Hallo ihr Lieben

Ich berichte heute aus aufklärendem Zweck.
Meine Henne Gretel hat zusammen mit ihrem Grünling Willy ein heimliches Gelege angelegt, war mir bei der Zählung meiner 17, dann 18 köpfigen Bande nie als fehlend aufgefallen und hatte als ich ihr endlich auf die Schliche kam, bereits die Brutzeit fast vollendet, bzw. das erste Kücki war geschlüpft. Nachdem ich den Schock verdaut hatte, wurde sie mitsamt ihrem Gelege und Nachwuchs separiert damit sie ihre Ruhe hat. Die kleine Familie wuchs jeden Tag.
Am Ende waren es von 5 Eiern, das letzte davin unbefruchtet, 4 Kükis, die alle die scheinbar gleichen Startbedingungen hatten. Da sie mit 2 Tagen Abstand schlüpfen, war das erste schon 7-8 Tage alt, als Nummer 4 geboren wurde.
Daraus ergibt sich ein ziemlicher Größenunterschied. Die ganze Zeit war das auch kein Problem und bis das letzte Ei praktisch aussortiert wurde, huderte Gretel ihre vier gut, fütterte gleichmäßig und versorgte zusammen mit ihrem Hähnchen alle.
Jeden Tag den Nistkasten zu kontrollieren ist ein unbedingtes Muss. Die Entwicklung der Nestlinge ist wichtig um Fewhlentwicklungen festzustellen und zu erkennen. Mir war bereits am Vortag aufgefallen, dass sich Nummer 4 meines Erachtens eher schlecht entwickelt, bzw. meines Eindruckes nach, etwas verzögert wächst. Der Kropf war voll, ich war zufrieden und wollte weiter beobachten. Am nächsten Morgen jedoch, lag das Kücki fast verstoßen außerhalb der anderen, Gretel trampelte achtlos drüber und während sie den großen die Kröpfe vollstopfte, lag das kleine mit dem leeren Kropf schwach am Rand. Es schien die komplette Nacht nichts bekommen zu haben, während die anderen bereits fast platzten.
Behutsam legte ich das kleine zu seinen Geschwistern. Doch selbst das nur 2 Tage ältere sah im Vergleich viel, viel, viel größer aus und ich dachte... sch... mein Eindruck passt leider. Ich beobachtete das Gelege sehr engmaschig, keine Versorgung des Kleinen. Da Gretel weniger hudert, seit die großen so einen Sprung machen, quetscht sich das kleinste immer zwischen die größeren Geschwister,liegt sozusagen unter ihnen in der Mitte und kommt bei fast jedem fütterungsvorgang zu kurz, da die größeren, energischeren Geschwister rascher bedient werden. Mit größter Sorge blieb mein Schlaf nach dem Nachtdienst erst einmal aus.
Nach 2 Stunden geduldigem warten, beobachten und schauen, ohne Gretel von ihrer Arbeit abzuhalten, hab ich mich dann entschieden das kleine zuzufüttern. Notfallbrei ist vorhanden, also anrühren, fertig... Leider hat es nichts davon genommen, schloss resigniert den Schnabel und als ich es traurig wieder zurück zu den anderen legte, war ich mir fast sicher, dass es den Tag nicht schaffen würde. Später war ein mini bisschen im Kropf des Tieres und ein erneuter Zufütterversuch wurde abgeschlagen. Erfolglos trotz aller erforderlichen Hilfsmittel. Einen so kleinen Pimpf zuzufüttern ist eine Kunst. Es erfordert Erfahrung und Können, Wissen und Fachkenntnis. Ohne diese kann man solch einen Zustand weder wirklich einschätzen, noch erkennen. Und der Nestling stirbt unter Umständen. Kurz bevor ich zum Dienst ging, fütterte ich dann bei einem dritten Versuch eine kleine Portion zu. Danach war Little, wie ich ihn liebevoll nenne, etwas kräftiger.
Als ich heute früh nach dem nachtdienst sofort nach ihm schaute, war der Kropf gut gefüllt. Er bettelte wieder richtig um Futter und konnte den Kopf wieder gut heben. Das war am Vortag einfach wegen der Schwäche kaum möglich. Auch bei den zwei anderen Kontrollen (Sichtkontrollen) heute, voller Kropf. Ich bin zufrieden, wenn auch nicht komplett beruhigt.
Der Größenunterschied wird bleiben und sofern die Fütterung nicht wirklich perfekt klappt, werde ich zur Not unterstützen müssen, sofern ich das Leben des Nestlings und auch dessen Gesundheit nicht gefährden will.

Warum ich das schreibe? Nicht um mich mit Wissen zu rühmen, sondern um aufzuzeigen, dass so etwas bei jedem Wellipaar passieren und auftreten kann, dass eine Minderversorgung vorkommen kann bei einzelnen Nestlingen oder sogar ganzen Gelegen und dass dies erkannt und behandelt werden muss. Das geht ohne Sachkenntnis einfach nicht. Und deshalb gehören forcierte Zuchten einfach nicht in Kinderzimmer oder Laienhände.

Es ist eine Art Mahnmahl, und ich hoffe, dass dies auch als solches verstanden wird.
Liebe Grüßle, Ive

PS: So glimpflich wie dieser Fall, dessen letztes Urteil nich nicht gefallen ist, gehen bei weitem nicht alle aus. Hätte ich nicht zufällig Nachtdienst gehabt, wäre mir die Kontrolle aufgrund fehlender Abwesenheit zu einem anderen möglich gewesen und ich hätte vielleicht keine Chance mehr gehabt... bzw. little hätte keine mehr gehabt.