Heu – Spielzeug oder verborgene Gefahr?
Zicke-Zacke-Zicke-Zacke-Heu-Heu-Heu – Wellis und das liebe HeuImmer wieder taucht bei Federlosen die Frage auf, ob es denn eine sinnvolle und gesunde Beschäftigung für die kleinen Federbällchen sein könnte, sie mit Heu spielen zu lassen. Oft schon hat man gehört, dass sich hinter Heu auch durchaus eine nicht zu unterschätzende Gefahr verbergen kann. Doch was ist wirklich dran und was gilt es zu beachten, wenn es ums Thema Heu geht. Dazu kann ich einen übersichtlichen Erfahrungsbericht liefern, der auf jahrelangem Alltag basiert. Denn genauso lange wie ich Wellensittiche halte, habe ich auch immer schon Hamster, Kaninchen oder Meerschweinchen, die meinen Alltag bereichern. Somit war also auch immer Heu im Haushalt vorhanden.
Angefangen hat alles damit, dass meine Wellensittiche und Meerschweinchen gemeinsam in einem Zimmer untergebracht waren. Anfangs waren die kleinen amerikanischen Nager noch in einem Käfig untergebracht, der somit nicht zugänglich für die kleinen, gefiederten Rabauken war. Doch immer wieder stellte ich fest, dass auch zu Zeiten in denen die Meerschweinchen im Käfig waren, das Heu wild verstreut durch das gesamte Zimmer flog. Irgendwann beobachtete ich dann meine kecke Henne Olli, wie sie es einfach nicht lassen konnte und immer wieder das Heu aus der Raufe stibitzte. Das getrocknete Gras schien eine magische Anziehungskraft auf dieses kleine grüne Wesen zu haben. Es war ein wahres Schauspiel. Die längeren Halme zog sie genüsslich durch den Schnabel. Sofern noch Ähren der Gräser im Heu vorhanden waren wurden diese beknabbert und die kürzeren Halme eigneten sich wunderbar dafür zerpflückt zu werden. Anschließend ereilte dann sämtliches Heu das gleiche Schicksal. Es wurde im Schnabel aufgenommen und möglichst weit vom Herkunftsort fallen gelassen. Ob ihr es glauben möchtet oder auch nicht, es dauerte einige Wochen, bis ich die kleine, freche Henne als Übeltäterin identifizieren und letztendlich auf frischer Tat ertappen konnte. So begann ich damit den Geiern ihr eigenes Heu zur Verfügung zu stellen, denn es bereitete auf einmal dem ganzen Minischwarm sehr viel Spaß, das getrocknete Gras zu bearbeiten und damit zu spielen. Auch wenn das Spiel meist eher als Beschäftigungstherapie für die Federlose endete.
Irgendwann las ich dann total schockiert davon, dass es bereits unter anderen Papageien zu Aspergillose Fällen / Pilzinfektionen und Befall mit Milben gekommen war, die wohl scheinbar im Zusammenhang mit Heu standen. So fühlte ich mich vorerst gezwungen meinen Geiern ihr geliebtes Heu vorzuenthalten und mich mit dem Thema näher zu befassen.
Tatsächlich wurde ich fündig. In mehreren Fachartikeln und auch durch meinen damalige vkTa, wurde mir bestätigt, dass es nachgewiesene Fälle von verschiedenen Erkrankungen oder Parasitenbefall gäbe. Diese sind zu wichtig, als dass ich sie hier komplett vernachlässigen möchte. Deshalb eine kurze Übersicht welche potentiellen Gefahren Heu unter gewissen Umständen bergen kann.
Parasitenbefall
Dieser beschränkt sich meist auf das Klientel der Milben. Milben fühlen sich in staubigem und schlechtem Heu sehr wohl und vermehren sich dort durchaus so sehr, dass sie wahre Invasionen bilden können. Da Heu natürlich keinen Wirt für diese Parasiten bildet,
sind diese nicht abgeneigt auch auf einem Welli Platz zu nehmen, der sich im Heu badet oder damit spielt. Vorwiegend sind es normale Milbenarten wie z.B. die rote Vogelmilbe, die sich ein Bett im Heu ausgesucht haben und dort auf ihren Wirt lauern, aber auch schon von gehäuften Infektionen mit Luftsackmilben, die scheinbar durch Heu eingeschleppt wurden, wurde berichtet.
Schimmelpilzsporen
Gerade bei Heu minderwertiger Qualität kommt es oft vor, dass es von Schimmelpilzsporen befallen ist. Dies kann einerseits schon durch schlechte Trocknung im Hersteller Betrieb passieren, jedoch auch durchaus noch später infolge schlechter / falscher Heulagerung auftreten. Wie Heu richtig gelagert wird, darauf gehe ich später noch ein.
Verunreinigtes Heu
Auch dies kann durchaus zur Gefahr werden. Verunreinigungen von Heu kann die verschiedensten Ursachen haben. Von übermäßiger Pestizidbelastung ( ja sowas sollte es eigentlich nicht geben – gibt es aber trotzdem sehr wohl), bis hin zu Pflanzenbestandteilen die enthalten sind, die jedoch für unsere Wellis giftig sind ( z.B. Butterblumen). Auch hier ist es deshalb wichtig auf die Qualität des Heus zu achten.
Nun stand ich vor diesen 3 nicht unerhebelichen „Argumenten“ und überlegte, wie ich meine Pieper dauerhaft davon abhalten könnte, das mittlerweile offen zugängliche Gehege der Meerschweinchen zu „überfallen“ um mit dem Heu zu spielen. Denn anbieten wollte ich so lange ich nicht mehr wusste, nichts davon. Da Heu für meine Nager jedoch unabdingbar ist, konnte ich es ja nicht komplett aus dem Haushalt verbannen.
Also setzte ich meine Recherchen fort und landete in einem Forum für Pferde und andere „Heufresser“ Dort lernte ich viel über das Thema Heu und dessen Qualitätsunterschiede. Ebenso viel über das Thema Herkunft, Verarbeitung von Gräsern bis zum Endprodukt Heu und der richtigen Lagerung. So gewappnet möchte ich euch nun die wichtigsten Tipps weitergeben, die mich letztendlich wieder beruhigt und dazu bewogen haben, meinen Piepern dauerhaft wieder Heu anzubieten. Übrigens mit dem Ergebnis , dass ich seit all den Jahren in denen ich Wellensittiche halte, NIE einen Fall von Parasitenbefall, Milben, Aspergillose oder ähnlichem hatte. Natürlich gibt das nun keine Garantie, dass es nicht doch vorkommen könnte. Jedoch haben wir in der heutigen Zeit bei nichts mehr 100% ige Sicherheit und das Risiko erscheint mir persönlich als so gering, dass der Spaßfaktor für meine Geier eindeutig überwiegt.
Ist Heu gleich Heu?
Nein, ist es nicht ! Jeder kennt die abgepackten, gepressten Heutüten aus dem Supermarkt. Wer genau hinschaut, erkennt deutlich, dass das Heu nicht locker in der Packung liegt, sondern luftdicht eingeschweißt wurde. So gepresst nimmt es zwar wenig Platz weg, fängt jedoch je nach Dauer der Lagerung und der enthaltenen Restfeuchtigkeit an zu schimmeln. Wer schon einmal das „Glück“ hatte eine solch verschimmelte ( oft nicht sichtbar) Packung zu öffnen, hatte alles andere als einen wohligen Heuduft, der ihm in die Nase stieg. Genau dieses Heu sollte aus diesem Grund NIEMALS für Wellensittiche oder auch sonstige Tiere genutzt werden. Es ist billig, von minderwertigster Qualitätsstufe und absolut ungeeignet. Es enthält oft keine wirklich guten Gräser sondern einen kurzhalmigen, vergilbtem Billigverschnitt. Also Finger weg davon !
Sehr viel besser eignen sich die lose, locker abgepackten Heusorten die meist unter dem Namen Bergwiesenheu im Handel erhältlich sind. Dieses Heu ist meist auch in Plastik verpackt, liegt jedoch locker darin und bekommt durch Luftlöcher auch die nötige Belüftung um Schimmelbildung zu vermeiden. Dieses Heu kann gerne verwendet werden. Es duftet aromatisch nach frischem Heu und ist wenig staubig. Die Halme schimmern noch grünlich und sind lang. Es findet sich eine bunte Gräsermischung darin vor und auch die ein oder andere Rispe ist darin nicht zu vermissen. Somit der optimale Spielspaß für Wellensittiche und zur Ernährung von Nagern optimal geeignet. Auch wenn es durchaus etwas mehr kostet als das oben genannte Produkt, bei dem ich nicht mehr von Heu sprechen würde. Wichtig ist jedoch eins. Nach dem Kauf sollte das Heu aus der Verpackung entnommen werden. Dazu habe ich mir einen Wäscheabwurfbehälter gekauft, den man normalerweise für abgelegte Schmutzwäsche nutzt. Diese Behälter sind der optimale Aufbewahrungsort für Heu, bis es zum Einsatz kommt. Durch die vielen enthaltenen Luftlöcher im Behälter wird das locker eingelegte Heu sehr gut belüftet und schimmelt an einem trockenen Ort stehend, ganz sicher nicht! Dieses Heu ist wahrscheinlich für jeden die beste Wahl, der nicht wie ich auf dem Land wohnt.
Die dritte Option an Heu zu gelangen, welches eine gute Qualität hat, ist der Bauer vor Ort. Es gibt viele große Höfe hier in der Gegend die gerne Heu in unterschiedlich großen Mengen abgeben. Da sich bei meinem Heuverbrauch durchaus die Anschaffung eines kleinen Ballens lohnt (10kg), habe ich für mich diese Quelle als die günstigste identifiziert um an gutes Heu zu kommen. Für wenige Euro erhalte ich regelmäßig die benötigte Menge und habe damit bisher immer gute Erfahrungen gemacht. Von der Qualität unterscheidet es sich nicht vom Bergwiesenheu und ist dabei auch garantiert richtig gelagert, ganz ohne in Plastik verpackt zu sein. Wer also die Möglichkeit hat, selbst bei geringem Heuverbrauch, findet sicher einen Bauern der auch kleine Mengen 1-5kg ( je nach Wunsch) abgibt. Vor allem entfällt hier der Zwischenhändler, d.h. Das Heu ist wesentlich günstiger als im Handel.
Wer nun also das richtige Heu ergattern konnte, sollte sich und seinen Wellensittichen den Spaß nicht verderben, und dieses ab und an oder auch gerne täglich reichen.
Bei meinen Geiern ist es jeden Tag neu ein riesiger Hit. Und da Bilder bekanntlich mehr als Worte sagen....
...hoffe ich, ihr hattet viel Spaß beim lesen und ansehen der Bilder. So verabschiede ich mich von euch und euren Geiern mit dem Schlachtruf Zicke-Zacke-Zicke-Zacke-Heu-Heu-Heu !!!
Bis bald, eure Ive
Der Artikel wurde am 21.10.2013 von Ive84 veröffentlicht in der Kateogie: Ernährung im Blog.
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Helga aus Hamburg (21.10.2013 - 18:03)
Vielen Dank für die Info!
Ich habe bisher nie Heu angeboten, da ich Zweifel habe, ob Hennen dies nicht als Nistmaterial ansehen würden...weißt Du etwas darüber?
Ich habe bisher nie Heu angeboten, da ich Zweifel habe, ob Hennen dies nicht als Nistmaterial ansehen würden...weißt Du etwas darüber?
Daniela aus Berlin (22.10.2013 - 10:31)
Vielen Dank Ive für diese Informationen !!
Meine Wellis bekommen ja auch schon seit langem Heu und es ist bei ihnen genauso beliebt wie bei dir. Wäre schade gewesen wenn sie keins mehr hätten bekommen dürfen. Nun bin ich beruhigter.
Meine drei Hennen benutzen Heu nicht als Nistmaterial, sie spielen nur damit und zerlegen es total.
Wellis verwenden meines Erachtens generell kein Nistmaterial.
Meine Wellis bekommen ja auch schon seit langem Heu und es ist bei ihnen genauso beliebt wie bei dir. Wäre schade gewesen wenn sie keins mehr hätten bekommen dürfen. Nun bin ich beruhigter.
Meine drei Hennen benutzen Heu nicht als Nistmaterial, sie spielen nur damit und zerlegen es total.
Wellis verwenden meines Erachtens generell kein Nistmaterial.
Ive aus Waghäusel (22.10.2013 - 18:00)
Richtig. Wellis sind Höhlenbrüter. Das heißt sie nisten ohne konventionelle Nester. Außerdem polstern sie ihre Nester nicht aus. Benötigen also kein Nistmaterial und sehen deshalb auch durch Heu keinen Ansporn zu brüten.
Kläus aus Viersen (16.02.2016 - 22:28)
Hab leider eine Art gefunden, selber Heu herzustellen - einfach das Gras, welches ich verfüttern wollte, vergessen zu gießen (steht grad aufm Balkon im Winter). Naja, als Heu ja dann wohl noch zuverwenden. LOL ;)