Der vogelkundige Tierarzt
Es ist ein Thema, dass man nicht oft genug behandeln kann und gerade bei Neulingen in der Vogelhaltung besteht oft ein hoher Aufklärungsbedarf, denn woher soll man als Laie wissen, was einen guten Tierarzt für Vögel ausmacht?Immer wieder gibt es in unserem Forum Berichte darüber zu lesen, wie ein Besuch beim Tierarzt NICHT ablaufen sollte. Häufig ist es allerdings gar nicht so einfach, den Wellensittichhalter davon zu überzeugen, dass ein spezialisierter Arzt ganz anders vorgegangen wäre.
Darum stelle ich im Folgenden einmal einige Untersuchungsmethoden vom "Tierarzt um die Ecke" in Frage:
Der Röntgenblick
Auch wenn manch einer es noch immer glauben mag - ob Patientenbesitzer oder der Tierarzt von sich selbst - Ärzte sind keine Götter. Und auch nicht Superman. Soll heißen: Sie haben keine Röntgenblick.Allerdings kommt es nicht selten vor, dass ein unkundiger Tierarzt meint, nur mittels Anschauen des Vogels eine Diagnose stellen zu können. Egal ob Flügelbruch, Tumor, innere Erkrankung ... alles ist möglich zu diagnostizieren, ohne dass der Vogel auch nur aus seinem Käfig genommen wird.
Die Wunderhände
Immerhin traut sich dieser Tierarzt schon einmal, den Vogel aus seinem Käfig und in die Hand zu nehmen. Inwiefern das geübt ist und er den Fixiergriff beherrscht, sei jetzt einmal dahin gestellt.Aber auch rein vom in der Hand halten lässt sich keine Diagnose stellen. Wird der Vogel abgetastet, können so zwar eventuelle Verletzungen oder Veränderungen der inneren Organe festgestellt werden, nicht aber, ob der Sittich unter einem Befall von Bakterien, Viren, Pilzen oder Ähnlichem leidet.
Der Typ "Ich weiß nicht, wie ich den Vogel behandeln muss, will das dem Besitzer gegenüber aber nicht eingestehen, also bekommt das Tier Vitamine und/oder ein Antibiotikum"
Dieser Typus tritt nicht selten gepaart mit einem der beiden erstgenannten auf. Er will dem Patientenbesitzer gegenüber nicht sein Gesicht verlieren und zeigen, dass er keine Ahnung hat, was er machen soll, macht also irgendetwas, das vielleicht gut aussieht. Und Medikamente verschreiben sieht immer nach etwas aus.Würde aber die reine Gabe von Vitaminen bei diversen Erkrankungen zu einer Heilung führen, wäre auch die Menschheit von weitaus weniger heimtückischen Krankheiten geplagt.
Ein Antibiotikum ist zwar nicht selten von Nöten, wenn man allerdings nicht weiß, gegen was man damit vorgeht und es nur auf Verdacht hin verabreicht, kann es sich auch sehr kontraproduktiv auswirken.
Für diejenigen, die sich noch nicht ganz sicher sind, worauf ich hinaus will: Wenn ich mit meinem Hund zu einem Tierarzt gehe, wird er gewogen, abgehört, es werden Augen, Ohren, Zähne und Schleimhäute kontrolliert, er wird abgetastet, die Temperatur wird gemessen, er wird auf Parasitenbefall untersucht und, sollte ich Symptome einer Erkrankung schildern und nicht nur zu einem allgemeinen Check dort sein, werden weitere Untersuchungen gemacht wie ein Blut- oder Röntgenbild, Kotuntersuchung, Ultraschall ...
Das ist alles - sowohl für Tierarzt als auch Patientenbesitzer - ganz selbstverständlich, denn es dient der Diagnosefindung.
Welcher Hundebesitzer würde etwa einem Tierarzt vertrauen, der nur mittels Anschauen z. B. einen Nierentumor bei seinem Liebling feststellen können will?
Und: Wieso sollte das beim Wellensittich anders sein?
- Ein Wellensittich stirbt nicht gleich, wenn man ihn in die Hand nimmt.
- Ein Kropfabstrich und die Untersuchung einer Kotprobe sind unumgänglich um eine Diagnose zu stellen.
- Einem Wellensittich kann (in den meisten Fällen) Blut abgenommen werden, sofern es nötig ist.
- Ein Wellensittich kann geröntgt werden.
- Es können Ultraschalluntersuchungen vorgenommen werden.
- Auch ein Wellensittich kann operiert werden.
Ein unkundiger Tierarzt wird mindestens einen dieser Punkte verneinen. Ein kundiger, der sich etwas nicht zutraut, wird sagen, dass es möglich ist, er es aber selbst nicht kann.
Ein Spezialist kann und macht was nötig und möglich ist. Und nur zu einem solchen sollte man gehen.
Der Artikel wurde am 23.04.2012 von veröffentlicht in der Kateogie: Gesundheitsblog.
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