Kein zweiter Wellensittich mehr ...
In einem der letzten Blog Artikel bin ich auf das Thema eingegangen, wie man am besten vorgeht, wenn man seine Eltern von einem Partnervogel für einen Einzelwelli überzeugen möchte.Fakt ist, dass ein Wellensittich immer mindestens einen Partnervogel braucht, um gesund und glücklich zu sein. Aus verschiedenen Gründen kann es ja aber auch vorkommen, dass ein Vogel zum Einzelvogel wird, weil z.B. das Partnertier verstorben oder entwischt ist. Für viele steht dann fest, dass ein anderer Partnervogel mit etwa gleichem Alter gesucht wird, und somit die Gemeinschaft für den zurückbleibenden Vogel gesichert ist.
Doch was, wenn man sich beispielsweise überlegt hat, nach dem Ableben der Vögel keine neuen mehr anzuschaffen? Gott sei Dank geschieht es ja relativ selten, dass gleich beide Vögel auf einmal versterben und somit bleibt in der Regel ein Vögelchen traurig zurück. In solchen Situationen ist guter Rat teuer. Denn auch hier gilt... man hat seinen kleinen Piepmatz lieb und möchte eigentlich das Beste für ihn. Im Hinterkopf zu haben, dass durch die Anschaffung eines weiteren Vögelchens die Endloskette weitergeführt werden könnte und die Wellihaltung evtl. auf natürlichem Weg so nie ein Ende findet, schwebt dann wie ein Damokelesschwert über der evtl. Entscheidung. Ich persönlich bin in solchen Fällen immer gern gerüstet. Denn ist eins der Vögelchen erst einmal gestorben, ist der Schmerz und die Trauer groß und man möchte und kann oft keine klaren Entscheidungen treffen, die gut für beide Seiten wären. Hat man den Fall bis zu diesem Zeitpunkt aber schon einmal ansatzweise durchdacht, fällt einem die eh schon schwere Entscheidung wahrscheinlich ein wenig leichter.
Was ist also zu tun, wenn klar ist, dass kein neuer Partnervogel mehr angeschafft werden soll?
Ist klar, dass ein weiterer Vogel nicht in den eigenen Haushalt einziehen soll, muss man sich ernsthaft Gedanken machen, wie es mit dem noch vorhandenen Liebling weiter gehen soll. Viele treffen aufgrund falsch verstandener Tierliebe oder gar Egoismus eine folgenschwere Entscheidung, die einen hohen Preis kostet. Sie lassen den Witwer Vogel alleine und geben ihm sein Gnadenbrot/Gnadenkorn in seiner ach so vertrauten Umgebung.
Natürlich ist es schön, wenn ein Vogel möglich wenig Halterwechsel in seinem Leben durch machen muss. Es dauert bis ein Tierchen Vertrauen zu seinem Halter aufgebaut hat und jede große Veränderung, zu der auch ein Umzug zu einem neuen Halter gehört, stellt eine solche riesen Herausforderung dar.
Oft schon habe ich Ausreden gehört, die die Haltung eines übrig geblieben Vögelchens rechtfertigen sollten.
- Seit dem Verlust des Partnervogels ist der kleine so traurig, da will man ihm keinen fröhlichen Partner mehr zumuten.
- Man wolle das Tierchen nicht aus der gewohnten Umgebung reisen.
- Das Tier lebe nun schon so lange alleine, es würde sich eh nie an einen neuen Partner gewöhnen.
- Das Tier akzeptiert keinen Partnervogel.
- Man wolle nicht immer wieder einen neuen Welli anschaffen, und dadurch die Endloskette fortführen.
...
Diese und viele mehr habe ich schon als trauriges Armutszeugnis hören müssen, wenn ich jemanden auf seinen Einzelvogel ansprach. Daraus erkenne ich oft keinen bösen Willen, sondern einfach oft einen etwas verschobenen Blickwinkel. Im Fokus dessen steht dann leider nicht wirklich der Vogel, sondern die eigenen, menschlichen Bedürfnisse und Wünsche sowie die fest gefressenen Vorstellungen und Meinungen. Welch schweres Los dadurch ein Vogel hat, bleibt den Haltern dadurch leider oft verborgen.
Durch diesen Artikel möchte ich Menschen helfen, die in solchen Situationen stecken, diesen Blickwinkel etwas zu verändern. Ich bin zu 1000% davon überzeugt, dass jeder der sich jemals ein Vögelchen angeschafft hat, es sehr, sehr lieb hat und nur das beste für dieses kleine Federchen möchte. Dazu gehört aber nun einmal, dass man sich an seinen Bedürfnissen orientiert, zu denen es gehört, NICHT alleine zu sein. Steht also fest, dass die Anschaffung eines zweiten Wellensittichs ausgeschlossen ist, dann sollte man eine Entscheidung im Sinne des Piepers treffen.
Diese kann unter anderem so aussehen...
Ist eine Anschaffung eines Artgenossen nicht gewünscht, egal aus welchem Grund, muss man sich klar machen, dass die Einzelhaltung KEINE Alternative ist. Deshalb sollte man sich, auch wenn es sehr schwer und schmerzhaft sein kann, den Entschluss fassen ein neues und geeignetes sowie liebevollen Zuhause für den Vogel zu suchen. Niemals kann ein Mensch Ersatzpartner für einen Einzelvogel sein. Deshalb gilt in diesem konkreten Fall die Regel, dass eine Weitervermittlung der bessere Weg ist. Sich zu einem solchen Entschluss durch zu ringen ist sicher sehr schwer, aber das Beste was sie ihrem Vögelchen bieten können und der aller größte und ehrlichste Liebesbeweis an das Tierchen!
Zur Vermittlung gibt es verschiedene Möglichkeiten, die ich kurz erläutern möchte.
Die einfachste und am Anfang beste Möglichkeit ist es, im direkten Umfeld, evtl. bei befreundeten Vogelhaltern oder Freunden nachzufragen, ob diese den Vogel übernehmen möchten, um ihm ein artgerechtes und gemeinschaftliches Leben mit Artgenossen zu ermöglichen.
Ist in diesem Bereich niemand zu finden, kann man auch über Internetforen, spezielle Vogelforen, Welli.net, Vermittlungsthreads oder andere Stellen eine Anzeige schalten, in der man die wichtigsten Informationen für einen Vermittlungsgesuch hinterlegen kann. Meist sind diese Anzeigen mit etwas Geduld durch Erfolg gekrönt.
Ist auch diese Variante der Vermittlung erfolglos, und bitte erst dann, kann im örtlichen Tierheim angefragt werden, ob sie die Möglichkeit haben das Vögelchen zu vermitteln. Viele Tierheime geben aber auch konkrete Tipps, haben Kontakte oder Anlaufstellen, an die man sich wenden kann, wenn sie selbst aktuell keine Kapazität haben oder einen anderen Weg für besser erachten.
Wichtig bei allen Möglichkeiten ist, dass man sich das neue Heim am besten gut anschaut und überzeugt ist, dass der kleine Schatz es dort gut haben wird. Das kann man meist durch Gespräche und einen Besuch klarstellen, bei dem man sich ein Bild machen kann. Übernehme ich einen Vogel von anderen Haltern, gebe ich immer die Möglichkeit sich vor der Übergabe und Entscheidungstreffung (ob Vermittlung in meinen Schwarm oder nicht) bei einem Besuch einen Eindruck zu holen. Dafür setze ich immer mindestens 45 Minuten an (nach oben offen), damit mein Gegenüber sich wirklich alles genau ansehen kann, Fragen geklärt werden können etc. Beim aktuellsten Beispiel, vor wenigen Tagen, haben wir uns sehr lange und ausführlich unterhalten und beide Seiten hatten die Möglichkeit, die Wesenszüge der einzelnen Vögelchen kurz zu beschreiben. So kann man oft schon im Vorraus mit etwas Erfahrung abschätzen, ob der Schwarm oder der Partnervogel passen könnte.
Ist das neue Heim gefunden, kann man erfragen, ob ein Besuch zu späteren Zeitpunkten möglich wäre. So muss man nicht dauerhaft Abschied nehmen, sondern kann im Kontakt bleiben mit seinem geliebten Federchen. Gerade wenn Vögelchen aus Familien mit Kindern abgegeben werden, ist der Trennungsschmerz oft etwas kleiner, wenn die Kinder wissen, dass die Tür beim neuen Besitzer offen steht für Besuch.
Wenn der Tag des Abschied nehmens kommt...
dann dürfen auch Tränen fließen. Denn es ist nur normal, dass einem das Herz zerspringen möchte, wenn man ein geliebtes Tierchen abgeben muss. In diesem Fall darf jedoch ein jeder wissen, dass es das absolut Beste für den Vogel ist, auch dann, wenn es einem selbst weh tut. So bleibt der große und unermesslich wertvolle Trost darüber, dass man alles für seinen Federpopo getan hat, damit es ihm gut geht und die Entscheidung eine richtige und gute war! Ihr Vogel wird es ihnen mit einem glücklichen Herz danken und ich glaube, dass dies die wertvollste Auszeichnung ist, die er ihnen geben kann.
In diesem Sinne wünsche ich jedem, dass er sich immer zum Wohl seines Tierchens entscheiden kann und dafür die nötige Kraft, Vernunft und echte Liebe hat.
Denn wahre Liebe hält nicht fest und verliert,
sondern sie lässt los und gewinnt.
Der Artikel wurde am 28.04.2013 von Ive84 veröffentlicht in der Kateogie: Haltungsblog.
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Blueberry aus NRW (30.04.2013 - 22:17)
Leider hast du Recht, das ist ein echtes Problem :( Die Vergesellschaftung von Wellis ist aber zum Glück im Vergleich zu vielen anderen Tierarten recht unkompliziert, sodass ein trauriger Witwer oder eine Witwe in einem neuen Zuhause schnell Anschluss findet. Ich hatte auch mal einen alten verwitweten Wellensittich aufgenommen, der nach dem Tod seines Partners nach Aussagen der Vorbesitzer ganz traurig und inaktiv wurde. Zuerst hat er bei mir nur Panik geschoben und zwei Tage lang am Gitter gehangen oder auf seiner Stange hin und her getippelt. Aber dann hat er sich an meine beiden Wellis gewöhnt und ist sichtlich aufgetaut, richtig munter wurde er und balzte meine Henne an :)
Leider hat er nicht mehr lange gelebt, aber ich bin sicher, es hat ihm gut getan, in seinen letzten Wochen noch mal Anschluss zu finden.
Leider hat er nicht mehr lange gelebt, aber ich bin sicher, es hat ihm gut getan, in seinen letzten Wochen noch mal Anschluss zu finden.