Planung einer Außenvoliere
Im Sommer 2018 habe ich mir den Traum einer Außenvoliere erfüllt. Aber nicht nur ich bin begeistert, auch meine Wellensittiche zeigen mir jeden Tag, wie sehr sie das genießen.Jetzt im Winter ist der perfekte Zeitpunkt für die Planung, so dass die Vögel vielleicht schon im Mai rausziehen können.
Sobald Nachts die Temperaturen über 15 Grad sind, dürfen die Wellensittiche ausziehen.
Wichtige Überlegungen vorab
Darf ich mir eine Voliere zulegen? Vermieter? Baubehörde?
Wer im Eigentum lebt, muss sich nur mit den örtlichen Bauvorschriften auseinandersetzten. Je nach Bundesland unterscheidet sich das deutlich. Bei uns braucht man z.B. eine Baugenehmigung ab 40 m2 umfriedetem Raum.
Da wir zur Miete leben, hat unser Vermieter bei der Planung ein Mitspracherecht. Wir dürfen z.b. kein Fundament gießen.
Habe ich den Platz für eine Voliere mit Schutzhaus?
Da die Tiere keinen zusätzlichen Freiflug bekommen, muss die Voliere groß genug sein. Dabei kommt es nicht nur auf die reine Quadratmeterzahl an, sonder auch auf die Bauweise. Natürlich gilt je größer desto besser, aber unter 6m2 sollte man nicht bauen. Hat man den Platz dazu?
Was sagen die Nachbarn?
Wellensittichgezwittscher mag nicht jeder und es gibt geringere Auslöser für einen Nachbarschaftskrieg. Und wenn dann die Voliere wieder weg muss, ist das Geschrei groß.
Wir wohnen auf dem Land, hier gibt es Kühe, Hühner und Hunde. Und seit dem Sommer eben auch noch 6 Wellensittiche.
Habe ich das Geld für eine Außenvoliere?
Auch wenn man alles selber baut, kostet der Bau MINDESTENS 800-1000€. Eine Voliere ist nicht günstig.
Die erste Planung
Eine Außenvoliere besteht aus einem Flugbereich, einer isolierten Schutzhütte und einer Schleuse.
Schleuse? Wozu braucht man das?
Tja, man kann auch ohne Sicherung klettern gehen. Oder man investiert in die Sicherheit. Im Fall der Fälle verhindert nur die Schleuse das wegfliegen der Tiere. Man darf nicht vergessen, dass die Vögel beim entwischen sofort in der freien Natur sind. Und es geht schnell, dass ein neugieriger Vogel mit raus fliegt.
Eine Schleuse besteht aus einem Raum mir zwei Türen, eine Tür geht zu den Tieren, eine nach draußen. Erst wenn die erste Tür geschlossen wurde, wird die andere Tür geöffnet. Egal ob ein abgetrennter Bereich in der Schutzhütte als Schleuse dient oder die Schleuse im Außenbereich ist, eine Schleuse rettet Leben.
Schutzhaus? Es geht doch auch ohne.
Wellensittiche überleben im Winter auch ohne Schutzhütte. Naja aber überleben ist nicht gleich wohlfühlen.
Und bei Eisregen, Hagel und Sturm schläft man als Halter gleich viel besser, wenn die Kleinen im Trockenen sitzen.
Ein Schutzhaus wird im Winter nur Frostfrei (5-7 Grad) gehalten, um einen zu großen Temperaturunterschied von draußen zu drinnen zu verhindern. Drinnen gibt es bei mir Futter und Wasser für die Wellis. Futter im Außenbereich lockt schneller Ungeziefer an.
Sollte man die Tiere im Krankheitsfall mal einfangen müssen, geht das Besser im kleinen Schutzhaus, als in der (großen) Außenvoliere.
Als Schutzhütte nutzen viele ein Gartenhaus, eine Garage oder einen alten Stall.
Der Standort
Da man mehrmals täglich zu den Vögeln läuft, sollte die Voliere nicht zu weit vom Haus (und einer Tür) entfernt sein. Mir war wichtig, dass ich vom Fenster aus die Voliere sehen kann. Da wir keinen Stromanschluss zur Voliere legen konnten (Vermieter), musste die Voliere nah einer Außensteckdose liegen. Wir haben hier ein wetter-, wasser- und frostsicheres Kabel angeschlossen.
Die Voliere sollte nicht den ganzen Tag im Schatten liegen, Halbschatten ist optimal. Auch empfehle ich natürlichen Windschutz (Haus, Hecke, Baum,...) auf dem Grundstück zu nutzen.
Die Außenvoliere muss außerdem weit genug vom Grillplatz entfernt liegen, der Rauch ist giftig für die Tiere.
Die Größe
Weiter oben schrieb ich ja was von mindestens (!) 6 m2 für eine kleine Gruppe. Wie komme ich darauf?
Sowohl Voliere, als auch Schutzhaus sollten begehbar sein. Wer hier zu eng baut, macht sich selber das Reinigen schwer. Weniger als 1,5-2m2 Schutzhütte halte ich für unbequem.
Im Außenbereich sollte die Flugstecke möglichst groß sein hier halte ich eine Fläche von 2x2m als absolutes Minimum. Eine Fläche von 4x1m halte ich für besser, da hier die Flugstecke erhöht wird.
In Berlin gibt es ein Merkblatt über die tierschutzgerechte Haltung von Vögeln (Hrsg. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) auch wenn hier Wellensittiche nicht berücksichtigt werden, liefert das Merkblatt eine gute Orientierung. Folgende Haltungsbedingungen werden dort für kleine Sittiche aufgeführt:
Maße des Käfig/der Voliere 3,0 x1,5 x2,0 (lxbxh)
Grundfläche des Schutzhauses 1,0 m2
Mindesttemperatur des Schutzhauses 5°C
Meine aktuell 6 Wellensittich haben eine L-förmige Voliere von rund 9m2 und ein Schutzhaus von 3m2. Die längste Flugstrecke ist somit etwa 5 m lang.
Meine Schleuse ist 1m2 groß.
Neben der Planung auf Papier, empfehle ich unbedingt die Große einmal auf dem Rasen abzustecken. Man sollte alle Arbeiten an der Voliere bequem durchführen können.
Selber bauen oder kaufen?
Volierenbauer verkaufen nicht nur komplette Volieren inkl Montage, auch bieten sie einzelne Volierenelemente zum selber bauen an. Hier sollte sich jeder einfach mal 2-3 Angebote einhohlen.
Natürlich kann man eine Außenvoliere auch selber bauen. So wie wir. Ich glaube wir als Bauanfänger mit zwei linken Händen, hätten lieber fertige Volierenelemente kaufen sollen. Wir haben Wochen benötigt. Vielleicht lag das nur an dem unglaublich heißem Wetter, was arbeiten vor 19 Uhr unmöglich gemacht hat, wahrscheinlich aber es lag nur an uns.
Zum Glück kam uns mein Bruder zur Rettung. Dieser isolierte erst innerhalb von ein paar Tagen die Gartenhütte und baute dann den Außenteil und die Schleuse. Er hat in 1 Woche fast die ganze Voliere alleine gebaut. Nur beim Verdrahten ging es dann besser zu zweit. Gespart haben wir durch das selber bauen zwar einige hundert Euro, aber sollte sich aber auch klar machen, dass die eigene Arbeitszeit auch Geld kostet.
Die einzelnen Elemente
Boden und Dach
Ob Naturvoliere (Erdboden und offenes Drahtdach) oder lieber betonierter Boden mit geschlossenem Dach, dass muss jeder selbst entscheiden.
Bei einem offenen Dach und Naturboden besteht die Gefahr, dass sich die Vogel mit z.B. Würmern oder Krankheiten von Wildvögeln anstecken. Andererseits ist es am natürlichsten und stärkt die Abwehrkräfte. Viele Krankheiten von Wildvögeln sind nicht auf Papageien und Sittiche übertragbar, einige natürlich schon.
In den letzten Jahren gab es immer wieder Nachrichten zur Vogelgrippe, folgende Informationen gibt die Bundesärztekammer (Flyer: Fragen und Antworten zur Vogelgrippe) dazu raus: „Ein Kontakt von Ziervögeln mit Wildvögeln sollte möglichst vermieden werden, denn prinzipiell sind alle Arten von Vögeln mit Vogelgrippe infizierbar. Auch bei Papageien wurde das Virus schon gefunden. Für Sittiche, Papageien, etc. gilt keine Stallpflicht. Es wird jedoch eine Dach mit Unterstand empfohlen.“
Papageien stecken sich nur sehr selten mit der Vogelgrippe an, außerdem scheiden sie nur wenige Viren aus, so dass sie nicht als die Hauptüberträger der Vogelgrippe gelten. Wer mehr zur Vogelgrippe wissen will, kann sich gerne auch den Blogbeitrag Vogelgrippe hier bei Welli.net durchlesen.
Im Fall der Fälle kam man dann seine Tiere reinholen oder die Voliere abdecken. Da Papageien und Sittiche nicht zu den meldepflichtigen Tieren gehören ist die Gefahr gering, dass plötzlich die Behörde vor der Tür steht.
Auch viele Zoos und Tierparks haben bei den letzten Vogelgrippeausbruch die Papageien und Sittiche in den Außenvolieren belassen.
Ich denke jeder sollte sich mit dem Risiko zu Krankheiten auseinandersetzen, aber eine Panikmache ist auch nicht angebracht.
Auf jeden Fall sollte man sich von steriler und keimfreier Vogelhaltung verabschieden. Wem das Risiko zu groß ist, der sollte seine Tiere lieber im Haus lassen.
Betonboden ist natürlich gut zu reinigen, oder man schüttet anschließend Erde auf und begrünt diese. Wellensittiche lieben es auf dem Boden zu laufen und hier nach Körnchen und Gräsern zu picken oder im Regen zu duschen
Wir durften ja nicht betonieren, so wurde es bei uns eine Naturvoliere mit Gartenboden und nur teilweise geschlossenem Dach.
Die Wellis lieben es auf dem Boden nach Körnerresten zu suchen und stören sich auch nicht an 4 Grad kaltem Nieselregen.
Die Gitter
Zink ist giftig für Wellensittiche. Ist einfacher Zinkdraht der Witterung ausgesetzt, bildet sich weißes Zinkoxid. Dieses kann sehr einfach vom Wellensittich aufgenommen werden und führt zu Vergiftungen. Am sichersten (und am teuersten) ist deshalb Edelstahldraht.
Es gibt auch speziell behandelten Zinkdraht, der für Vögel unbedenklich sein soll. Diesen benutzen z.B. Volierenbauer. Bitte erkundigt euch hierfür beim Fachmann.
Ich habe grün ummantelten Zinkdraht benutzt. Und ja der Zink unter der Ummantelung ist nicht für die Vögel geeignet. Ich habe mich aber bewusst dafür entschieden.
1) Wir wohnen zur Miete, die Voliere muss also bei mir nicht 10 Jahre halten. Bei einem Umzug benötigt man eh neuen Draht.
2) Meine Vögel knabbern (bisher) nicht am Gitter
3) Ich finde das Dunkle schöner zum durchsehen
4) Der Preis ist natürlich viel günstiger als Edelstahl
Welches Gitter man nutzt, muss jeder selber mit seinem Gewissen ausmachen. Jedem der günstiges Material nimmt, muss aber klar sein, dass er dieses wahrscheinlich nach ein paar Jahren austauschen muss, während Edelstahl wahrscheinlich ewig hält.
Als Maschengröße eignet sich für Wellensittiche 12x12 mm am Besten.
Sicherheit
Die Schleuse als wichtige Sicherheitsvorrichtung habe ich ja schon angesprochen, aber was gibt es noch zu beachten?
Alles muss dicht sein!
Das sollte eigentlich klar sein, aber dazu muss jede (!) Ritze verschlossen sein. Auch ein 2cm Spalt ist zu viel. Hier passen Mäuse und Wiesel durch.
Der Boden muss gesichert sein. Entweder durch ein Fundament oder durch Draht im Boden (so wie bei uns).
Die Wände sollten Doppeltverdrahtet werden. Auch wenn ein Vogel am Gitter hängt, schaffen es so Katzenkrallen nicht den Vogel zu Verletzen.
Ihr müsst euch immer vorstellen, die Wellensittiche draußen sind unglaublich reizvoll für alle Arten von Räubern und ziehen diese an. Egal ob Habicht, Mauswiesel oder Katze, alle können tödlich für eure Kleinen enden.
Falls euch das alles nicht abgeschreckt hat, sondern ihr euch jetzt eifrig in die Planungen stürzt, könnt ihr euch auf glückliche Wellensittiche freuen.
Meine Vögel sind viel mutiger und aktiver geworden.
Der Artikel wurde am 04.03.2019 von chotty veröffentlicht in der Kateogie: Haltungsblog.
Stubenfalke aus Ferdinandshof (04.03.2019 - 11:16)
Danke chotty für diesen informativen Blogartikel.
Crazy Alex aus Stolberg (31.03.2019 - 13:25)
Wir starten im April auch mit dem Bau einer Aussenvoliere und ich bin für jegliche Informationen dankbar ????????
Mylene aus Belgien (07.04.2019 - 07:23)
Wow, ein super ausführlicher Bericht, auch mit der Summe was sowas kosten wird.... Es war schon immer mein Traum so eine große Voliere... wer weiß vielleicht kann ich ihn mir irgendwann doch mal auch erfüllen. Schöne Grüße nach Stollberg :)
Schnubbilotta aus Augsburg (19.05.2019 - 20:23)
Hi! Das passt jetzt leider eher nicht hier her, aber in meiner Nachbarschaft fliegt seit zwei Tagen ein Welli frei rum und ich weiß nicht, wen ich anrufen soll. Oder kann ich ihn irgendwie anlocken? Es ist zwar nicht sehr kalt, aber ich weiß nicht wie lange er noch in der Nachbarschaft bleibt. :-(
Kann mir jemand helfen?
Danke schon mal!
Kann mir jemand helfen?
Danke schon mal!
Neomisu aus Nordhorn (01.10.2019 - 21:57)
Wir planen auch den Bau einer Voliere aber eine Innenvoliere. (Marder laufen im Umkreis sehr viele). Jetzt überlegen wir unbehandeltes Holz oder imprägniertes Holz. Beim imprägnierten sagte jemand es sondert giftige Dämpfe ab. Weiss jemand mehr darüber? LG
Traven aus Geesthacht (13.10.2019 - 16:34)
Ich konnte Chottys Voliere schon mal in Natura sehen. Sie ist wirklich total toll geworden.
Alula aus Duisburg (08.07.2022 - 21:40)
Das war sicher ganz viel Arbeit, aber sie sieht toll aus. Und dass die Wellis sich da wohl fühlen ist eh der größte Lohn.
Alula aus Duisburg (11.07.2022 - 15:39)
Ein guter Artikel mit vielen Ratschlägen und Tipps.