Wenn wir Erwachsenen uns einmal so zurückerinnern: Wer von uns hat sich als Kind nicht ein Haustier als Freund und Spielkameraden gewünscht?
Es ist schön, mit Tieren zusammen aufzuwachsen, das steht außer Frage. Jedoch gibt es einige wichtige Aspekte, die bei der Überlegung, ob und wenn ja welches Tier ein neues Familienmitglied werden soll, nicht außer Acht gelassen werden sollten.
Kinder können sich schnell für neue Dinge begeistern - und das ist auch gut so. Allerdings muss man bedenken, dass ein neues Interesse genauso schnell erloschen wie aufgeflammt sein kann. Das soll kein Vorwurf sein, es ist ein völlig normaler Prozess. Kinder müssen erst austesten und kennen lernen, an welchen Dingen sie wirklich dauerhaft Spaß haben.
Entsteht der Wunsch bei einem Kind, Wellensittiche als Haustiere zu haben, muss man ein eventuell mit der Zeit schwindendes Interesse also von vornherein einkalkulieren und sich vorher die Frage stellen, was denn dann mit den Vögeln wird.
Schließlich handelt es sich nicht um ein langweilig gewordenes Spielzeug, das einfach in die Ecke gestellt werden kann oder einen Sportverein, bei dem man zum nächsten Monat die Mitgliedschaft kündigt. Egal wie faszinierend oder eben uninteressant die Wellensittiche gerade sein mögen: Sie brauchen immer und jeden Tag ihre Zuwendung.
Darum ist es von großem Vorteil, wenn man als Eltern ein ähnliches Interesse hat und im Ernstfall die Versorgung der kleinen Papageien gern übernimmt.
Sicherlich ist es schön, wenn die Wellensittiche zusammen mit dem Kind in einem Zimmer wohnen können. Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass beide Parteien ihre individuellen Ansprüche haben. Für den täglichen Freiflug etwa, muss das Zimmer vogelsicher sein, am Wochenende stehen Wellis genauso früh auf wie auch sonst und so weiter. Außerdem muss man bedenken, dass die Tiere immer ein gewisses Maß an Schmutz produzieren und sich überlegen, inwieweit man diesen in einem Raum, in dem das Kind auch schläft, haben möchte.
Eine Alternative zum Kinderzimmer ist sicherlich das Wohnzimmer. Hier ist auch der Vorteil, dass in diesem Raum alle Familienmitglieder am Leben der Australier teilhaben können.
Kinder müssen erst lernen, dass Wellensittiche keine Spielzeuge, sondern fühlende Wesen sind. Die Aufklärung liegt hier bei den Eltern. Für sehr viele Tierarten gibt es kindgerechte Literatur, an der man im Voraus gemeinsam den richtigen Umgang mit dem neuen Hausgenossen kennen lernen kann.
Sind die Wellensittiche dann eingezogen, muss auch hier darauf geachtet werden, wie sich das Kind ihnen gegenüber verhält. Man darf nicht vergessen, dass Vögel keine Kuscheltiere sind und, gerade in der ersten Zeit viel Ruhe und Geduld nötig ist, um sie an den Umgang mit dem Menschen zu gewöhnen.
Ein Kind muss lernen, dass der Vogelkäfig, ein Rückzugsgebiet für die Kleinen darstellt und man dort nicht einfach hineingreifen darf, um die Wellensittiche herauszuholen. Generell mögen es Wellis gar nicht, in die Hand genommen zu werden und auch nur wenige sind mit der Zeit bereit, sich vom Menschen kraulen oder streicheln zu lassen. Darum ist es gerade bei kleinen Kindern sinnvoll, sie nicht unbeaufsichtigt mit den Tieren zu lassen.
Häufig hört man von Fällen, in denen die Tiere nach kurzer Zeit wieder abgegeben werden, weil sie scheu bleiben oder beispielsweise nicht anfangen zu sprechen. Aber damit muss man rechnen! Jeder Vogel hat seine eigene Persönlichkeit und seinen individuellen Willen und lässt sich von "seinem" Menschen nichts aufzwingen.
Wünscht sich ein Kind ein Tier zum Kuscheln, sind Wellensittiche also wohl kaum die richtige Wahl, da die Wahrscheinlichkeit zu hoch ist, dass am Ende beide Parteien unglücklich mit der Situation sind.
Weiterhin sollte nicht vergessen werden, dass viele Kinder auch Angst bekommen, wenn ein Wellensittich sie anfliegt. Die Flugrouten der Kleinen sind manchmal nicht recht vorhersehbar und die Krallen bzw. der Vogelschnabel können eventuell auch einmal ein wenig wehtun. Das stellt jedoch in den allermeisten Fällen keinen Angriff dar, sondern ist lediglich Ausdruck für die Neugierde und das Vertrauen des jeweiligen Tieres.
###advertiser_one###Auch wenn man Kindern schon in jungen Jahren Aufgaben übertragen kann, wie etwa den täglichen Futter- und Wasserwechsel oder das regelmäßige Reinigen des Vogelkäfigs, trägt man als Elternteil trotzdem die Verantwortung für das Wohlergehen der Tiere. Dazu gehört zu kontrollieren, ob die Aufgaben auch richtig erledigt werden. Übernimmt das Kind die Dinge nicht im notwendigen Maße, sollte man sich darüber im Klaren sein, die Pflege der Wellensittiche selbst übernehmen zu müssen.
Hat das Kind den Verdacht, etwas könne mit einem der Sittiche nicht stimmen, sollte man als Elternteil auf dessen Intuition vertrauen - oft kennen die Kleinen die Eigenheiten ihrer Schützlinge besser – und es beim Gang zum vogelkundigen Tierarzt unterstützen.
Viele Kinder sind bereit, für eine notwendige Behandlung ihr Taschengeld zu opfern, allerdings ist es gut möglich, dass dieses die entstehenden Kosten nicht deckt. Auch hier sind dann wieder die Eltern gefragt. Ist man allerdings nicht bereit oder verfügt nicht über die finanziellen Mittel, Summen die den „Einkaufpreis“ des Wellensittichs bei weitem überschreiten können, in seine Gesundheit zu investieren, sollte man zum Wohle der Kleinen von der Haltung von vornherein absehen.
Insgesamt ist zu sagen, dass die gesamte Familie über die artgerechte Haltung von Wellensittichen aufgeklärt sein sollte, bevor diese Einzug halten. Es kann immer Situationen geben, in der sich einmal eine andere Person um die Tiere kümmern muss und dann sollte der richtige Umgang allen geläufig sein.
Das oben genannte gilt natürlich nicht nur für Wellensittiche, sondern für alle Haustiere.
Bevor ein Kind ein Haustier bekommt, muss man ihm und sich selbst klar machen, dass es sich hierbei um ein lebendes Wesen mit Bedürfnissen, Ängsten und Wünschen handelt. Tiere spüren Schmerz und Freude genauso wie ein Mensch – das sollte allen Beteiligten bewusst sein. Vor der Anschaffung ist also genau zu überlegen, welche Erwartungen ein Kind von seinem neuen Mitbewohner stellt und inwieweit dieser sie wird erfüllen können.
Es soll hier also keinesfalls gesagt werden, dass Kinder keine Wellensittiche im Speziellen oder Haustiere generell haben sollten. Im Gegenteil, es ist schön, mit Tieren aufzuwachsen und damit zu lernen, Verantwortung zu übernehmen.
Wichtig ist jedoch, dass über die Wünsche des Kindes die des Tieres nicht vergessen werden.
Bealu