Emilie und Birdy - Ein neues Leben beginnt.

Teil 1 - Der Einzug
Es war im Sommer 2007. Ein Verwandter rief mich an und fragte, ob ich seine Wellensittiche für 6 Wochen in Obhut nehmen könnte.
Ich willigte ein und schon am nächsten Tag waren sie da, Emilie und Birdy.
Da waren sie nun. Ein kleiner Käfig stand auf meinem Esstisch. Durch das Gitter blinzelten mich eine hübsche weiß-blaue 3-jährige Henne und ein nicht minder hübscher olivefarbener 1-jähriger Hahn an.
Na ja, ich hatte keine Ahnung von Wellensittichen. Außer, das sie fliegen konnten, Körnerfutter und Wasser brauchen und manche von ihnen sprechen können, wusste ich so gut wie nichts.
Ich schaute mir die Beiden genauer an. Sie schienen keine Angst zu haben, sie putzten ihr Gefieder und sahen recht entspannt aus. Zahm waren sie nicht, wie mir gesagt wurde.
Fliegen würden sie sehr selten, lieber blieben sie im Käfig sitzen und hüpften auf den beiden Stangen hin und her.
Eine angeknabberte Apfelspalte hing mit einer Wäscheklammer befestigt am Gitter. Hm, also Äpfel scheinen sie auch zu essen.
Die beiden waren einfach süß, solange sie bei mir waren sollte es ihnen richtig gut gehen. Aber wie?
Erst einmal musste ein schöner Standort für den Käfig gefunden werden. Schnell war eine Kommode aus dem Keller geholt, die am hellen Erker ihren Platz fand. So hatten die Beiden auch einen schönen Blick ins Grüne.
Nun wollte ich mich informieren was ich noch für sie tun kann, da muss sich dringend etwas ändern. Was für ein langweiliges, eintöniges Leben. Furchtbar, Vögel in einem so kleinen Käfig zu halten. Ein Vogel sollte doch besser in der freien Natur fliegen, da ist er sicher viel glücklicher, dachte ich mir.
Am nächsten Tag ging ich in eine Zoohandlung. Hach, wie lange schon war es her, das ich in einer war, vermutlich in meiner Kindheit. Den Geruch von frischem Einstreu habe ich vermisst.
An den Käfigen mit verschieden Sittichen und Papageien kam ich natürlich nicht vorbei, was es doch für wunderschöne und artenreiche Krummschnäbel gibt. Aber ich suchte speziell nach Literatur über Wellensittiche, ich musste nun einfach mehr über sie erfahren.
Mit einer Tasche, gefüllt mit ein paar Büchlein über Wellensittich-Haltung, etwas Futter und ein kleines Spielzeug ging es wieder heim.
Die kleinen Büchlein waren schnell alle durchgelesen, nun wusste ich wie die Wellensittiche in der Natur in großen Schwärmen leben und man davon viel für die Heimhaltung lernen kann. Wie wichtig Artgenossen für sie sind und der tägliche Freiflug. Auch sollte von nun an viel mehr Obst und Gemüse auf ihrem Speiseplan stehen.
Jeden Tag beschäftigte ich mit den Beiden und es dauerte nicht lange, da aßen sie mir aus der Hand. Aber ich wollte noch viel mehr lernen und so stieß ich auf eine Internetseite die meinen Wissenshunger befriedigen konnte.
Nun konnte ich noch mehr über ihre Körpersprache, Lautäußerungen, Krankheiten, Farbschläge, Käfige, Freisitze, Spielzeug und einiges mehr erfahren.
Emilie und Birdy wuchsen mir mehr und mehr ans Herz. Ich erkannte, wie jeder von ihnen seine ganz eigene Persönlichkeit hatte und wie sehr sie sich einander brauchten. Der Käfig stand jetzt immer offen, wenn ich zu hause war. Alles was gefährlich für sie sein konnte war weggeräumt und es wurden die lichtdurchlässigen Vorhänge zugezogen, damit sie nicht gegen die Fensterscheiben fliegen. Aber sie kamen wochenlang nicht heraus. Ich wusste, dass ich sie niemals dazu bedrängen sollte und das nahm ich auch sehr ernst.
Eines Tages plötzlich flog Birdy aus dem Käfig. Mit großem Tempo flog er in den Flur, knallte gegen den kleinen Milchglas-Ausschnitt der Eingangstür, und stürzte zu Boden. Dann flog er gleich wieder weiter ins Wohnzimmer zurück und raste dort ungebremst in den handbreiten, kleinen Spalt des Fensters, das nicht von der Gardine bedeckt war.
Oh je, wie entsetzlich, so hatte ich mir den ersten Freiflug sicher nicht vorgestellt. Er saß kurz verdattert auf dem Boden. Dann flog er in den Käfig zurück. Zum Glück hatte er sich trotz des harten Aufpralls nicht verletzt.
Jetzt verstand ich warum die Beiden nicht fliegen wollten, sie hatten immer wieder schlechte Erfahrungen gemacht, da sie wie ich wusste, oft dazu genötigt wurden ihren Käfig zu verlassen und dann in Panik herumgeflogen sind. Die Zwei wollten bestimmt fliegen, aber sie hatten Angst davor.
Doch, was sollte ich tun? In den wenigen Wochen die sie bei mir waren, konnte ich nicht wirklich eine große Veränderung für Emilie und Birdy bewirken. Die sechs Wochen waren auch schon fast vorbei. Außer, dass sie zwischenzeitlich etwas mehr Frischkost aßen, an frischen Zweigen knabberten, sich mit dem kleinen neuen Spielzeug beschäftigten (mehr passte da auch gar nicht in den kleinen Käfig hinein) und auf der Terrasse Frischluft tanken konnten, die eingehängte Plastikwanne zum baden benutzten, hatte sich nicht besonders viel geändert. Das war mir einfach nicht genug.
In mir keimte mehr und mehr der Wunsch, das ich die Beiden gerne behalten würde. Ich wollte ihnen ein neues Leben ermöglichen. Mit einer Voliere, ein paar schönen Freisitzen die an der Decke hängen und einem weiteren Pärchen die sie vielleicht zum Freiflug animieren würden. So sollte es doch irgendwann zu schaffen sein, dass sich ihr eintöniges Leben grundlegend ändert.
Dann war es endlich soweit, der Besitzer überließ mir die Beiden. Hurra, jetzt konnte ich mein Vorhaben peu a peu in die Tat umsetzen.
Als Erstes musste eine Voliere her, die groß genug sein würde für eine kleine Flugstrecke und ein zweites Pärchen Die war mit etwas Glück schnell gefunden. Endlich war genug Platz da, für eine schöne Innenausstattung. Fast alles aus Naturmaterial: wippende Äste, zwei aufgehängte Holzbrücken, eine große Triangel, Sitzstangen aus Baumwolle, Korkröhre und ein paar Spielzeuge. Zwei wunderschöne Freisitze, mussten natürlich auch gleich an die Decke gedübelt werden.
Mann, das machte richtig Spaß.
Das sich hier Wellis wohl fühlen würden, konnte ich schon ahnen.
Der Umzug stand als nächstes bevor. Die Tür der Voliere war groß genug um den alten Käfig hineinzustellen.
Mit ein paar Tricks saßen die Beiden dann in ihrer neuen Welli-Villa. Noch war es ihnen nicht ganz geheuer, alles muss so unendlich groß und fremd für sie gewirkt haben. Es dauerte dann ein paar Tage und Emilie und Birdy wagten alles Neue ganz vorsichtig, aber sehr neugierig zu erkunden.
Emsig wurden nach einer Weile Purzelbäume um Seile gedreht, im nassen Karottengrün gebadet, Spielzeuge geschreddert, in der Brücke liegend Mittagsschläfchen gehalten und lauthals kleine Flugrunden in der Voliere gedreht.
Es machte so viel Freude den Beiden zuzusehen, sie waren viel aktiver und man sah, das sie viel fröhlicher waren. Es dauerte auch nicht lange, da spazierten sie täglich auf dem Dach umher. Wie schön, mal nicht die Welt durch Gitterstäbe sehen zu müssen. Ganz selten trauten sie sich sogar mal eine große Runde im Wohnzimmer zu drehen, um dann gleich wieder auf der Voliere zu landen.
Fast 5 Monate waren seit sie zu mir kamen vergangen, langsam wurde es Zeit für den nächsten Schritt - ein weiteres Pärchen soll nun bald einziehen.
...Fortsetzung folgt.
Der Artikel wurde am 27.09.2009 von veröffentlicht in der Kateogie: Haltungsblog.
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Ulbrich aus München (09.12.2009 - 11:10)
sehr informativ und herzerwärmend, habe mir ein paar Tips für meine zwei abgeschaut.grüsse bri