Wellis und Nyphensittiche zusammen halten
Hallo liebe Leserinnen und Leser,einige von euch verfolgen schon seit geraumer Zeit die Themen, die mich rund um meine Vogelhaltung beschäftigen, allem voran, mein Versuch Wellensittiche mit Nymphensittichen zu vergesellschaften.
Ich hatte bereits im Forum einen Erfahrungsbericht niedergeschrieben und habe nun die Ehre, einen Blog daraus machen zu dürfen. An dieser Stelle Danke an die Admins hier für die Möglichkeit und natürlich an alle User, die immer fleißig kommentieren, sich bei Erfolgen mit freuen und natürlich auch für den einen oder anderen Ratschlag.
Worum soll es in diesem Blog gehen
Ich möchte meine gesammelten Erfahrungen mit jedem von euch teilen, denn mit Erfahrungen ist es wie mit Glück, es wird größer, wenn man es teilt. Zudem möchte ich anderen die Möglichkeit bieten, die über gleiches nachdenken, sich gedanklich klar zu einem "Ja" oder "Nein" zu diesem Versuch zu positionieren. Man darf dabei auch nicht vergessen, dass auch ein "Nein" zum Wohle der Vögel sein kann, nämlich dann, wenn man feststellt, dass man der anspruchsvollen Haltung nicht gerecht werden kann oder möchte.Vorab möchte ich noch erwähnen, dass es sich um einen Erfahrungsbericht handelt. Es sind die Erfahrungen, die ich sammeln durfte, dieser Artikel hat natürlich eine persönliche Note, da es sich um einen Blog und keine wissenschaftliche These handelt.
Vorwort
Mein Name ist Tim, im Forum unter dem Nickname "Ramses" bekannt. Ich wohne mittlerweile im schönen Allgäu (gebürtiger Chemnitzer). Ich selbst habe seit ich denken kann Wellensittiche, also ich bin eigentlich mit ihnen groß wurden. Als kleiner Bub hat sich natürlich meine Mama um das Wesentliche bei der Vogelhaltung gekümmert. Aber auch dabei lernt man diese wundervollen Tiere kennen und verstehen - natürlich auch Verantwortung zu übernehmen.Bis zu meinem Versuch habe ich zwei Wellensittiche gehalten. Meinen kleinen Prinzen, Bruce und seinen Kumpel Brian. Die beiden sind trotz der Haltung zu zweit zu einer wundervollen Einheit zusammengewachsen, von einer Zweckgemeinschaft kann da keinen Rede sein (zum Glück!).
Ich hatte schon länger den Wunsch, meine beiden Wellis mit einer anderen Vogelart zu vergesellschaften. Zuletzt kam die Idee vor ca. zwei Jahren auf, wurde jedoch aufgrund beruflicher Umstände vereitelt.
Nun, vor ca. 2 Monaten, kam die Idee wieder auf und wurde auch in die Tat umgesetzt. Schnell wird einem Klar, dass wenn man Wellis mit einer anderen Vogelart halten möchte, kaum ein Weg an den Nymphensittichen vorbeiführt. Diese Vogelart bietet sich nahezu an, da Wellen- und Nymphensittiche in freier Wildbahn Lebensräume teilen und sogar in den gleichen Bäumen nisten. Auch wenn der Nymphensittich nach neusten Erkenntnissen zur Gattung der Kakadus gehört, sind Tag- und Nachtrhythmen, Art des Futters, etc. recht ähnlich.
Ich möchte und muss an dieser Stelle auch erwähnen, dass man sich, sofern man sich für diesen Versuch entscheidet, sich die ganze Zeit bewusst sein muss, dass dieses Projekt auch schief gehen kann.
Es kann immer passieren, dass sich die Wellensittiche mit den Nymphensittichen nicht verstehen (oder anders herum). Einfache Streitereien und kleinre Drohgebärden kann wird und soll es immer geben, wenn jedoch so ein Häubchen aggressiv und aus Drohgebärden aktive Taten werden, hat so ein Welli schnell das Nachsehen. Schwere Verletzungen oder gar schlimmeres kann die Folge sein. Es kann aber auch durchaus umgekehrt sein, dass die kleinen quirrligen Wellis die grundlegend entspannteren Häubchen dominieren.
Ebenso muss man sich bewusst sein, dass man sich mit einem Nymphensittich für die im Idealfall nächsten 20 Jahre ein Kleinkind ins Haus holt. Denn den Intellekt und Verstand bringen diese wundervollen kleinen Kakadus mit. Das bedeutet 20 Jahre Verantwortung und Pflege für zwei zusätzliche Tiere. Und jedes Tier hat es auch verdient, das man dieser Verantwortung gerecht wird.
So viel zu meinen einleitenden Worten. Wie geht es weiter? Was brauche ich, um meine Wellis mit Häubchen zu vergesellschaften?
Platz
Will ich meine Wellis mit Häubchen vergesellschaften, brauche ich für die Rasselbande ausreichend Platz. Der Weg zum eigenen Vogelzimmer ist fast nicht vermeidbar. Sollte kein eigenes Zimmer für die Federkugeln zur Verfügung stehen, werdet ihr schnell merken, dass das Zimmer in dem ihr es den Tierchen heimisch macht, zum Vogelzimmer mutiert.Häubchen sind begnadete Flieger, die in freier Wildbahn bis zu 100 km/h schnell fliegen können. Zudem ist ausreichend Platz auch wichtig, damit sich beide Vogelarten auch einfach mal für eine gewisse Zeit aus dem Weg gehen können. Über die Einrichtung eines Vogelzimmers, bzw. wie man dies vogelsicher gestaltet, möchte ich an dieser Stelle nicht genauer eingehen. Hierzu erhaltet ihr ausreichend und qualitativ hochwertigen Lesestoff in unserem Forum. Nachfolgend ein paar Bilder von meinem Vogelzimmer.




Haltung
Auch Nymphensittiche sollten mindestens paarweise gehalten werden., auch wenn Wellis da sind, ersetzen diese keinen vollwertigen Nymphipartner. Es empfiehlt sich bei einer paarweisen Haltung ein Bub und ein Mädel oder zwei Buben. Zwei Hennen sollten wie bei Wellensittichen nicht gehalten werden.Ebenso ist eine große Voliere mit ausreichend Platz unumgänglich. Auch wenn sich meist nur zum Futtern oder Schlafen darin aufgehalten wird, kann man es keinem Häubchen zumuten, in einem größeren Welli-Käfig zu hausen.
Wichtig finde ich auch, das der Welli-Käfig erhalten bleibt. Somit ist zum Einen ein zusätzlicher Rückzugsort, zum Anderen auch ein weiterer Spielplatz geschaffen.
Ein Welli der schreit, weil ihm etwas nicht gefällt oder ihm einfach der Sinn danach steht, ist nichts im Vergleich dazu, wenn das ein Häubchen tut. Mein Vogelzimmer befindet sich im Dachgeschoss eines Einfamilienhauses. Wenn meine Bande Laune hat, höre ich die kleinen Schreihälse bis in den Waschkeller runter. Nymphensittiche können und wollen manchmal auch ihrer Stimme auch Ausdruck verleihen.
Unsere Wellis sind kleine pfiffige Racker, die schnell Situationen erfassen und verarbeiten. Ebenso wie Häubchen, die in Sachen Intelligenz und Verstand noch eine große Schippe oben drauf packen (ohne dies wertend zu meinen!). Nymphensittiche sind in der Lage, klar Emotionen auszudrücken. So ein kleiner Verstand will auch gefordert werden. Regelmäßig neues Spielzeug und neuer Schredderkram lässt das Risiko sinken, dass sie Sachen anknabbern und zerlegen, die nicht dazu bestimmt sind. Aber ganz vermeiden lässt es sich nicht. Trotz reichlich Spielzeug, Knabber- und Kletterkram habe ich mal wieder Kopfhörer eingebüßt. So ist das eben.
Lasst euch beim Kauf und Einrichten der Voliere reichlich Zeit und kauft die Vögel auch wirklich erst dann, wenn ihr meint, ihr habt ihnen ihr neues Eigenheim eingerichtet. Es wird eh nur nach bestem Wissen und Gewissen eingerichtet, wirklich gescheit machen kann man es erst, wenn man sieht wie die Tierchen die Voliere nutzen.
Nun sind eure neuen Kleinkinder eingezogen und bald steht der erste gemeinsame Freiflug an, wodurch ich zu meinem nächsten Punkt komme.
Zeit
Zeit für die Vögelchen an sich braucht man eher weniger, da diese sich bestens miteinander vertun. Zeit brauche ich aber, um zu beobachten, wann der richtige Zeitpunkt für den ersten Freiflug ist.Von der Idee, bis zum ersten Freiflug vergehen mit Recherchen, Shopping, einrichten usw. Tage. Vor allem brauche ich dann Zeit, wenn der erste gemeinsame Freiflug ansteht, um in den ersten Minuten, Stunden und Tagen so oft es geht präsent zu sein.
Ich habe es so gemacht, dass ich meine Wellis auch erst im Käfig hatte, die Häubchen in der Voliere daneben. Ich habe die vier mit ein paar Tage sich aneinander gewöhnen lassen und erst mal bei den Lokalmatadoren aufgemacht. Als ich dann festgestellt habe, dass man sich zumindest durch das Gitter gut versteht, habe ich dann beide Türen aufgemacht.
Nicht zu vergessen ist auch, dass ich Zeit für die Instandhaltung meines Vogelzimmers brauche. Tägliches saugen, im Sommer mehrfache Wasser- und Futterwechsel, ca. 2 mal die Woche einen "Großputz" aller Käfige und Spielplätze inklusive Sand austauschen etc...das kostet Zeit. Natürlich verbringt man diese grundlegend mit Tieren, die man gern hat, primär ist es aber schlicht Arbeit.
Ich benötige Morgens ca. 15 Minuten bis ich meine Rasselbande versorgt habe, Abends, wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme plus die Zeit vom Saugen und die Zeit, die man einfach so mit Ihnen verbringt oder sie beobachtet. Da sind 1,5 - 2 Stunde jeden Tag schnell weg. Und das für gut zwei Jahrzehnte.
Starke Nerven
Nerven wie Drahtseile sind von Vorteil. Die ersten Stunden und Tage gehen sehr hektisch zu, es ist so viel neu und alles ist anders. Die eine oder andere Reiberei bleibt nicht aus und man möchte am Liebsten dazwischen gehen. Hier ist jedoch ganz klar mein Rat: Wartet ab. Wenn ihr versucht alles für die Vögelchen zu regeln, wird sich keine natürliche Ordnung finden. Die sich finden muss!Natürlich sollte man ab gewissen Punkten dazwischen gehen, nämlich dann, wenn aus Drohgebärden dingfeste Streitigkeiten entstehen. Hiervon bin ich glücklicherweise verschont geblieben aber auch dessen muss man sich bewusst sein.
Geld
So groß die Liebe zu Vögeln (egal welcher Art) auch ist, hole ich mir Mitbewohner ins Haus: Es kostet Geld und das nicht zu wenig. Es ist nicht das Schönste Thema, gehört aber zu diesen Zeilen im Gesamten genauso dazu. Voliere, Stangen, Spielzeug, anderes Futter...zack 500 EUR weg und noch kein Häubchen in Sicht. Natürlich kann man auch auf gutes gebrauchtes zurückgreifen, dies schmälert die Kosten bei und während der Anschaffung aber nur minimal.Ebenso kosten Vögel nicht nur beim Anschaffen Geld, sondern auch fortlaufend. Mehr Futter, mehr Wasser, eventuelle Arztbesuche, Grünzeug, ab und an neues Spielzeug. Ich denke, wenn man alles im Gesamten betrachtet und mal auf einen Monat herunterbricht, sind 100 EUR im Monat gut geschätzt.
Es empfiehlt sich auch eine kleine "Vorsorgekasse" einzurichten, in welche man immer mal wieder Kleingeld oder auch einen Fünfer, der gerade "übrig" ist, einwirft, um größere anfallende Kosten, wie TA-Besuche, zu kompensieren
Fazit
Bei mir leben 8 Federkugeln, vier Wellis und vier Häubchen - und ich bereue diesen Schritt nicht eine Minute. Trotz des Aufwands, trotz der Ausgaben, trotz der Verantwortung (auch in der Urlaubszeit!) bin ich sehr froh, diesen Schritt gewagt zu haben. Ich halte mich so gern bei und mit ihnen auf und agiere mit jedem von ihnen. Jeder Charakter der Rasselbande ist genauso verschieden wie auch in den Grundbedürfnissen gleich.Es war ein Projekt, welches vollends geglückt ist und wirklich alle glücklich macht, auch mich. Ich sage jedoch bewusst geglückt, denn eine gute Portion Glück gehört eben auch dazu. Keine meiner Federkugeln möchte ich mehr missen und ich hoffe, sie können bei mir ein wunderschönes Vogelleben leben, jedenfalls tue ich alles dafür.
Schlusswort
Ich hoffe, mein Bericht hilft dem einen oder anderen Vogelliebhaber, sich bei seiner Idee zu entscheiden, egal ob zum Ja oder Nein. Denn dafür ist er eben auch da.Zu guter letzt: Über dem Glück, welches einem diese Tierchen geben, steht die Verantwortung ihnen gegenüber.
Es grüßen
Bruce & Brian
Charlie & Casper
Jimmy & Jester
Merlin & Mia
und natürlich auch ich!










Der Artikel wurde am 01.07.2019 von Ramses veröffentlicht in der Kateogie: Haltungsblog.

Pezzy aus Bottrop (05.07.2019 - 09:35)
Hallo Tim, danke für den tollen Erfahrungsbericht. Ich bin mir sicher, dass dieser so manchen User hilft eine Entscheidung für oder gegen einer gemischten Haltung, zu treffen oder zumindest nochmal genau drüber nachzudenken. Du hast es wirklich gut geschrieben und die Bilder sind toll. Danke

MelliW aus Fulda (06.07.2019 - 20:42)
Hallo Tim, vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht.
Amirah aus Schöppenstedt (16.07.2019 - 21:44)
Hallo Tim,
vielen Dank für deinen gelungenden Blog und die schönen inspirirenden Fotos. Ich bin begeistert :)
vielen Dank für deinen gelungenden Blog und die schönen inspirirenden Fotos. Ich bin begeistert :)
Ramses aus Memmingen (19.07.2019 - 19:19)
Vielen Dank für die lieben Kommentare :)
Traven aus Geesthacht (13.10.2019 - 16:48)
Die Rankhilfe aus Weide als Kletterspielplatz finde ich klasse. Die Idee werden ich bestimmt übernehmen.
Wellipapa aus Müssen (02.01.2020 - 22:15)
Ja sehr inspirierend,ich habe vor kurzem mit meiner Frau und meinem 8 Wellis das Haus meiner Schwiegereltern geerbt und z.Zt.haben meine Lieblinge ein eigenes Zimmer, aber ich überlege, sie ins Dachgeschoss umzusiedeln! Deine Bilder dazu machen Lust, es im kommenden Frühjahr umzusetzen! LG Ronny
Schwan79 aus Berlin (16.01.2020 - 23:38)
Du hast das Zimmer so hübsch eingerichtet....echt klasse