aber schmeißen jedes Jahr massenweise Abfall und Plastik in die Umwelt.
Ich könnte hier immer weiter spinnen und mich hereinsteigern. Auch, wenn Dein Bericht schon 2 Jahre alt ist, er läßt in meiner Fantasie Utopien entstehen und hat mir in unserer jungen Zeit als Wellibesitzer sehr viele schöne Anregungen mitgegeben. Vielen Dank