Clickern - wie funktioniert das überhaupt?
In den letzten Jahren ist eine bestimmte Form des Tiertrainings - das "clickern" - in Mode gekommen. Anwendung findet diese Methode vor allem bei Hunden, aber auch bei zahlreichen anderen Tierarten wie Pferden, Katzen, Papageien und sogar Delfinen. Aber wie funktioniert Clickern überhaupt und vor allem, warum funktioniert es?Was ist Clickern?
Ein "Clicker" ist ein kleines Gerät, das einem Knackfrosch ähnelt. Genauso gut kann aber auch ein Kugelschreiber oder ein Zungenschnalzen verwendet werden, wichtig ist nur, dass das Geräusch kurz ist und nicht anderweitig verwendet wird, um mit dem Tier zu kommunizieren.
Jedes Mal, wenn man nun dem Tier zeigen möchte, dass es etwas richtig gemacht hat, wird "geklickt" - und anschließend erhält das Tier eine Belohnung.
Die meisten Tiere arbeiten sehr gut (und freiwillig!) mit Clickertraining und häufig zeigen sich Lernerfolge deutlich schneller als mit anderen "Erziehungsmethoden".
Dieser Artikel ist keine detaillierte Anleitung, wie man mit seinen Wellensittichen clickert. Er soll eine Übersicht darstellen, welche Ideen hinter dem Clickertraining stehen und wie Clickern - psychologisch gesehen - funktioniert.
Was bedeutet der "Klick"? Klassische Konditionierung
Seine wissenschaftliche Grundlage hat Clickertraining in der klassischen und operanten Konditionierung, die wiederum aus der Verhaltenspsychologie und damit verbundenen Forschungen stammt.
Unter klassischer Konditionierung versteht man die Verknüpfung einer bestimmten Reaktion mit einem ursprünglich neutralen Reiz, der dank der Konditionierung ebendiese Reaktion auslöst. Was so kompliziert klingt, ist eigentlich ganz einfach: ein Tier, dem man etwas zu fressen hinstellt, reagiert beispielsweise mit Aufregung und "Vorfreude" auf die Nahrung, sobald es sie sieht oder riecht, weil es schon erwartet, sie gleich zu verputzen. Ertönt nun jedesmal ein bestimmtes Geräusch, wenn das Tier gefüttert wird, wird es bald schon auf das Geräusch allein genauso reagieren - es hat durch "klassische Konditionierung" gelernt, dass es gleich etwas zu futtern gibt, wenn es dieses Signal hört. Das funktioniert übrigens nicht nur bei Tieren, sondern auch bei Menschen. Vermutlich bist du selbst auch konditioniert, ohne dir darüber bewusst zu sein: Wer sitzt nicht nachts senkrecht im Bett, wenn der Feueralarm erklingt, obwohl das Gepiepe selbst ja eigentlich vollkommen harmlos ist? Und bei wem kommt keine Vorfreude auf, wenn die Titelmelodie der Lieblingsserie erklingt? ;)
Und was hat das nun mit Clickern zu tun?
Der erste Schritt des Clickertrainings ist es, das Geräusch mit der Belohnung zu verknüpfen, denn zunächst ist es einem Tier natürlich völlig schnuppe, ob man auf den Clicker drückt oder nicht. Es muss erst lernen, dass sich der Klick für es "lohnt"! Deshalb wird das Tier erstmal "einfach so" belohnt, ohne dass es überhaupt etwas gemacht hat. In dem Moment, in dem das Tier die Belohnung annimmt, wird dann geclickt. Und mit der Zeit lernt das Tier, dass das Klickgeräusch gleichbedeutend ist mit "gleich kriege ich eine Belohnung".
Der nächste Schritt: Operante Konditionierung
Die Grundidee des Clickertrainings besteht im "Lernen durch positive Bestärkung". Damit ist gemeint, dass erwünschtes Verhalten belohnt wird, damit das Tier - oder der Mensch ;-) - es häufiger zeigt.
Eine "positive Bestärkung" kann alles mögliche sein: ein Lob, ein Geschenk oder ein Spiel mit jemandem, es kann aber auch etwas sein, was sich ohne Zutun anderer zeigt: Zum Beispiel ist ein leckerer Geschmack auch eine positive Verstärkung der Nahrungsaufnahme! Wichtig ist nur, dass die Bestärkung erstrebenswert erscheint.
Beim Clickertraining möchte der Tierhalter normalerweise, dass sein Tier etwas bestimmtes tut - das kann auch das Unterlassen eines anderen Verhaltens sein, z.B. "aufzuhören, die Wohnung zu demolieren".
Wenn man ein bestimmtes Verhalten - zum Beispiel, sich dem Besitzer zu nähern - belohnt, indem man das Tier dafür mit einem Leckerbissen füttert oder sich auf für das Tier angenehme Weise mit ihm beschäftigt, wird es das nächste Mal auch wieder gerne kommen, weil es weiß, dass es dann Angenehmes erwartet. Es "lohnt" sich für das Tier, das Verhalten zu zeigen.
"Operantes Konditionieren" heißt nun im Fall des Clickertrainings nichts anderes, als dass man das jeweils gewünschte Verhalten belohnt und somit einen Anreiz für das Tier schafft, es häufiger zu zeigen.
Warum ausgerechnet der Clicker?
Gut, positive Verstärkung ist nichts neues und wird von den meisten Menschen sowieso ständig - häufig unbewusst - eingesetzt. Ständig loben wir andere für etwas, was wir gut finden, egal ob wir nun ein Kind dafür loben, dass es seine Jacke ordentlich aufgehängt hat, einen Hund dafür, dass er brav vor dem Supermarkt gewartet hat oder unseren Partner, dass er was leckeres zu Essen gekocht hat.
Aber wozu braucht man einen Clicker? Belohnen kann man schließlich auch so, und zwar ohne aufwändige Vorarbeiten...
Der Hauptvorteil beim Clickern ist die Schnelligkeit, mit der das Signal erfolgt. Clickertraining erfolgt auf rein freiwilliger Basis: Das Tier soll kein Verhalten zeigen, weil es dazu gezwungen wird oder eine Strafe fürchtet - es soll freiwillig mitmachen, weil es eine Belohnung möchte! Freilich gibt es Tiere, die überhaupt kein Interesse haben, und die sollte man auch nicht bedrängen. Die meisten aber scheinen es sehr erstrebenswert zu finden, sich eine Belohnung zu verdienen, und sind mit großem Eifer bei der Sache. Nur ist es oft schwierig für das Tier, zu verstehen, was genau es denn jetzt überhaupt richtig gemacht hat. Bis ein langsamer Mensch endlich mal die Belohnung rausgerückt hat, geht aus Sicht des Tieres eine halbe Ewigkeit ins Land - und wofür ist die Belohnung jetzt? Für das Näherkommen, das stehen bleiben, das ungeduldig die Hand anstupsen...?
Der Clicker hat den Vorteil, dass er in weniger als einer Sekunde ausgelöst werden kann und damit genau in dem Moment benutzt werden kann, in dem das Tier etwas richtig gemacht hat. Es weiß also: Aha, das war"s. Jetzt kann ich gleich den Lohn für meine Mühen einfahren und beim nächsten Mal weiß ich, was ich machen soll.
Zusammenfassung
Der Clicker ist also ein sehr präzise einsetzbares "Versprechen" für eine Belohnung. Dieses Versprechen muss auch eingehalten werden, damit der Klick auch weiterhin als Bestätigung empfunden wird!
Mit einem Klick wird ein bestimmtes Verhalten bestärkt, von dem man möchte, dass das Tier es zeigt.
Ob man seine Wellensittiche (oder andere Haustiere) überhaupt dazu bringen sollte, "auf Kommando" etwas bestimmtes zu tun oder zu lassen, ist freilich eine andere Frage - aber ich hoffe, es ist nach der Lektüre zumindest klar geworden, welche Idee hinter dem Clickern überhaupt steht ;)
Der Artikel wurde am 22.08.2011 von Blueberry veröffentlicht in der Kateogie: Tipps und Tricks.
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Rebecca aus Aachen (22.08.2011 - 11:15)
Sehr gut geschrieben! Und auch für jemanden der nichts von Lernpsychologie versteht verständlich beschrieben.
Sehr schöner Artikel!
Sehr schöner Artikel!
Andrea aus Reichersdorf (22.08.2011 - 19:23)
Super Artikel! Das wichtigste auf den Punkt gebracht!
Meine Wellis sind ganz wild danach - ich sehe das Clickertraining als sinnvolle Beschäftigung und Abwechslung für die Tiere. Außerdem kann ich ihnen viel Stress ersparen, indem ich immer wieder übe, dass sie z.B. ind den Transportkäfig klettern, dass sie darin auch spielen können usw. - so hat die Fahrt zum TA auch keinen so bitteren Beigeschmack ;-)
Meine Wellis sind ganz wild danach - ich sehe das Clickertraining als sinnvolle Beschäftigung und Abwechslung für die Tiere. Außerdem kann ich ihnen viel Stress ersparen, indem ich immer wieder übe, dass sie z.B. ind den Transportkäfig klettern, dass sie darin auch spielen können usw. - so hat die Fahrt zum TA auch keinen so bitteren Beigeschmack ;-)
Anna-Katharina aus Mommenheim (08.10.2012 - 18:42)
Sehr guter Text!
Also das erste mal: Kolbenhirse geben, wenn sie es fressen clicken?
Wenn der Welli dann weiß das das Clicken eine Belohnung ist dann ihm etwas beibringen und Clicken und dann Hirse geben?
Also das erste mal: Kolbenhirse geben, wenn sie es fressen clicken?
Wenn der Welli dann weiß das das Clicken eine Belohnung ist dann ihm etwas beibringen und Clicken und dann Hirse geben?
Blueberry aus NRW (08.10.2012 - 19:57)
Genau. Erst beibringen, dass Clicken = Belohnung heißt. Dann jedes mal klicken, wenn sie etwas in die richtige Richtung tun, z.B. den Stock berühren. Danach dann belohnen. Der Click kündigt die Belohnung an, aber man kann zeitlich genauer klicken als wenn man erst die Hirse geben müsste ;)
Anna-Katharina aus M. (08.10.2012 - 20:27)
Vielen Dank ;)
Anna-Katharina aus Mommenheim (09.10.2012 - 18:03)
Wie lange dauert es ungefähr das sie wissen das Clicken=Belohung ist?
Blueberry aus NRW (09.10.2012 - 19:35)
Kann ich dir leider nicht sagen, ich hab das nie ausprobiert ;)
Ich denke, so ein paar Tage üben sollten reichen. Du merkst es ja auch dann daran, ob sie nach dem Klick den Eindruck machen, als warteten sie auf die Belohnung.
Ich denke, so ein paar Tage üben sollten reichen. Du merkst es ja auch dann daran, ob sie nach dem Klick den Eindruck machen, als warteten sie auf die Belohnung.
Anna-Katharina aus Mommenheim (09.10.2012 - 20:13)
Heute hab ich mit dem Clickertraining angefangen und sie warten auch schon nach dem Klick auf die Belohnung!