Aus dem Tagebuch eines Wellis - ich ziehe um!

Oh Mann, ich kann Euch sagen, im Moment ist vielleicht was los. Da hatte ich so ein schönes Leben bei meiner Großen, nachdem sie mich vor zwei Jahren aus dem Tierheim abgeholt hatte. Aber dann ist meine Partnerin gestorben und ich war alleine. Das fand ich nicht so schön! Und meine Große wollte keinen neuen Wellensittich mehr holen.

Freitag

Also hat sie eine neue Futtergeberin für mich gesucht. Es hat sich auch gleich jemand gefunden (ich bin halt wirklich ein hübscher Bursche :>) und die beiden haben geschrieben und miteinander gesprochen. Heute bin ich dann dorthin gebracht worden.
Sieht ja ganz nett aus hier. Ich wurde auch gar nicht geschnappt sondern das Oberteil meines jetzigen Käfigs wurde über die kleine Transportbox, in der ich saß, drüber gestülpt und so konnte ich ganz bequem umsteigen, wann ich wollte. Was ich aber auch gleich gemacht habe. Die beiden Großen haben noch so ein Stück Papier ausgefüllt und unterschrieben und dann kam das schwierigste: meine Große hat sich von mir verabschiedet :"( Ich glaube, es fiel ihr auch nicht leicht, aber sie hat gesagt, dass sie mich in gute Hände geben würde.
Jetzt sitze ich da alleine in dieser neuen Behausung. Eine Kolbenhirse hängt hier, sozusagen als Begrüßungsgeschenk, das ist schon mal nett. Und die neue Große sieht auch ganz sympathisch aus, die gibt es auch in einer kleineren Ausgabe, die mag ich besonders, da trippele ich immer gleich hin, wenn ich die sehe. Die spricht auch total viel mit mir, im Moment steht meine Behausung nämlich bei ihr im Zimmer. Aber wenn ich das richtig verstanden habe, nur vorübergehend. Dann komme ich woanders hin.

Samstag

Mittlerweile fühle ich mich schon etwas besser hier. Ich habe mich schon mal geputzt und meine Federn gezählt (sind alle noch da *uff*) und auch schon ein bisschen gefrühstückt. Dann ging das Theater wieder los. Ach nee, schon wieder rein in die Transportbox. Wo geht es denn jetzt wieder hin? Kann man nicht mal seine Ruhe haben?

Aha, zum Tierarzt. Na super! Das finde ich jetzt aber blöde! Das mag ich doch nicht. Okay, die Frau konnte das gut, hat mich geschickt gefangen, so sehr ich auch versucht habe, auszuweichen. Und sie hat gesagt, ich sei sehr hübsch und sehr gepflegt *strahl* klar, die Gefiederpflege ist mir ja auch extrem wichtig! Die Untersuchung habe ich gut überstanden, dann ging"s wieder zurück. Aja, da ist ja meine neue Behausung wieder, schön dass ich da jetzt wieder rein kann. Hoffentlich werde ich jetzt nicht jeden Tag so rumgetragen.

Aber ich habe noch etwas gutes herausgefunden: ein Stockwerk höher höre ich etwas piepsen. Da scheinen noch mehr von meiner Sorte zu sein :-D Ich habe gleich mal geantwortet und wir haben uns so schon ein bisschen unterhalten. Komischerweise sprechen die einen etwas anderen Wellidialekt als ich, aber wir werden uns schon noch verständigen. Ob das dann der Ort ist, wo ich hin komme? Ich hatte ja gestern gehört, ich würde nicht für immer bei der Kleinen im Zimmer bleiben ... Freunde! Das wäre schön ....!

Sonntag

Ich werde immer mutiger. Die Kolbenhirse habe ich schon gut bearbeitet und ich traue mich sogar schon, etwas in meiner neuen Behausung herum zu hüpfen. Außerdem rufe ich sehr viel nach den anderen und dann antworten die mir auch. Ich hoffe, ich darf da bald hin. Aber die Kleine hat gesagt, es würde noch ein paar Tage dauern, sie müssten erst noch die Ergebnisse der Tierärztin abwarten. Na von mir aus, solange ich da nicht wieder sofort hin muss. Jetzt "telefoniere" ich noch ein bisschen mit den anderen - schön zu wissen, dass es da noch welche gibt.

Mittwoch

Noch immer habe ich keinen anderen Welli zu Gesicht bekommen, aber hören kann ich sie und ich versuche, lautstark Kontakt aufzunehmen. Damit mir nicht zu langweilig ist, legen die Großen mir immer so eine silberne Scheibe in einen Kasten und dann kriege ich von einem Typen namens Harry Potter erzählt. Interessant aber nicht so interessant wie Freunde ...

Juhu, eben ist irgendwas passiert. Erst hat das Telefonding geklingelt, dann haben sich die Große und die Kleine ganz doll gefreut und mir erzählt, dass die Tierärztin angerufen hätte und ich wäre gesund. Pah, wußte ich doch auch schon vorher. Aber auf jeden Fall haben sie mich jetzt von meinem bisherigen Platz weggetragen und *jubel* in das Zimmer mit den anderen Wellis gestellt.

Sind die hübsch! Und sehr offen für Gesellschaft. Die eine ist gleich zu mir auf mein Dach geflogen gekommen, da stand ich noch keine Minute hier. Jetzt fliegen sie immer abwechselnd zu mir rüber. Ob ich wohl auch bald mitfliegen darf?

Ich zeige der Großen, dass ich unbedingt auch raus will. Ich renne und flattere in meiner Behausung herum und suche den Ausgang. Da endlich hat sie es kapiert und öffnet mein Türchen. Davon bin ich so überrascht, dass ich mich erstmal putzen muss ;-)

Aber dann dauert es nicht lange und ich hüpfe aus dem Türchen raus. Die anderen fliegen verschreckt auf, als ich komme, ich finde keinen Landeplatz und muss erstmal kurzfristig mit der Couch vorlieb nehmen. Dann rette ich mich auf meine bisherige Behausung zurück und schiele zu den anderen rüber. Die schielen zurück.



Schließlich traue ich mich und fliege rüber. Wieder großes Geflatter. Ich finde eine Platz auf der großen Behausung, die vier anderen retten sich auf den Schrank. Na toll, schon mal was von Gastfreundschaft gehört?!?

Nachdem sie dort eine Weile beraten haben, wird es mir zu bunt - ich fliege auch auf den Schrank. Schließlich war ich jetzt lang genug alleine und sehne mich nach Gesellschaft. Gemeinsam fliegen wir zurück und schaffen es, alle einen Sitzplatz auf den Stangen und Seilen zu ergattern.



Ich beginne mich zu putzen und die anderen steigen mit ein. Gemeinsame Interessen verbinden eben :-) Nach einer Weile fliegt auch nicht gleich einer erschreckt auf, sobald ich mich bewege und wir schaffen es, uns die Sitzplätze zu teilen.

Jetzt bin ich ihnen sogar schon etwas näher gerutscht und erzähle kleine Anekdoten aus meinem Leben. Natürlich nicht zu viel, ich will ja nicht gleich meine ganze Lebensgeschichte hier ausbreiten, aber ein bißchen Offenheit schade ja nicht. Die anderen scheinen sympathisch zu sein und ich fühle mich schon nach kurzer Zeit ganz zuhause hier bei ihnen (zumal ich auch hier Futternäpfe entdeckt habe)- schön!