Tequila - Mein neuer alter Wellensittich
Ich habe jetzt seit gut zwei Jahren meine zwei Wellensittiche Baileys und Kahlúa.Vor gut zwei Wochen fragte mich meine Schwester, ob ich noch einen Welli von den Eltern einer Bekannten adoptieren wolle. Naja, eigentlich wollte ich nicht. Drei Wellis, das ist nicht die beste aller Kombinationen. Allerdings waren meine zwei sowieso nicht fest verpaart. Und der fragliche Welli war schon fast zehn Jahre alt, und hatte sichtlich Lebensmut eingebüßt, seit sein alter Käfigkumpan gestorben war... und ich fand auch viele Beispiele, wo drei Wellis ein unproblematisches Team darstellten. Also ließ ich mich breitschlagen. Weitervermitteln konnte ich den Welli ja immer noch.
Am 25. Juli brachte die Bekannte den Welli vorbei. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts von ihm - nicht seine Farbe, nicht sein Geschlecht, nicht seinen Namen. Der erste Blick in den Käfig, in dem ein ziemlich verängstigter Wellensittich am Gitter kauerte, war eine Erleichterung: ein Hahn! Das war gut, denn Hähne sind friedfertiger als Hennen. Zwei Hähne und eine Dame, das ist eine Konstellation mit größeren Erfolgschancen als Frauenüberschuss.
Der kleine Kerl war in edlem Violett gehalten und antwortete mit einem zaghaften Triller auf Baileys lautstarke Kontaktrufe. Zunächst aber musst er bei meiner Schwester einziehen, denn ich wusste noch nicht, ob er gesund war. Dieter hieß der kleine Mann - ich beschloss aber, ihm einen neuen Namen zu geben, der zu meinen anderen passen würde - und entschied mich für "Tequila" :) (Ich trinke übrigens kaum Alkohol, wie mir angesichts meiner Namenswahl schon manchmal unterstellt wurde ;-P Ich finde sie nur frech und passend für Vögel!)
Nach drei Tagen durften sich dann Tequila und meine anderen zwei kennen lernen. Tequila war unheimlich schüchtern. Den ganzen Tag verbrachte er damit, wie ein Aufziehtier auf seiner Stange hin und her zu trippeln, rasend schnell und sehr nervös. Baileys und Kahlúa wagten sich für ein bisschen Hirse auf seinen Käfig. Doch als ich auch Tequilas Türchen öffnete, kam er nicht heraus, wie ich gehofft hatte. Stattdessen kam Baileys hinein. Tequila war darüber sichtlich aufgeregt. Er trippelte noch flotter. Aber die proppere Dame weckte wohl auch den Gentleman in ihm und er fing an zu balzen.
Am nächsten Tag traute sich Tequila immer noch nicht raus. Aber die Kolbenhirse auf dem offenen Türchen war am Abend endlich so verführerisch, dass er, ganz, ganz vorsichtig, als warteten draußen mindestens 20 Giftschlangen, nach draußen tappte. Doch als er das erste Mal aufflatterte - oh weh! Das war ein recht mühsames Schwirren wie bei einem altersschwachen Hubschrauber, man merkte ihm an, dass er lange keine Lust mehr gehabt hatte, sich hinauszuwagen.
Verschreckt fand er nicht so recht den Käfig wieder und musste schließlich auf dem Boden notlanden. Ich beschloss, den schockierten Sittich einzusammeln und setzte ihn in Baileys und Kahlúas Käfig. Tequila wagte nicht, das Käfiggitter loszulassen. Aber es blieb friedlich in der Dreier-WG und mein neuer Hahn baggerte von da an die - wie alle Hennen darüber weit erhabene ;) - Baileys an.
Hinaus getraut hat sich mein Neuer bisher immer noch nicht und er ist immer noch sehr scheu. Aber schließlich ist die goldene Regel der Wellihaltung die Geduld - der kleine Kerl hat sich heute schon getraut, ein bisschen Kolbenhirse zu naschen, obwohl sie von der großen bösen Hand festgehalten wurde, vor der seine Käfiggenossen aus unerfindlichen Gründen keine Angst zu haben scheinen. Und er hat auch schon Grünzeug für sich entdeckt - also, kommt Zeit, kommt Rat, irgendwann wird er sich schon nach draußen auf den Spielplatz trauen ;)
Jedenfalls ist Tequila schon so weit aufgetaut, dass er wieder richtig zwitschert und ich bin sicher, er ist froh, wieder Sittichgesellschaft zu haben. Dass man also einen alten Wellensittich nicht mehr vergesellschaften könne, ist wirklich ein Märchen! Ich bereue es kein bisschen, es versucht zu haben.
Was mich immer wieder fasziniert, ist wie anders Tequila klingt als meine Beiden. Während ich Baileys und Kahlúa an ihrer Stimme nicht unterscheiden kann, hat Tequila einen viel perlenderen und tieferen Gesang, er zwitschert in einer gluckernden Tonlage, die ich bisher bei einigen anderen Sittich, aber nie bei meinen eigenen gehört habe. Ich bin gespannt, ob sich nun ein neuer "Dialekt" in meinem Vogelheim ausbilden wird.
Zunächst hatte ich auch etwas Sorge, dass sich Tequila nur an Baileys halten und Kahlúa außen vor bleiben könnte, aber heute habe ich zum ersten Mal beobachtet, wie auch Tequila und Kahli miteinander schnäbelten. So wird es wohl erst mal bei drei Wellis bleiben. Obwohl es am Namen für eine Nummer Vier nicht scheitern würde. Mojito vielleicht oder Bacardi ...?
Der Artikel wurde am 13.08.2010 von Blueberry veröffentlicht in der Kateogie: Geschichten.
Ähnliche Artikel in diesem Blog
Wellensittiche zu vermitteln in der KW 01/2015 vom 04.01.2015
Wellensittiche zu vermitteln in der KW 02/2015 vom 11.01.2015
Wellensittiche zu vermitteln in der KW 12/2015 vom 22.03.2015
Wellensittiche zu vermitteln in der KW 32/2015 vom 09.08.2015
Wellensittiche zu vermitteln in der KW 48/2015 vom 29.11.2015
Wellensittiche zu vermitteln in der KW 01/2015 vom 04.01.2015
Wellensittiche zu vermitteln in der KW 02/2015 vom 11.01.2015
Wellensittiche zu vermitteln in der KW 12/2015 vom 22.03.2015
Wellensittiche zu vermitteln in der KW 32/2015 vom 09.08.2015
Wellensittiche zu vermitteln in der KW 48/2015 vom 29.11.2015
Elena aus Hessen (14.08.2010 - 07:53)
Hallo Tecquila,
du bist ein wunderhübscher Fratz und ich könnt dich und dein Frauchen knuddeln, dass ihr zueinander gefunden habt! Das ist einfach toll!
Und übrigens: klar - eine Nummer vier geht doch echt noch;- mein Vorschlag: Curacao :-)
du bist ein wunderhübscher Fratz und ich könnt dich und dein Frauchen knuddeln, dass ihr zueinander gefunden habt! Das ist einfach toll!
Und übrigens: klar - eine Nummer vier geht doch echt noch;- mein Vorschlag: Curacao :-)
Blueberry aus AC (14.08.2010 - 13:17)
Du hast Recht, Curacao ist ein super Vorschlag :D
Katharina aus Innsbruck (16.08.2010 - 23:05)
Ohh das ist ja ein sehr schöner kleiner mann :)
Ich kann es nur bestätigen das auch älter wellis sehr gut vergesellschaftbar sind man braucht nur ein klitze kleines bisschen mehr geduld
Ich kann es nur bestätigen das auch älter wellis sehr gut vergesellschaftbar sind man braucht nur ein klitze kleines bisschen mehr geduld
stiefelmichi aus Hamburg (30.07.2015 - 21:09)
Das errinnert mich daran als der 15 Jahre alte Hansi zu meinen Wellis kam und das Fliegen lernte. Er hatte noch 3 glückliche Jahre in meinem 8.er Schwarm.
Blueberry aus NRW (31.07.2015 - 10:28)
Wow, 18 ist aber auch wirklich ein stolzes Alter für einen Wellensittich :)
Pepelino aus Schöner Bericht (02.10.2019 - 17:19)
Danke für Deinen Bericht, toll geschrieben! Ich finde es schön, dass dieser ältere Welli auch noch mal Anschluss gefunden hat. Es sind halt auch Schwarmtiere. lg. Heidi