Giardien beim Wellensittich
Erfahrungsbericht Giardien beim WellensittichVor einiger Zeit zog ein 6 Monate alter Wellensittich aus schlechter Haltung bei mir ein.
Da ich die Haltungsbedingungen vor Ort gesehen hatte, war ich mir bereits vor dem Eingangscheck beim vogelkundigen Tierarzt ziemlich sicher, dass Finja nicht gesund sein konnte. Wie alle Wellis die neu zu mir kommen, musste auch sie erst mal in einen separaten Raum in den Quarantänekäfig ziehen bevor ich etwa 3 Tage später zum Tierarzt gegangen wäre.
Von Anfang an erschien mir die kleine Henne zu ruhig und viel zu schläfrig. Außerdem fiel mir nach wenigen Stunden bereits auf, dass ihr Kot recht weich und grau-grün verfärbt war. Erst schob ich es auf die Aufregung und eventuell auf das verdorbene Futter das sie zuvor in ihrem alten zu Hause fressen musste. Dann aber bemerkte ich, dass ihr Kot auch noch unangenehm roch.
Der Geruch wurde immer strenger, erinnerte mich an Salmiak – im welli.net Forum fand ich die richtige Beschreibung: es roch nach faulen Eiern! Ein Symptom für den Befall mit Giardien.
Ich wollte nicht weiter abwarten und vereinbarte einen Termin beim vogelkundigen Tierarzt. Dieser untersuchte sie und stellte außer Untergewicht und Wurmbefall nichts weiter fest. Giardien wurden von ihm ausgeschlossen, da sie bei Wellensittichen eigentlich nie vorkommen. Leider war mein Mann zum Eingangscheck gefahren, da ich arbeiten musste. Er bestand nach der Aussage des Tierarztes nicht darauf, trotzdem eine Untersuchung auf Giardien durchzuführen.
So behandelten wir also Finja gegen die Würmer. Nach einer Woche hatte sich allerdings ihr Zustand noch nicht verbessert. Immer noch war sie müde und aufgeplustert, hatte weichen Kot mit eigenartiger Farbe und der penetrante Salmiak-Geruch verschwand nicht. Außerdem wurden nun zudem noch unverdaute Körner im Kot mit ausgeschieden. Als sie dann auch noch anfing Körner zu erbrechen, packte ich sie kurzentschlossen ein zweites Mal in die Transportbox um sie checken zu lassen – dieses mal allerdings bei einem anderen Tierarzt. Dieser war zwar weiter entfernt, hatte aber bereits langjährige Erfahrung.
Er machte einen Kropf- & Kloakenabstrich, untersuchte frischen Kot unter dem Mikroskop und konnte dann meinen Verdacht bestätigen: Giardien! Nur einer von geschätzten 1000 kranken Wellensittichen sei davon befallen, sagte er – aber es komme eben leider vor. Die Vogeldame bekam darauf hin über 10 Tage ein Medikament ins Trinkwasser und zeitgleich keine weiteren Möglichkeiten ihren Durst z.B. durch Salat oder Gemüse zu stillen.
Außerdem hieß es nun also, auf penible Hygiene zu achten und die Trinknäpfe mehrmals täglich zu wechseln um den Einzellern die sich in Finjas Verdauungstrakt angesiedelt hatten den Kampf anzusagen. Auch musste die Einstreu im Käfig 2x täglich gewechselt und die Stangen/ Sitzäste mit kochendem Wasser gereinigt werden.
Der Geruch nach faulen Eiern wurde bereits nach ein, zwei Tagen deutlich weniger. Es dauerte aber eine ganze Woche bis Finja endlich munterer wirkte und ihr Kot eine gesündere Konsistenz annahm. Ebenso würgte sie erst nach 7 Tagen langsam weniger und schied weniger Körner mit dem Kot aus, bis es nach etwa 14 Tagen ganz aufhörte.
Beim anschließenden Kontrollcheck, 3 Wochen nach der Diagnose, war ich sehr erleichtert als der Vogelkundler keine Giardien mehr nachweisen konnte. Auch stellte er fest, dass sie bereits etwas zugenommen hatte. Sie konnte also das Futter wieder besser verwerten.
Er empfahl aber dennoch eine weitere Woche abzuwarten und dann erneut testen zu lassen ob sich noch Giardien finden ließen. Denn Giardien seien oft recht hartnäckig und könnten sich verpuppen um sich dann nach ein paar Tagen wieder im Verdauungstrakt zu verbreiten. Zum Glück war auch dieser zweite Test unauffällig.
Inzwischen hat sich Finja gänzlich erholt und durfte zu den anderen Wellis ins Vogelzimmer ziehen. Und ich bin mehr als glücklich, dass ich auf mein Bauchgefühl (und das Forum) vertraut habe und eine zweite Meinung einholte. Ansonsten hätte ich unweigerlich den ganzen Schwarm behandeln müssen, da Giardien als hoch ansteckend gelten. Und bei mehreren Vögeln wäre die Behandlung stressiger gewesen, da eine Medikamention über das Trinkwasser zu ungewiss gewesen wäre und eine orale Gabe erforderlich gemacht hätte. Mal ganz abgesehen davon, dass Finja bereits stark abgebaut hatte und ohne diese gerade noch rechtzeitige Diagnose eventuell mit ihrem Leben bezahlt hätte.
Der Artikel wurde am 02.02.2013 von veröffentlicht in der Kateogie: Gesundheitsblog.
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