Liebe Einzelvogel-Halter,
und alle die, die vorhaben, sich nur einen Wellensittich an zu schaffen,habt ihr euch schon einmal überlegt, was ihr dem armen Welli damit antut?
Wir Wellensittiche stammen aus Australien, wo wir in ganz großen Schwärmen - so groß, dass ihr bestimmt nicht alle Vögel zählen könntet - zusammen leben und immer ganz viele um uns haben, die so sind wie wir.
Nur, weil wir Stuben-Wellis jetzt bei euch Menschen in den Wohnzimmern wohnen, bedeutet das nicht, dass wir auf einmal keine Artgenossen mehr brauchen!
Wie ich darauf komme?
Naja, ich wusste bisher gar nicht, dass es unter euch Menschen gibt, die auf die Idee kommen, uns einzeln zu halten!
Bis gestern, denn gestern zog Coco bei uns ein. Meine Federlose hat ihn mitgebracht. Sie hat uns dann erzählt, dass Coco mal einem Kind zu Geburtstag geschenkt wurde. Als Spielgefährte. Aber was hätte Coco denn mit einem Menschen-Kind spielen sollen? Das verstehe ich nicht ...
Coco hat uns dann noch mehr erzählt: Erst wollte das Kind ihn immer anfassen, aber er hatte Angst vor der Hand. Einmal hat das Kind ganz plötzlich nach ihm in seinem Käfig gegriffen und er hat sich so doll erschrocken, dass er ihm in die Hand gebissen hat. Da wurde das Kind dann ganz wütend und hat ihn mitsamt Käfig einfach auf den Boden geworfen. Coco hatte da richtig Panik und laut geschrien, aber es war ja kein anderer Welli da, der ihn hören und ihm helfen konnte.
Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie viel Angst er gehabt haben muss!
Nachdem Coco das Kind gebissen hatte, mochte es ihn gar nicht mehr und er saß den ganzen Tag nur alleine im Käfig. Er hat gesagt, dass er oft einfach ganz laut gerufen hat, in der Hoffnung, dass ihn ein anderer Wellensittich hört und ihn besuchen kommt. Denn er konnte ja selbst nicht - sein Käfig war immer zu, denn das Kind hatte Angst, dass er es noch einmal beißen könnte, wenn er nach draußen kommen würde. Und darum durfte der Coco noch nicht mal mehr fliegen! Da hat er dann eben immer gerufen und gerufen, aber es hat nicht geholfen, nie kam ein anderer Wellensittich vorbei.
Der Coco hat außerdem eine ganz nackte Brust und ich hab mich anfangs gar nicht getraut ihn zu fragen, was da passiert ist. Dann hab ich es aber doch gemacht. Er meinte, es wäre ihm immer so langweilig in seinem Käfig gewesen - es gab ja nichts, was er hätte machen können. Da hat er irgendwann angefangen, sich immer ganz gründlich zu putzen. Einmal hat er sich dabei mehr aus Versehen eine Feder ausgezupft. Das tut doch weh, hab ich gesagt - einmal hab ich nämlich die Susi geärgert und da hat sie mir eine Feder ausgerupft...
Coco hat dann gesagt, dass das zwar schon wehgetan hat, aber er wusste dann, dass es ihn noch gibt. Das hat mich ganz traurig gemacht, wie er das gesagt hat.
Jedenfalls wollte ihn das Kind dann gar nicht mehr und hatte nicht mal mehr Lust, ihm jeden Tag frisches Futter und Wasser zu geben. Seinen Käfig wollte es erst recht nicht sauber machen.
Zum Glück hat unsere Federlose ihn dann gefunden.
Coco hat mir im Vertrauen gesagt, dass er Angst vor ihr hat, weil sie ja noch größer ist als das Kind und er hofft, dass sie nie nach ihm greifen würde. Ich hab ihn nur angeguckt und gemeint, dass würde sie nie machen. Naja, außer es muss sein, wenn er z.B. krank ist. Aber dann will sie ihm ja nur helfen und das macht sie dann auch ganz doll vorsichtig.
Die Federlose redet immer ganz leise mit dem Coco und ist viel vorsichtiger mit ihren Bewegungen als sonst. Aber gut, der Bubi, die Susi, die Tweety und ich wir wissen ja auch schon, dass sie uns nichts tut. Davon müssen wir Coco aber erst noch überzeugen.
Der Coco redet übrigens ganz komisch, wie in einem Dialekt. Manchmal versteh ich ihn kaum. Meine Menschin hat gesagt, das wird noch werden, er hat ja schließlich lange niemanden mehr gehabt, mit dem er Wellisch sprechen konnte. Das macht Sinn, dachte ich mir dann.
Man, wenn ich mir das so vorstelle ... den ganzen Tag allein in einem Käfig und niemand da, der mit einem spielt oder redet. Ich mein, ich mag meine Federlose wirklich ganz doll, aber ich wüsste nicht, wie ich leben sollte, wenn nur sie und kein anderer wie ich da wäre. Nee, wirklich nicht. Das wär ja schrecklich!
Zum Glück ist der Coco ja jetzt bei uns und muss nicht mehr allein sein.
Ich hoffe, dass er bald ganz lange mit uns fliegt. Im Moment geht das noch schlecht, weil er ja so lange nicht raus durfte und völlig aus der Übung ist. Aber ich hab ihm schon versprochen, ganz viel mit ihm zu trainieren.
Weil ich immer noch nicht verstanden hatte, warum ihr Menschen auf die Idee kommt, nur einen von uns Wellensittichen zu halten, hab ich mal meine Federlose gefragt. Sie hat gesagt, dass es Menschen gibt, die glauben, dass nur ein einzelner Welli zahm wird. Ich hab sie dann mit ganz großen Augen angeguckt! Sie meinte nur, ja, das glauben die.
Ich mein, sie weiß ja, dass das nicht so ist. Und ich auch. Und Bubi. Und Tweety. Und Susi.
Und was ist mit euch da draußen?
Liebe Grüße,
euer Hansi.
Der Artikel wurde am 17.01.2010 von veröffentlicht in der Kateogie: Haltungsblog.
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Sabine aus Berlin (17.01.2010 - 09:52)
Da blutet einem das Herz. Hast Du toll geschrieben.
Cybercat aus Ostalbkreis (18.01.2010 - 12:43)
Oja, da sprichst du uns aus der Seele Hansi. Ich wünsche dir und Coco alles Liebe und dass ihr eine richtig schöne Zeit zusammen habt!
Klaus aus Viersen (29.04.2014 - 11:59)
Wenn ich sowas lese, bin ich echt froh, dass der Welli vergesellschaftet wurde!
In der Grundschule lernen die Kinder doch etwas über Tiere und ihr Verhalten, auch über Haustiere. Soetwas sollte man definitiv intensivieren und auch für Elternabende thematisieren! Kaninchen, Katzen und Hunde kennt jeder, und der Welli ist doch der am häufigsten gehaltene Vogel in Deutschland, nicht wahr? Das gehört dann bestimmt in die Schulbücher! Besuch im Vogelpark inklusive, wo das möglich ist. Was ist eure Meinung dazu?
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