Wellensittiche traditionell zeichnen
Hallöchen an alle Zeichenbegeisterten,Nachdem ich im Forum öfter mal einige Zeichnungen gezeigt hatte, hat Ive mich dazu angeregt, eine kleine Anleitung dazu zu erstellen, wie man einen Wellensittich zeichnet. Ganz offensichtlich bin ich dem nachgekommen und möchte euch in diesem Artikel zeigen, wie ihr eure gefiederten Mitbewohner zu Papier bringen könnt. Es wird sich um eine Anleitung für ein relativ schnelles Wellibildchen nach traditioneller Art handeln. "Traditionell" heißt hier: Mit Papier und Bleistift.
Im Folgenden erkläre ich euch Schritt für Schritt, wie ich beim Zeichnen genau vorgehe.
Vorlagen finden
Wenn man noch nicht so viel Erfahrung beim Zeichnen hat, kann es schwer sein, ein Tier aus dem Kopf heraus zu zeichnen. Daher ist es gerade zu Anfang sinnvoll, sich eine Vorlage zu suchen – zum Beispiel ein selbst geschossenes Foto. Man sollte darauf achten, dass das Foto nicht allzu verschwommen ist und dass das Motiv (in dem Fall ein Welli) gut sichtbar ist; das heißt, der Welli sollte möglichst im Vordergrund des Bildes sein.
Hier ein Beispielfoto von unserem Strubbel:
Dieses Foto werde ich nun verwenden, um eine schnelle Bleistiftzeichnung von Strubbel anzufertigen.
Die Vorzeichnung
Ich fange an, indem ich Strubbel in seine Einzelteile zerlege – zeichnerisch natürlich! Jedes Lebewesen kann in bestimmte Grundformen aufgeteilt werden. Das macht es einfacher, eine Vorzeichnung zu skizzieren, da man sich durch die Grundformen nicht so sehr in Details verliert, sondern seinen Blick für das Wesentliche behält. Die Details werden erst später hinzugefügt und ausgearbeitet. Die Grundformen helfen zudem dabei, Räumlichkeit abzuschätzen, sodass man weiß, welche Körperpartien gerundet/gewölbt sind, und welche nicht. Man kann natürlich auch beherzt drauflos zeichnen, aber oft hat das zur Folge, dass man sich bei den Größenverhältnissen der Körperpartien verschätzt und dementsprechend viel radieren muss. Wenn man allerdings eine Vorzeichnung aus Grundformen anfertigt, hat man sozusagen einen Plan, ein Baugerüst, an dem man sich in den späteren Stadien der Zeichnung entlanghangeln kann.
Im Folgenden seht ihr meine Vorzeichnung. Auf dem Papier ist sie bei Weitem nicht so dunkel wie auf dem Scan. Genau genommen sah ich nach dem Scannen fast gar nichts mehr, weswegen ich in einem Bildbearbeitungsprogramm an der Farbsättigung und dem Kontrast herumdrehen musste, damit man überhaupt etwas erkennen kann.
Zu der obigen Vorzeichnung gibt es, denke ich, nicht allzu viel zu sagen, außer vielleicht eine interessante Sache: Wie ihr seht, besteht der Flügel in meiner Vorzeichnung aus mehreren Linien. Ich habe also nicht nur den Umriss des Flügels gezeichnet, sondern noch Linien innerhalb des Flügels gezogen. Wenn ihr euch das Foto von Strubbel anseht, merkt ihr, dass die Federn am Flügel nicht willkürlich angeordnet sind, sondern in mehren Reihen verlaufen. Damit ich diese Wachstumsrichtung der Federn im späteren Stadium meiner Zeichnung beibehalte, habe ich sie geradewegs eingezeichnet.
Tipps
Ich achte beim Vorzeichnen immer darauf, dass ich mit dem Bleistift nicht zu fest aufdrücke, sonst "frisst" sich die Bleistiftlinie in das Papier und lässt sich später schwer wegradieren, wenn man eine Korrektur vornehmen muss.
Für ungeübte Zeichner kann es anfangs schwer sein, die Grundformen aufs Papier zu bringen, da die Auge-Hand-Koordination noch nicht so ausgeprägt ist und man sich daher schnell mal bei den Proportionen/Größenverhältnissen verschätzt. Daher kann es zu Beginn hilfreich sein, einfach von der Fotovorlage abzupausen, um die richtigen Größenverhältnisse beizubehalten.
Will man sich allerdings häufiger mit dem Zeichnen befassen, ist es durchaus sinnvoll, die Auge-Hand-Koordination zu trainieren und dementsprechend nicht abzupausen. Hierzu sollte man sich das Vorlagenfoto am besten ausdrucken und dabei darauf achten, dass die ausgedruckte Version dasselbe Format hat wie das Papier, auf dem man zeichnet. Das hat den Vorteil, dass man das Motiv nicht erst imaginär verkleinern oder vergrößern muss, sondern es 1:1 übernehmen kann. Beispiel: Ihr arbeitet auf einem DIN A4 Blatt, also sollte euer Foto auch auf DIN A4-Format ausgedruckt werden und das ganze Blatt füllen. Mit genügend Übung kann man diesen Kniff außer Acht lassen. Ist die Auge-Hand-Koordination schon gut ausgeprägt, sollte man in der Lage sein, kleine Motive imaginär zu vergrößern und dabei die Proportionen/Größenverhältnisse beizubehalten und zeichnerisch korrekt wiederzugeben.
In dem Stadium der Vorzeichnung radiere ich zudem eher selten. Die Vorzeichnung kann ruhig etwas krakelig aussehen - das macht gar nichts! Wie bereits geschrieben, arbeitet man die Feinheiten erst später heraus. Daher darf die Vorzeichnung ruhig noch etwas grob wirken. Ich persönlich finde es auch einfacher, Fehler ohne den Einsatz eines Radierers auszubessern. Wenn ich die fehlerhaften Linien wegradiere, um sie dann zu korrigieren, passiert es mir häufig, dass ich den Fehler direkt wiederhole. Besser ist es, fehlerhafte Linien zunächst bestehen zu lassen, die Korrektur drüberzuzeichnen, und erst dann die inkorrekten Linien wegzuradieren.
Details einzeichnen
Nun, da die Vorzeichnung steht, hangle ich mich an den Grundformen entlang, um die Zeichnung mit Details anzureichern. Ich zeichne beispielsweise die Wellen am Kopf ein, die einzelnen Federn,
spezifiziere die Form der Füßchen, etc. Das sieht dann so aus:
Im Original ist die Zeichnung in diesem Stadium noch immer sehr hell. Ich musste mit einem Bildbearbeitungsprogram also wieder an der Zeichnung herumwerkeln, damit ihr überhaupt etwas sehen könnt.
Umrisslinien verstärken
In diesem Stadium der Zeichnung drücke ich etwas fester auf, um die entgültigen Umrisslinien der Zeichnung festzulegen. Das sieht dann so aus:
Die Umrisslinien sind jetzt so dunkel, dass sie vom Scanner erfasst werden, ohne, dass sich die mit einem Bildbearbeitungsprogramm verstärken müsste. Die Wellen habe ich nicht nachgezogen, weil ich sie erst bei der Schattierung ausarbeite. Die Wellen sind also noch immer heller als die übrigen Linien, weswegen man sie oben kaum sehen kann, da der Scanner sie nur schwer erfasst.
Anmalen
Jetzt kommt der spaßigste Teil: das Anmalen. Je nach persönlicher Vorliebe kann man die Zeichnung nun mit Farbe versehen oder aber mit Bleistiftschattierungen arbeiten. Ich entschied mich für Letzteres:
Im Original ist das Bild übrigens ziemlich klein. Hier mal ein Größenvergleich:
Auf dem obigen Foto seht ihr übrigens auch nochmal deutlich, dass mein Scanner Farben frisst. Die eingescannte, schraffierte Version der Zeichnung wirkt sehr hell, während man auf dem obigen Foto gleichmäßigere Schattierungen erkennt.
Anmerkungen zum Schluss
Ich werde oft gefragt, mit welchen Materialien ich arbeite und ob ich irgendwelche extravaganten Zeichenutensilien besitze, die mir die Arbeit erleichtern. Die Antwort lautet (leider): nein ;)
In dem Fall des schnellen Bildchens von Strubbel habe ich stinknormales Druckerpapier, einen Druckbleistift, einen Knetradierer und eine Art Papierstift, mit dem man Bleistiftlinien verwischen kann, verwendet.
Das einzige, was aus dieser Liste eventuell heraussticht, ist der Papierstift. Im Prinzip kann man allerdings auch ein Taschentuch nehmen, sich das über den Zeigefinger stülpen und damit die Bleistiftlinien verwischen – ist also eigentlich nichts besonderes.
Für "besondere" Anlässe verwende ich jedoch auch nicht ganz so normale Materialien. Etwa dann, wenn ich beabsichtige, ein Bild einzurahmen oder wenn ich ein Bild als Geschenk für jemanden zeichne. In solchen Fällen benutze ich sehr dickes Papier, das nicht so leicht zerknittern kann und Farben besser aufnimmt. Wenn ich auf solchem Papier zeichne, verwende ich auch Bleistifte unterschiedlichen Härtegrades (meistens 6H bis 8B - die Bleistifte mit dem H davor sind hart und erzeugen helle Linien, die mit dem B davor sind hingegen weich und erzeugen schon mit geringem Druck tiefschwarze Linien).
Die reine Arbeitszeit für das schnelle Wellibild betrug (abzüglich der Zeit, die ich damit verbracht habe, jeden Arbeitsschritt zu scannen und hier zu beschreiben) etwa 20 bis 30 Minuten – das ging also wirklich sehr zügig.
Das war es ersteinmal von meiner Seite aus. Ich hoffe, ihr konntet mit dieser Anleitung etwas anfangen und habt Spaß daran gehabt, mir beim Zeichnen (virtuell) über die Schulter zu schauen! Bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung!
Der Artikel wurde am 30.09.2014 von Acala veröffentlicht in der Kateogie: Bildergeschichten.
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Geiermama5 aus Sprockhövel (01.10.2014 - 08:56)
Das ist eine ganz tolle Anleitung die selbst so unbegabte Zeichnerinnen wie ich gut verstehen kann, vielen Dank dafür. Aber ich glaube, um so wunderschön zeichnen zu können wie Du, braucht man doch ein Talent. Gruß Barbara
Acala aus Ladenburg (01.10.2014 - 09:22)
Es freut mich, dass du mit der Anleitung etwas anfangen konntest :)
Was das Talent angeht: Ich glaube, das ist relativ :D Ich habe noch niemanden gesehen, der einfach so gut zeichnen konnte - vielleicht mag es da echt ein paar Wunderkünstler geben, aber im Regelfall ist es beim Zeichnen wie mit allen anderen Sachen auch: Übung macht den Meister.
Meine ersten Bilder sahen ziemlich bescheiden aus und es hat sehr lange gedauert, bis ich besser im Zeichnen geworden bin.
Mit genügend Geduld und Lernbegeisterung kann, denke ich, jeder zeichnen lernen. Nur ist es leider oft so, dass viele Leute sich gerade zu Anfang entmutigt fühlen, weil die Zeichnung nicht so werden möchte, wie man sie gerne haben will. Oftmals lassen die Leute das mit dem Zeichnen dann bleiben und sagen, sie hätten halt kein Talent :( Ich finde das sehr schade, denn es ist ganz normal, dass sichtbare Erfolge beim Zeichnen manchmal auf sich warten lassen :)
Daher kann ich nur jedem raten, sich nicht entmutigen zu lassen, wenn die ersten Werke nicht so werden wie gewünscht.
Was das Talent angeht: Ich glaube, das ist relativ :D Ich habe noch niemanden gesehen, der einfach so gut zeichnen konnte - vielleicht mag es da echt ein paar Wunderkünstler geben, aber im Regelfall ist es beim Zeichnen wie mit allen anderen Sachen auch: Übung macht den Meister.
Meine ersten Bilder sahen ziemlich bescheiden aus und es hat sehr lange gedauert, bis ich besser im Zeichnen geworden bin.
Mit genügend Geduld und Lernbegeisterung kann, denke ich, jeder zeichnen lernen. Nur ist es leider oft so, dass viele Leute sich gerade zu Anfang entmutigt fühlen, weil die Zeichnung nicht so werden möchte, wie man sie gerne haben will. Oftmals lassen die Leute das mit dem Zeichnen dann bleiben und sagen, sie hätten halt kein Talent :( Ich finde das sehr schade, denn es ist ganz normal, dass sichtbare Erfolge beim Zeichnen manchmal auf sich warten lassen :)
Daher kann ich nur jedem raten, sich nicht entmutigen zu lassen, wenn die ersten Werke nicht so werden wie gewünscht.
JoJu aus Berlin (02.03.2021 - 18:22)
Eine sehr schöne Anleitung! Ich habe heute selbst mal versucht mein Wellensittich zu malen, aber ich bin kläglich gescheitert! Jetzt weiß ich, wo ich eine Anleitung zum Zeichnen finde:)