Guter Züchter – schlechter Züchter
Viele künftige Wellihalter gehen zu einem Züchter und suchen sich dort ihre gefiederten Mitbewohner aus. Natürlich will man dabei nichts falsch machen, aber worauf soll man eigentlich achten?• Der erste Eindruck ist schonmal nicht verkehrt: Sind die Volieren sauber, groß und artgerecht eingerichtet, macht das Drumherum einen gepflegten Eindruck? Sind die Wellis aktiv (am besten nicht Mittags oder am frühen Nachmittag kommen), haben glattes, glänzendes, vollständiges Gefieder und eine saubere Kloake (Vogel-Popo)?
• Frage nach dem Abgabealter der jungen Wellis: 6 Wochen sind für eine Abgabe viel zu früh, die Wellis sind mit Mühe und Not futterfest, hatten aber noch keine Zeit, im Schwarm sozialisiert zu werden. Das kann später zu Problemen führen. Nur weil viele Züchter dem Käuferwunsch nach möglichst „nestjungen“ Wellis nachgeben, ist das nicht richtig. Auch mit 10-12 Wochen sind die Kleinen noch zuckersüß! (Und Zutraulichkeit ist keine Frage des Alters).
• „Dein“ Welli hat keine Schwanzfedern oder keine Schwungfedern? Lass Dir nicht erzählen, die müssten erst noch wachsen und der Welli müsse erst fliegen lernen: Der Welli ist dann entweder VIEL zu jung oder leidet unter einer gravierenden Gefiederstörung (z.B. der sog. Französischen Mauser) – bei einem gesunden Welli ist das Großgefieder um den 35. Lebenstag herum in der Regel vollständig ausgebildet.
• Die Wellis beim Züchter haben keinen Fußring? Bei einem Züchter in Deutschland darf dies nicht sein. Aufgrund der Psittakoseverordnung (Papageienkrankheit) dürfen in Deutschland Papageienvögel nur mit einer amtlichen Zuchtgenehmigung gezüchtet werden. Alle Tiere müssen darüber hinaus mit einem von einer amtlichen Ringstelle ausgegebenen Ring gekennzeichnet werden. Ein Züchter, dessen Wellis nicht beringt sind, züchtet mit einiger Wahrscheinlichkeit illegal.
• Du bekommst den Rat, erst einen Welli „vorzuzähmen“, bevor du einen zweiten Welli holst? Dieser Rat ist antiquierter als so mancher Rundkäfig aus der „guten alten Zeit.“ Noch dazu ist er grausam: Für einen Schwarmvogel bedeutet jede Minute in Einzelhaltung eine unendliche Qual. Und das nur um der fraglichen Zahmheit willen? Lieber von Anfang an zwei Wellis, die gemeinsam ihr neues Zuhause entdecken und meist viel schneller die Scheu vor dem Menschen verlieren.
• Der Züchter wirbt mit „Handaufzucht“? Finger weg. Kommerzielle Handaufzucht bedeutet, dass die Nestlinge den Elterntieren weggenommen und vom Züchter per Hand gefüttert werden, zweifellos, um sie handzahm zu bekommen. Nicht nur ist es schlimm für die Küken, den Elterntieren weggenommen zu werden, die Fütterung durch den Menschen birgt auch erhebliche gesundheitliche Risiken für den Welli. Sehr schnell ist ein Nährstoffmangel entstanden, der zu schweren Organschäden führen kann. Viele Handaufzuchten entwickeln außerdem Verhaltensstörungen: Federrupfen, Fehlprägungen, Dauerschreien, Aggressivität. Warum der Natur so ins Handwerk pfuschen? Der Weg der Handaufzucht sollte allein dem Notfall – das Küken kann anders nicht mehr versorgt werden – vorbehalten bleiben.
• „Handzahme Wellensittiche zu verkaufen“: Hier geht es ans Eingemachte, nämlich unsere Einstellung zur Wellensittichhaltung. Manche leben geradezu im Wahn, der Welli müsse unbedingt zahm werden, was wiederum viele Züchter dazu veranlasst, auf die Zahmheit ihrer Wellis besonderen Wert zu legen. „Bevor die Leute dann einen nicht-zahmen Welli enttäuscht wieder loswerden wollen, gebe ich ausschließlich handzahme Wellis ab“, hört man immer wieder. Was so nobel klingt, hält einen fatalen Teufelskreis am Laufen, denn genau das nährt den „Zahm-Wahn“ doch immer weiter. Ich persönlich würde grundsätzlich keinen meiner Wellis Leuten anvertrauen wollen, die ein scheueres Tier nicht akzeptieren könnten.
• Dein Welli ist krank? Frage nicht „deinen“ Züchter, denn der ist beileibe kein Fachmann für Vogelkrankheiten. Dazu gibt es vogelkundige Tierärzte
• Denke alternativ auch an die Möglichkeit, einem Abgabevogel ein schönes artgerechtes Zuhause zu schenken.
• Für alle Fragen rund um Käfig, Zubehör usw. findest du hier auf welli.net und natürlich im Forum die richtigen Antworten und Ansprechpartner :-)
Der Artikel wurde am 03.08.2011 von veröffentlicht in der Kateogie: Tipps und Tricks.
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Jule aus Wertingen (03.08.2011 - 10:15)
Super Artikel! Sollte man sich zu Herzen nehmen!
Olivia aus Riesa (03.08.2011 - 17:21)
Danke Bavaria,bin in Gedanken bei meinem Züchter gewesen und kann sagen daß ich den Daumen hochhalten kann:-))