Wellensittichbrut, Aufzucht und Beringung

Ist der Nistkasten aufgehängt, dauert es normalerweise nicht lange, bis das Wellensittich-Weibchen ihn zum ersten Mal inspiziert. Nach ein bis drei Wochen sollte dann auch das erste Ei im Kasten liegen; passiert nichts, ist das Paar wahrscheinlich nicht wirklich in Brutlaune. In diesem Fall wird der Versuch abgebrochen und der Nistkasten entfernt.

Wie findet die Eiablage statt?

Das Weibchen wird nun im Abstand von zwei Tagen (manchmal kommt das nächste Ei auch direkt einen Tag später) Eier legen. Wer alles genau mitverfolgen will, kann die Eier mit einem ungiftigen Filzstift beschriften, um sie hinterher auseinanderzuhalten.

befruchtetes Ei
befruchtetes Ei

Bereits nach etwa vier Tagen Bebrütung kann man erkennen, ob ein Ei befruchtet ist oder nicht. Wer feinmotorisch unbegabt ist, sollte die Eier lieber nicht anrühren, ansonsten hält man sie gegen eine starke Lichtquelle. Ein unbefruchtetes Ei ist komplett durchscheinend, man sieht den Dotter und sonst nichts. In einem befruchteten Ei kann man hingegen feine Äderchen erkennen.

So spannend so eine Brut auch ist, man muss immer darauf bedacht sein, die brütende Henne nicht zu stören. Gerade junge Weibchen könnten das Gelege bei zu häufigen Störungen verlassen.

Schlüpfen und Aufzucht der Wellensittich-Küken

Die Brutzeit beträgt im Durchschnitt 18 Tage. Da Wellensittichweibchen meist unmittelbar nach Ablage des ersten Eis anfangen zu brüten, werden auch die Jungen im Abstand von zwei Tagen schlüpfen. Bei größeren Gelegen kann es daher geschehen, dass ein Nachzügler von den älteren Geschwistern erdrückt wird. Das ist dann traurig, aber unvermeidbar - und auch nicht zwangsläufig. "Mein" größtes Gelege umfasste 11 Eier; 8 Küken schlüpften, und alle überlebten.

In den ersten Tagen füttert die Henne lediglich sogenannte "Vormagenmilch". Erst nach drei bis vier Tagen bekommen die Kleinen dann auch Aufzuchtfutter und Körnerfutter von den Eltern.

Wann die Kleinen das erste Mal auch Grünfutter bekommen dürfen, ist umstritten. Viele Züchter füttern erst dann wieder Grünes, wenn das jüngste Küken etwa zwei Wochen alt sind.

Die Kleinen wachsen mit einer rasenden Geschwindigkeit; jeden Tag kann man eine Veränderung erkennen. Nach etwa einer Woche sprießen die ersten Federkiele, nach zwei bis drei Wochen kann man bereits die ersten Farbprognosen wagen - Experten können das bei manchen Farbschlägen sogar noch früher.

Der Nistkasten sollte täglich gereinigt werden. Hierzu nimmt man die Küken vorsichtig heraus und setzt sie am besten in eine kleine, weich gepolsterte Schüssel. Dann werden Kot- und Futterreste aus dem Nistkasten entfernt. Bei starker Verschmutzung tauscht man den Nistkasten gegen einen sauberen aus und reinigt ihn gründlich mit Wasser. So kann er bis zum nächsten Tausch trocknen. Bei den Küken kontrolliert man, ob die Füßchen sauber sind. Sind sie es nicht, entfernt man den Kot vorsichtig mit etwas lauwarmem Wasser. Versäumt man es, den Kleinen die Füße zu säubern, kann das zu Krallendeformationen führen.

Im Alter von vier bis fünf Wochen schauen die Kleinen schon mal neugierig aus dem Nistkasten heraus. Hier zeigen sich oft schon deutliche Charakterunterschiede. Manches Küken verlässt den Kasten schon mit vier Wochen zum ersten Mal, andere brauchen viel länger.

Nachdem die Kleinen den Kasten verlassen haben, werden sie noch eine Weile von den Eltern gefüttert. Nach und nach lernen sie, Körner selbst zu entspelzen. Eine genaue Zeit kann dabei nicht festgelegt werden. Wir raten zu einem Abgabealter von frühestens 8, besser noch 12 Wochen.

Das Wellensittichweibchen wird wahrscheinlich recht schnell mit der nächsten Brut anfangen wollen. Oft findet man schon wieder ein Ei, bevor das letzte Küken den Nistkasten verlassen hat. In einem solchen Fall bin ich rigoros: Ich setze das Nachzüglerküken zu den anderen in den Käfig und entferne den Nistkasten.

Mehr als zwei Bruten pro Jahr sollte man nicht zulassen, und dazwischen braucht das Elternpaar eine ausreichend lange Pause zur Erholung.

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Welche Beringung gibt es bei Wellensittichen?

Seit 2012 müssen Wellensittiche nicht mehr beringt werden. Viele Züchter beringen ihre Wellis aber immer noch. Die Ringe dienen aber hauptsächlich zur besseren Identifikation.

Geschlossene Ringe

Die von den Vereinen und Verbänden (AZ, DWV, DSW, DKB, ÖWV...) ausgegebenen Ringe sind geschlossen und müssen etwa zwischen dem 6. und 8. Tag angelegt werden. Beringt man die Kleinen zu früh, verlieren sie die Ringe wieder; versucht man es zu spät - dann ist es zu spät! :-)

Man streift den Ring zunächst über die drei längeren Zehen und danach über die vierte kleinere. Manchmal muss man die vierte Zehe mit einem Zahnstocher durch den Ring ziehen. Am Anfang ist das eine etwas friemelige Geschichte, die weder dem Küken noch dem Beringer Spaß macht, aber mit der Zeit bekommt man etwas Übung.

Um geschlossene Ringe zu bekommen, muss man einem der Vereine angehören. Oft vergessen wird, dass es Wochen und Monate dauert, bis die bestellten Ringe eintreffen, da sie ja erst angefertigt werden müssen. Also rechtzeitig bestellen, sonst sind die Küken da, die Ringe aber nicht.

Die geschlossenen Ringe tragen folgende Kennzeichen: Verband, Züchternummer (meist 4- oder 5stellig), Jahrgang und laufende Nummer.

Offene Ringe

Die offenen Ringe bestellt man bei der Wirtschaftsgemeinschaft Zoologischer Fachbetriebe*. Sie haben den Vorteil, dass man sie auch später anlegen kann und dass das wesentlich leichter geht. Hierfür gibt es spezielle Ringzangen.

Die Kennzeichnung auf diesen Ringen verrät nichts über die Herkunft des Vogels, vom Bundesland mal abgesehen. Die Nummer auf den offenen Ringen ist eine fortlaufende; bei der Ringstelle sind die Nummern und der zugehörige Züchter registriert.

*Wirtschaftsgemeinschaft Zoologischer Fachbetriebe, Ringstelle, Postfach 1420, 63204 Langen

 

Silvia