Was, wenn ich meine Wellensittiche weg geben muss ?
Hallo ihr Lieben,heute habe ich euch einen Erfahrungsbericht mitgebracht, der sich mit der Situation auseinander setzt, was geschieht, wenn wenn man seine Wellensittiche aus bestimmten Gründen dauerhaft oder vorübergehend abgeben muss.
Wieso müssen die Wellensittiche überhaupt weg?
Das kann eine ganze Reihe von Ursachen und Gründen haben. Angefangen von einfacheren Veränderungen der Lebens- oder vielleicht auch Wohnsituation bis hin zu schwerwiegenderen Dingen wie Versorgungsdefizite, weil der Halter vielleicht akut oder chronisch erkrankt ist, können hier eine große Rolle spielen. Egal ob es um eine räumliche Veränderung in Form von Wohnortwechsel und Umzug, Allergien, oder andere Dinge geht, das alles beinhalten in der Regel ein Problem. Es kann dazu kommen, dass durch die Veränderung dieser Faktoren eine Situation entsteht, in der man seinen kleinen australischen Lieblingen nicht mehr gerecht werden kann. Natürlich sollte man sich vor Anschaffung von sämtlichen Haustieren darüber Gedanken machen, was im Ernstfall mit ihnen passiert und ob es möglich ist ihnen ein Haustierleben lang ein schönes und artgerechtes Zuhause zu bieten, doch manchmal ergeben sich Dinge, die wir leider nicht beeinflussen oder vorher kalkulieren können. Dann steht man da und ist gezwungen einen Weg einzuschlagen, der durchaus die Option beinhalten kann, die Vögel vorübergehend oder dauerhaft weg geben zu müssen. Diesen Punkt zu erkennen und sich einzugestehen, ist für jeden der seine Vögel liebt und sie ins Herz geschlossen hat, ein unsagbar schwerer Schritt. Da ich selbst gezwungen war vor kurzem diese Entscheidung zum Wohl meiner kleinen Geier zu treffen, möchte ich euch berichten, was es dabei zu beachten gibt und was einem vielleicht dabei helfen kann, wenn man selbst jemals vor einer ähnlichen Situationen steht.
Noch vor einigen Wochen lebte ein 12 köpfiger Wellischwarm im größten Zimmer meiner Wohnung und fühlte sich dort bei dauerhaftem Freiflug scheinbar pudelwohl. Doch trügte dieser Schein vielleicht, denn aufgrund einer Erkrankung war und bin ich nicht mehr in der Lage meine Wellensittiche ausreichend selbstständig zu versorgen. Zwar hatten zuverlässige Freude und Familie dies übernommen, genau wie bei den unzähligen Klinikaufenthalten die voraus gegangen waren, jedoch wurde mir mit jedem Tag klarer, dass ich diese Situation beiden Seiten nicht mehr zumuten wollte.
Täglich plagte mich ein schlechtes Gewissen meinen Lieben gegenüber, weil ich wusste wie groß ihr Aufgabenpensum war. Dabei im Laufschritt noch meine 12 köpfige Wellensittich Bande zu versorgen, das erschien mir mehr als zu viel verlangt. Zumindest auf Dauer. Gerade bei einem Schwarm dieser Größe reicht es eben nicht nur ein bisschen Futter aufzufüllen und frisches Wasser zu reichen. Spielzeuge und Seile müssen auf Sicherheit geprüft werden, die Hinterlassenschaften beseitigt, und die Vögel ausreichend beschäftigt und beobachtet werden, um evtl. auftretende Erkrankungen frühzeitig zu bemerken. Dies war in dem Umfang jedoch unmöglich zumutbar für die Menschen, die schon so viel anderes erledigten. Doch nicht nur meinen Angehörigen gegenüber hatte ich dieses ungute Gefühl. Sondern auch gegenüber meiner geliebten Geier. Sie alle waren es gewohnt und hatten es verdient, die bestmögliche Versorgung zu bekommen die es gibt. Diese war aber unter den seit Monaten herrschenden Umständen einfach so nicht gegeben.
Viele schlaflose Nächte und Tage vergingen, in denen ich dauerhaft nach Lösungen suchte, die für alle Seiten in Frage kämen. Denn schließlich gab es neben den Wellis und Angehörigen, ja auch noch meine Wenigkeit, der es mit der aktuellen Situation so überhaupt nicht gut ging. Mich belastete das schlechte Gewissen sehr und so versuchte ich einen Ausweg zu finden. Wie ich es drehte und wendete, egal welche Szenarien ich in meinem Kopf durch spielte... Es wollte sich keine Lösung finden lassen mit denen es allen 3 Seiten am Ende gut ergangen wäre. Nach einiger Zeit war also eins klar. Auch wenn es mir unendlich schwer fallen würde, aber die Wellis müssen zumindest vorübergehend den Halter wechseln um ein gutes und artgerechtes, gesundes und zufriedenes Leben zu haben !!! Allein meine eigenen persönlichen Wünsche zu berücksichtigen, die natürlich keineswegs jemals vorsahen meine Vögel abgeben zu müssen, identifizierte ich schnell als egoistisch und entschied mich zum Wohl der beiden anderen Parteien tatsächlich dafür, eine Vermittlung ins Auge zu fassen.
Ich begann mit einem Bekannten Kontakt aufzunehmen, der in einem kleinen privaten Vogelpark meines Wissens nach, ein leeres Winterhaus mit Volieren besitzt. Bereits zu einem früheren Zeitpunkt hatten wir einmal (rein theoretisch – da niemand hoffte, dass es tatsächlich einmal so weit kommen würde) darüber gesprochen wie es wäre, wenn meine Wellensittiche bei ihm unterkommen würden. Zum damaligen Zeitpunkt war es mir noch möglich die Volieren zu begutachten und mich von den guten Haltungsbedingungen zu überzeugen. Nun war der Zeitpunkt wohl also gekommen. Sollte ich die Wellis, meine geliebte Bande wirklich in relativ fremde Obhut geben?
Es bestand durch Freundschaften die bei Welli.net unter anderen Usern und mir entstanden waren auch das Angebot, meinen Schwarm getrennt zu vermitteln. Fast jeder meiner Wellis hat einen Paten und viele davon hatten mir in vertrauten Stunden angeboten im Ernstfall „ihren“ Patenwelli zu sich zu nehmen um ihm ein glückliches Leben zu ermöglichen. So durchdachte ich auch diese Option, kam jedoch sehr schnell wieder davon ab, weil ich immer noch die Hoffnung hatte, dass es nur eine vorübergehende Weggabe sein würde und ich meine Geier so nicht trennen und in halb Deutschland verteilen wollte. Natürlich wusste ich zu jedem Zeitpunkt, dass sie es gut getroffen hätten in den einzelnen Schwärmen. Die so eingespielte 12er Bande jedoch zu trennen, das brachte ich einfach nicht übers Herz.
Nur wenige Tage nachdem ich die Entscheidung getroffen hatte, Gespräche zur Organisation des Umzugs der Schätzchen geführt waren, fand der Umzug statt. Die Pieper wurden von meinem Bekannten abgeholt, einzeln in Transportboxen gesetzt und in ihr neues Domizil gebracht. Ihnen geht es dort gut. Sie können zusammen bleiben, werden gut versorgt und haben sich mittlerweile auch gut eingelebt. Auch wenn sie mir hier jeden Tag sehr fehlen, ich ihr Gezwitscher vermisse, so weiß ich ganz sicher, dass es die beste Entscheidung für die Vögelchen war, die ich hätte treffen können. Die Option besteht, dass ich sofern es mir möglich ist, meine Vögel besuche oder sie sogar wieder zu mir nach Hause holen kann. Sie sind nicht vermittelt im eigentlichen Sinne, sondern in meinem Fall vorübergehend in „Urlaub“ wie ich es liebevoll nenne. Auch bekomme ich regelmäßig Bericht, wie es jedem der kleinen Krummschnäbel ergeht. Dieser Kontakt lässt die kleinen in nicht all zu weite Ferne rücken. Auch wenn sie nicht hier bei mir sind, in meinem Herzen sind sie trotzdem nah. So versuche ich mich zu trösten mit der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen, mit den kleinen Federchen.
Als Zusammenfassung habe ich einfach ein paar Stichpunkte aufgelistet, die als roter Faden dienen können, wenn man vielleicht vor einer ähnlichen Situation steht. Es soll einfach helfen, dass wichtige Dinge im Voraus geklärt sind. Das alles schafft ein wenig Beruhigung in der sonst schon so schwierigen Situationen und hilft bei der Bewältigung.
Das gibt es zu beachten:
*Entscheidung treffen, was möchte ich für meine Vögel, was ist das Beste für sie?
*Optionen durchdenken, welcher Ort für sie als neues Zuhause denkbar wäre
*Entscheiden ob gemeinsame oder getrennte Vermittlung (keine Vermittlung in Einzelhaltung!)
*Entscheiden ob vorübergehende oder dauerhafte Weggabe
*Kontakt zu potentiell neuem Halter und Zuhause aufnehmen
*Evtl. Besichtigungstermin des neuen Zuhauses arrangieren, Haltungsbedingungen abklären
*Abklären der Kostenübername (bei dauerhafter Vermittlung übernimmt der neue Halter, bei vorübergehender sollte der alte Halter die Kosten für Futter, Tierarzt etc selbst tragen), dass sollte bereits vor der Vermittlung geklärt sein, am besten schriftlich.
*Absprache evtl. Besuche zu späterem Zeitpunkt
*Zeit lassen um Entscheidung zu überdenken. Eine Nacht drüber schlafen !!! Kein überstürztes Handeln
*Festen Termin zum Umzug der Vögel festlegen
*Verabschieden der Vögel um selbst mit der Situation klar zu kommen
*Evtl. Kontakt zu Halter aufbauen um sich über Einlebephase und Befinden der Vögel zu erkundigen, sofern gewünscht.
All diese Dinge und sicher noch einiges mehr, gilt es zu be- und überdenken. Wichtig ist, dass so eine Entscheidung Zeit braucht und nicht übers Knie gebrochen werden sollte. Das Ergebnis sollte hierbei jedoch immer zum Wohl der Vögel ausfallen.
Ich wünsche einem jeden von euch, dass ihr NIEMALS vor solch einer Entscheidung stehen müsst. Falls doch, was ich nicht hoffe, wünsche ich euch viel Kraft und hoffe, dass euch diese kleine Checkliste und der Erfahrungsbericht, ein wenig weiter helfen.
Liebe Grüße, Eure Ive
Der Artikel wurde am 22.11.2013 von Ive84 veröffentlicht in der Kateogie: Allgemeines im Blog.
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Gissy1973 aus Hamburg (22.11.2013 - 18:22)
Vielen Dank, liebe Ive, für diesen ja doch sehr persönlichen Bericht und die damit verbundenen Ratschläge!
Barbara aus Sprockhövel (22.11.2013 - 19:56)
Das ist ein sehr emotionaler Blog,sehr schön und detailliert geschrieben.Er ist eine Hilfe für jeden Vogelhalter und man kann sich anhand der Liste seine Gedanken machen, was mit seinen lieben Vögel im Fall des Falles passieren soll. 5 Sterne sind ein MUSS!!
Spachtelwachtel aus Nürtingen (23.11.2013 - 14:27)
Liebe Ive, vielen Dank für diesen Bericht, ich bin sicher, dass er Leuten, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, weiterhilft um eine angemessene Entscheidung zu treffen!