Aus einem Pärchen wird ein Minischwarm
Die meisten Vogelhalter beginnen mit einem Pärchen aus zwei Wellensittichen. Viele sind aber nach kurzer Zeit so begeistert, dass sie sich gerne noch mehr Wellensittiche wünschen - und beginnen, über einen Minischwarm nachzudenken...Die Entscheidung für einen kleinen Schwarm ist eine wichtige Frage, die man vor der Umsetzung gründlich durchdenken sollte. Das liegt sowohl im Interesse der Tiere als auch der Halter.
Mögliche Gründe für die Aufstockung
Der wohl einfachste Fall ist, dass der Halter einfach so viel Spaß mit seinen Vögeln hat, dass er sich mehr davon wünscht. Viele wissen auch, dass ein kleiner Schwarm dem natürlich Leben der geselligen Australier näher kommt als Paarhaltung und wünschen ihrem Paar weitere Artgenossen, um mehr Abwechslung und Leben in die Bude zu bringen.
Aber auch die Tatsache, dass die ersten beiden Vögel sich nicht gut verstehen, kann ein Grund für eine Schwarmvergrößerung sein.
Wenn man junge Vögel kauft, ist die Geschlechtsbestimmung häufig nicht einfach, sodass mancher zwei Hennen erwischt statt eines gemischten Doppels oder zweier Jungs. Zwei Damen beginnen aber nach der Jugendmauser häufig einen heftigen Zickenkampf, sodass die Anschaffung zweier Hähne Frieden ins Haus bringen soll.
Auch zwei Wellensittiche, die wenig aktiv sind, können mit mehr Gesellschaft zu stärkerer Aktivität, mehr Spiel und Bewegung ermutigt werden. Ebenso kann ein Team aus einem Flieger und einem Nicht-Flieger bereichert werden, indem man einen weiteren flugfähigen sowie einen "Fußgänger" anschafft, um beiden Tieren einen "gleichberechtigten" Partner zu schenken.
Risiken und Bedenken beim Aufstocken
Die beiden wichtigsten Faktoren, die bedacht werden müssen, sind Platz und Geld. Aber auch Zeitaufwand und Lärmbelästigung müssen bedacht werden.
Der Platz
Für vier Vögel sind 80 cm Käfigbreite das absolute Minimum und nur akzeptabel, wenn die Tiere ganztägig Möglichkeit zum Freiflug haben. Besser ist es, gleich in eine große Voliere zu investieren, die dem Schwärmchen auch reichlich Platz bietet, wenn die Vögel sich im Inneren aufhalten.
Kosten für die Wellensittiche
Die Kosten für den reinen Unterhalt sind bei vier Tieren nur wenig größer als bei zweien, da die meisten Dinge wie Voliere und Spielsachen von allen genutzt werden, Einstreu und Futter hingegen recht preiswert sind. Eine drastische Erhöhung merkt man meist erst, wenn man einen großen Schwarm von acht oder mehr Vögeln beherbergt.
Ein echtes Kostenrisiko stellt hingegen ein etwaiger Tierarztbesuch dar. Wenn ein ganzer Schwarm erkrankt und vogelkundig behandelt werden muss, können die Kosten rasch mehrere hundert Euro betragen! Dieses Geld muss rechtzeitig bei Seite gelegt werden, denn im Ernstfall darf hier keinesfalls gespart werden!
Auch das Risiko für eine Erkrankung im Schwarm steigt statistisch mit der Anzahl der Vögel.
Zeitaufwand für den Schwarm
Meiner persönlichen Erfahrung nach steigt der Zeitaufwand nicht stark. Die Reinigung der Voliere muss etwas häufiger erfolgen als mit einem Paar, aber die tägliche Versorgung (Futter und Wasser wechseln, für Beschäftigung sorgen etc.) nimmt kaum mehr Zeit in Anspruch.
Zugleich beschäftigen sich die Tiere (noch) mehr mit einander, sodass weniger Animation nötig ist (Beschäftigungsanreize sollten natürlich trotzdem immer gegeben sein ;) ).
Lärm durch die Wellensittiche
Die meisten Halter eines kleinen Schwarms haben nicht beobachtet, dass ihre Vögel nun wesentlich lauter sind. Im Gegenteil nimmt häufig der Anteil des entspannten Zwitscherns auf Zimmerlautstärke zu. Das durchdringende Gezeter lassen hingegen auch zwei Wellis gern mal hören, wenn sie ihre wilden fünf Minuten haben...
Nehmen die Schwarmmitglieder aber untereinander Kontakt auf, kann das schon in schrille Frequenzen gehen, und es kann durchaus auch sein, dass der Lärm mit vier Tieren deutlich ansteigt.
Spätestens, wenn man sechs oder mehr Wellis halten möchte, sollte man sich vorsichtig bei den Nachbarn erkundigen, ob diese mit dem Vogezwitscher einverstanden sind oder ob man hier über schalldämpfende Maßnahmen nachdenken muss. Bei extrem großen Schwärmen kann der Vermieter unter Umständen eine Schwarmverkleinerung verlangen, hier lohnt es sich aber in vielen Fällen schon, vorher mit einem netten Gruß "Schön Wetter" zu machen!
Vorteile der Schwarmvergrößerung
Das Leben in einem Schwarm bietet aber bei weitem nicht nur Nachteile, sondern auch sehr viele schöne Seiten.
Mehr Lebensfreude für die Wellensittiche
Bei meiner eigenen Aufstockung von zwei auf vier Wellensittiche habe ich festgestellt, dass meine Bande zu viert erheblich aktiver geworden ist. Ich habe auch den Eindruck, dass sie häufiger Wohlfühlverhalten wie Zwitschern, gemeinsames Ruhen oder Spielen zeigen.
Wellensittiche leben in der Natur in großen Schwärmen von mehreren hundert oder sogar tausend Tieren, doch Forschungen bei diversen Tierarten haben ergeben, dass schon in kleinen Gruppen (ab ca. vier bis zehn Tieren) bei den meisten ein richtiges "Schwarmgefühl" aufkommt. Die Haltung von zwei oder drei Pärchen kann somit "gefühlt" den Wellensittichen schon den Eindruck vermitteln, in einem "echten" Vogelschwarm zu leben.
Mehr Spaß für die Besitzer
Auch ich als Federlose habe an meinem Schwarm (noch) mehr Spaß als an meinem Pärchen vorher. In der Gruppe ist noch mehr zu beobachten und es macht Spaß, zu beobachten, wie sie untereinander mal balzen, mal necken.
Zutraulich sind meine Vögel alle mehr oder weniger, dass Baileys oder Kahlúa - meine ersten beiden - scheuer geworden sind, nachdem Batida und Curacao einzogen, habe ich nicht bemerkt. Auch ein Minischwarm kann übrigens sehr zutraulich sein!
Für oder gegen eine Schwarmvergrößerung entscheiden?
Diese Frage lässt sich eigentlich einfach beantworten: Wenn man über genug Platz, Zeit und Geld verfügt, wird man die Entscheidung für einen kleinen Schwarm an Stelle eines Pärchens sicher nicht bereuen.
Für die Vögel stellt dies meiner Meinung nach in aller Regel einen Gewinn dar, ebenso für die Besitzer. Jedoch muss man im Auge behalten, dass man sich nicht überfordert: Denn ein zu großer Schwarm, dem man nicht gerecht wird, ist wesentlich schlechter als ein Paar, um das man sich gut kümmert!
Was sonst bei einer Aufstockung zu beachten ist
Wichtig ist, dass:
- Man die Vögel richtig vergesellschaftet, d.h. einen Eingangscheck durchführen lässt, sie zunächst in getrennten Käfigen unterbringt und sich erst beim Freiflug kennen lernen lässt
- Man eine harmonische Gruppe wählt, d.h. besonders bei kleinen Schwärmen von weniger als sechs Tieren eine gerade Anzahl mit ausgewogenem Geschlechterverhältnis bevorzugt. Am besten eignet sich meist die Haltung mehrerer Pärchen. Hennenüberschuss sollte vermieden werden. Ausnahmen bestätigen die Regel und auch Dreier- oder Fünferteams sowie Mädel-WGs können wunderbar funktionieren, man muss sich aber darauf einstellen, dass gegebenfalls noch mehr Vögel angeschafft werden müssen, um Unfrieden zu schlichten.
Viele gute Tipps rund um die Vergesellschaftung und Erfahrungsberichte über Paar- und Schwarmhaltung findet ihr natürlich auch auf welli.net!
Der Artikel wurde am 18.05.2011 von Blueberry veröffentlicht in der Kateogie: Tipps und Tricks.
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Kiki66 aus 31xxx (18.05.2011 - 09:13)
Vielen Dank für den sehr ausführlichen und interessanten Bericht!
Steffi aus Wesel (25.05.2011 - 15:25)
Danke für den tollen Bericht, vielleicht kann ich ja damit meinen Mann überzeugen, daß wir auf 4 aufstocken sollten :-))
Carii aus Emsdetten (26.06.2012 - 11:12)
Ein sehr schöner Bericht.
Ich hatte als Kind immer zwei Wellis, nun habe ich seid Januar wieder welche (10Jahre später etwa).
Wir haben uns 4 Ehemaligezuchttiere aus einer Zuchtauflösung geholt. Ein festets Päärchen und eben noch ein Männlein und Weiblein.
Das Paar hat das andere Weibchen in eine Dreierbeziehung aufgenommen, der Vierte war irgendwie über.
Durch einen ehr unschönen Zufall haben wir nun vor etwa 5 Wochen drei noch recht junge Wellis gerettet.
Nun sind wir zu 7. Der lärm ist wirklich mehr aber es macht unheimlich Spaß denen zu zusehen.
Unsere Nachbarn sind zum Glück morgens auser Haus wenn die Sieben hier gas geben ;)
Ansonsten ist es eine Bereicherung für alle gewesen.
Leider ist der Käfig nicht mehr optimal aber in zwei Wochen etwa beginnen wir mit dem Bau einer Zimmervoliere (geht leider nicht ehr da der Bauherr erst dann Urlaub hat)
Ich hatte als Kind immer zwei Wellis, nun habe ich seid Januar wieder welche (10Jahre später etwa).
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Das Paar hat das andere Weibchen in eine Dreierbeziehung aufgenommen, der Vierte war irgendwie über.
Durch einen ehr unschönen Zufall haben wir nun vor etwa 5 Wochen drei noch recht junge Wellis gerettet.
Nun sind wir zu 7. Der lärm ist wirklich mehr aber es macht unheimlich Spaß denen zu zusehen.
Unsere Nachbarn sind zum Glück morgens auser Haus wenn die Sieben hier gas geben ;)
Ansonsten ist es eine Bereicherung für alle gewesen.
Leider ist der Käfig nicht mehr optimal aber in zwei Wochen etwa beginnen wir mit dem Bau einer Zimmervoliere (geht leider nicht ehr da der Bauherr erst dann Urlaub hat)