Die Wellensittich - Ampel ???
Farben und was mancher Wellensittich vielleicht dahinter sieht.Heute möchte ich mich mit einem spannenden Thema auseinander setzen. Dem Phänomen, dass Wellensittiche auf unterschiedliche Farben unterschiedlich zu reagieren scheinen. Aufgefallen ist mir bereits in der Kindheit, dass es Wellensittiche und viele andere Papageien gibt, die eine Vorliebe für gewisse Farben entwickeln. Und zwar ganz besonders im Zusammenhang mit Frischkost. Während grün farbige Frischkost wie Wildgräser, Gurke, Salat und Co immer sehr beliebt waren und gut angenommen wurden, erkannte ich schnell, dass rote, gelbe oder gar orange farbige Rohkost so gar nicht anziehend für die kleinen und großen Krummschnäbel wirkte. Weißes oder sehr helles Gemüse wurde hingegen wieder ohne jegliche Probleme angenommen.
Damals dachte ich noch, dass es sich einfach um Marotten einzelner Vögel handeln würde und ich diesem Verhalten keine besondere Beachtung schenken müsste. Doch im Lauf der Jahre erkannte ich, dass sich dieses Verhalten wie ein roter Faden durch meine gesamte Vogel- und Sittichhaltung zog.
Auch in meinem derzeit 12 Wellensittich großen Schwarm, konnte ich anfangs diese Reaktion auf die einzelnen Farben sehr deutlich erkennen und begann dann doch irgendwann damit, mich mit diesem Thema näher zu befassen. Als ich nach und nach auch von vielen anderen Wellensittichhaltern hörte, dass ihre Vögel ähnliche Splins entwickelt hätten, begann ich Fachliteratur und Verhaltensstudien zu durchforsten, die mir Hinweise auf dieses seltsame, wenn auch lustige Verhalten geben konnten, was so manchen Federlosen wahrscheinlich schon in den Wahnsinn getrieben hat.
Denn wer kennt es nicht. Man spricht davon, dass das Auge mitesse, und richtet einen köstlich aussehenden, bunten Frischkostteller für die Pieper her, der deshalb verschmäht und keines Blickes gewürdigt wird, weil man sich gemeinerweise erlaubt hat, ein gemeingefährliches rotes Paprikastück, oder eine böse Möhre mit unterzumischen. So wandern unendlich viele dieser schwerverbrecherischen roten, gelben und orange farbigen Gemüsestücke jeden Tag in deutschen Wellihaushalten, unangerührt im Mülleimer. Zurück bleiben Federlose die Fragezeichen im Gesicht haben und das Verhalten ihrer kleinen australischen Clowns so gar nicht nachvollziehen können.
Der Einfluss der Farben
Doch nun wieder zurück zum eigentlichen Thema. Was haben Farben für einen Einfluss auf unsere kleinen Geier? Haben sie überhaupt eine Bedeutung? Oder sind unsere Wellensittiche einfach alle nur wählerisch, verwöhnt und gestört? Ich kann jeden beruhigen, mit den Wellensittichen ist alles in bester Ordnung. Betrachten wir einmal folgenden Aspekt ...
Dazu müssen wir zu den Vorfahren unserer domestizierten Wellensittiche zurück reisen. Die Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-...-Großeltern unserer heutigen Hauswellensittiche, stammen vom australischen Kontinent. Dort leben diese wilden Gefährten noch heute in Schwärmen, die über 100 Tieren zählen zusammen, und führen ein nomadisches Leben. Sie ernähren sich dort hauptsächlich von Wildgrassämereien bodendeckender Gräser und allerlei pflanzlicher Kost, die sie meist am Boden aufnehmen.
Und genau hier, liegt ein Teil des Schlüssels im Verhalten vieler Wellensittiche begründet. Auch die heute domestizierten Wellensittiche stammen, wenn auch schon sehr, sehr lange zurückliegend, von den wilden Urahnen in Australien ab. In Europa sind Wellensittiche übrigens etwa seit 1840 in der Vogelhaltung dokumentiert. Auch wenn sich seither an den Lebensumständen, Zuchtformen und Haltungsbedingungen sehr viel verändert hat, so haben unsere heutigen australischen Sittiche noch etwas entscheidendes mit ihren Vorfahren gemeinsam, ihren Instinkt.
Wie bereits oben erwähnt, nehmen wilde Wellensittiche ihre Nahrung meist in Bodennähe auf. Jeder der sich ein wenig mit der australischen Tierwelt befasst hat weiß, dass es sich bei Australien um den Kontinent mit den giftigsten Tieren der ganzen Welt handelt. Egal ob Spinnen, Schlangen, giftige Kröten oder andere Tiere. Es ist eine der gefährlichsten Gegenden der gesamten Welt.
Doch was hat das nun mit unseren Wellensittichen zu tun? Und was soll das Drama um die Farben der Frischkost? Ganz einfach, die Natur hat im Laufe ihrer Entwicklung über viele Jahr Millionen ein Warnsystem geschaffen. Dieses signalisiert gerade im Bereich der Flora ( Pflanzenwelt) meist durch Farben, wie es um sie bestellt ist und ob sie attraktiv für gewisse Tierarten und somit bekömmlich sind, oder ob diese eher doch verschmäht werden sollte. Auch die Tierwelt hat sich dieses System teilweise zu Nutze gemacht und diese Farbsignale übernommen. Dabei ist es meist so, dass die Farben rot, orange und gelb zu den Warnsignalfarben zählen. Sie vermitteln immer den Eindruck !!! Achtung – Ungeniessbar – Giftig - Gefährlich !!! Durch ihre Auffälligkeit senden sie also eine klare Botschaft an ihr Umfeld. Tiere in freier Wildbahn wissen somit meist sehr genau, welche Kost für sie verträglich und ungefährlich ist, und welche sie lieber links liegen lassen sollte. Auch die Urahnen unserer wilden Wellensittiche haben gelernt diese Signale ebenfalls wahrzunehmen, sie zu verarbeiten und danach zu handeln. Denn es sicherte unter Umständen ihr Leben eine rot gestreifte Giftschlange als Gefahr zu identifizieren, die auf der Suche nach einem Frühstück ist.
Es ist letztendlich leider noch nicht vollständig aufgeklärt, ob das Verhalten unserer heute, bei uns heimischen Wellensittiche, komplett auf dieses Naturwunderwerk der Sicherheit zurückzuführen ist. Jedoch hat es einen großen Anteil am heutigen Fressverhalten und ist garantiert noch in den Genen verankert, die für den Instinkt der Wellensittiche zuständig sind. Somit werden auch Federlose in 100 Jahren noch, alle Geduld und Mühe brauchen um ihre Geier langsam davon zu überzeugen, dass rote Tomate, gelbe Paprika und orange farbige Möhre sicher nicht beißen und auch garantiert nicht giftig sind.
Jetzt, da wir über dieses Hintergrundwissen verfügen, können wir uns entspannt zurück lehnen und wissen, dass grün und weiße Kost, am Anfang oft besser ankommt und es einfach nur eine Sache der Geduld und Zeit ist, bis die Geier ihr „Ampelgedächtnis- Warnsystem“ ausschalten und sich auf die leckere und bunte Frischkost einlassen.
Wer mehr zum Thema „Wie gewöhne ich meine Vögel an Frischkost“ wissen möchte, darf sich gerne auf der Portalseite von Welli.net, dem Blogbereich und dem Forum umsehen. Die Links habe ich euch hier zum schnellen wiederfinden eingefügt:
https://www.welli.net/ernaehrung.html
https://www.welli.net/forum/ernaehrung/
https://www.welli.net/blog/kat15-ernaehrung.html
Es gibt dort viel wissenswertes, Tipps und Tricks von erfahrenen Haltern und Beistand, wenn man als Federloser kurz davor ist das „Frischkost-Handtuch“ zu werfen.
Also schaut vorbei.
Grüße, Eure Ive
Der Artikel wurde am 16.11.2013 von Ive84 veröffentlicht in der Kateogie: Verhaltensblog.
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LoonyLeia aus Lünen (09.03.2021 - 18:19)
Gut erklärt! Komischerweise haben meine die rote Bete sofort sehr ins Herz (bzw. den Schnabel) geschlossen und Paprika kann noch so grün sein... (dafür habe ich ein gewisses Verständnis ;-)