Die richtige Geschlechtskombination ist unabdingbar für einen harmonischen Schwarm und damit für die Haltung von Wellensittichen. Besonders wenn zwei Vögel – ein Paar – als Haustiere bei einem Leben, ist die richtige Geschlechtsbestimmung wichtig. Ein Paar sollte entweder aus Hahn und Henne oder aus zwei Männchen bestehen.
Die gemeinsame Haltung von zwei Weibchen ohne weitere männliche Artgenossen kann fatale Folgen haben. Auch erfordert die Wahl eines Paares mit beiden Geschlechtern andere Haltungsbedingungen gegenüber einer reinen Männer-WG, wie das Entfernen von Gegenständen in Reichweite der Haustiere, die als Bruthöhlen genutzt werden könnten. Doch wie kann man das Geschlecht eines Wellensittiches herausfinden?
Das Geschlecht eines Wellensittichs erkennt man an der Farbe der Nasenwachshaut - meistens zumindest. Man kann es jedoch nicht an dem Verhalten erkennen. Es heißt zwar häufig, dass Hennen einen ausgeprägteren Nagetrieb hätten, stiller und launischer, als ihre balzenden Hähne seien, aber das trifft so nicht zwangsläufig auf jeden Wellensittich zu.
Bei nestjungen Küken verändert sich die Wachshaut in der Regel in den ersten Wochen. Danach fällt eine Bestimmung leichter und es kann in der Regel das richtige Geschlecht ohne Probleme erkannt werden. Bei sehr jungen Hennen ist die Wachshaut meistens hellblau und zeigt feine weiße Ringe um die Nasenlöcher herum. Auch nestjunge Hähne haben manchmal eine blaue Wachshaut mit Ringen um die Nasenlöcher; nur sind diese nicht weiß, sondern lediglich etwas heller als die restliche Farbe der Wachshaut. Man muss bei nestjungen Tieren für die Geschlechtsbestimmung also sehr genau hinschauen - und auch dabei kann es zu Irrtümern kommen.
Oft ist die Wachshaut junger Hähne jedoch knackig rosa bis lila oder auch schon ein dunkleres Blau, wie bei erwachsenen Wellensittich-Hähnen. Die Veränderung einer anfangs blauen Wachshaut zu einem Braunton, deutet dabei keineswegs auf eine Geschlechtsumwandlung des Wellensittichs hin, sondern zeigt vielmehr die hormonelle Umstellung eines Weibchen in Brutstimmung auf.
Bei den meisten Farbschlägen wie z. B. Normal Blau oder Normal Grün haben männliche Wellensittiche mit Geschlechtsreife eine tiefblaue gefärbte Wachshaut:
Bei anderen Farbschlägen wie den Schecken oder Lutinos bekommen selbst ausgewachsene Männchen keine blaue Wachshaut, sondern sie bleibt ein Leben lang rosa bis violett:
Eine Besonderheit stellt zudem die gesprenkelte Wachshaut einiger Schecken dar, welche neben einem rosa, violetten bis blauen Verlauf, zusätzlich weiße und braune Flecken in sich tragen kann.
Sehr helle Farbschläge weisen häufig auch eine deutlich aufgehellte Wachshaut auf, welche die oben beschriebenen helleren Ringe um die Nasenlöcher trägt:
###advertiser_one###Auch bei männlichen Wellensittichen kann sich die Wachshaut ins Braune verfärben. Wenn das geschieht, liegt zumeist eine Erkrankung der Leber oder ein Hodentumor vor. Durch ein hormonelles Ungleichgewicht, tritt eine Verfärbung ein und sollte als Warnsignal von dem Besitzer wahrgenommen und verstanden werden. Aus diesem Grund sollte in einem solchen Fall die Ursache der Veränderung von einem vogelkundigen Tierarzt abgeklärt werden, um eine geeignete Behandlung einleiten zu können:
Dieses Bild zeigt zwei sehr junge Wellensittich Männchen mit einer deutlich violett schimmernden Wachshaut:
Am einfachsten sind Wellensittich-Hennen in einer Phase der Brutigkeit als Weibchen zu erkennen. Sie haben dann eine braune, häufig krustige Wachshaut. Das ist in Brutstimmung ganz normal, solange die Verkrustungen nicht so stark werden, dass die Nasenlöcher zuwuchern und die Wellidame nicht mehr richtig atmen kann. Der Fachbegriff für dieses Phänomen heißt Hyperkeratose. Passiert dies, sollte auch hier rasch ein vogelkundiger Tierarzt zu Rate gezogen werden.
Befinden sich Welli-Hennen in einer hormonellen Ruhephase, nimmt die Wachshaut eine wesentlich blassere Farbe an. Diese kann von weißlich oder beige bis zu einem hellen Hennenblau (oft mit weißen Ringen rund um die Nasenlöcher, wie im Jungvogelalter) gehen. Bei einigen Weibchen löst sich jedoch die gebildete Kruste der Brutstimmung nicht zurück/ab, sondern bleibt bestehen, sodass nur eine leichte Farbveränderung am Rand deutlich macht, dass unterhalb der bräunlichen Kruste die Wachshaut wieder einen helleren Ton angenommen hat.
Zum Vergleich für die Geschlechtsbestimmung die selben Hennen und ähnliche Farbschläge wie zuvor, nur jetzt nicht in Brutstimmung.
In der Phase zwischen Brutigkeit und Nichtbrutigkeit treten häufig besondere Färbungen auf, die zum Beispiel die Wachshaut in dunkel Braun und Blau aufteilen oder auch einfach eine Aufhellung, welche von einem dunklen Braun, zu Beige und schließlich zu einem weißlichen Blau wird.
###advertiser_two###Wie oben schon kurz angedeutet, gibt es immer wieder Aussagen, welche andere Erkennungsmerkmale als die Wachshaut eines Wellensittichs zur Geschlechtsbestimmung anführen.
Bei Hennen wird zum Beispiel die Schredderwut als ausschlaggebendes Charakteristikum für alle weiblichen Wellensittiche unterstellt, indes nur Hähne balzen und füttern sollen. Beides ist so nicht richtig und kann nicht als Erkennungsmerkmal angesehen werden.
Während bei einigen Säugetieren das Geschlecht an der Körpergröße oder dem Kopfumfang erkannt werden soll, kann man auch dies nicht bei Wellensittichen pauschal an das Geschlecht festmachen. Jeder Vogel ist in Verhalten und Körperbau individuell. Die Größe ist dabei genauso von der Züchtung abhängig, wie die Farbe und macht keine Aussagen über das Geschlecht des heimischen Wellensittichs.
Auch das Gerücht, dass Hennen intelligenter, Hähne dafür zutraulicher seien, hält sich hartnäckig. Doch wie es bei Gerüchten meistens der Fall ist: An ihnen ist weit weniger Wahres, als man auf den ersten Blick vermuten mag.
Anbei noch alle Mythen der Geschlechtsbestimmung in einer Übersicht für Euch zusammen gefasst:
Eines ist dem aufmerksamen Leser nach diesem Artikel sicher klar geworden: Wellensittichen kann man eines eigentlich immer an ihrer Nase ablesen und das ist ihr Geschlecht. Alle anderen vermeintlichen Möglichkeiten das Geschlecht sicher zu bestimmen, sollten zu dem Bereich gezählt werden, zu dem sie schlussendlich gehören – nämlich zu dem der Mythen der Geschlechtsbestimmung.
Bealu