Wellensittich Willi von Berlin zur...
...Endstation Ive´s Herz...Heute möchte ich euch die Geschichte von meinem Willi erzählen, einem kleinen, grünen Wellensittichhähnchen, dass in diesem Spätsommer ganz spontan direkt von Berlin in mein Herz flog. Oder so ähnlich. Lasst euch mitnehmen auf eine Reise die eher traurig auf Berlins Strassen beginnt und...
Es war im August. Wenige Tage nachdem ich meinen runden "feierte" durchstöberte ich editierender Weise das Welli.net Forum und sah nach Telefonnummern und ähnlichen persönlichen Daten, die fälschlicher Weise dort eingetragen von jemandem gelöscht werden müssen. Die Chance im Vermittlungsforum Treffer zu landen ist dabei recht hoch und es bringt mich immer wieder gleichermaßen zum schmunzeln und schaudern, wie unbedacht Menschen mit ihren persönlichen Daten umgehen. Während ich also einen Thread nach dem anderen durchsah, blieb ich bei einem mehr oder weniger vertrauten Userprofil hängen. Ich wusste, dass die Frau dahinter sich regelmäßig in unermüdlicher Art für Vermittlungswellis einsetzte und schon vielen Notfederchen zu einer medizinischen Behandlung und anschließend einem neuen und liebevollen Zuhause verholfen hat. Einen Moment zögerte ich mit dem anklicken dieses Threads, da ich eigentlich überzeugt davon war, dass es in diesem frisch erstellten Thread, nichts zu korrigieren gäbe. Doch ich weiß nicht was es war, aber es zog mich in diesen Thread mit der Überschrift "Berlin:Wellihahn, grün, 1 Jahr". Und dann sah ich ihn, diesen kleinen, süßen Knopf. Wie er da saß. Selten zuvor ist es so schnell um mich geschehen und ich konnte nicht ohne den Kommentar aus dem Thread verschwinden, wie süß der Kleine doch wäre und wie sehr ich es bedauere, dass Berlin sich so weit weg befindet. Schweren Herzens verließ ich den Thread mit dem Gedanken, dass der kleine sicher ein gutes Zuhause finden würde und ich ja auch gar nicht aufstocken wollte. Meine 12 waren eigentlich genug und auch wenn meine Höchstgrenze mal bei 13 lag, wollte ich dorthin eigentlich nicht mehr zurück. Der kleine Wellihahn ging mir nicht aus dem Kopf. Dass ich wenige Tage zuvor einer Freundin im Telefongespräch erzählt hatte, dass mein nächster Hahn den Namen Willi oder Horst bekommt, daran erinnerte ich mich nicht mehr, aber dazu später. Wenige Minuten nach meinem Post im Vermittlungsthread erhielt ich die Info, ich sollte doch noch einmal in den Thread sehen. Was ich da las lies mich schier vom Hocker fallen. Es wäre möglich bei passendem Zuhause auch eine Mitfahrgelegenheit zu organisieren. Ich musste mich erst einmal stabil hinsetzen und nach Luft ringen. Das war nicht Wirklichkeit, oder ? Oder doch ? Von Berlin bis ins Badische Ländle ? Konnte das im Sinne eines Vogels sein ? Nach längerem Austausch und mehrfacher Bestätigung, dass jeder bisher vermittelte Vogel die "Reise" in sein neues Zuhause wunderbar überstanden hätte, benötigte ich um in meinem Kopf eine Entscheidung zu treffen, noch eine Nacht Bedenkzeit. Ich versprach im Thread nach einer Nacht Schlaf die Entscheidung bekannt zu geben. Was mir in diesem Moment eigentlich schon klar war, mein Herz hatte bereits eine Entscheidung getroffen, von der mein Kopf allerdings noch nicht so viel wusste. Besonders beim Aufstocken eines bestehenden Tierbestandes liegt es in der Verantwortung des Halters selbst, nicht nur Platzbedürfnisse zu berücksichtigen, sondern auch finanzieller Aspekt und die Passgenauigkeit der Gruppenkonstellation muss berücksichtigt werden. Unvernunft sollte keine Aufstockung bestimmen.
Wie die Nacht verlief, kann sich sicher jeder der sich einmal in ein kleines Federchen verschaut hat, denken. Ich schlief nicht sonderlich viel und auch nicht sonderlich gut und die Gedanken kreisten um Willi. So nannte Jessy den kleinen Hahn in ihren Persönlichen Nachrichten. Willi, Willi... Moment mal, ich wollte doch einen Willi. Mit diesem Gedanken schlief ich im Morgengrauen ein. Wieder wach, machte ich einen sehr langen Spaziergang um noch einmal alles zu durchdenken. Erneut setzte ich mich mit Willis vermittelnder Federlosen in Verbindung und besprach mit ihr letzte Details bezüglich der Haltung und wie Willi bei mir leben würde. Sie sollte sicher sein, dass neben einem Schutzvertrag, den wir jedem Halter bei der Vermittlung seiner Tiere empfehlen, auch wirklich ein gutes Zuhause für Willi warten würde. Nachdem auch diese Dinge geklärt waren, musste keine lange Zusage mehr gegeben werden. Es war klar auf beiden Seiten, dass alles perfekt passte und Willi umziehen sollte.

Doch wie kommt ein Wellensittich von Berlin nach Karlsruhe ? Es gab verschiedene Optionen, wir entschieden uns für die kürzeste aller Möglichkeiten um des Vogels Willen, und hatten über das Internet nach privaten Mitfahrgelegenheiten zwischen Berlin und Karlsruhe gesucht. Tatsächlich fand sich etwas und der Fahrer wurde kontaktiert. Er war am Telefon verwundert über den doch sehr ungewöhnlichen Fahrgast, war schnell Tag der Reise, Abfahrstort, Ankunftzeit und Abholort vereinbart. Am Morgen den 20. wurde Willi dann von Jessy bei dem freundlichen Herrn abgegeben, der Willi nun durch halb Deutschland kutschen sollte. Er durfte im Fußraum hinter dem Fahrersitz die 3 Federlosen unterhalten, die mit auf die Reise gingen und sich doch sehr über den grünen Fahrgast amüsierten. So hart Männer auch sein können, so liebevoll umsorgten sie den kleinen Grünling während der Reise und der Fahrer gab regelmäßig Info, ob die geplante Ankunftszeit denn eingehalten werden könne und dass es dem Vogel gut ginge. Da stand ich nun am Bahnhof in Karlsruhe und wartete bereits 30 Minuten vor geplanter Ankunft auf den kleinen Spatzen, der sicher ganz erschöpft von der langen Reise sein würde.
Zusammen mit meiner Schwester, die die Abholaktion (die schon ein wenig verrückt auf sie wirkte) begleiten wollte, hibbelte ich auf dem Parkplatz stehend auf und ab. Jedes Auto dass die Einfahrt nahm, wurde via Ivescher Scan bzgl. des Nummernschildes erfasst. Sofern es kein Berliner Kennzeichen war, war alles andere uninteressant.Da kam es. Ein Auto mit Berliner Nummernschild. Meins, meins...also nicht meins, aber mein Vogel. Die Blicke des Fahrers und meiner trafen sich innerhalb weniger Sekunden. Nein,für alle die meine verrückte Art kennen, es lag nicht daran dass ich auf der Strasse stand ! Jedenfalls ging dann alles ganz schnell. Man zeigte mir Willi, versicherte mir wirklich glaubhaft und teils mit besorgter Miene, dass man nach dem kleinen Spatzen geschaut hätte und man hoffe, es ginge ihm gut. Der freundliche Fahrer war glaube ich erleichtert, den kleinen, fragilen Fahrgast wohlbehalten in meine Hände übergeben zu können. Vorher fragte er Jessy lustiger Weise noch, ob der Vogel denn auch wirklich abgeholt werden würde. Scheinbar fassungslos darüber, dass es wirklich Menschen gibt, die sich für einen Vogel der durch halb Deutschland gekutscht wurde, interessieren. Für den Berliner ging die Fahrt weiter und für Willi auch. Nämlich nach Hause. In sein neues Zuhause bei Ive und den gefiederten Abrissbirnen.
Was der kleine Mann dort nach seinem Eingangscheck so alles erlebt und wie er sich eingelebt hat, das ist im Thread "Ives gefiederte Abrissbirnen" im Forum von welli.net nachzulesen. Nur soviel sei gesagt, nach erfolgreichem Eingangscheck durfte Willi zu seinem neuen Schwarm. So wurde aus dem Vogel der laut Ring etwa ein Jahr alt sein muss und der in Berlin auf offener Strasse einfach abgegeben wurde, ein Willi als vollwertiges Schwarmmitglied in einem nun 13 köpfigen Schwarm. Er blühte auf. Zwar war er nach der langen Fahrt sehr müde, aber mittlerweile ist er ein munteres, aktives, Faxen machendes Hähnchen, dessen Aufnahme ich nie bereut habe und der mir und seinen 12 gefiederten Freunden, wirklich jeden Tag große Freude bereitet. Das war die Reise eines Berliner Jungens, direkt in mein Herz. Es zeigt das wahre Liebe auch Distanzen überwinden kann. Liegen die Differenz auch bei mehr als 500 km.

In diesem Sinne verabschieden sich Willi, sein Schwarm und die Federlose Ive und danken an der Stelle herzlich Jessy dafür, dass sie weder Kosten noch Mühen scheut um seit vielen Jahren für arme Federchen ein wundervolles Zuhause zu suchen und zu finden. Wer ebenfalls noch einen liebevollen Platz für ein kleines Federchen hat, der schaue doch einfach mal in der Vermittlungsrubrik des Forums vorbei. Machts gut und bis zum nächsten Mal.
Eure Ive mit Federchen
Der Artikel wurde am 10.10.2014 von Ive84 veröffentlicht in der Kateogie: Geschichten.
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Jacky1990 aus HB (10.10.2014 - 10:54)
Liebe Ive,
danke für diesen wundervollen Blogartikel!
Willi ist ein wunderschöner Wellihahn, der bei dir - wie so viele andere Schätze - ein traumhaftes Zuhause gefunden hat. Unsere kleinen grünen Berliner haben uns wohl beide - jeder auf seine Weise - den Kopf verdreht. :) Danke, dass du ihn aufgenommen hast und auch von mir ein Danke an Jessy, die so unermüdlich für die kleinen Wesen kämpft und immer bemüht noch dem perfekten Zuhause sucht.
Liebste Grüße, Jacky
danke für diesen wundervollen Blogartikel!
Willi ist ein wunderschöner Wellihahn, der bei dir - wie so viele andere Schätze - ein traumhaftes Zuhause gefunden hat. Unsere kleinen grünen Berliner haben uns wohl beide - jeder auf seine Weise - den Kopf verdreht. :) Danke, dass du ihn aufgenommen hast und auch von mir ein Danke an Jessy, die so unermüdlich für die kleinen Wesen kämpft und immer bemüht noch dem perfekten Zuhause sucht.
Liebste Grüße, Jacky
Carpe Diem aus NRW (14.10.2014 - 21:43)
Echt eine schöne Geschichte was man nicht alles für einen Welli tut.
Alula aus Duisburg (24.08.2022 - 04:44)
Voll schön. Ich kann mir vorstellen, wie das ist wenn einem Tier nicht mehr aus dem Kopf geht.
Ich fand aber auch den der den Welli hingefahren hat sympathisch. Echt schön, dass er immer mal wieder geschaut hat, ob es den kleinen gut geht.
Ich fand aber auch den der den Welli hingefahren hat sympathisch. Echt schön, dass er immer mal wieder geschaut hat, ob es den kleinen gut geht.