Kolbenhirse selbst anbauen !
Nachdem viele User immer wieder gefragt haben, wie genau man Kolbenhirse oder auch Rispenhirse selber anpflanzen kann und ob das überhaupt möglich ist, habe ich heute einen Artikel mitgebracht, der Schritt für Schritt jedem auf einfache Weise erklärt, wie man vorgeht um am Ende aus Saat der Kolbenhirse, eigene Pflanzen und letztendlich Kolbenhirse zu ernten. Egal ob auf dem Balkon in einem Pflanzkübel oder im eigenen Garten, Hirse wächst und gedeiht mit ein paar Dingen die es zu beachten gibt,relativ gut und kann sogar in unseren Breiten bis zur vollen Reife gelangen um dann Wellensittiche zu erfreuen.Aber wie genau funktioniert denn der Anbau von Kolbenhirse ?
Hier gibt es nun eine genaue Anleitung, die auch dem Gärtner mit dem dürren anstatt grünen Daumen eine Ernte sichert und somit den Wellensittichen eine gesunde Leckerei beschert.
1. Richtiger Zeitpunkt
Wichtig ist bevor die Hirse überhaupt ausgesät wird, dass der Zeitpunkt stimmt. Je nach Wetterlage kann bereits im April/Mai mit der Aussaat begonnen werden. Wichtig ist, dass bei Aussaat ins Freiland die Nächte frostfrei sind und bleiben. Besonders Bodenfrost mögen junge Hirsepflanzen nicht. Wer die Möglichkeit hat, kann auch bereits Hirsepflanzen in geschützter Umgebung vorziehen und diese zu einem späteren Zeitpunkt ins Freiland setzen. Doch dazu später mehr.
2. Der richtige Boden
Wichtig ist neben der richtigen Zeit auch der Boden für die Hirse. Kolbenhirse sowie auch Rispenhirse ist in aller Regel recht anspruchslos. Sie wächst sowohl auf teilsandigeren, groben als auch feineren Böden. Somit also überall da, wo sie die passenden Bedingungen findet um Fuß zu fassen. Im normalen Garten auf Humus findet sie optimale Bedingungen. Auch im Balkonkasten (tiefer Kasten) oder Pflanzkübel kann Hirse gedeihen. Eine normale Bio-Gartenerde (pflanzlich gedüngt) oder Humus vom Kompost sind eine gute Grundlage für optimales Wachstum. Wer möchte kann der Erde zu 1/6 Sand unter mischen, das drainiert die Erde etwas. Auch in Anzuchterde kann Hirse ausgesäht werden. Für die spätere Pflanze wäre jedoch eine festere Erde wichtig, um Halt zu gewährleisten.
3. Der richtige Standort
Der Standort ist wichtig für die Hirsepflanze. Hirse wünscht sich zum wachsen Platz, viel Sonne (Licht) und reichlich Wasser. Sind all diese Gegebenheiten vorhanden, dann steht einer Aussaht nichts mehr im Wege.
4. Qualitativ hochwertiges Saatgut
Um möglichst gute Kolben zu bekommen und ein gutes Ernteergebnis zu erzielen, braucht es qualitativ keimfähige Hirse als Saatgut. Das heißt, man nimmt am besten deutsche oder französische Kolbenhirse, die im vollreifen Stadium ist. Bei dieser rubbelt man mit den Fingern die Körnchen heraus, so dass man die einzelnen Hirsekörner erhält, die später als Saatgut dienen. Bei Rispehirse können die losen Körnchen direkt genutzt werden.
5. Saatgut quellen lassen
Quellen lassen oder nicht ? Bis es soweit ist werden die Körnchen am besten schon einmal in etwas Wasser eingeweicht. Das sogenannte quellen lassen hat nur einen Zweck. Die Hirsesaat nimmt dabei Wasser auf und kann somit in der Erde später besser keimen. Es ist nicht unbedingt erforderlich die Saat quellen zu lassen, gute Hirse keimt auch so, aber eine Mögliche Variante, die ich persönlich meist bevorzuge. Vorgequellte Saat verliert in der Erde wesentlich langsamer wichtige Feuchtigkeit und kann so besser keimen. Die Hirse kann 3 bis maximal 7 Stunden quellen.
6. Erde vorbereiten und Aussaat
Egal ob bereits quellendes Saatgut genutzt wird oder trockenes, die Erde darf vor Einsaat leicht feucht sein und sollte möglichst fein sein. Das heißt keine groben Steine oder Erdbrocken sollten auf der Saatfläche zu finden sein. Nun kann die Hirse eingesät werden. Dabei gibt es zu beachten, dass Hirse Platz zum wachsen benötigt und deshalb bitte nicht zu dicht gesät wird. Dünn einsäen, nennen Gartenfreunde das. Im Freiland empfiehlt es sich das Saatgut mit einer dünnen Folie zu bedecken, sofern Wildvögel nicht den Großteil der Saat für sich in Anspruch nehmen sollen.
7. Richtig wässern
Die nun eingesäten Körnchen werden ab diesem Zeitpunkt immer feucht gehalten. Egal ob im Garten oder im Pflanzkübel, sobald das Korn trocknet und die Erde drum herum zu wenig Wasser enthält, wird der Keimprozess gestoppt oder im schlimmsten Fall vertrocknen bereits feine Keimlinge und sind so unwiderruflich verloren. Deshalb gilt bis zum ersten, sprießenden Grün, gut feucht halten. Besonders im Balkonkasten darauf achten, dass sich kein Schimmel bildet.
8. Pikieren
Es grünt langsam. Die "Hirselinge" (wie ich meine Hirsepflänzchen manchmal schon liebevoll nannte) wachsen und ein heller Hirseteppich von nicht all zu dicht wachsenden Pflänzchen bildet sich. Wichtig ist es nun festzustellen, ob es Pflanzen gibt, die zu dicht aufeinander wachsen. Das wäre nachteilig, denn Hirse benötigt wie bereits erwähnt Platz. Fehlt dieser, nehmen sich die Pflanzen gegenseitig Nährstoffe und Licht und graben sich gegenseitig das Wasser ab. Folge daraus sind zwei nicht all zu robuste Pflanzen, die beide keinen oder nur geringen Ertrag bringen werden. Deshalb bitte zu dicht aneinander stehende Pflanzen pikieren. So nennt man das Aussortieren und Ausstechen von Pflanzen um das Wachstum der anderen zu verbessern. Auspikierte Hirselinge können entweder als frühe Futterpflanze (Grünfutter) für die Wellis dienen, oder aber an anderer Stelle eingepflanzt werden um dort weiter zu wachsen. Dazu ist die vorsichtige Entnahme der Hirsepflanze mit einem Pikierstab sinnvoll. Besonders bei sehr kleinen Pflanzen bewährt sich der Einsatz eines solchen Holzstäbchens, mit dessen Hilfe man vorsichtig eine Pflanze mitsamt Wurzel aus der Erde entfernen kann.

Hier sieht man die ersten kleinen "Hirselinge"

Hier schon ein wenig größen
9. Richtige Pflege und Geduld
Nun heißt es warten, hegen und pflegen, gießen und drauf aufpassen. Die "Hirselinge" wachsen nun relativ bald zu stattlich stehenden Hirsepflanzen heran, die vom Aussehen ein wenig an Maispflanzen in Miniatur erinnern. Wasser und Sonne sind alles was Hirsepflanzen brauchen. Sofern eine gute Erde genutzt wurde sollte ein düngen nicht nötig sein. Wer dennoch mit Dünger unterstützen möchte, sollte dabei seinen Wellensittichen zu Liebe wirklich nur auf rein pflanzliche Düngemittel zurück greifen. In später Phase bitte gar nicht mehr düngen.

Deutlich gewachsen

Hier schon Hirse sichtbar
10. Erntezeit
Im August bis September sollten nun die ersten Kolben sichtbar werden. Je nach Sorte kann auch bereits Ende Juli ein grüner Kolbenstand erkannt werden. Nun heißt es abwarten bis die Kolbenhirse den gewünschten Reifegrad erreicht hat. Halbreif oder auch vollreif kann diese nun bei trockenem Wetter von der Pflanze abgeschnitten werden und an die hungrige Geierschar weitergereicht werden. Mehr über den Umgang mit frischer halbreifer Hirse gibt es im Artikel Halbreife Hirse für Wellensittiche nachzulesen. Wer also wissen will wie er seine Hirse weiter verarbeiten und lagern kann, der lese weiter.

Und hier die erste halbreife Kolbenhirse
11. Und jetzt ?
Übrigens kann nicht nur die Kolbenhirse an die Wellis verfüttert werden, sondern auch die Pflanze selbst ist ein willkommener Knabberspaß. Nach der Ernte kann diese Bodennah abgeschnitten werden. Ein Angebot dass sich kaum ein Wellensittich entgehen lässt. Die Pflanze enthält auch in ungedüngtem Zustand nun noch viele wertvolle Mineralstoffe und ist ein gesundes Leckerchen zur Kolbenhirse dazu.
In diesem Sinne hoffe ich euch neugierig gemacht zu haben auf den Eigenanbau von Hirse (Kolbenhirse oder auch Rispenhirse) im kleinen Maßstab. Im Forum von welli.net findet ihr jedes Jahr liebe User die den Anbau von Hirse bei Neulingen begleiten, weitere hilfreiche Tipps geben und Anleitung schenken, wenn etwas nicht klappen sollte. Schaut vorbei, im Forum von welli.net.
Bis bald, eure Ive
Die Bilder hat unsere liebe Tiefflieger beigesteuert, deren Hirseanbau und grünen Daumen ihr hier sozusagen bewundern dürft.
Der Artikel wurde am 29.09.2014 von Ive84 veröffentlicht in der Kateogie: Ernährung im Blog.
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Mirinda-Tante aus Augsburg (19.06.2019 - 13:45)
Toll! Für heuer ist es jetzt schon zu spät, aber nächstes Jahr will ich das unbedingt mal probieren, bin eigentlich eh ein leidenschaftlicher Gärtner (nur leider eben ohne Garten, nur mit Balkon). Freu mich jetzt schon!!!!