Die Vogelgrippe

Die Vogelgrippe, auch als Geflügelpest bezeichnet, ist eine durch Influenza-Viren ausgelöste Erkrankung von Vögeln, die auch auf den Menschen übertragbar ist.

Was ist die Geflügelpest und welche Symptome sind charakteristisch?

Die umgangssprachlich als Vogelgrippe bezeichnete Geflügelpest ist eine durch Influenza-A-Viren (Grippe-Viren) ausgelöste, meldepflichtige Tiererkrankung von verschiedenen Vogelarten. Erstmals aufgezeichnet wurde die Vogelgrippe 1878 in Italien. In den 1930 Jahren kam es sowohl in Europa als auch in Amerika und Asien immer wieder zu Ausbrüchen der Krankheit. Bei besonders schweren Ausbrüchen im Jahr 1983 starben in den USA und in Irland Millionen an Vögeln. Aktuell ist die Geflügelpest Ende 2015 in Frankreich ausgebrochen und es wurde eine Überwachungszone von 10 km eingerichtet. In Deutschland existieren zur Zeit keine Sperrzonen. Die Letzten wurden im September 2015 in Bayern aufgehoben, nachdem dort 13000 infizierte Tiere getötet wurden.

Sie ist für alle Vogelarten infektiös, wobei man zwischen akutem und chronischem Verlauf unterscheidet. Der chronische Verlauf hat keine spezifischen Symptome. Bei zum Beispiel Hühnern ist es an der sinkenden Legeleistung zu erkennen und die Eierschalen aller Vögel sind entweder sehr dünn oder gar völlig schalenlos. Die akute Form äußert sich zu Beginn durch Apathie und ein struppiges, stumpfes Federkleid gefolgt von Fieber und Ödemen. Die Vögel bekommen starken Durchfall, leiden an neurologischen Störungen und die Schleimhäute färben sich blau. Wurden die Vögel von den hoch virulenten Stämmen infiziert, endet die Krankheit fast immer tödlich.

Ente mit Küken ###advertiser_one###

Die Erreger und ihre Übertragungswege

Übertragen wird die Krankheit durch sogenannte Influenza-A-Viren, auch als hoch pathogenes aviäres Influenzavirus (HPAV) bezeichnet. Es ist ein Einzelstrang-RNA-Virus aus der Familie der Orthomyxviren. Durch verschiedene Mutationen kommt es ständig in Folge von Genveränderungen zu neuen Subtypen der Viren. Diese werden anhand bestimmter Oberflächenmarker in Gruppen eingeteilt. Vor allem das Oberflächenprotein Hämagglutinin und die Proteinfamilie der Neuraminidase werden dafür betrachtet, da diese für die Pathogenität und Infektion bestimmter Wirte verantwortlich sind. Hämagglutinin ist für die Anheftung an die Wirtszelle verantwortlich, welches durch so genannte Proteasen (Enzyme, die bestimmte Proteine spalten können) gespalten werden muss, dass die Viren in die Zelle eindringen können. Bei gering pathogenen Viren kann Hämagglutinin nur durch extrazelluläre Trypsin-Proteasen gespalten werden. Diese existieren nur im Verdauungs- und Atmungstrakt, wodurch die Infektion lokal begrenzt wird. Bei den sehr ansteckenden Virenstämmen kann das Protein durch intrazelluläre Furin-Proteasen gespalten werden, was die Infektion auf den ganzen Wirt ausbreitet. Neuraminidase ist ebenfalls fest in der Membran der Influenza-A-Viren verankert und hat eine wichtige Eigenschaft zur Verbreitung der Viren. Diese Proteine spalten Proteine in der Wirtsmembran, damit die Viren nach Vervielfältigung aus der infizierten Zelle freigesetzt werden.

Mittlerweile existieren sehr viele verschiedene Subtypen des Influenza-A-Virus. Die Zahlen im Namen der Subtypen stehen für die zum Beispiel 5. Variante des Hämagglutinin (H5) sowie der 1. Variante des Proteins Neuraminidase (N1). Im Folgenden werden einige genauer betrachtet:

1.A/H5N1: Erstmals trat dieser sehr aggressive Stamm 1959 in Schottland bei Hühnern auf. Er ist besonders gefährlich, da bestimmte Wirkstoffe des Immunsystem keine Wirkung mehr erzielen können, weil durch eine Mutation ein Gen stark verändert wurde. Daher befürchten Wissenschaftler eine erneute Überschreitung der Artengrenze. Dies ist auch der einzige Stamm der H5-Gruppe, der auf den Menschen übertragbar ist.

2.A/H5N2: In den 80er Jahren brach die Geflügelpest mehrmals in den USA aus, was zur Folge hatte, dass 17 Millionen Tiere getötet wurden. 1,5 Millionen Hühner starben 2005 in Japan.

3.A/H5N3: Dieser Virenstamm erbrachte den ersten Nachweis, dass Influenza-A-Viren auch Wildvögel befallen können. 1961 verstarben in Südafrika sehr viele Seeschwalben und 2008 wurde das Virus in einem Zoo in Deutschland nachgewiesen.

4.A/H7N7: 89 Menschen erkrankten an diesem Virenstamm in den Niederlanden im Jahre 2003. Auch in England und in China kam es bei Nutztieren zum Ausbruch der Krankheit durch diesen Virenstamm.

Leider können alle Vogelarten an der Geflügelpest erkranken. Verbreitet werden die Viren meist durch wild lebende Vögel wie Enten, die es durch ihr Wanderverhalten geografisch verbreiten. Diese sind sogenannte Träger, das bedeutet sie erkranken nicht, können aber andere Tiere damit infizieren. Als besonders gefährdet gelten Puten und Hühner. See- und Küstenvögel scheinen weniger anfällig für das Virus zu sein. Säugetiere, also auch wir Menschen, sind weniger anfällig, werden aber gelegentlich auch damit infiziert. Übertragen werden die Viren durch die sogenannte Tröpfcheninfektion, also eine direkte Verbreitung der Erreger über die Luft durch Tröpfchenbildung beim Sprechen, Niesen, Husten oder der Gefiederpflege. Gelangen die Viren durch eingeatmete Luft in die Schleimhäute, können sich die Viren dort vermehren.

Hühner

Behandlung und Vorbeugung

Bricht die Geflügelpest in einem Hof aus, wird der gesamte Tierbestand dort getötet und anschließend verbrannt. Eine Impfung als Schutz gegen die Krankheit ist aus vielen Gründen kritisch zu betrachten. Wegen dem hohen Mutationsrisiko scheidet ein Lebendimpfstoff völlig aus. Wird ein Tod-Impfstoff verwendet, das heißt mit inaktiven Influenza-A-Viren, verhindert dies zwar den Ausbruch der Krankheit, allerdings werden die so geimpften Tiere zu Trägen und tragen zur Weiterverbreitung bei. Sie sind danach nicht mehr von erkrankten Tieren zu unterscheiden. Des Weiteren ist eine Immunisierung gegen zukünftig durch Mutationen entstehende Stämme nicht möglich, da diese immun gegen momentan existierende Impfungen sein können. Für diese müssten nach Auffinden neue Impfstoffe entwickelt werden.

In Ostasien und Mittelamerika wurde deshalb intensiv an einer alternativen Impfmethode geforscht. Als Ergebnis werden dort nun Tiere mit abgeschwächten Geflügelpocken-Viren geimpft, denen das Protein Hämagglutinin durch Genetik hinzugefügt wurde, damit die Antikörper spezifisch an dieses Protein binden. In Großbritannien haben Wissenschaftler transgene Hühner im Labor erschaffen, die das Virus nicht weiter verbreiten können. Sie produzieren eine Art Protein-Köder, der die Virus-Polymerase bindet und somit verhindert, dass das Virus sich in der Zelle vermehren kann. Ziel ist die Immunisierung der Hühner vor allem gegen den aggressiven Stamm A/H5N1. Bisher sterben die Hühner jedoch noch an der Infektion mit der Geflügelpest. In der Bundesrepublik Deutschland wird im Falle eines Ausbruchs auf Grundlage der Geflügel-Verordnung und des Tierseuchengesetzes vorgegangen. Des Weiteren wurde für einige Vogelspezies eine Zuchtgenehmigung eingeführt.

Sind wir und unsere Wellensittiche davon betroffen?

Einige Subtypen der Influenza-A-Viren (vor allem A/H5N1) sind im Einzelfall auch auf den Menschen, Hauskatzen oder Zootiere wie Leoparden übertragbar. Übergänge auf den Menschen sind bislang (Stand: April 2015) belegt für A/H5N1, A/H6N1, A/H7N2, A/H7N3, A/H7N7, A/H9N2, A/H10N7 und A/H11N9 (Quelle: Mathilde Richard et al). Bei Menschen äußert sich die Krankheit zunächst durch typische Grippesymptome wie hohes Fieber, Gliederschmerzen, Atembeschwerden und Husten. Oft kommt es auch zu Übelkeit und Erbrechen. Unbehandelt führt es zu einer schweren Lungenentzündung, die durch Versagen der Atemorgane zum Tod führt. Die Mortalitätsrate war bei einer H5N1-Infektion bisher sehr hoch - über die Hälfte der Patienten verstarben durch die Infektion. Allerdings ist davon auszugehen, dass mehr Fälle aufgetreten sind als gemeldet wurden und diese als normale Grippe auskuriert wurden.

Da die Geflügelpest für alle Vogelarten infektiös ist, sind auch Wellensittiche oder andere Ziervogelarten davon betroffen. Vögel in Wohnungshaltung sind keinem Risiko ausgesetzt. Außenvolieren können vorsorglich vor Kontakt mit Wildvögeln geschützt werden. Bei einem Ausbruch im näheren Wohnbereich, könnten die Vögel vorsorglich zum Schutz in der Wohnung untergebracht werden. Allgemein kann jedoch gesagt werden, dass die Ansteckungsgefahr von Menschen und deren Haustieren beträchtlich geringer ist als bei den Nutztieren Huhn und Pute.

 

Merle