Warum nur habe ich Wellis???
Ach Mensch, was war das denn schon wieder für ein fürchterlicher Tag!?Der Wecker hat verdammt früh geklingelt, trübes Wetter, viel zu viel Arbeit und dann auch noch das unerfreuliche Gespräch mit dem Chef. Und als wenn das nicht schon genug wäre, war dann auch noch Stau auf dem Heimweg und der Supermarkt gerammelt voll…
Ich bin mehr als froh, endlich daheim zu sein. Mein Mann müsste ja auch bald nach Hause kommen. Das ist gut, dann kann ich mich bei ihm noch ein bissl ausheulen, was ich doch für einen *bescheidenen* Tag hatte...
Also ab in die bequemen Klamotten und dann auf die Couch – alles erledigt, jetzt kann ich Feierabend machen!! Juhuu!!
OH NEIN!! Ich hab ja doch noch nicht alles erledigt!! Oben im Vogelzimmer warten ja vier hungrige Schnäbel auf die Abendration Futter. Und dann noch das Trinkwasser wechseln und das Zeitungspapier auf dem Boden erneuern…
Na super – das dauert ja mindestens nochmal `ne viertel Stunde!!
Menno – warum habe ich nur Wellis???
Na gut, dann werd ich diese *Pflicht* eben auch noch schnell erfüllen…
Ich bin noch auf dem Flur, als ich durch die Türe schon das Gezwitscher höre. Hoffentlich sind die Flauscher gleich ruhig, wenn ich im Zimmer bin. Mein Kopf dröhnt eh schon.
Nein – sie sind es nicht! Es wird fleißig weiter gequietscht und geplappert.
Und Barny, der gemütlich auf dem Spielplatz hockt, findet es glaub ich richtig gut, gerade jetzt ganz schrill zu Pfeifen, wo die Federlose mitten im Zimmer steht.
Oh mann, Barny! Hör auf, sei ruhig!! Mir zieht es schon das Trommelfell zusammen!
Natürlich lässt sich der feine Herr nicht beeinflussen und macht munter weiter. Sieht übrigens irgendwie ganz süß aus, wie er beim plappern die Federchen am Kopf so aufstellt…
Na ja, trotzdem nervig!
Ja was ist denn da passiert?? Ich trau meinen Augen nicht! Bevor ich heut früh gegangen bin, hatte ich den Wellis noch ein paar Apfel-Schnitze an den Vogelbaum geklemmt – und was haben sie gemacht?? Überall liegen/kleben eingetrocknete Apfel-Fussel herum!! Am Vogelbaum, an den Fensterscheiben, auf dem Fußboden… ÜBERALL! *Grrr* Dann darf ich also heute auch noch schrubben und wischen, na toll. Das muß Kelly gewesen sein! Wo ist sie?
Da sitzt sie – Madame Kelly. Auf der Baumwollspirale an der Decke. Und schaut zu mir runter wie die Unschuld vom Lande. Trotzdem lese ich ihr erst mal ordentlich die Leviten…
Ja ja, jetzt setzt sie gleich wieder ihren Engelchen-Blick auf und hält den Kopf so leicht schräg dabei.
Aber ich lasse mich von ihrer Masche nicht beeindrucken und schimpfe weiter.
Madame Kelly lässt meinen Wutausbruch kommentarlos über sich ergehen – nach einer kurzen Weile zieht sie sogar ein Füßchen gemütlich ins Gefieder hoch, schließt die Äuglein und fängt an ein wenig mit dem Schnabel zu knirschen…
Wie bitte, was soll denn das jetzt??
Muß zugeben, dass ich dennoch etwas über die Komik dieses Bildes schmunzeln muss. Da steht die Federlose und schimpft, und schimpft – und die kleine Kelly schläft dabei ganz ungerührt ein!! Nee, das find ich ja nun doch ein bissl lustig…
Nun gut, dann also jetzt das Wasser wechseln – da erwartet mich das übliche Bild: Vogel-Kaka im Trinknapf! Und ich weiß auch, wer’s gewesen ist: Ranzi !
Selbstverständlich weiß Ranzi ganz genau Bescheid, und hat sich wohlweißlich schon auf den allerhöchsten Ast des Vogelbaumes verzogen – und da macht sie sich jetzt ganz dünne hinter einem Blättchen und versucht sich zu verstecken. Ich seh nur, wie sie den Hals reckt und große Augen macht. Fast hab ich den Eindruck, als würde sie vor sich hin grinsen, so nach dem Motto: hi hi hi, VOLLTREFFER!!
Zum Glück (von Ranzi) hab ich gerad ja schon mit Kelly geschimpft – da hab ich jetzt keine Lust mehr drauf. Ok, dann hol ich eben mal eine Reiswaffel. Moment…
So mein kleines Kakak-Monster: Schau was die liebe Federlose Dir mitgebracht hat!! Eine ganz frische Reiswaffel! Oh, wie ist das toll!!
Ranzi`s Hals wird länger und länger, die Augen größer und größer: Hui, das ist ja eine richtig große Reiswaffel! Hey, wie komm ich da nur hin, ohne der Federlosen zu nahe zu kommen?? *Gier, Gier*
Als Ranzi eingesehen hat, dass ihr doch ca. 5 cm Hals fehlen, trippelt sie dann doch ganz langsam in meine Richtung. Ja, komm schon meine Süße! Trau Dich, keine Angst…
Ranzi ist hin und hergerissen, ein paar Mal war ihr Schnabel nur noch Millimeter vom „Glück“ entfernt. Ob sie sich heute traut??
Mein Arm wird schon schwer, aber ich möchte doch noch durchhalten.
Die süße, pastellfarbene Wellidame ziert sich noch etwas, macht mal einen Schritt vor und dann wieder zurück. Zwischendurch verharrt sie und beäugt mich zweifelnd.
Und dann – ich fass es nicht! – gibt sie sich einen Ruck, springt direkt auf die Reiswaffel und schreddert was der Schnabel hergibt!
Also ganz ehrlich, da geht mir mein Herz auf! Das sie sich das getraut hat, so ganz alleine, ohne Kolbenhirse und ohne das ein anderer Welli voran geht… Hach, ist sie nicht goldig, die Kleine??
Kaum habe ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, kommt Sunny angeflogen. Mein großer, leuchtend gelb grüner Prachtkerl! Er ist neugierig was seine Herzdame da so treibt. Och ja, denkt er sich wahrscheinlich – schreddern würd ich jetzt auch gerne!!
Und schwupps, hüpft er auf meine Hand um von der anderen Seite an die Waffel zu kommen…
Inzwischen bemerke ich gar nicht mehr, dass mir der Arm weh tut. Ich genieße einfach den Moment.
Kelly (wieder aufgewacht ;-) ) und ihr Mann Barny (immer noch quatschend ;-) ) stoßen dazu und besehen sich die Szenerie eine Weile aus der Distanz.
Kelly wird bald ganz hippelig, als sie merkt, dass für sie kein Platz mehr übrig bleibt um zu schreddern, und trippelt aufgeregt hin und her.
Das findet sie ja gar nicht toll, da muß sie doch auch mal dran kommen!!??
Barny versteht ihre Aufregung gar nicht so recht und versucht ihr beruhigend etwas ins Ohr zu flüstern: SCHNAPP! – Hat der blaue Mister einen ordentlichen Hacker auf’s aufgestellte Kopfgefieder bekommen. Autsch!!
Er ist aber nur einen kleinen Augenblick verdutzt, dann geht es schon wieder fröhlich weiter mit dem Geplapper… Nun ist Kelly die Genervte im Zimmer (nicht mehr ich ;-) )
Na ja, sie hat ja Recht – und ich bekomme ein schlechtes Gewissen: Erst wird sie von mir angemeckert und dann kriegt sie noch nicht mal was von der Reiswaffel ab. Das ist ja nun wirklich ungerecht!
Also wird mit der freien Hand noch schnell in der „Zauber-Packung“ gewühlt und *Simsalabim*: da ist ja noch eine Waffel!!
Kelly ist hellauf begeistert, vergisst jede Zurückhaltung und stürzt sich auf die Waffel. Fast fällt sie beim schreddern vom Ast, weil ich so über sie lachen muß und der „Waffelhalter“ (alias meine Hand) deshalb so rotiert.
Ich stehe also da, in eingetrockneten Apfel-Fusseln, auf schmutzigem Zeitungspapier und die Waffel-Stückchen fliegen mir um die Ohren… Und das Beste ist: ich freu mich auch noch drüber!!
Da haben sie es also wieder mal geschafft, meine vier Racker. Eben war ich noch schlecht gelaunt und nun: alles wieder im Lot!
Ach, ich freu mich schon darauf, dass mein Mann gleich heim kommt. Dann kann ich ihm erzählen, was ich für einen schönen Tag hatte…
Und wenn er vielleicht heute schlechte Laune haben sollte, dann erklär ich ihm, warum wir Wellis haben (und schick ihn zu den vier süßesten Plüschpopos der Welt in Kurz-Therapie ;-) )…
Der Artikel wurde am 13.07.2012 von veröffentlicht in der Kateogie: Geschichten.
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