Gleichgewichtstraining für Wellis im Alltag !!!
Gleichgewichtstraining und warum es so wichtig ist....Gleichgewichtstraining für Vögel, da mag sich ein mancher ins Fäustchen lachen und denken, jetzt sind die Wellihalter total verrückt geworden.
Doch wollen wir es einmal ganz nüchtern und sachlich betrachten.
Der Gleichgewichtssinn ist für Vögel einer der wichtigsten Sinne und Fähigkeiten und für eine gute Flugfähigkeit, aber auch das einfache Sitzen auf einem Ast unabdingbar.
Deshalb sollte der Sinn für das Gleichgewicht unbedingt trainiert werden und zwar jeden Tag.
Nun sieht das Training natürlich nicht so aus, wie sich das ein mancher auf den ersten Blick vorstellt. Es gibt keinen Welli der auf dem Hochseil balanciert oder mit einer Hantel Krafttraining betreibt. Dennoch gibt es Möglichkeiten seinem Vogel das Training in den normalen Wellensittich-Alltag zu integrieren.
Doch zuvor verrate ich euch, wie ich überhaupt auf dieses Thema gekommen bin.
Immer wieder bekomme ich Vögel ( also in diesem Fall Wellensittiche) die aus Einzelhaltung oder nicht ganz so optimalen Haltungsbedingungen stammen. Meist kennen sie nur gedrechselte Sitzstangen die alle den gleichen Durchmesser haben, und beidseits fest im Käfiggitter verankert sind. So sitzen sie Tagein Tagaus auf der gleichen Stange, trainieren weder Fuß noch Gleichgewichtssinn und landen wenn sie Glück haben irgend wann einmal wo anders.
Kommt einer dieser Vögel dann zu mir, sehe ich innerhalb der ersten 10 Minuten unter welchen Bedingungen er gehalten wurde. Ohne dass mir jemand sagen muss, wie es tatsächlich ist.
In 99% der Fälle habe ich Recht.
Woran erkenne ich also, ob ein Vogel einen trainierten Gleichgewichtssinn hat ?
Ganz einfach... die meisten Vögel die untrainiert in diesem Bereich sind, tun sich relativ schwer zu fliegen, bzw. haben große Probleme auf schwankenden und wackelnden Ästen oder gar Schaukeln zu sitzen. Auf Seilen sind solche Vögel oft gar nicht zu finden, und falls doch, sitzen sie ständig wackelnd und sehr unsicher darauf und suchen schon nach wenigen Sekunden das feste Gitter als festen Ankerpunkt.
So und ähnlich ist es schon ganz oft passiert, wenn ich einen Neuzugang in seinen neuen Käfig gesetzt habe. Ein „Gewackel“ und ein „Gerudere“ ohne Ende. Meist braucht es einige Tage und in schweren Fällen sogar Wochen, bis sich ein Vögelchen wieder soweit geübt hat, um den wackelnden Untergrund zu bewältigen. Doch ist diese Eingewöhnungsphase erfolgt, kann man einen flexiblen Vogel beobachten, der es liebt sich auf den noch so schwankenden und schaukelnden Ästen niederzulassen. Zumindest meine Geier haben immer wieder riesen Spaß
dabei, und das kann man wirklich spüren.
Nun aber zum praktischen Teil. Was kann man tun um dem Vogel etwas zu dieser Thematik zu bieten ? Es gibt viele Möglichkeiten.
Die erste beginnt bereits bei der Auswahl der Sitzgelegenheiten.
Leider findet man noch viel zu oft geriffelte Plastikstangen oder gedrechselte Holzstangen in Vogelkäfigen vor. Von diesen sollte man sich als erstes verabschieden. Sie haben lange genug ihren Dienst getan und sind nun reif für die Tonne !!!
Nun geht es raus in die Natur. Dort kann man allerlei Äste finden ( bitte nur geeignete Sorten verwenden - Welche Holzarten sich eignen steht auf der Homepage von Welli.net ), die sich in unterschiedlichem Durchmesser gewählt, super als neue Sitzgelegenheit eignen.
Sind diese grundgereinigt und getrocknet, kann es los gehen. Am besten versieht man die Äste mit einer Schraube, die zusammen mit einer Unterlegscheibe ( bitte zinkfreie Materialien benutzen - Zink ist für Vögel giftig) zur Fixierung am Gitter genutzt werden können. Es ist nur nötig den Ast jeweils an einer Seite zu befestigen. Das andere Ende des Astes kann frei stehen, damit der Ast nachgibt, sobald sich ein Vogel drauf setzt.
Dieser Effekt ist erwünscht und hat das Ergebnis, dass der Vogel nicht auf einer starren Stange sitzt, die total unflexibel ist, sondern eine bequeme Sitzgelegenheit findet, die nachgibt und federt.
Wie in der Natur, dort schwingen Äste auch nach und werden durch Wind oder Ballast bewegt.
Der unterschiedliche Umfang der verschiedenen Äste dient zudem dazu, den Vogelfuß an sich zu stärken und diesen zu entlasten. Sitzt ein Vogel immer auf Ästen mit gleichem Durchmesser, sind immer die selben Stellen des Füßchens an der Auflagestelle beansprucht. Durch veränderte Durchmesser werden diese abwechselnd belastet und sind somit weniger anfällig für Druckstellen.
Außerdem findet so eine natürliche Gymnastik für Bänder, Sehnen und die Muskulatur der Beinchen statt. Also ein doppelt positiver Effekt.
Neben Ästen kann man nun auch Schaukeln basteln, Trapeze, Hängebrücken oder ähnliches, die ebenfalls eine Abwechslung bieten und durch ihre Instabilität den Gleichgewichtssinn sehr gut trainieren. Außerdem lieben viele Wellis es über alles zu auf einer Schaukel sitzen zu dürfen.
Als Schaukel eignen sich super Weidenringe und Kränze die waagerecht oder senkrecht aufgehängt werden.
Auch eng geflochten Baumwollseile in einer gewissen Dicke sind super Sitzmöglichkeiten. Seilspiralen oder Seilgitter sind auch gut für Freisitze außerhalb des Käfigs oder der Voliere geeignet. Meine Geier lieben diese Teile. Bitte nur immer darauf achten, dass die Seile gut verarbeitet sind und keine Fransen oder Schlaufen vorhanden sind, an denen sich ein Vogel verletzen kann indem er hängen bleibt oder sich stranguliert. Achtet man auf diese Dinge kann aber eigentlich nichts schief gehen.
Allein schon durch diese 3 Komponenten ermöglicht ihr euren Piepern ein super Alltagstraining für ihr Gleichgewicht. In den Bastel Blog Artikeln und im Forum werdet ihr sicher viele Anregungen finden, wie ihr solche Dinge entweder selber herstellen könnt, oder wo ihr sie herbekommt.
Eure Vögel werden es euch mit viel Bewegung, Fröhlichkeit, einem guten Gleichgewichtssinn, gesteigerter Lebensqualität und einem verbesserten Flugverhalten danken.
Probiert es einfach aus....
Anton und Julius auf dem wackeligen Seilgitter
Henry und Gretel auf dem waagerecht aufgehängten Spiel- und Balanceweidekranz
Bella und Jule auf der senkrecht aufgehängten Weidenkranzschaukel
Lasst eurer Fantasie freien Lauf und denkt euch was aus...
Ihr wollt doch auch nicht immer nur auf einem harten Bürostuhl sitzen, oder (zwinker)
Der Artikel wurde am 24.04.2013 von Ive84 veröffentlicht in der Kateogie: Tipps und Tricks.
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Alula aus Duisburg (20.07.2022 - 07:06)
Ein schöner Artikel und es ist so wahr. Auch ein Punkt warum es so wichtig ist, ist dass es die Gelenke schont, da es wie du beschrieben hast nachgibt.