Welli-Zucht?
Fast jedem Wellensittichfreund liegt beim Gedanken an kleine Welli-Küken schon das "Oh wie süß!" auf der Zunge. Da spielt manch ein Besitzer eines Pärchens mit dem Gedanken, "eigenen" Nachwuchs im Haus zu haben. Wäre das nicht schön, wenn im eigenen Käfig die Kleinen piepsen und einen mit großen Kulleraugen... doch spätestens an dieser Stelle klingeln beim verantwortungsbewussten Vogelhalter alle Alarmglocken und er denkt sichSTOPP!
Denn Wellensittichzucht ist bei weitem nicht so unkompliziert, wie es sich viele Vogelfans vorstellen!
Nicht nur, dass die Zucht von Sittichen in Deutschland nur mit einer amtlichen Zuchtgenehmigung gestattet ist (ja, auch wenn man die Küken behalten möchte!). Dazu muss man eine offizielle Prüfung ablegen, nachweisen, dass man über die notwendige Sachkenntnis verfügt und einen Quarantäneraum besitzt. Nur dann erhält man die benötigten Ringe und kann seine Tiere legal brüten lassen. Die Einrichtung geeigneter Räumlichkeiten, die Anschaffung von Zuchtboxen und von Aufzuchtfutter ist eine teure Angelegenheit, die schnell in die Hunderte von Euro gehen kann - von Tierarztkosten ganz zu schweigen.
Es ist aber vor allem auch im Wohle der Tiere, wenn man sich diesen Entschluss zweimal überlegt. Oder dreimal. Denn eine Brut ist kein Spiel, sondern eine große Herausforderung und Belastung für die Vogeleltern und für ihre Besitzer!
Das Eierlegen und die Versorgung der Küken ist eine unheimlich kräftezehrende Aufgabe für die Henne und ihren Hahn. Zuchttiere müssen lange und sorgfältig auf diesen Job vorbereitet werden.
Die Probleme, die im Laufe einer Brut auftreten können, sind zahlreich und schwerwiegend: Sie reichen von der Überforderung der Henne, die sich dann unter Umständen aggressiv gegenüber dem Hahn oder den Küken verhält oder ihre Jungen nicht füttert, über gesundheitliche Probleme wie Spreizbeine, ausgekugelte Gelenke oder Erbkrankheiten der Küken bis zu Legenot oder Kloakenvorfall, die nicht selten tödlich für die Henne enden.
Die meisten "Hobbyzüchter", die ihren Tieren unbedacht einen Nistkasten zur Verfügung gestellt haben, sind mit einer solchen Situation heillos überfordert. Die Leidtragenden sind die Tiere. Ich bin in meiner Zeit im Welli.net-Forum schon oft Zeugin schrecklicher Entwicklungen bei geplanter oder ungeplanter Wellensittichzucht geworden, die häufig mit dauerhaften Behinderungen oder dem Tod der Tiere endeten.
Nur wer sich absolut sicher ist, dass er
- über die nötige Sachkenntnis und Erfahrung verfügt
- bereit ist, keine Kosten und Mühen zu scheuen, um Problemtieren zu helfen - auch wenn sich diese Kosten auf mehrere Hundert Euro belaufen
- bereit ist, sofort einen vogelkundigen Tierarzt aufzusuchen, sobald Probleme auftreten
- in der Lage ist, notfalls alle zwei Stunden verwaiste Küken zu füttern
- für jedes Küken ein gutes Zuhause bereit stellen kann - und ein Gelege kann schonmal aus acht oder mehr Eiern bestehen!
- sich aller Risiken und Gefahren einer Wellizucht bewusst ist und dennoch die Verantwortung dafür übernehmen kann und will -
- nur derjenige sollte eine Zucht in Erwägung ziehen. Außerdem muss man sich fragen - es sitzen so viele Wellis in den Tierheimen oder bei Besitzern, die ihnen kein Heim mehr bieten können und die auf ein Zuhause warten - muss es da unbedingt noch mehr Küken geben?
Deshalb sollte man sich wirklich zweimal überlegen, ob man seinen Wellensittichen eine Brut gestattet. Man trägt die Verantwortung für seine Haustiere und ihre Nachkommen. Ich selbst käme übrigens nicht im Traum auf die Idee, meine Sittiche brüten zu lassen ;)
Hier kann und sollte man sich informieren, was bei einer Brut alles schief gehen kann und wie man unerwünschten Nachwuchs verhindern kann.
Der Artikel wurde am 19.07.2010 von Blueberry veröffentlicht in der Kateogie: Blog Allgemeines.
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