Maja, warte auf mich -oder- Wenn Herzen entscheiden
Wer kennt ihn nicht ? Willi aus der Kinderzeichentrickserie Biene Maja. Der näselnde kleine Bienenmann, der mit seiner Freundin Maja so einiges erlebt und in so manches Abenteuer mehr oder weniger gewollt hineinschlittert und manchmal auch fliegt, ohne der flinken Bienendame so recht hinterher zu kommen. Doch was haben der gestreifte Bienenmann und Wellensittiche nur miteinander gemeinsam ? Richtig... eigentlich so gar nichts.Wenn man es jedoch auf die heutige Geschichte bezieht und mit meinen beiden Hauptdarstellern in Verbindung bringt, so könnte man zumindest sagen, dass sich als Gemeinsamkeit das jeweilige paar Flügel ergibt. Wenn es auch anstatt um filigran, transparente Insektenflügel, viel eher um kräftige Schwingen kleiner Wellensittiche geht. Doch lest selbst...
Dies ist die Geschichte von Willi und Lilli. Wer denken mag, dass dies zwei ziemlich seltsame Namen in Kombination sind, dem sei gesagt, die beiden haben ihre Namen mitgebracht, behalten und tragen sie mit Stolz. Denn er passt zu ihnen. Er passt wie Biene zu Maja, wie der Apfel zur "sine" und wie Willi eben zu Lilli. Die beiden sind meine "neusten" Schwarmmitglieder im Abrissbirnen-Schwarm. Warum sie Abrissbirnen heißen, das obliegt ihrer Eigenschaft als dauerwütige Schredderbande, aber dazu an anderer Stelle mehr. Willi und Lilli kamen mehr oder weniger unverhofft dazu. Und wie es dazu kam und was die beiden seither erlebten, das seht ihr nun.
Im Laufe des Jahres ergaben sich aufgrund mehr oder weniger unerwarteter Sterbefälle im Schwarm Lücken in meiner bisherigen 13er Bande. Während im letzten Jahr mein Seniorenwellensittich Walter ins Regenbogenland geflogen war, traten auch im Frühjahr Bella und Anton ihren letzten Flug dorthin ebenfalls an. Und so waren es statt der gewohnten 13 Zwitschermänner nur noch 10, die seither ihr Dasein im Ive´sche Haushalt genießen durften. Zuerst gesellte sich dann sehr unerwartet ein grüner Fußgänger als Notfallgast zum Schwarm. Der 14 Jahre alte Otto. Ein Standardgrünling, der wohl sehr lange in Einzelhaltung einer alten Dame lebte, die ihn nun nicht mehr versorgen konnte. So kam der doch deutlich fehlgeprägte und flugunfähige Vogel zu mir und nach einem Check beim vogelkundigen Tierarzt, durfte er rasch das Schwarmleben kennen lernen, dass ihn Anfangs schon in Verwunderung brachte. Er zwitscherte kaum, brabbelte nicht wie ein Wellensittich und machte auch sonst nichts wirklich typisches für einen Vogel. Seine Flügel wusste er nicht einzusetzen und eine alte Fraktur mitsamt Fehlhaltung in der Wirbelsäule ließen einen Flügel abstehen. Körnchen kannte er, nicht jedoch die Saatenmischung ausgewählter Leckereien die es bei mir gab. Langsam erfolgte die Umstellung - Aber sie gelang. Otto ist inzwischen ein Mitglied der Wellibande und für sein langjähriges Alleinsein, benimmt er sich mittlerweile doch schon wie ein Welli. Da der kleine Fußgänger nicht alleine bleiben sollte, suchte ich mehr oder weniger nach einer Dame, die ebenfalls zu Fuß unterwegs war. Im Forum von welli.net hielt ich also stetig Ausschau in der Vermittlungsrubrik. Bis ich eines Morgens eine mir vertraute Postleitzahl erspähte und den Thread dahinter anklickte. Frankenthal... Nicht weit entfernt, eine kleine Fußgängerin würde ein Zuhause suchen. Die Nachricht war schnell an die bisherige Halterin gesendet und schon wenige Tage später durfte die kleine Fußgängerin Lilli bei uns einziehen. Eine türkisfarbene Henne mit Gelbgesicht und normaler Flügelzeichnung. Wunderschön, diese quirlige, kleine Hansibubihenne. Nachdem es für die Vergesellschaftung durch den vogelkundigen Tierarzt grünes Licht gab, eroberte die kleine Henne mutig ihr neues Reich. Gar nicht schüchtern und durchaus forsch, erkundete sie kletternd ihr neues Zuhause und sagte innerhalb kurzer Zeit jedem Vogel des Schwarmes Guten Tag. Besonders meine graue Henne Emma war ihr dabei stets zur Seite und begrüßte die neue Henne freudig und ohne Zickenkrieg. Sogar die Schlafschaukel durfte die Fußgängerin erobern. Opa Otto der kleine Grünling wurde ebenfalls von ihr begrüßt und man war die ersten Tage zu zweit unterwegs. Während die um einiges jüngere Lilli auf Zack war und rennend schnell größere Distanzen im Wellizimmer zurück legte, blieb Opa Otto meist irgendwo fernab sitzen und rief der kleinen Dame hinterher. Diese raste dann sogleich zurück um den Opi bei seinem erschwerten Weg zur Seite zu stehen. Ein tolles Duo, wenn Lilli nur nicht so eine Draufgängerin wäre. Sie gelangte meist ähnlich schnell wie die Flieger in die Bereiche und an die Orte, die sie erreichen wollte. Opa Otto macht derweil oft Pausen und ruht sich aus, wenn er das Bedürfnis hat. Jeder kam also auf seine Kosten. Alles soweit komplett mit der wilden Zwölferbande, sollte man meinen. Doch da geschah es.
Während sich die Federlose geschworen hatte die damalige Höchstgrenze von 13 nicht mehr zu erreichen und brav bei 12 Wellensittichen zu bleiben, verliebte sie sich schwer. In einen kleinen Grünling, den Berliner Hahn Willi, der freudestrahlend auf dem Foto im Vermittlungsbereich nach einer neuen Bleibe und somit Federlosen suchte. Die Distanz zu weit und mit einem Kommentar, dass man sich akut in den Grünling verliebt hätte, verlies ich schweren Herzens den Vermittlungsthread, da ich wusste, dass ich meine 12er Grenze einhalten wollte und auch die Strecke zwischen Berlin und Deutschlands Süden sicher unüberwindbar für einen Welli wäre. Vor Ort würden sich sicher tolle Federlose finden, die ihm ein schönes Heim bieten könnten, dachte ich mir.
Wenige Augenblicke später las ich eine Nachricht an mich und auch im Thread selbst fragte man mich, ob ich an dem kleinen Spatzen interessiert wäre. Eine Mitfahrgelegeneheit sei sicher zu arrangieren, hieß es. Hm...Meine Vernunft appellierte an mich und ich zwang mich in aller Ruhe eine Nacht darüber zu schlafen. Leichtfertig habe ich bisher nie einen Vogel aufgenommen. Ist es doch eine enorme Verantwortung, die man mit jedem weiteren Wesen trägt. Ich schlief in dieser Nacht recht wenig und der kleine Federmann aus Berlin ging mir nicht aus dem Kopf. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass mein Herz schon eine Entscheidung getroffen hat, von der mein Kopf bisher nichts wusste. Dennoch lies ich mir Zeit und wog alle Konsequenzen, Pro und Contrapunkte gewissenhaft ab. Auch meine Familie wurde einbezogen, die zwar nicht den gleichen Haushalt teilt, aber eben meine Gedanken und meine Leidenschaft für Wellis kennt. Schon deutlich genervt über die Tatsache, dass ich nur noch vom kleinen Berliner sprach, war letztendlich klar, dass Willi einziehen sollte. Und was soll ich sagen ? Als der kleine Kerl hier ankam wusste ich, dass es die beste Entscheidung war die ich treffen konnte. Willi hat tapfer den Eingangscheck beim vogelkundigen Tierarzt über sich ergehen lassen und durfte zur geselligen 12er Bande. Nie werde ich diesen Augenblick vergessen, als er auf die Rufe der anderen Wellis bereits im Flur reagierte und wie schnell er sich zu den anderen Gesellte. Über Willis Reise von Berlin hierher, berichte ich ein anderes Mal. Schnell schloss der kleine Geier Freundschaft mit den anderen Wellis und wenn ich die Truppe in den vergangenen Wochen so betrachtet habe, dann kann ich nur eins feststellen. Es hat sich zwischen ihm und der kleinen Fußgängerin Lilli etwas besonderes angebahnt. Die beiden sind viel zusammen unterwegs. Auch wenn Willi einer der flinkesten Flieger im Schwarm ist, so hat er bei seiner Lilli oft das Nachsehen. Sie klettert meist ebenso schnell und flink an die Orte, an die er fliegt. Sie sind Stundenlang zu zweit in mitten der Truppe unterwegs, halten hier ein Schwätzchen mit dem einen Welli und turteln dort mal kurz mit dem anderen. Man sahnt hier ein Körnchen ab und dort ein wenig Wildgras und letzten Endes bleibt Willi oft nur zu sagen: "Maja-Maja warte auf mich" Mit Maja ist natürlich die kleine Lilli gemeint, die frech wie Maja jedoch ohne zu fliegen die Welt der Wellis entdeckt und mit ihrem Willi nicht nur die Dusche für Wellensittiche erkundet hat, sondern auch so manch anderes Abenteuer erlebt. Die beiden sind ein tollen Pärchen und ich freu mich täglich an ihrer Interaktion. Der restliche Schwarm fügt sich in ein Gesamtes mit ihnen und so ergeben sie eben was sie sind. Eine bunte Truppe voller gefiederter Clowns, bei denen ich mich oft fühle wie die kleine Bienendrohne, die nicht hinterher kommt.
In diesem Sinne wünschen wir euch von Herzen eine gute Zeit mit euren Federchen. Lasst eure Herzen entscheiden ohne dabei die Vernunft auszuschalten und seht wie nicht nur euer Herz Entscheidungen für die richtigen Federchen trifft, sondern auch die Welliherzen untereinander Wege finden um sich zu verbinden.
Es grüßen die Abrissbirnen und ihre Federlose Ive
Der Artikel wurde am 07.10.2014 von Ive84 veröffentlicht in der Kateogie: Geschichten.
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Jingar aus Wernigerode (08.10.2014 - 19:00)
Wow eine wunderschöne Geschichte. Ich kenne das gut, man kann einfach nicht nein sagen, wenn ein kleiner Schatz ein Zuhause sucht, von dem man weiß, dass man es ihm bieten kann. Aber sicherlich ist es wichtig sich eine Höchstgrenze zu setzen und wenn man ansonsten stark bleibt ist eine Ausnahme doch manchmal ok. ;) Ich hatte es auch damals, dass ich nach einem Welli suchte und dann zwei aufnahm, da meine Tante endlich bereit war sich von ihren zu trennen. Da sie bei ihr nicht raus durften und sich eine schon deswegen unzufrieden rupfte, nahm ich auch zwei Vögel in Kauf um die kleine glücklich zu machen.
Carmen aus Frankfurt (11.10.2014 - 22:42)
Eine sehr schöne herzliche Geschichte mit tollen Bildern. Vor allem das Badebild gefällt mir besonders gut. Man kann es kaum glauben das Lilli ein Handicap hat, wenn man sie auf dem Seil mitten unter den anderen sieht.Die Geschichte lehrt uns auch das die Kleinen eine solche Lebensfreude haben können, auch wenn sie nicht fliegen können.